Michael Bitzenbauer im Interview: "Der ASV Veitsbronn ist für mich Heimat" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 15.11.2023 um 07:00 Uhr
Michael Bitzenbauer im Interview: "Der ASV Veitsbronn ist für mich Heimat"
INTERVIEW Spieler, Trainer, Kassier und stellvertretender Abteilungsleiter - Michael Bitzenbauers Rollen beim ASV Veitsbronn-Siegelsdorf sind und waren schon lange vielfältig. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der inzwischen 38-Jährige auf die jüngsten Entwicklungen seines Heimatvereins und erklärt, mit welchen Schwierigkeiten man seit dem Abstieg aus der Landesliga vor fünf Jahren zu kämpfen hat.
Von Michael Watzinger
Michael Bitzenbauer übernimmt bei seinem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf auf uns abseits des Feldes Verantwortung.
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Hallo Michael, mit deinem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf durchlebst du in dieser Spielzeit in der Kreisliga Nürnberg eine wahre Achterbahnfahrt, aktuell befindet ihr euch nach 13 Spielen mit elf Punkten auf dem ungeliebten Schleudersitz nach unten. Wie bewertest du euren bisherigen Saisonverlauf?

Michael Bitzenbauer (38):
Aus meiner Sicht sind wir bislang klar unter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Wir sind nicht gut in die Saison hereingekommen und haben gleich zum Auftakt beim 2:2-Unentschieden im Kärwa-Heimspiel gegen die SpVgg Nürnberg trotz Überlegenheit zu wenig mitgenommen. Das zieht sich so ein wenig durch die ganze Saison, denn bei einem Großteil der bisherigen Partien haben wir durchaus ordentliche Leistungen abgerufen, am Ende aber oftmals zu wenig Zählbares mitgenommen. Mit Ausnahme gegen Hellas Elektra und Bayern Kickers, gegen die wir jeweils absolut verdient verloren haben, waren wir eigentlich gegen keinen Gegner chancenlos, das zeigen auch einige knappe Niederlagen im bisherigen Saisonverlauf.

Woran hakt es aus deiner Sicht in dieser Saison?

Bitzenbauer:
In dieser ausgeglichenen Kreisliga machen Kleinigkeiten oft den Unterschied. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Faktoren: Auf der einen Seite fehlt vielleicht manchmal die letzte Konsequenz, gepaart mit zu vielen einfachen individuellen Fehlern. Andererseits sind wir im Angriff manchmal nicht zielstrebig genug, wobei man hier einfach auch den Abgang unseres letztjährigen Top-Torschützen Julian Henke nach Herzogenaurach merkt. Mit Sven Wörlein, der gute Anlagen hat, aber schon seit längerem in den USA verweilt, fehlt uns noch eine weitere wichtige Stütze aus der Vorsaison. Das ist dann auch nicht so einfach für uns zu kompensieren und in der Summe verliert man dann eben, anders als vielleicht früher, auch öfter mal knappe Partien.

Top-Torjäger Julian Henke (in blau) hat den ASV Veitsbronn-Siegelsdorf im Sommer in Richtung Herzogenaurach verlassen. Jener Abgang wiegt für die Abutovic-Elf nach wie vor schwer. 
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Was macht dir Hoffnung, dass die Wende zum Guten gelingt?


Bitzenbauer: Eigentlich haben wir einen absolut ordentlichen Kreisliga-Kader mit genug Entwicklungspotential! Es wird für uns wichtig sein, die Winterpause sinnvoll zu nutzen, unsere verletzten oder angeschlagenen Spieler zurück und in Form zu bekommen und an den bereits genannten Baustellen zu arbeiten. Wir haben insgesamt schon auch mit vielen Ausfällen zu kämpfen gehabt - sei es durch Verletzung, Krankheit, Schichtarbeit, Studium oder aus privaten Gründen. Das lässt den eigentlich guten Kader dann manchmal schon zusammenschrumpfen. Jetzt gilt es für uns, noch einmal eine Schippe draufzulegen und gemeinsam die Grundlagen für eine bessere Rückrunde zu legen! 

Vor der Winterpause wartet auf euch noch der Rückrundenstart gegen die SpVgg Nürnberg, die noch auf den ersten Sieg wartet und am Tabellenende steht. Worauf wird es in diesem Kellerduell ankommen und was erwartest du von euch als Mannschaft?

Bitzenbauer:
Das ist natürlich ein Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollen - schon alleine um möglichst nicht auf einem Abstiegs- oder Relegationsplatz überwintern zu müssen, sondern über dem Strich. Wir wollen uns in dieser Woche so gut es geht vorbereiten und bereit sein, auch wenn man sicherlich mal schauen muss, ob die Partie überhaupt ausgetragen werden kann. Die SpVgg gehört für mich trotzdem zu den heimstärkeren Mannschaften der Liga und hat trotz der Tabellensituation durchaus ihre Qualitäten! Wir wollen aber dennoch gewinnen und unsere Ausgangslage verbessern, ehe wir im neuen Jahr dann mit vier Heimspielen am Stück starten können!

Du selbst hast trotz deiner inzwischen 38 Jahren auch in der Kreisliga einen Großteil der Spiele absolviert. Was versuchst du in die Truppe einzubringen?


Bitzenbauer:
Genau genommen habe ich im Herrenbereich in dieser Saison so ziemlich mit die meisten Einsätze auf dem Buckel. (lacht) Ich spiele ja meistens erst bei der 2. Mannschaft und gehe dann noch mit zur Kreisliga-Truppe - am 1. November habe ich zum Beispiel doppelt gespielt. Mir ist es dabei auch wichtig, den anderen Jungs zu vermitteln, dass die nötige Hingabe wichtig ist und ich sehe das schon auch als Verpflichtung gegenüber dem Verein an. Ich möchte gerne sowohl im Training als auch im Spiel mit gutem Beispiel vorangehen!

Egal ob in der A-Klasse oder der Nürnberger Kreisliga, Michael Bitzenbauer (in grün) stellt sich voll in den Dienst seines ASV Veitsbronn-Siegelsdorf.
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Dieses Motto vertrittst du aber nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch abseits des Rasens, schließlich engagierst du dich ja seit mehreren Jahren auf vielfältige Weise im Verein: Trainer der 2. Mannschaft, Kassier, Abteilungsleitung Fußball, 2. Vorstand - du hast schon einige Funktionen ausgefüllt oder tust dies nach wie vor noch. Was sind deine Beweggründe dafür?

Bitzenbauer:
Ich glaube, der Ursprung liegt schon auch ein wenig in der Erziehung, schließlich war mein Vater in meinen jüngsten Kindertagen schon Fußballtrainer. Ich habe dann im späten Jugendalter meine erste Kinder-Mannschaft betreut, weil ich einfach auch etwas zurückgeben wollte - und das ist, glaube ich, auch das passende Stichwort. Der Verein hat mir so viel gegeben, wenn ich schlechte Tage hatte, bin ich mit dem Ball auf dem Rad zum Sportplatz gefahren und habe mich ausgepowert und auch heute genieße ich das Zusammengehörigkeitsgefühl des Teams und den Ausgleich zum Arbeitsstress. Ich habe viele Freunde gewonnen und bin dankbar für die Gemeinschaft, daher ist es mir schon großes ein Anliegen, mich aktiv zu beteiligen und etwas zurückzugeben.

Derweil steckt auch die 2. Mannschaft aktuell mit sieben Punkten im Tabellenkeller der A-Klasse 5 fest, gleich zweimal gab es obendrein eine Spielwertung gegen den ASV wegen Nichtantritt. Wie beurteilst du dort die Lage?

Bitzenbauer:
Der bereits von mir angesprochene Personal-Engpass trifft natürlich eine 2. Mannschaft am Ende sogar noch etwas mehr. Wir haben bei beiden Kadern eigentlich eine gute Breite von jeweils rund 20 Spielern vorgesehen und der Plan war schon, auch den einen oder anderen Reservisten des Kreisliga-Kaders punktuell mal in der A-Klasse einzusetzen. Wenn sich aber aus den unterschiedlichsten Gründen die Ausfälle häufen, wird es nach unten hin immer dünner. Dabei mangelt es aber nicht am Engagement oder der Einsatzbereitschaft: Gegen Lichtenau sind wir beispielsweise mit elf Mann angetreten, zwei davon angeschlagen. Wir haben bis zur Pause ganz gut mitgehalten und es stand 2:2, im Laufe der zweiten Halbzeit haben dann aber die Körner gefehlt. Genauso auch gegen den SV Großhabersdorf, wo wir in Führung gegangen, dann aber irgendwann eingebrochen sind. Das ist aber in der aktuellen Lage auch nicht unser Gradmesser, sondern eher die 2. Mannschaften - das sind dann die Spiele, die wir gewinnen müssen, um am Ende noch die Klasse halten zu können!

Insgesamt scheint es für den außenstehenden Beobachter so, dass der jahrelang so erfolgreiche Weg des ASV Veitsbronn-Siegelsdorf inzwischen seit gut fünf Jahren einen Abschwung erfährt - statt Landesliga-Fußball gibt es inzwischen Abstiegskampf in der Kreisliga zu sehen. Wie ist diese Entwicklung aus deiner Sicht zu erklären?

Bitzenbauer:
Das hat meiner Meinung nach unterschiedliche Gründe. Man darf nicht vergessen, dass der ASV letztlich immer noch ein 'Dorfverein' ist, der ohne großes Geld - noch nicht einmal Spritgeld für die Spieler - zu seinen Erfolgen gekommen ist. Das Gerüst der Mannschaft bestand lange Jahre über aus Jungs aus dieser Ecke und einige davon haben recht früh mit gut 30 Jahren, also im eigentlich besten Fußballeralter, ihre Schuhe an den Nagel gehängt. Auf diese Weise war der Umbruch ein recht abrupter: Junge Spieler kamen nach, verfügten aber noch nicht über die nötige Erfahrung oder konnten vielleicht nicht mit der gleichen Ruhe in ihre Rollen hineinwachsen. Gepaart mit fehlendem Spielglück hat man dann einige entscheidenden Partien verloren - ich denke da besonders an den Abstieg aus der Bezirksliga zurück, als wir unfassbar unglücklich in der Relegation gegen DJK/SV Berg den Kürzeren gezogen haben. Umgekehrt wachsen auch jetzt wieder Spieler heran und als Einheit zusammen, alles braucht einfach auch seine Zeit.

Nach vielen erfolgreichen Jahren müssen in Veitsbronn neue Akteure in ihre Rollen wachsen. Diese Entwicklung braucht laut Michael Bitzenbauer die nötige Zeit.
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Du selbst bist praktisch dein gesamtes Fußballerleben für den ASV aufgelaufen. Was macht ihn für dich so besonders?
 

Bitzenbauer:
Der ASV ist für mich einfach Heimat! Ich fühle mich in diesem Verein unheimlich wohl und gerade der Gemeinschaftssinn ist wirklich ausgeprägt: Es finden viele Aktivitäten auch abseits des Rasens statt. Bestes Beispiel war für mich die Kärwa in diesem Sommer, als die Herren-Mannschaften praktisch in Eigenregie den Bar-Betrieb dort gestemmt und ein Tipi als Tanz-Zelt organisiert haben. Das ist einfach ein Engagement, das weit über das Normalmaß hinausgeht und umgekehrt Team und Spieler unheimlich zusammenschweißt! Es ist toll, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein!

Mit 38 Jahren stellt sich vielleicht dennoch für viele einmal die Frage nach einem Ende der Fußball-Laufbahn...


Bitzenbauer: Darüber habe ich mir natürlich zwischenzeitlich auch immer mal wieder Gedanken gemacht, aber aktuell sehe ich das Ganze recht entspannt: Solange ich Spaß an der Sache habe und die Gesundheit mitspielt, will ich schon noch ein wenig dabei bleiben. Ich habe mir zwar nach dem fünften Platz der Vorsaison einen anderen Saisonverlauf für uns gewünscht, aber dennoch genieße ich die Zeit mit den Jungs auf dem Platz und in der Kabine nach wie vor.

Welche Wünsche und Träume verfolgst du mit deinem ASV noch?

Bitzenbauer:
Mit der 2. Mannschaft ist es ganz klar der Klassenerhalt! Mit dem Kreisliga-Team wünsche ich mir, dass wir eine gute Vorbereitung absolvieren und jeder Vollgas gibt. Dann glaube ich fest daran, dass wir uns im neuen Jahr noch einmal deutlich steigern und letztlich eine sorgenfreie Restsaison spielen können. Insgesamt hatte ich mir für meine letzten Jahre auf dem Platz gewünscht, dass wir vorne mitspielen - mal sehen, was die Zukunft noch so bringen wird. (schmunzelt)

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Leser-Kommentare


Steckbrief M. Bitzenbauer

Michael Bitzenbauer
Alter
38
Nation
Deutschland
Größe
176 cm
Gewicht
76 kg


Spielerstationen M. Bitzenbauer


Saisonbilanz M. Bitzenbauer

 
23/24
14
1
0
9
R
0
0
22/23
9
1
0
8
R
0
0
22/23
12
3
0
0
R
0
0
21/22
26
0
1
2
R
0
0
21/22
4
0
0
4
0
0
0
19/21
7
0
0
4
R
0
0
18/19
17
0
0
4
5
0
0
18/19
7
0
0
0
R
0
0
17/18
1
0
0
1
0
0
0
17/18
22
0
0
0
R
0
0
16/17
1
0
0
0
1
0
0
16/17
24
1
0
1
R
0
0
15/16
5
0
0
3
2
0
0
15/16
13
1
0
0
R
0
0
14/15
6
0
0
4
1
0
0
14/15
16
1
0
0
R
0
0
13/14
31
1
0
7
14
0
0
12/13
8
0
0
7
1
0
0
Gesamt
223
9
1
54
24
0
0

Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
13
25:11
29
6
13
24:19
19
7
13
20:20
18
9
13
21:19
16
10
12
20:24
13
11
13
18:25
13
13
12
11:35
10
14
13
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4
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