Ein Blick hinter die Kamera: Wenn der 3D-Drucker das Knipsen ersetzt - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 28.04.2020 um 10:00 Uhr
Ein Blick hinter die Kamera: Wenn der 3D-Drucker das Knipsen ersetzt
Rollt das runde Leder, so stehen stets die Akteure auf dem grünen Rasen im Mittelpunkt. Die spielfreie Zeit eröffnet nun die Möglichkeit eines Perspektivwechsels - gerichtet auf jene Menschen, die mit großem Engagement das Geschehen auf dem Platz einfangen. Weiter geht es mit Alexander Schlirf, dessen Technikaffinität in Corona-Zeiten absolut sinnvolle Blüten trägt.  
Von Michael Watzinger
Alexander Schlirf liegt bestens ausgerüstet auf der Lauer.
Wolfgang Zink
Teilzeit-Fußballer

"Zum Fußball in einer Vereinsmannschaft bin ich erst ziemlich spät gekommen, das war im zweiten D-Jugend-Jahr beim ASV Fürth", schildert Alexander Schlirf seine ersten Schritte im Vereinsfußball. Er spielte fortan an der Magazinstraße, ehe er aufgrund einer begonnenen Lehre und eines Meniskusrisses eine längere Pause einlegte. Erst mit Anfang 20 führten ihn familiäre Bande - sein Cousin und Onkel überzeugten ihn - zurück aufs Spielfeld, diesmal bei Tuspo Fürth. Es folgten die weiteren Stationen TSV Cadolzburg, ASV Buchenbühl, SV Weiherhof und ASV Zirndorf, bevor er schließlich nach einer langjährigen Pause für die Perspektivmannschaft des TSV Zirndorf die Schuhe schnürte. Seinen Spielerpass hat er nach wie vor dort, wobei der inzwischen 39-Jährige inzwischen andere Prioritäten setzt und nun bereits seit längerem pausiert: "An der Kamera habe ich sicherlich deutlich mehr Talent als am Ball. Insofern war diese Entscheidung nicht allzu schwer", gesteht Schlirf mit einem Lachen. 

Ein recht seltenes Bild: Alexander Schlirf aktiv für den TSV 61 Zirndorf II am Ball. Er selbst sieht sein Talent eher an der Kamera.
privat

Vom Hundesport zum Fußball

Zu seinen ersten Versuchen an der Kamera kam der Schlosser überraschenderweise über den Hundesport. "Mein Vater hatte einen Hund und ich war bei der Ausbildung und Turnieren dabei. Dort habe ich meine ersten Bilder geschossen und ein Auge fürs Detail entwickelt. Es klingt zwar nicht unbedingt sonderlich spannend, aber gute Bilder waren auch hier nicht einfach - ich hatte meine Einsteigerkamera gekauft und die stieß manchmal schon an ihre Grenzen." Auf diese Weise trat die Fotografie in Schlirfs Leben - und schwappte nach einiger Zeit auch auf den Fußball über: "Während meiner Zeit beim ASV habe ich dann mehr und mehr am Spielfeldrand Bilder gemacht. Vor allem die Action und die Intensität haben es mir angetan - und das ist bis heute so geblieben. In meinen Augen sind die schönsten und spannendsten Bilder die, in der es zur Sache geht und ordentlich Körperspannung zu sehen ist."

Steigende Ansprüche und der Respekt vor den Profis

Jener Sinn für Ästhetik sorgte zum einen für einen steten Zuwachs seiner Ausrüstung, zum anderen öffnete er auch zuvor verschlossene Türen. "Inzwischen habe ich mir einige Kameras und Objektive zugelegt - ich bin schon ein ziemlicher Technik-Nerd", gesteht Schlirf. Mit der Zeit sorgte seine Liebe fürs Detail auch dafür, dass der 39-Jährige vom hiesigen Sportfotografen Wolfgang Zink auch für gehobene Aufgaben angefragt wurde: "Das ist für mich schon etwas Besonderes, wenn ich beispielsweise im Innenraum des Rohnhofs bin und dann Bilder von der SpVgg Greuther Fürth machen darf. Gleichzeitig habe ich aber schnell gemerkt, wie schwierig es ist, sich bei dieser Atmosphäre auf das Wesentliche zu konzentrieren und gute Fotos zu machen - das nötigt mir gegenüber den Profis schon gehörigen Respekt ab!" Im direkten Vergleich sieht sich der 39-Jährige nicht auf einer Stufe: "Ich sage immer: ich bin Knipser, kein Fotograf - ich schieße viele Fotos und suche mir dann die besten aus. Das machen die Profis schon etwas anders."

In der Corona-Zeit hat Alexander Schlirf die Kamera gegen den 3D-Drucker eingetauscht.
privat

Liebe zur Technik trägt sinnvolle Blüten

Während der Corona-Pause hat der zweifache Familienvater nun seine geliebten Kameras beiseite gelegt: "Ich bin niemand, der irgendwelche Stillleben fotografiert, das gibt mir nicht allzu viel. Außerdem fehlt mir das ganze Drumherum und der Kontakt am Spielfeldrand zu den Leuten. Vielmehr wollte ich deshalb mit meiner Zeit etwas Sinnvolles anfangen." Wie es sich für einen Technik-Fan gehört, hat er dafür genügend Equipment zur Verfügung. Dabei richtete sich sein Fokus aber nicht auf seine ebenfalls vorhandene Drohne, sondern vielmehr auf den eigenen 3D-Drucker. Mit dessen Hilfe produzierte er in Eigenregie einen Gesichtsschutz und auch einen Griff zum Türöffnen, die er jeweils kostenlos an Freunde und Bekannte verteilt: "Ursprünglich hatte ich mir den Drucker angeschafft, weil ich die Thematik einfach total spannend finde und mich auch für die Arbeit weiterbilden wollte. Durch die aktuelle Lage wollte ich ihn dann aber nutzen, um etwas für die Allgemeinheit zu tun. Dass es inzwischen über 350 'Face Shields' wurden, macht mich schon ein wenig stolz. Wichtig ist es mir an dieser Stelle zu erwähnen, dass ich damit aber keinen Profit machen will. Zwar habe ich dafür auch ein paar Spenden erhalten, aber das Geld habe ich in weiteres Material und in die Sparschweine meiner Kinder gesteckt."

An Beschäftigung mangelt es diesem fleißigen Helfer also nicht - dennoch hofft auch er auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität: "Das Knipsen fehlt mir schon sehr. Ich habe auch bereits mit meinem Arbeitgeber über Urlaub gesprochen, sobald der Ball wieder rollt - dann möchte ich mich wieder meiner großen Leidenschaft widmen und möglichst viel fotografieren."  Mit Sicherheit wird zukünftig auch wieder die Liebe zum Detail in seinen Fotos zu sehen sein, der 3D-Drucker wird zu gegebener Zeit wieder von seinen Kameras abgelöst werden.

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