Arthur Tremmel im Interview: Aufgeben war nie eine Option für mich! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 16.03.2022 um 07:00 Uhr
Arthur Tremmel im Interview: Aufgeben war nie eine Option für mich!
INTERVIEW Von seinem körperlichen Handicap lässt sich Arthur Tremmel eigentlich nicht von den Sportplätzen der Region abhalten, um die Spiele seines 1. FC Kalchreuth hautnah zu verfolgen. Die Vorfreude auf den Re-Start ist auch beim 48-jährigen Betreuer des FCK riesig, zugleich teilt er im fussballn.de-Interview aber nicht nur seinen Blick auf den Amateurfußball, sondern auch ein ganz persönliches Anliegen.
Von Marco Galuska
Arthur Tremmel
Heidi Huber
Arthur Tremmel ist seit 2004 unheilbar an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankt, eine chronisch-degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Auch wenn der zweifache Familienvater im Rollstuhl sitzt, nicht mehr sprechen und schreiben kann und 24 Stunden auf Hilfe angewiesen ist, konnte die Krankheit seiner Leidenschaft für den Fußball nichts anhaben. Nach einigen Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit der U19-Junioren am Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth ist der Nürnberger seit Anfang 2018 administrativ im Betreuerstab des 1. FC Kalchreuth tätig. Seine Kommunikation steuert der 48-Jährige mit seinen Augen über einen Sprachcomputer.

Am Sonntag endet die Winterpause im Amateurfußball. Steigt die Vorfreude bei dir auf den Re-Start?

Arthur Tremmel (48): 
Na klar, ich freue mich riesig, dass es endlich wieder um was geht! Wir spielen aktuell mit Kalchreuth eine solide Saison. Ich habe mir, ehrlich gesagt, noch mehr erhofft.

Wie verfolgst du den lokalen Fußball. Wird man dich am kommenden Sonntag auch wieder an einem Sportplatz antreffen?

Tremmel: 
Auf deiner Plattform kann ich ja alles sehen, was den lokalen Fußball betrifft. Natürlich klicke ich mich da auch durch die Ligen und schaue mir den ein oder anderen Spielbericht genauer an. Durch meine Zeit in Fürth kenne ich viele ehemalige Spieler und beobachte deren Werdegang. Natürlich werde ich bei meinem FCK auf der Alm sein, soweit das Spiel stattfindet.

Welche Rolle hat Corona für dich persönlich und auch speziell in Bezug auf deine Aufgaben im Verein gespielt?

Tremmel:
 Dieser Virus hat viel kaputt gemacht und ich denke, dass wir damit auch in Zukunft leben müssen. Ich persönlich musste mich richtig einschränken, da ich keine Ansteckung riskieren wollte. Was für viele vielleicht nicht so schlimm ist, könnte für mich ganz anders aussehen. Das hat mich wirklich getroffen, weil ich viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht habe. Lieber wäre ich aktiv gewesen und hätte mein Team unterstützt. Meinen Aufgaben konnte ich leider nur zum Teil nachkommen.

Nun bist du über viele Jahre dem hiesigen Amateurfußball verbunden, viele kennen dich persönlich, sehr viele zumindest vom Sehen an einem Sportplatz oder dem ein oder anderen Hallentermin. Lass uns doch zunächst einmal zurückblicken auf deine aktive Laufbahn: Wie und wo hat dich das runde Leder in seinen Bann gezogen?

Tremmel: 
Wir haben zu meiner Zeit schon im Pausenhof in der Schule gekickt. Da war die leere Getränketüte und dann haben wir die als Spielball genommen. Nach der Schule haben wir auf irgendeiner Wiese gekickt. Einer brachte einen Ball mit und los ging's. Da war klar, dass ich mich einem Verein anschloss. Ich hab in der E-Jugend beim ATV Nürnberg zum ersten Male die Schuhe gebunden. Mein Bruder hat da damals auch in der 1. Mannschaft gespielt und war mein Vorbild. Ich bin dann in der A-Jugend zum SV Maiach gewechselt und hab dort die meiste Zeit in meiner "Karriere" verbracht. Danach war ich noch bei der SpVgg Nürnberg und beim Tuspo Fürth. Alles Vereine, in denen das Miteinander wirklich noch gelebt wurde! Da saß man Sonntag bis in die späten Stunden zusammen.

Die jüngeren Semester kennen dich aus der Beobachterrolle am Spielfeldrand. Klär uns bitte auf, wie es dazu kam?

Tremmel: 
Das kann ich dir genau sagen. Mein Freund Joao Oliveira hat mich 2011 zur SpVgg Greuther Fürth geholt. Da habe ich dann die ersten kleinen Aufgaben für die U19-Bundesligamannschaft übernommen. Da war ich dann auch sieben Jahre und habe mich immer pudelwohl gefühlt. Die Menschen dort haben mich herzlich aufgenommen und waren sehr hilfsbereit. Die Spieler haben mich sogar in den Mannschaftsbus getragen, wenn wir zu Auswärtsspielen gefahren sind. Dabei hatte ich nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich eigentlich Club-Fan bin.

Mit Joao Oliveira, dem ehemaligen Kalchreuther Trainer, verbindet Arthur Tremmel eine langjährige enge Freundschaft.
Heidi Huber

Wie geht es dir heute und wie schaust du auf all die Jahre seit der Diagnose zurück?

Tremmel: 
Wer mich kennt, der weiß, dass Aufgeben nie eine Option für mich war. Ich habe die Krankheit angenommen und lebe mit ihr. Natürlich ist es nicht immer leicht, aber meine Familie und Freunde geben mir viel Kraft.

Der Fußball hat dich aber trotz des Handicaps nie losgelassen. Lag das an den handelnden Personen, Vereinen oder doch einfach an der Liebe zum Sport?

Tremmel: 
Ich war schon immer fußballverrückt und in erster Linie bin ich Joao dankbar, dass er damals für mich da war und mich nach Fürth geholt hat. Es war die schwerste Zeit in meinem Leben.

Für welche Vereine schlägt dein Herz besonders?

Tremmel: 
Natürlich bin ich Club-Fan, Nürnberg ist ja auch meine Heimatstadt. Dann schlägt mein Herz jedoch auch für die Fürther, zu denen ich eine ganz besondere Verbindung habe. Mein Herzensverein ist jedoch Manchester United. Im Amateurfußball gibt's für mich aktuell nur die Kalchreuther. Ich habe zwar viele Freunde in anderen Vereinen, aber das spielt für mich keine Rolle.

Gerade das Ehrenamt wird zwar weiterhin gerühmt, aber gefühlt immer seltener gelebt. Stand für dich schon im Zuge deiner Diagnose fest, dass du auch neben dem Spielfeld aktiv bleiben möchtest oder war der Fußball zwischenzeitlich weit weg?

Tremmel:
Wenn ich ehrlich bin, war nach der Diagnose für mich der Fußball in weite Ferne gerückt. Damals war es ein Schlag ins Gesicht. Da habe ich mir keine Gedanken um irgendwelche Tätigkeiten im Ehrenamt gemacht.

Wiedersehen auf der Alm: Arthur Tremmel umringt von den früheren Fürthern Christian Held, Luca Napolitano und Tobias Gressel.
Heidi Huber

Wie hat sich dein Engagement in Kalchreuth ergeben. Wie wurdest du aufgenommen und welche Aufgaben hast du übernommen?

Tremmel:
 Ich hatte mir ein paar Spiele von Kalchreuth angesehen, weil da Chris Held, Luca Napolitano und Tobi Gressel aus Fürth gekickt haben. Als sie dann damals einen neuen Trainer gesucht haben, hab ich Joao gefragt und ihn ins Spiel gebracht. Der war auch sofort Feuer und Flamme. Als dann klar war, dass er der Neue an der Seitenlinie ist, war für mich klar, dass ich dabei bin und ihn unterstützen werde. Anfangs hatten ein paar von den Jungs schon noch Berührungsängste, aber das hat sich schnell gelegt. Kalle ist was Besonderes! Es ist nicht nur der Verein, die Jungs oder das Umfeld. Da sind die Fans, die uns immer begleiten, die legendären Feiern und zu guter Letzt die Kalchreuther Kärwa. Nicht zu vergessen meine Heidi Huber, die ich schon seit meiner Ausbildung kenne. Es ist schön, dass ich sie jetzt wieder regelmäßig in Kalchreuth antreffe. Es passt einfach alles. Da übernehme ich gerne Aufgaben, wie Statistiken führen und Spielberichte schreiben. Danke hier nochmal an Micha Maurer und Markus Giering, die sich während meiner Abwesenheit um die Berichterstattung kümmern.

Du hast bereits erwähnt, dass dir die Spiele deines Vereins am Herzen liegen. Wo liegen im wahrsten Sinne die Stolpersteine, dass du nicht immer dabei sein kannst?

Tremmel: 
Das ist einfach erklärt. Du hast in der Pflege eine hohe Fluktuation und das Personal hat nicht immer einen Führerschein. Da kam es schon vor, dass ich nicht am Sportplatz war, weil das Personal knapp war oder ich eben keinen Fahrer hatte.

Auf die legendären Feiern im Kalchreuther Sportheim musste zuletzt auch Arthur Tremmel verzichten.
Heidi Huber

Welche Probleme hast du in der Pflege selbst erlebt?

Tremmel:
Ich selbst war jahrelang beim Intensivpflegedienst und das lief alles echt gut. Bis dann irgendwann die Leute nicht mehr wollten. Viele von den Mitarbeitern werden bei mehreren Patienten eingesetzt und schieben jeden Monat etliche Überstunden. Bei mir war es dann teilweise auch so, dass der Pflegedienst keinen Mitarbeiter zum Dienst geschickt hat, da sie Personalmangel hatten und dann hast du eben Pech gehabt. Danach war ich noch kurz bei zwei anderen Pflegediensten mit noch mehr Problemen. Die schickten mir Leute ins Haus, die keinerlei Ahnung von der Arbeit hatten und auch teilweise kein einziges Wort deutsch gesprochen haben. Ich konnte den Mitarbeitern auch nichts erklären.

Und welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?

Tremmel:
Im September 2016 habe ich mich dann entschlossen, mich selbst zu verwalten. Im Rahmen des persönlichen Budgets, d.h. meine Krankenkasse stellt mir monatlich Geld zur Verfügung, mit dem ich Mitarbeiter, Steuerberater, Hilfsmittel, etc. selbst bezahle. Der Vorteil in diesem System ist, dass ich meine Mitarbeiter selbst aussuchen und anlernen kann. Bei mir kann wirklich jeder, der Bock hat, arbeiten. Niemand braucht eine spezielle Ausbildung oder Vorkenntnisse. Natürlich ist es von Vorteil, wenn jemand vom Fach ist, jedoch für mich keine Voraussetzung. Jeder kann alles lernen, wenn er nur will. Auch ist es so, dass ich nicht gewinnorientiert arbeite.

Und woran hapert es?

Tremmel:
Der Nachteil an dem System ist, dass die Suche oft schwerwiegend ist. Viele hören Pflege und gehen auf Abstand. Bei mir zu arbeiten hat aber nichts mit der Pflege wie in den Einrichtungen zu tun. Ich bin noch sehr mobil und viel unterwegs. Von Fußball, über Eishockey, bis hin zu Konzerten. Wir fahren auch jedes Jahr mit dem gesamten Team in den Urlaub und haben da richtig Spaß.

Arthur Tremmel mittendrin statt nur dabei beim 1. FC Kalchreuth.
Heidi Huber

Das heißt, du bist aktuell auf der Suche nach Personal für deine persönliche Pflege. Wie viele Pfleger hast da aktuell und wie viele suchst du?

Tremmel:
 Ich suche händeringend Personal. Aktuell hab ich fünf Kräfte, darunter eine Teilzeitkraft und eine 450€-Kraft. Einer wird uns zum Ende des Monats verlassen und dann benötige ich auf jeden Fall noch zwei neue Pflegekräfte in Vollzeit oder mehrere Teilzeitkräfte.

Wie können Interessierte auf dich zugehen oder sich informieren?

Tremmel:
 Interessierte können mich jederzeit per Whatsapp 015771478299, Mail: arthur.tremmel@googlemail.com oder auch über Facebook "Arthur Tremmel" kontaktieren. Gerne können sie zu einem unverbindlichen Gespräch vorbeikommen. Und ganz wichtig, ich nehme auch Quereinsteiger, d.h. es muss niemand vom Fach sein oder aus der Branche kommen. Ich hab jetzt auch ungelernte Kräfte im Team. Wer Bock drauf hat - es ist kein Hexenwerk bei mir zu arbeiten! Infos gibt's direkt von mir. Bei Bedarf kann auch ein Mitarbeiter von mir per Telefon Auskunft erteilen.

Neben deinem persönlichen Wunsch, dass du weiter regelmäßig für den FCK tätig sein kannst, wollen wir dir, als langjährigen Beobachter der Szene, zum Abschluss noch andere Instrumente geben: Wenn Arthur Tremmel an den Stellschrauben drehen könnte, wie müsste der Amateurfußball in der Zukunft aussehen?

Tremmel: 
Mehr Geld für den Amateurfußball! Den Fußball attraktiver gestalten, z.B. Elfmeterschießen bei Torgleichheit (kein Unentschieden) oder eine reine Nettospielzeit. Es gibt vieles, wo man ansetzen kann. Aber ich glaube, dass es das Interview sprengen würde...

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Steckbrief A. Tremmel

Arthur Tremmel
Alter
50
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
189 cm
Gewicht
72 kg
Beruf
ehrenamtl. MA
Hobbies
Fußball, Eishockey, Handball, Football, Reisen, Musik, Festivals, Freunde treffen


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