Marvin Schimm im Interview: "Das Fußballerherz blutet!" - fussballn.de
Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth
 
Artikel veröffentlicht am 31.01.2024 um 07:00 Uhr
Marvin Schimm im Interview: "Das Fußballerherz blutet!"
INTERVIEW Marvin Schimm spielte seine vielleicht beste Saison im Herrenfußball bei der SG Quelle Fürth, ehe ihm im ersten Spiel nach der Winterpause eine schwere Knieverletzung außer Gefecht setzte. Seit rund elf Monaten muss der Leistungsträger der Dambacher von außen zusehen. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 26-Jährige über die schwerste Zeit seiner Karriere und richtet den Blick voraus auf sein Comeback.
Von Marco Galuska
Marvin Schimm verbrachte in den vergangenen Monaten viele Stunden mit der Reha, um nach seiner schweren Knieverletzung am Comeback zu arbeiten.
privat
Hallo Marvin, wie geht's dir und - wenn man das so speziell sagen kann - dem Fußballer in dir?

Marvin Schimm (26):
Es geht mir so weit gut, weil man einen Fortschritt sieht nach der Verletzung. Freilich gab es dazwischen auch ein Tief, wenn es eben nicht so vorangeht, wie man es sich wünschen würde, aber ich bin da bei den Ärzten und Physios in den besten Händen. Jedoch blutet natürlich das Fußballerherz, wenn man bei Sonnenschein neben dem Platz steht und das Auftakttraining nur am Rande verfolgen kann.

Du hast dich Anfang März, gleich im ersten Spiel nach der Winterpause, beim Derby in Stadeln schwer verletzt. War das die bisher längste Ausfallzeit für dich beim Fußball?

Schimm:
Absolut! Ich war Gott sei Dank vorher nie groß verletzt, hatte auch nicht einmal die üblichen Verletzungen, die es im Fußball so gibt. Aber jetzt hat es mich voll erwischt: Das vordere Kreuzband war gerissen, der Meniskus innen und außen beschädigt, das war jetzt schon was Größeres.

Wie ist deine Erinnerung an die Szene, die zur Verletzung geführt hat?

Schimm:
Es war eigentlich harmlos, ohne Fremdeinwirkung. Im Nachhinein macht man sich dann mehr Gedanken darüber und dann kommt man schon auf ein paar Faktoren, die eine Rolle gespielt haben könnten. Vor allem war es bei mir so, dass ich in der Winter-Vorbereitung aufgrund meiner Prüfungsphase nur wenig trainiert habe und kein Testspiel mitgemacht hatte. Weil dann Paul Enzingmüller ausgefallen ist, bin ich auf eine eher ungewohnte Position als Sechser ins Team gerutscht. Schon das Warmmachen hat sich irgendwie etwas anders angefühlt. Es waren sicher keine optimalen Voraussetzungen, um zu spielen. Und dann war es nur ein Schritt in einer Verteidigungsposition - und es hat geknackt.

Ein falscher Schritt mit großer Wirkung: Beim Derby in Stadeln verletzte sich Marvin Schimm Anfang März 2023 schwer am Knie.
fussballn.de

Wie ging es nach der Diagnose weiter?

Schimm:
Nachdem klar war, dass es schon eine schlimmere Verletzung war, wurde ich Mitte April in Neumarkt operiert, das lief zunächst auch alles planmäßig und war top. Als ich dann mit der Physiotherapie begonnen habe, hat man aber gemerkt, dass ich da doch ein ganzes Stück hinter dem Plan war. Das Problem bei mir war, dass sich außergewöhnlich viel Narbengewebe gebildet hatte. Ich bekam dann im September noch eine Arthroskopie, da hat man gesehen, dass im Knie schon einiges los war. Danach war das eine große Erleichterung.

Wie ist dein aktueller Fitnesszustand?

Schimm:
Ich bin weiter mit dem Muskelaufbau beschäftigt, fange langsam das Joggen an. Das Kreuzband ist intakt, nur habe ich noch immer ein Streckdefizit, an dem ich mit den beiden Physios von der SpVgg Greuther Fürth, Franco Angel und Patrick Rutte, intensiv daran arbeite. Das sind super Leute und ich bin echt froh, dass ich diese Hilfe wahrnehmen kann, auch wenn die Zeiten der Termine manchmal verrückt sind. (lacht)

Was bedeutet für dich die lange Zwangspause vom Fußball?

Schimm:
 Man beschäftigt sich natürlich mehr mit sich selbst. Ich war aber relativ schnell klar im Kopf, habe nach Lösungen gesucht, um möglichst bald wieder fit zu werden. Freilich war es auch eine schöne Erfahrung, einmal einen Urlaub weiter weg zu machen, aber vor allem war es eine lehrreiche Zeit, die ein Bewusstsein über den eigenen Körper schafft. Dass ich eine große Verbundenheit zum Verein habe, hat ganz sicher geholfen. Ich bin auch immer nah dran an der Mannschaft geblieben.

Gab es einen besonderen Rückhalt aus dem Team?

Schimm:
Absolut! Es fällt schon leichter, mit der Verletzung umzugehen, wenn man die entsprechende Unterstützung bekommt - und die war mega! Der Verein, bei dem ich ja auch arbeite, hat mich auch super unterstützt, es möglich gemacht, dass ich alle Physiotermine wahrnehmen konnte. Da bin ich allen sehr dankbar! So ein Rückhalt bringt natürlich eine noch größere Motivation, dass man bald wieder auf den Platz zurückkehrt. Andererseits tut es umso mehr weh, wenn man bisher in dieser Saison noch nicht helfen konnte.

Das Zuschauen fällt wahrscheinlich noch etwas schwerer, wenn eine Saison bisher so läuft wie bei euch...?

Schimm:
Ja, das ist ganz schwer! Wir sind ja eigentlich nicht so schlecht gestartet. Freilich lag es an uns, dass wir jetzt dort stehen, wo wir stehen, aber es gab auch Phasen, die man schwer begreifen kann. Letztlich hilft aber auch kein Jammern, wir müssen uns da herausarbeiten. Und ich will es auch nicht an einem Trainer festmachen, dass wir jetzt voll im Abstiegskampf sind.

Du hast im Laufe deiner Verletzung sogar zwei Trainer "verpasst". Wie ist dein Eindruck vom neuen Coach Joachim Schwarz?

Schimm:
So wie ich ihn kennenlernen durfte, glaube ich, dass er der richtige Mann für uns ist und der Mannschaft guttun wird. Er ist super bemüht, hat ein pädagogisches Feingefühl. Er hat auch mich entsprechend "abgeholt", macht mir keinen falschen Druck, sondern sieht den Menschen in jedem Spieler. Das gibt ein gutes Gefühl, auch mit Rückschlägen umzugehen.

Marvin Schimm, hier im Sportsbab der DR. ERLER REHA zur Return-to-Competiton-Diagnostik, trainiert weiter intensiv für sein Comeback.
Kliniken Dr. Erler

Wann ist mit deinem Comeback zu rechnen?

Schimm:
Das Ziel war nach der ersten OP, dass ich in der Winterpause in die Vorbereitung einsteige, aber das kommt leider zu früh für mich. Es fühlt sich auch von Tag zu Tag unterschiedlich an. Ich habe vor zwei Wochen im DR. ERLER Sportslab einen spezifischen Return-to-Competition-Test gemacht, den ich noch nicht bestanden habe. Das war mir im Prinzip aber schon klar, dass es noch zu früh ist. Für mich war jedoch extrem wichtig, dass ich weiß, wo es noch fehlt und woran ich arbeiten muss. Das hilft einem, gerade als Amateursportler, extrem weiter, vor allem auch für den Kopf!

Wie sehen deine Hausaufgaben aus?

Schimm:
Es geht jetzt im wahrsten Sinne um die nächsten Schritte: Ich versuche länger zu joggen, vom Radfahren habe ich allmählich genug. (lacht) Ich mache spezifische Übungen mit Sprüngen, über eine Laufschule geht es dann darum, mal wieder den Ball am Fuß zu haben. Ich muss dem Knie freilich noch seine Zeit geben, aber klar ist für mich, dass ich im Laufe der Rückrunde der Mannschaft noch helfen möchte.

Gehen wir weg von der langen Verletzungsgeschichte und drehen die Zeit noch einmal zurück. Du hast in der Hinserie 2022/23 schon acht Tore geschossen, so viel wie noch nie bei den Herren bisher. Die SG Quelle war letzte Saison in einem ruhigen Fahrwasser. Wie kann man beides wieder hinbekommen?

Schimm:
Ich hatte letzte Saison eine offensivere Rolle als früher, habe mich auf der Zehn ganz wohlgefühlt. Natürlich ist es schön, wenn man der Mannschaft dann auch noch mit Toren helfen kann, daran würde ich freilich sehr gerne anknüpfen. Ich muss mich da wieder herantasten. Das Wichtigste wird jetzt sein, dass wir wieder als Mannschaft auftreten und die Kabine zum Leben bekommen. Viele von uns waren noch nicht in so einer Situation. Und es ist doch klar, dass man mit solchen Nackenschlägen wie einem 0:7 in Buch erst einmal umgehen muss. Da vergeht einem freilich das Lachen in der Kabine.

Konkret nachgehakt: Was muss passieren, damit die SG Quelle Fürth den Klassenerhalt schafft?

Schimm:
Es ist keine neue Erkenntnis, dass wir nicht allzu viele Zuschauer haben, im Vergleich zu anderen Vereinen. Insofern ist es umso wichtiger, dass wir uns selbst aus der Situation herausziehen. Wir haben gut ausgebildete Fußballer. Wichtig wird sein, dass wir alle wieder mehr Freude in unser Hobby bringen, dazu gehören auch gemeinsame Dinge, so wie beispielsweise das Mannschaftsessen, das es jetzt beim Trainingsauftakt gab. Das sind so Sachen, die ich als sehr wichtig empfinde, um letztlich auch wieder erfolgreich zu sein.

Marvin Schimm (links) will mit seiner SG Quelle Fürth wieder in die Erfolgsspur finden - und möglichst bald auch seinen Beitrag auf dem Platz leisten.
fussballn.de / Oßwald

Ein guter Start aus der Winterpause dürfte entscheidend sein. Euer Auftakt im Kalenderjahr 2024 in der Liga ist Anfang März in Herzogenaurach bei einem echten Sechs-Punkte-Spiel im Tabellenkeller.

Schimm:
Das wird auf alle Fälle richtungsweisend! Wir haben dazu jetzt noch vier Wochen Vorbereitung vor uns. Der Trainer bereitet uns auf den Start vor. Die Jungs waren bisher schon sehr fleißig, haben das Pensum hochgefahren, alle sind absolut heiß drauf. Allerdings wissen wir auch, dass das für Herzogenaurach genauso gelten wird, weil es auch für sie ein ganz wichtiges Spiel sein wird. Da wird uns ganz sicher nichts geschenkt!

Der Spielplan will es so, dass ausgerechnet am letzten Spieltag das Derby gegen den FSV Stadeln euch ins Haus steht. Da könnte sich dann der Kreis in deinem persönlichen Leidenskapitel schließen …

Schimm:
Es waren bisher immer geile Spiele gegen Stadeln! Die Duelle waren immer sehr speziell. Und wenn man sich die Tabelle so anschaut, kann es da für beide noch um sehr viel gehen! Das kann also ganz entscheidend werden. Es wäre für mich der späteste Zeitpunkt, um in dieser Saison noch zu helfen. Ich hoffe, dass es früher klappt. Aber definitiv sind das Spiele, für die man jetzt um 6.45 Uhr in die Reha geht, um dann dabei zu sein.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Steckbrief M. Schimm

Marvin Schimm
Spitzname
Schimmi
Alter
26
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Zirndorf
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
180 cm
Beruf
Ballschulleiter und administrative Kursleitung
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")


Saisonbilanz M. Schimm

 
22/23
20
8
2
0
5
1
0
21/22
16
3
2
0
3
0
0
21/22
9
2
1
0
4
0
0
19/21
16
3
1
3
1
0
0
18/19
26
6
2
5
3
0
0
17/18
28
1
1
4
10
0
0
16/17
20
1
0
4
8
0
0
Gesamt
135
24
9
16
34
1
0

Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
22
44:19
46
2
22
36:21
41
3
21
42:26
39
6
20
36:31
32
7
22
27:32
32
9
21
34:31
31
10
22
27:39
30
11
20
39:25
28
14
21
31:49
23
17
20
26:45
18
18
22
24:55
15
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Zum Thema


Meist gelesene Artikel



Diesen Artikel...