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Artikel veröffentlicht am 27.12.2023 um 07:00 Uhr

Maurizio Scigliuzzo im Interview: "Sehe meine Doppelfunktion keinesfalls negativ"

INTERVIEW Nachdem er bereits für zwei Kreisliga-Partien eingesprungen war, wurde Maurizio Scigliuzzo kurz vor den Weihnachtsfeiertagen endgültig als neuer Türkspor-Chefanweiser vorgestellt. Im fussballn.de-Interview der Woche erklärt der neue Mann auf der Kommandobrücke die Hintergründe und wirft auch einen Blick auf seine doppelte Trainerfunktion, schließlich bleibt er auch seinem TSV Azzurri Südwest II weiterhin erhalten.

Von Michael Watzinger

Maurizio Scigliuzzo wird auch im kommenden Jahr sowohl Türkspor Nürnberg als auch den TSV Azzurri Südwest II als Trainer begleiten.

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Hallo Maurizio, kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wurde bekannt, dass du auch im neuen Jahr der Cheftrainer bei Türkspor Nürnberg sein wirst. Wie fühlt sich die Ausweitung eurer Zusammenarbeit für dich an?

Maurizio Scigliuzzo (51): Nach sechs Jahren bei Azzurri macht einen ein neues Umfeld wie jetzt das bei Türkspor natürlich immer auch ein wenig neugierig und bietet einen gewissen Reiz. Ich habe den Verein jetzt noch ein wenig besser kennenlernen dürfen und freue mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen. Auf mich wartet eine spannende Aufgabe und dieser Herausforderung möchte ich mich gerne stellen. Schon bei unserem ersten Hallenauftritt am vergangenen Samstag hatte ich großen Spaß und die Vorfreude ist dadurch sicherlich nicht kleiner geworden.

Die Interimszeit kurz vor der Winterpause war dabei ja als gegenseitiges Kennenlernen verstanden worden. Was waren aus deiner Sicht die Gründe, die nun für eine weitere Zusammenarbeit sprachen?

Scigliuzzo: Für mich war diese Zeit absolut wichtig, um mir ein genaueres Gesamtbild von der Situation zu verschaffen. Das betraf zum einen schon auch die Mannschaft, schließlich sind einige Spieler unter meinem Vorgänger Adrian Mesek gekommen und ich wollte wissen, wie die Jungs zu dieser Lösung stehen. Zum anderen betraf es aber auch den Verein an sich: Wie ist die organisatorische Basis? Stimmen die Ziele überein? Kann man in Ruhe gemeinsam etwas aufbauen? Was genau wird auch von mir erwartet? Derartige Fragen kann man manchmal nur schwer in ein paar Gesprächen klären und so hat das gegenseitige Kennenlernen über ein paar Wochen aus meiner Sicht schon absolut Sinn gemacht. Auch dass in dieser Zeit dann eine deutliche Niederlage gegen den Post SV gefallen war, hat bei der Entscheidungsfindung geholfen - so habe ich einen Eindruck gewinnen können, wie mit Rückschlägen umgegangen wird. Insgesamt habe ich jedenfalls viele positive Signale wahrgenommen - das beispielsweise bei einem Hallenturnier drei Betreuer dabei sind und sich um das Wohl der Spieler kümmern, hat mich schwer beeindruckt - und auch der Verein wollte ja die Zusammenarbeit mit mir fortsetzen.

Gegen den Post SV (in blau) hatte Türkspor Nürnberg kurz vor der Winterpause deutlich das Nachsehen - für Coach Maurizio Scigliuzzo eine gute Gelegenheit, das Team und den Verein noch genauer kennenzulernen.

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Wie lange gilt die neue Vereinbarung?

Scigliuzzo: Die neue Zusammenarbeit gilt letztlich erst einmal bis zum Saisonende. Dabei haben aber beide Seiten ganz klares Interesse an einer längerfristigen Zusammenarbeit auch über diese Spielzeit hinaus. Ich habe dabei aber den Wunsch geäußert, zunächst den eingeschlagenen Weg einfach weiterzugehen: Weiter zusammen zu schauen, zu arbeiten und sich zu entwickeln und sich dann Richtung Saisonende hinzusetzen und gemeinsam ein Fazit zu ziehen. Von einem langen Vertrag, der dann am Ende noch zu vielen Diskussionen führt, halte ich nichts - viel lieber ist mir ein stetiger, enger Austausch, der zu einer langfristigen Zusammenarbeit führt!

Mit Mehmet Marabaoglu stellte der Verein auch gleich noch einen neuen Co-Trainer vor. Kanntet ihr euch bereits im Vorfeld und wie blickst du auf die gemeinsame Zusammenarbeit?

Scigliuzzo: Mehmet kannte ich zuvor nur als Gegnerspieler, zuletzt in einem Vorbereitungsspiel mit Azzurri II gegen Gostenhof. (lacht) Wir haben uns zusammengesetzt, um zu sehen, ob wir mit unseren Ideen eine gemeinsame Basis finden können und haben recht schnell gemerkt, dass das gut passen kann: Mehmet ist dabei sicher der Spezialist in Sachen Offensive, während ich ja immer froh bin, meine Erfahrungen als Abwehrspieler weitergeben zu können. Wir ergänzen uns insgesamt aus meiner Sicht sehr gut und ich freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit.

Mehmet Marabaoglu wird zukünftig der Co-Trainer bei Türkspor Nürnberg. Der 39-jährige Angreifer ergänzt sich wohl gut mit Defensiv-Ass Maurizio Scigliuzzo.

fussballn.de/Strauch

Neben deiner Tätigkeit beim Kreisligisten bleibst du auch weiterhin Cheftrainer beim TSV Azzurri Südwest II. Wie siehst du diese Konstellation?

Scigliuzzo: In meinen bisherigen sechs Jahren mit Azzurri habe ich gemeinsam mit meinem Bruder Fabio viel aufgebaut und darauf können wir schon auch stolz sein! Schon in der Vergangenheit haben mich immer mal wieder Anfragen erreicht, aber die Rahmenbedingungen haben meist nicht gepasst. Nun war es mit Türkspor schon so, dass mich die Herausforderung gereizt hat. Ich habe aber auch gesagt, dass ich den Verein und die Jungs nicht einfach im Stich lassen möchte - und dieser doppelte Trainerposten ist auch genau so zu sehen. Es steckt da jetzt freilich ein großer zeitlicher Aufwand dahinter, aber ich habe in beiden Vereinen große Unterstützung - und auch meine Familie stärkt mir den Rücken. Ich kann mir auch vorstellen, das Ganze über die Saison hinaus weiter so zu machen, aber letztlich wird die Zeit dann zeigen, wie das zukünftig weiter darstellbar sein wird. Besonders schön finde ich übrigens auch, dass viele der Azzurri-Jungs sich einfach für mich freuen und mir mitgeteilt haben, dass ich mir den Trainerposten in der Kreisliga einfach verdient habe.

Mit welchen Herausforderungen wird aus deiner Sicht durch die Doppelfunktion zu rechnen sein?

Scigliuzzo: Als große Herausforderung sehe ich derzeit zunächst einmal eigentlich nur mögliche Terminüberschneidungen, aber da habe ich in meinem jeweiligen Trainerstab die nötige Hilfe, um das kompensieren zu können. Ansonsten sehe ich erst einmal keine Nachteile - im Gegenteil: Vielleicht kann ich sogar ein Bindeglied der beiden Vereine darstellen, falls beispielweise ein Türkspor-Akteur, der in der Kreisliga nicht so zum Zug kommt, gerne Spielpraxis sammeln möchte. All das wird sich natürlich zeigen, aber insgesamt sehe ich meine Doppelfunktion für die Vereine keinesfalls als negativ an.

Maurizio Scigliuzzo bleibt dem TSV Azzurri Südwest II an der Seitenlinie erhalten. Im März kommt es dann zur kuriosen Situation, dass er mit Türkspor im Pokal auf die erste Garde der Italiener treffen wird.

fussballn.de/Oßwald

Aus der Rubrik "Geschichten, die nur der Fußball schreibt" könnte man dabei deinen Pflichtspielauftakt mit Türkspor im Jahr 2024 einordnen, denn dann geht es für dich im Kreispokal ausgerechnet gegen Azzurri. Schlagen am 10.03. dann zwei Herzen in deiner Brust?

Scigliuzzo: (lacht) Ganz klar: Ich werde an diesem Tag auf der Trainerbank von Türkspor sitzen und dementsprechend alles tun, damit wir das Spiel am Ende siegreich gestalten und eine Runde weiterkommen. Der Verein hat mir zwar angeboten, in diesem Spiel auf mich zu verzichten, aber das möchte ich nicht. In gewisser Weise ist es für mich ja sogar eine Art Bonus-Spiel, denn sollten wir diese Partie verlieren, würde ich mich als nächstes für die Azzurri-Jungs freuen und diesen in der nächsten Pokalrunde natürlich die Daumen drücken. (schmunzelt) Letztendlich kennen sich auch viele der Jungs untereinander. Es wird ein Wettkampfspiel unter freundschaftlichen Umständen.

Zurück zu Türkspor. Die Kennenlernzeit wolltest du speziell auch dafür hernehmen, um in die Mannschaft hineinzuhören. Steht euch im Winter erneut ein großer Umbruch bevor?

Scigliuzzo: Nachdem viele Spieler unter Adrian zum Verein gekommen waren, war es mir natürlich schon wichtig, mit den Jungs zu besprechen wie sie die Sache sehen und auch abzuklären, wie es weitergeht. Insgesamt sieht es nicht nach einem großen Umbruch im Winter aus, auch wenn vereinzelt Spieler ihren Wechselwunsch mitgeteilt haben. Andererseits sind wir aber auch in Gesprächen mit potentiellen Neuzugängen, die schon den Wunsch haben, dann auch längerfristig im Verein zu bleiben. Fakt ist, dass nach den Abstiegen schon wieder deutlich mehr Kontinuität reinkommen muss, die Fluktuation war in den letzten Jahren deutlich zu hoch! Es braucht auch einfach wieder einen Kern, der den Grundstein bildet. Das ist für die Zukunft aus meiner Sicht von großer Bedeutung.

Mit derzeit 19 Punkten überwintert Türkspor auf Platz 7 im Nürnberger Kreisoberhaus. Wie würdest du die bisherige Saison einordnen?

Scigliuzzo: Ich denke, dass die Truppe aus guten Einzelspielern und wirklich ordentlichen Charakteren besteht. Es ist schon auch eine junge Truppe, die einfach noch viel mehr Lust auf das Kicken entwickeln kann und muss. Durch die bereits angesprochenen Umbrüche hat man sich vielleicht erst etwas finden müssen und man blieb - auch durch ein wenig Verunsicherung - sicher auch etwas hinter den eigenen Erwartungen zurück. Das Potential für eine sehr gute Kreisliga-Truppe ist aber auf jeden Fall vorhanden, es braucht nur einfach auch ein Stück weit Geduld, bis sich alles stabilisiert hat.

Der neue Trainer Maurizio Scigliuzzo sieht bei seinen Mannen (hier in rot gegen die SGV Nürnberg-Fürth 1883) noch jede Menge Potential.

fussballn.de

Wie sehen die Ziele für die Rückrunde aus?

Scigliuzzo: Bei Türkspor wollen wir die Rückrunde nutzen, um die Ideen von Mehmet und mir an die Mannschaft heranzutragen und sie am Team anzupassen. Die Jungs geben gutes Feedback und wir möchten weiter zusammenwachsen. Außerdem wollen wir weiter Ruhe reinbringen und mit einem ordentlichen, einstelligen Tabellenplatz abschließen. Mir persönlich ist eine gewisse Disziplin extrem wichtig. Diese war zwar in der Vergangenheit schon durchaus vorhanden, ich sehe aber trotzdem noch Luft nach oben. Insgesamt wird es darum gehen, die Mannschaft sportlich und menschlich für die weitere gemeinsame Zukunft auszurichten. Bei Azzurri II hingegen geht mein Blick weiter nach oben: Ich bin der Meinung, dass wir mit einer guten Serie schon noch einmal oben herankommen und um die Relegation spielen können - das ist mein Ziel. Interessanterweise habe ich somit aus sportlicher Sicht in der A-Klasse gerade etwas mehr Druck als bei meinem Kreisligisten. (lacht)

In der Halle hattest du mit Türkspor beim vom Generalkonsulat in Nürnberg ausgerichteten Hallenturnier zum 100-jährigen Bestehen der Türkischen Republik deinen ersten Auftritt seit deinem offiziellen Amtsantritt. Auch in der Hallenkreismeisterschaft seit ihr gemeldet. Wie betrachtest du die Hallenrunde?

Scigliuzzo: Die Hallenrunde ist für uns letztlich der erste Meilenstein innerhalb unserer Vorbereitung! Sie ist für uns eine weitere gute Möglichkeit, um zusammenzuwachsen und Spaß am Spiel zu entwickeln. Das Ganze wird von den Jungs auch super angenommen: Beim letzten Hallentraining waren 18 Mann dabei - und das, obwohl die Trainingszeit von 21:30-23:00 Uhr nicht gerade glücklich war. Bei der Hallenkreismeisterschaft wollen wir die Lust am Spiel weiter rauskitzeln und auch erste Erfolge feiern. Von meiner Seite aus ist hier schon klar die Vorgabe, in die nächste Runde einzuziehen - Erfolge sind schließlich der größte Motivationsfaktor!