Kevin Mühlberg im Interview: "Wir wollen zurück zu unseren alten Tugenden!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 06.03.2024 um 07:00 Uhr
Kevin Mühlberg im Interview: "Wir wollen zurück zu unseren alten Tugenden!"
INTERVIEW Mit bislang lediglich vier Punkten und noch ohne Sieg überwintert Kevin Mühlberg mit seiner SpVgg Nürnberg in der Kreisliga Nürnberg auf dem letzten Tabellenplatz. Der 28-jährige Vorstand und Angreifer blickt im fussballn.de-Interview der Woche auf die bisherige Horrorsaison, gibt Einblicke in das Gefühlsleben der Gebersdorfer Jungs und erklärt, warum die Hoffnungen auf ein Happy End längst nicht erloschen sind.  
Von Michael Watzinger
Kevin Mühlberg (am Ball) und seine SpVgg Nürnberg zieren zum Jahreswechsel das Tabellenende der Kreisliga Nürnberg.
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Hallo Kevin, mit deiner SpVgg Nürnberg überwinterst du mit nur vier eingefahrenen Punkten auf dem letzten Tabellenplatz der Kreisliga Nürnberg. Wie würdest du die aktuelle Lage zusammenfassen?

Kevin Mühlberg (28):
Ich glaube, da müssen wir nicht lange um den heißen Brei herumreden, unsere bisherige Saison war die schlechteste, die ich bislang im Herrenbereich erlebt habe - und das nicht nur, was die Punkteausbeute anbelangt, sondern auch wegen der Art und Weise! Wir haben viele unserer Grundtugenden, die uns lange so stark gemacht haben, teilweise vollkommen vermissen lassen. Deshalb befinden wir uns jetzt in der Winterpause in einer wirklich schwierigen Lage.

Aktuell wartet ihr als einzige Mannschaft im Nürnberger Kreisoberhaus noch auf den ersten Saisonsieg. Angesichts solcher Statistiken: Hat man sich da irgendwann die Winterpause herbeigesehnt?

Mühlberg:
Ich glaube, man ist in so einer Situation ein wenig zwiegespalten: Auf der einen Seite war das Team am Ende schon irgendwie froh, als die Winterpause dann da war und man nach den ganzen Negativerlebnissen mal ein wenig durchschnaufen konnte. Andererseits hofft man natürlich trotzdem von Spiel zu Spiel darauf, den Bock endlich umstoßen zu können. Auch wenn sich die letzten beiden Ergebnisse vor der Pause mit dem 2:5 gegen Buch II und dem 1:5 gegen die Stetten-U23 deutlich lesen, waren das eigentlich unsere besten Saisonleistungen und wir hätten sicherlich verdient gehabt, da etwas mitzunehmen: Wir haben in beiden Partien wirklich ordentlich mitgespielt und uns auch jeweils gute Möglichkeiten erspielt, diese aber einfach nicht genutzt. Umgekehrt wurden wir mal wieder bitter bestraft und am Ende standen wir wie so oft mit leeren Händen da. Keine Frage, aktuell schauen wir sicher nicht gerne auf die Tabelle.

Gegen den TSV Buch II (in rot-weiß) hatten die Gebersdorfer Jungs (in grün) am Ende trotz eines engagierten Auftritts ebenfalls das Nachsehen.
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Die vorherige Saison konntet ihr noch mit einem starken 7. Platz abschließen, weit entfernt von Abstiegssorgen und immer gut für Spektakel. Kam eine derartige Entwicklung daher für dich noch überraschender?


Mühlberg: Definitiv, die Vorsaison war schließlich das beste Ergebnis in unserer gesamten Vereinsgeschichte! Darauf waren wir auch wirklich stolz und wir hatten absolut das Gefühl, uns nach dem Wiederaufstieg erneut in der Kreisliga etabliert zu haben. Der Kern der Mannschaft ist in der Folge ja auch zusammengeblieben, auch wenn uns mit Christian Gövert und Dominik Sollfrank zwei wichtige Spieler weggebrochen sind. Das alleine kann aber ganz sicher nicht als einziger Grund für unseren bisherigen Absturz herhalten.

Was waren aus deiner Sicht weitere Ursachen, die zu der derzeitigen Lage führten?

Mühlberg:
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich denke, da kommen mehrere Faktoren zusammen. Man kann sicherlich unser Verletzungspech anführen - wenn man bedenkt, dass mit Pirkwieser, Madeo und Winkler unsere drei Kapitäne und Unterschiedsspieler allesamt lange ausgefallen sind, hat uns das schon wehgetan und wir konnten diese Ausfälle nicht kompensieren. Man muss aber schon auch festhalten, dass bei dem einen oder anderen Spieler der Fußball vielleicht nicht mehr an der ersten Stelle stand und dann fehlen einfach auch ein paar Extraprozente, die in der Vergangenheit den Unterschied ausgemacht haben: Wir haben ja noch nie die Sterne vom Himmel gespielt, sondern sind viel über die mannschaftliche Geschlossenheit, die Leidenschaft und unseren Teamspirit gekommen! Klar ist aber auch, dass in so einer Lage das Selbstvertrauen leidet und man nicht so einfach aus dem Abwärtsstrudel heraus kommt - man muss sich dagegen wehren! Wir sind aber oftmals zu schnell eingebrochen und haben dabei auch zuletzt unsere lange Zeit so beachtlichen Comeback-Qualitäten verloren.

Auf Leistungsträger wie Maurizio Madeo (am Ball) musste die SpVgg Nürnberg in der Hinrunde verletzungsbedingt allzu oft verzichten.
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Die Gebersdorfer Jungs waren oftmals der Inbegriff für Kameradschaft und Zusammenhalt. Hat sich das in dieser schweren Zeit verändert?

Mühlberg:
Nein, das sehe ich nicht so! Natürlich ist in so einer Situation nicht immer alles wunderbar und wir haben da auch nicht die rosarote Brille auf, aber trotzdem weiß jeder hier, für welchen Verein er spielt: Wir sind der kleine Verein von der Stadtgrenze, den nicht so viele auf dem Schirm haben. Wir haben in der letzten Saison ganz tolle Höhen und richtig schöne Momente und jetzt ein Halbjahr zum Vergessen erlebt. Höhen und Tiefen kommen doch aber auch in jeder Ehe vor. Wir sind alle erwachsene Leute und können die Lage schon gut einschätzen. Klar gab es Aussprachen - auch durch den Spielerrat - aber das gehört dazu und ist auch richtig so! In solchen Phasen muss man einfach noch enger zusammenrücken, aber auch Dinge klar ansprechen und ich glaube fest daran, dass wir uns jetzt wieder auf dem richtigen Weg befinden.

Was würde ein Abstieg aus deiner Sicht für das Team bzw. den Verein bedeuten?

Mühlberg:
Ich glaube nicht, dass dann die große Abwanderungswelle zu befürchten wäre: Der harte Kern ist schon so lange hier und tief verwurzelt, da würde es eher darum gehen, den Fehler auszubügeln und nicht darum, das sinkende Schiff zu verlassen. Auch für die Zukunft sehe ich nicht schwarz, denn auch wenn ein Teil der altgedienten Spieler doch allmählich etwas älter wird, kommen zur neuen Saison einige A-Junioren hinauf in den Herren-Bereich. Diese Jungs wurden quasi seit der E-Jugend von Spielern aus der 1. Mannschaft trainiert, haben ebenso eine unheimlich enge Bindung zum Verein und sind jetzt schon absolut heiß auf den Herren-Bereich! Ich denke, dass das eine gute Mischung ergeben wird.

Was hat sich personell bei euch in der Winterpause getan?

Mühlberg:
Fast schon traditionell bei der SpVgg: gar nicht so viel. Im Winter ist es für uns eh total schwierig Spieler zu holen, ohne Geld und einem sandigen B-Platz zum Trainieren. (lacht) Es ging auch nicht wirklich darum, großartig Neue an Land zu ziehen - wir Spieler haben uns die Suppe eingebrockt und wollen sie jetzt gemeinsam wieder auslöffeln. Mit Pascal Schaller und Philip Weidinger, der vom ASV Fürth zu uns zurückkehrt ist, bekamen wir zwei Spieler neu dazu. Auf der anderen Seite wird uns Alex Mrkos nicht mehr zur Verfügung stehen, weil er sich gezielt auf seinen Triathlon vorbereiten möchte. Das war aber nicht unserer aktuellen Lage geschuldet, sondern bereits seit Saisonbeginn klar.

Philip Weidinger (in blau) kehrte im Winter vom ASV Fürth zu den Gebersdorfer Jungs zurück.
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In der Vorbereitung stehen derzeit nur zwei offizielle Testspiele geschrieben: Gegen Azzurri Südwest gab es eine 2:3-Niederlage, gegen Atletico Erlangen einen 5:3-Sieg. Wie ordnest du die Vorbereitung ein?

Mühlberg:
Ganz ehrlich, die Vorbereitung läuft bislang, ungeachtet der Ergebnisse, aus meiner Sicht mehr als ordentlich! Man merkt, dass die Pause einfach gut getan hat - Wehwehchen wurden auskuriert, der Fokus liegt wieder viel mehr auf dem schönsten Sport der Welt und alle haben Lust und ziehen mit. Bei der 2:3-Niederlage gegen Azzurri haben wir uns durch einfache Fehler letztlich selbst geschlagen. Viel größere Relevanz hatte für uns aber der Sieg gegen Atletico Erlangen: endlich wieder ein Sieg! Da spielt es auch keine große Rolle, in welcher Spielklasse der Gegner kickt - das Gefühl wieder ein Spiel gewonnen zu haben, war einfach unglaublich schön und wichtig. Wir sind nach einem Spielausfall gegen Kühlenfels am vergangenen Sonntag auch mit der 1. Mannschaft statt der Reserve gegen den Türk SV Fürth National angetreten und haben mit 9:1 gewonnen. Klar war das ein A-Klassist, aber auch das war spielerisch ordentlich, gibt ein gutes Gefühl und tut uns derzeit gut. Der Spaß kommt mehr und mehr wieder zurück.

Mit welchem Vorsatz geht man angesichts eurer verzwickten Lage in die Rückrunde?

Mühlberg:
Wir wollen es viel besser machen als in der Hinrunde und wissen auch, dass wir eigentlich dazu in der Lage sind! Wir arbeiten daran und wollen zurück zu unseren alten Tugenden. Dabei wird uns sicherlich auch unser anstehendes Trainingslager in Tschechien helfen, das von Mittwoch bis Sonntag ansteht: Dort haben wir zwei, drei Einheiten pro Tag. Auf dem Platz, mit Läufen, Stabi-Übungen und Teambuilding wird viel geboten sein. Wir waren vor zwei Jahren schon einmal dort und freuen uns auch diesmal wieder sehr darauf - das zeigt sich auch an den 24 Teilnehmern, die zugesagt haben.

Im Trainingslager in Tschechien wollen sich Kevin Mühlberg (in grün) und die Gebersdorfer Jungs auf die Mission Aufholjagd vorbereiten und in der Rückrunde zur alten Durchsetzungsfähigkeit zurückkehren.
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Hand aufs Herz: Glaubst du noch an die große Aufholjagd und den damit verbundenen Klassenerhalt?

Mühlberg:
Auf jeden Fall! Natürlich braucht man nicht blauäugig sein: Wenn wir die ersten Spiele verlieren sollten, kann der Zug schnell abgefahren sein. Umgekehrt muss man aber auch sagen, dass es derzeit trotz unserer Horror-Hinrunde "nur" sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsrang sind - das sind drei Spiele! Es bringt dabei nichts, den Blick zu weit voraus zu werfen, wir müssen Schritt für Schritt gehen und alles reinwerfen. Wenn wir zum Auftakt gegen Türkspor und dann Veitsbronn etwas mitnehmen, kann sich umgekehrt zu der Sogwirkung der Hinrunde auch wieder etwas Positives entwickeln. Ein positives Ergebnis kann den Stein ins Rollen bringen! Vielleicht finden wir im neuen Jahr ja gerade noch rechtzeitig unsere Comeback-Qualitäten wieder und können dann am Ende den Klassenerhalt bejubeln!

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Steckbrief K. Mühlberg

Kevin Mühlberg
Alter
28
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Oberasbach
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
185 cm
Gewicht
85 kg
Beruf
Automobilkaufmann
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Erfolge
Aufstieg in die Kreisliga 2013/2014
Aufstieg in die Kreisliga 2019/2021


Saisonbilanz K. Mühlberg

 
23/24
17
1
1
2
R
0
0
23/24
2
2
3
0
R
0
0
22/23
24
8
3
5
R
0
0
22/23
3
0
2
0
R
0
0
21/22
21
7
4
9
R
0
0
21/22
5
2
1
0
R
1
0
21/22
1
1
1
0
R
0
0
19/21
15
4
4
8
R
0
0
19/21
1
2
0
0
R
0
0
18/19
16
2
0
10
R
1
0
18/19
5
2
0
0
R
0
0
17/18
27
11
0
3
R
0
0
16/17
10
2
0
9
R
1
1
16/17
4
1
0
1
R
0
0
15/16
13
3
0
0
R
0
0
15/16
15
1
0
6
R
0
0
14/15
1
0
0
1
R
0
0
14/15
14
5
0
2
R
0
0
Gesamt
194
54
19
56
0
3
1

Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
13
25:11
29
7
14
26:24
19
8
13
20:20
18
9
14
23:21
17
10
14
20:27
14
11
12
20:24
13
13
12
11:35
10
14
13
16:46
4
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

SpVgg Nürnberg in Zahlen

Spiele
13
Spiele gewonnen
0
Spiele unentschieden
4
Spiele verloren
9
:0
Zu-Null-Spiele
0
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
3
Tore gesamt
16
Verschiedene Torschützen
8
Eigentore
0
Elfmetertore
3
Gelbe Karten
28
Zeitstrafen
0
Gelb-rote Karten
0
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
25
Zuschauer
414
Zuschauerschnitt
82

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