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Artikel veröffentlicht am 10.04.2024 um 07:00 Uhr
Rafael Wieczorek im Interview: "Wir haben es nun selbst in der Hand"
INTERVIEW Mit dem 4:1-Sieg am vergangenen Wochenende gegen den TB Johannis 1888 verschaffte sich der Post SV in der Kreisliga Nürnberg ein Polster auf die Abstiegszone. Trainer Rafael-Wieczorek hofft im fussballn.de-Interview der Woche daher auf ruhigere Restmonate der aktuellen Spielzeit, verlief das Jahr 2024 am Ebensee bisher doch durch das Bergmüller-Ende und drei Niederlagen zum Start nach der Winterpause recht holprig.
Von Michael Watzinger
Trainer Rafael Wieczorek hofft mit seinem Post SV auf eine möglichst ruhige Restsaison.
fussballn.de / Strauch
Hallo Rafael, mit 22 Punkten aus 18 absolvierten Partien belegst du mit deinem Post SV derzeit den 9. Platz im Nürnberger Kreisoberhaus. Wie würdest du eure bisherige Saison beschreiben?

Rafael Wieczorek (45):
Vor dieser Saison hatten wir uns sicher alle etwas mehr versprochen. Nach dem Auftaktsieg gegen Türkspor Nürnberg durchliefen wir aber gleich eine länger anhaltende Schwächephase und befanden uns dann tief im Keller, nachdem wir aus den folgenden acht Partien lediglich einen Zähler einsammeln konnten. Dann rennst du natürlich erst einmal hinterher, doch wir haben es geschafft, uns durch fünf Siege in Serie noch vor der Winterpause wieder etwas zu befreien. Nach einer engagierten Vorbereitung waren wir eigentlich positiv gestimmt, aber es setzte zum Start drei knappe 1:2-Pleiten in Folge. Umso wichtiger war für uns jetzt der Dreier am vergangenen Wochenende gegen Johannis 88.

Du hast es angesprochen: Zum Auftakt nach der Winterpause musstet ihr euch gegen den SSV Elektra Hellas, den FC Bayern Kickers und den STV Deutenbach gleich dreimal in Folge knapp geschlagen geben. Wie hast du persönlich diese Partien wahrgenommen?

Wieczorek:
Was die Ergebnisse betrifft, waren wir damit natürlich nicht zufrieden. Fußballerisch war das Ganze aber nicht so verkehrt und die drei Niederlagen sind schon auch ein Stück weit dem fehlendem Spielglück zuzuschreiben. Hellas war in der ersten Hälfte zwar erst klar besser und hat auch verdient geführt. Beim Stand von 0:1 wurde uns allerdings ein klarer Elfmeter nicht gegeben, der das Spiel dann schon auch kippen lassen kann. Im zweiten Abschnitt waren wir die aktivere Mannschaft. Gegen Bayern Kickers und auch gegen Deutenbach haben wir die Gegner durch individuelle Fehler zu Toren eingeladen und wurden direkt bestraft. Man muss aber schon auch sagen, dass diese Gegner - gerade Hellas und Bayern Kickers - über eine hohe individuelle Qualität verfügen und solche Niederlage gerade gegen Spitzenteams natürlich passieren können. Man muss neidlos anerkennen, dass es derzeit eben auch Teams gibt, die uns an manchen Stellen einfach noch voraus sind.

Unter anderem gegen den FC Bayern Kickers (in blau) setzte es für den Post SV (in gelb) zum Start in das Jahr 2024 eine knappe 1:2-Niederlage.
fussballn.de

Zuletzt konntet ihr den Bock durch einen 4:1-Heimerfolg gegen den TB Johannis 1888 umstoßen. Was lief dabei besser und wie wichtig war dieser Dreier für die eigenen Gefühlswelt?

Wieczorek:
(schmunzelt) Ich habe noch 20 Sekunden vor dem Anpfiff zu unserem Abteilungsleiter Michi Luntz gesagt, dass es schön wäre, wenn wir mal nach fünf Minuten in Führung gehen würden. Gut... fünf Minuten waren es dann nicht, sondern sieben - aber den Treffer haben wir natürlich trotzdem gerne genommen! Ab da hat man dann schon eine gewisse Erleichterung bei der Mannschaft gespürt. Wir haben fortan ein wirklich gutes Spiel hingelegt, schöne Kombinationen gezeigt, mutig und mit viel Selbstvertrauen agiert und uns einfach auch für den Aufwand belohnt. Die Köpfe waren richtig frei und natürlich macht das etwas mit den Jungs - es waren drei wichtige Punkte für uns!

Seid ihr mit diesem Sieg, angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Schleudersitz, bereits frühzeitig aus dem Gröbsten heraus?

Wieczorek:
Davon kann aktuell absolut noch keine Rede sein! Es waren drei Punkte für uns - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gerade wenn man die letzten Wochen wieder anschaut und sieht, dass die Spitzenteams immer wieder Federn lassen, bedeutet das im Umkehrschluss, dass auch der Keller fleißiger punktet - mehr als man es vielleicht erwarten konnte. Hinzu kommt die Tatsache, dass es hinter uns Teams gibt, die noch Nachholpartien in der Hinterhand haben. Und auch der klassische Fall, dass es im Endspurt dann für manches Team nicht mehr um allzu viel gehen wird, hält mit Sicherheit noch Überraschungen bereit. Daher sollten wir uns nicht auf diesen acht Punkten ausruhen. Positiv ist aber, dass wir es nun selbst in der Hand haben - auch weil wir es außer mit dem Turnerbund noch mit allen anderen Kellerkindern direkt zu tun haben werden.

Werfen wir den Blick etwas voraus: Mit dem KSD Hajduk, Spitzenreiter TSV Altenberg und dem TSV Johannis 1883 warten wieder drei anspruchsvolle Gegner auf euch. Was erwartet euch aus deiner Sicht?

Wieczorek:
Jedes Spiel für sich wird eine Herausforderung! Mit Hajduk erwartet uns ein technisch versiertes Team, das sich im Winter mit Jasarevic und Co. noch einmal prominent verstärken konnte. Gerade auf dem engen Sigena-Platz ist es nicht einfach zu bestehen, dennoch wollen wir natürlich gerne weiter nachlegen. Altenberg war von allen Teams, gegen die wir bisher angetreten sind, aus meiner Sicht die beste Mannschaft - auch wenn wir toll dagegenhalten konnten, haben wir, wenn auch spät, letztlich völlig verdient verloren. Das Hinspiel gegen Johannis 83 war für mich unser Tiefpunkt in der bisherigen Saison: Beim 0:4 haben wir uns sang- und klanglos vorführen lassen. Wenn es einen Gegner gibt, gegen den wir etwas gutzumachen haben, dann wohl dieser! Dementsprechend werden wir mit Sicherheit top motiviert in das Spiel gehen und wollen ein ganz anderes Gesicht zeigen! 

Der TSV Johannis 1883 (in grün) gab den Ebensee-Kickern (in blau) im Hinspiel deutlich das Nachsehen - glückt bald die Revanche?
fussballn.de

Eine Saison ist immer lang. Gibt es etwas, das sich aus deiner Sicht in letzter Zeit bei euch verändert hat?

Wieczorek:
Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, dass sich gerade durch unser abgehaltenes Trainingslager in Slowenien während der Winter-Vorbereitung der Teamgeist noch einmal verbessert und manche Jungs richtig vorangebracht hat. Das Miteinander war zwar zuvor auch alles andere als schlecht, aber die Jungs sind schon noch einmal deutlich enger zusammengewachsen. Schüchterne Spieler kamen seitdem mehr aus sich heraus und geben nun lautstark Kommandos und einige Langzeitverletzte haben sich in den intensiven Einheiten richtig gut herangearbeitet. Überhaupt standen zuletzt - anders als noch in vielen Teilen der Hinrunde - fast alle Spieler zur Verfügung, was natürlich der Konkurrenzsituation guttut und bei den Jungs die letzten Prozentpunkte herauskitzelt. Alle wollen spielen und hauen sich entsprechend rein, das freut natürlich den Trainer!

Apropos Trainer: Während es über den Winter hinweg im Kader nur wenige Veränderungen zu verzeichnen gab, erfolgte kurz vor dem Re-Start die überraschende Trennung von deinem Trainer-Kollegen Manuel Bergmüller. Wie hast du die Situation wahrgenommen?

Wieczorek:
Manu ist während der Winterpause auf den Verein zugekommen und hat uns vom Mögeldorfer Interesse unterrichtet. Bei einem gemeinsamen Gespräch mit Abteilungsleiter Michi Luntz, dessen Stellvertreter Andi Niklaus und mir hat er uns dann wenig später mitgeteilt, dieses Angebot annehmen und Mögeldorf im Sommer übernehmen zu wollen. Manu ist ein ehrgeiziger Typ, der noch einmal etwas Höheres gefunden hat und das ist auch absolut ok so - auch wenn uns sein Entschluss trotzdem etwas überrascht hat. Wir sind dann zunächst so verblieben, dass wir gemeinsam in dieser Konstellation bis zum Sommer weitermachen und die Saison sauber zu Ende bringen wollen. Das Timing der Verkündung verlief dann recht unglücklich, weil das Thema schneller öffentlich bekannt wurde als geplant und so verlief dann auch die Mitteilung an die Mannschaft nicht wie gewünscht und wir haben uns anschließend auch Feedback aus der Truppe eingeholt. Letztlich ist der Verein zu dem Entschluss gekommen, dass ein vorzeitiger Cut vielleicht doch die bessere Lösung wäre, einfach um erst gar keine Unruhe aufkommen zu lassen, die sich mit einem bevorstehenden Wechsel aus dem Umfeld ja bekanntlich ergeben kann - das Gleiche sieht man aktuell ja am momentan vielleicht aktuellsten und prominentesten Beispiel Thomas Tuchel, wenn natürlich auch in völlig anderen Dimensionen.

Posts Trainer-Duo mit Manuel Bergmüller (l.) und Rafael Wieczorek (r.) fand in der Winterpause ein vorzeitiges Ende.
fussballn.de / Gitzing

Mit Stefan Kühnlein und Philip Süß konnten anschließend zwei spielende Co-Trainer als Unterstützung ins Boot geholt werden. Wie verliefen die ersten gemeinsamen Wochen?

Wieczorek:
Es läuft sehr gut und ich bin sehr happy mit dieser Lösung! Nachdem Manu seinen Abschied für den Sommer angekündigt hatte, haben wir mit beiden schon einmal lose Gespräche für die Zukunft geführt gehabt - und beide haben sich im Anschluss kurzfristig zur Verfügung gestellt, was für den tollen Charakter dieser Jungs spricht! Über Stoffel (Stefan Kühnlein, Anm. d. Red.) braucht man, glaube ich, nicht mehr viel sagen: Er ist eine absolute Legende beim Post SV und auf und neben dem Platz der emotionale Leader sowie eine große Bezugsperson. Philip ist zwar noch nicht so lange im Verein wie Stefan, hat aber auch schon im Juniorenbereich als Trainer gearbeitet, ebenfalls höherklassig gespielt und bringt eine gute Expertise in verschiedenen Bereichen mit. Wir sind drei unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Meinungen - aber genau das ist es, was ich toll finde: Ich brauche schließlich niemandem zum Hütchen aufstellen! Wir teilen uns die Aufgaben gut auf und bringen unterschiedliche Dinge ein: Ich bin eher der nüchterne Analytiker, Philip ist taktisch aus dem Spiel heraus sehr aufmerksam und bringt sich auch beim Spielerischen sehr gut ein und durch Stoffel als Einpeitscher kommt zu alledem auch die emotionale Komponente nicht zu kurz. Jeder bringt seine Stärken ein und wir versuchen dem Team, so gut es geht, zu helfen. Aus meiner Sicht passt das sehr gut!

Ist diese Konstellation also ein denkbares Modell für die Zukunft?

Wieczorek:
Aus Sicht des Vereins und auch für mich: Ein klares Ja! Die Abteilungsleitung und ich haben diesen Wunsch auch bereits klar gegenüber den beiden Jungs kommuniziert. Wir haben ihnen aber umgekehrt auch die nötige Zeit zum Nachdenken eingeräumt, schließlich hängt ja schon auch eine Menge Verantwortung und zeitlicher Aufwand daran. Und es kann ja genauso gut sein, dass die Doppelbelastung als Spielertrainer zu viel wird. Deshalb sollen die beiden sich in Ruhe Gedanken machen und uns ihre Entscheidung mitteilen. Klar ist aber auch, dass es eine Deadline gibt, denn sollte wirklich eine Absage erfolgen, müssen wir uns ja auch noch einmal auf die Suche machen. Das war im Übrigen auch ein weiterer großer Vorteil der beiden Jungs jetzt im Winter: Sie kennen und schätzen den Verein und brauchten entsprechend keine Kennenlern- oder Eingewöhnungsphase, die eine externe Lösung benötigt hätte.

Post-Ikone Stefan Kühnlein (in blau) ist am Ebensee ebenso wie Mitspieler Philip Süß seit kurzem als spielender Co-Trainer aktiv.
fussballn.de

Was sind eure gemeinsamen Ziele für diese Saison und wohin soll der Weg am Ebensee zukünftig vielleicht noch führen?

Wieczorek:
 Zunächst einmal wollen wir möglichst schnell die nötigen Punkte einsammeln, um eine möglichst ruhige Restsaison spielen zu können. Sollte das gelingen, könnte der Saisonendspurt schon auch ein wenig als, wenn man so will, lange Vorbereitung auf die neue Spielzeit genutzt werden und man könnte auch den einen oder anderer Junioren-Spieler, die auch jetzt bereits teilweise schon bei uns mittrainieren, vielleicht noch mal stärker einbauen. Bei meiner Rückkehr 2019, damals noch als Sportlicher Leiter, hatte ich den Traum formuliert, zu unserem 100-jährigen Vereinsjubiläum 2026 Teil der Landesliga sein zu wollen, aber da hat uns unter anderem auch Corona einige Optionen genommen. (lacht) Trotzdem sollte man schon versuchen, den Blick durch Fleiß und harte Arbeit in Zukunft wieder etwas mehr nach oben richten zu können - auch wenn für einen Aufstieg natürlich unterschiedlichste Faktoren zusammenpassen müssen. Dennoch muss man so ehrlich sein, dass wir als Kreisligist, der nicht mit Geld arbeitet, auch immer ein Stück weit ein abgebender Verein sein werden. Ich glaube trotzdem an das Potential dieser Jungs, vor allem bei der richtigen Prioritätensetzung!

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Steckbrief R. Wieczorek

Rafael Wieczorek
Alter
45
Nation
Deutschland


Aktuelle Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
7
18
35:24
26
8
17
28:27
25
10
18
26:35
18
11
17
30:41
17

Die Kreisliga-Partien der Woche


Tabellenverlauf Post SV Nürnb.


Post-SV Nürnberg in Zahlen

Spiele
18
Spiele gewonnen
7
Spiele unentschieden
1
Spiele verloren
10
:0
Zu-Null-Spiele
1
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
5
Tore gesamt
28
Verschiedene Torschützen
12
Eigentore
0
Elfmetertore
0
Gelbe Karten
35
Zeitstrafen
2
Gelb-rote Karten
2
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
35
Zuschauer
766
Zuschauerschnitt
76

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