Es ist ein ganz neues und dreistes Kapitel in Sachen Passbetrug, über das das Kreisportgericht die Tage zu entscheiden hat. Wie die vorliegende Informationen und Recherchen ergaben, wurde der VfL Nürnberg Opfer eines Kleinkriminellen, der mit falschen Angaben sich einen neuen Spielerpass ausstellen ließ. Für den Verein, der nach aktuellem Tabellenstand noch auf einem Relegationsrang in der Kreisliga platziert ist, dürfte dies erhebliche sportliche Folgen haben und mit dem Abstieg aus dem Kreisoberhaus fast gleichzusetzen sein.

Der Spieler Michael F. (Name der Redaktion bekannt) kickte schon bei einigen Klubs in der Region, zeichnete sich dabei nicht nur durch seine unbestritten fußballerischen Fähigkeiten aus, sondern ab einem gewissen Zeitraum auch durch Unzuverlässigkeit und andere Unregelmäßigkeiten, wie Thorsten Eiser, Trainer des TSV Mühlhof, gegenüber fussballn.de erklärte. "Michael kam zu uns im vergangenen Jahr, spielte die Vorrunde zunächst richtig gut, dann ließ seine Zuverlässigkeit nach. Es gab dann eine Geschichte, bei der es um Geld ging, das er bekam, weil er für uns Trainingsanzüge über seinen Onkel besorgen wollte." Außer einem Angebot sahen die Mühlhofer aber (bis heute) keine Trainingsanzüge und auch den Spieler immer seltener. Der Vorschuss in vierstelliger Höhe wird vom Verein mittlerweile über einen Anwalt eingeklagt. "Im Nachhinein war das natürlich fürchterlich naiv von uns, aber umgekehrt denkt man sich ja nicht gleich etwas Böses, wenn ein Spieler seiner Mannschaft in so einer Sache einen Gefallen tun will."

Vielleicht hätte man ohne diese Vorgeschichte den weiteren Werdegang des Spielers, der im Winter in Mühlhof signalisierte wechseln zu wollen, gar nicht weiter verfolgt. So aber wurde man beim TSV schon stutzig, als vor knapp zwei Wochen jener Michael F., der seit Monaten verschwunden war, plötzlich unter anderem Namen beim VfL Nürnberg auftauchte, schließlich gab es bis dahin keinerlei Kontakt zum Nürnberger Kreisligisten bezüglich eines Spielertransfers.

Beim VfL Nürnberg tauchte der in Langwasser wohnhafte Spieler schon vor längerer Zeit auf. Zunächst brachte er sich als Jugendtrainer ein, wollte nach der Winterpause selbst kicken. Doch beim Passantrag, den Abteilungsleiter Willi Windirsch mit dem Spieler online ausfüllte, gab jener Michael F. einen anderen Vornamen an und ließ beim Nachnamen zudem noch einen Buchstaben verschwinden. Bei der Angabe dieses neuen Namens fand sich freilich im DFB-Pass-Online-System kein Spieler und so vertraute Windirsch auf die explizite Aussage von Michael F., "dass er bisher noch bei keinem anderen Verein einen Pass gehabt hätte."

"Ich habe extra noch einmal nach seinem Vornamen nachgefragt, weil er ja als Michael bei uns bekannt war. Er hatte aber gesagt, dass dies sein Zweitname wäre, so wie er gerufen werden würde, und der von ihm angegebene Name schon korrekt sei", so Windirsch. Dass der Spieler beim Passantrag sogar seinen Ausweis (auf dem wohl beide Vornamen eigentragen sind) noch in der Hand hielt und sogar das richtige Geburtsdatum angab, sieht Windirsch im Nachhinein als "dreisten Betrug."

"Wir hatten ja keinen Anlass ihm nicht zu glauben. Er hat mir versichert, dass bisher noch kein Pass ausgestellt wurde, was sich unter diesem angegebenen Namen auch bestätigte. Wir wurden definitiv reingelegt", sagt Windirsch.

Die Vorgeschichte aus Mühlhof war Windirsch bis zum Zeitpunkt, als TSV-Spielleiter Leo Krauß ihn kontaktierte, natürlich nicht bekannt. "Ich konnte das zunächst gar nicht glauben. Wir hätten niemals wissentlich einen Spieler unter falscher Identität eingesetzt. Nachdem die Sache sich aufklärte, haben wir sofort eine Selbstanzeige beim Sportgericht gemacht."

Komplett neue Konstellation im Abstiegskampf der Kreisliga

Besonders bitter für den VfL Nürnberg: Michael F. wurde bei fünf Partien in der Kreisliga (vom 22.3. bis 11.4.2015) eingesetzt, dabei gewann der VfL beim TSV Ammerndorf (3:2) und vor allem im Abstiegsduell gegen den SV Eyüp Sultan (1:0). Diese Siege dürften nach §77 RVO wegen unzulässigen Spielereinsatzes wohl für den Gegner gewertet werden. Ein offizielles Urteil des Sportgerichts steht derzeit aber noch aus!

Selbst wenn der VfL Nürnberg, der offensichtlich Opfer eines Betrügers wurde, nicht noch zusätzliche Punkte verlieren würde, wäre im Abstiegskampf der Kreisliga plötzlich eine deutlich veränderte Konstellation zu finden. Der VfL würde mit sechs Punkten weniger auf einen direkten Abstiegsplatz (dann: 15. Platz, 25 Punkte) abrutschen und der SV Eyüp Sultan drei Punkte hinzubekommen und somit gemeinsam mit der DJK Eibach mit 33 Punkten punktgleich den Relegationsplatz belegen. Somit wäre das rettende Ufer für den VfL auf acht, für den ASC Boxdorf auf zehn Punkte entfernt - die vier direkten Absteiger würden damit praktisch feststehen.

Auch 2. Mannschaft betroffen