Die Kornburger mussten aus ihrem Erfolgsteam mit Mario Feulner und Artur Dutt zwei Mann ersetzen - von den vielzähligen Neuzugängen stand dennoch keiner in der Startformation. Ganz anders die Hausherren: Aus dem Aufstiegsteam standen mit Keeper Michael Kraut, Stephan Schreiber und Spielertrainer Shqipran Skeraj gerade einmal drei (!) Spieler in der Startformation. Nimmt man den schon im Vorjahr verpflichteten, aber noch nicht kickenden Ahmet Kulabas dazu, spielten insgesamt acht Neuzugänge von Beginn an - und, am Rande notiert, kickten bis auf Routinier Yavuz Akpinar allesamt mindestens schon in der Bayernliga.
Zoran Maksimovic im Duell mit Pawel Kowal (rot) - wie so oft blieb der Ex-Clubberer Sieger.
Andreas Bär
Die Heidenreich-Elf wollte den Vorteil der Eingespieltheit in die Waagschale werfen. Das gelang in den Anfangsminuten gar nicht so schlecht. Oft suchten die Gäste ihren baumlangen Sturmtank Michal Nowak mit hohen Bällen, ob aus dem Feld oder nach Standards, Keeper Michael Kraut und die ATSV-Innenverteidigung wusste das jedoch gut zu blocken. Auf der anderen Seite des Feldes überraschte ein Neuzugangs-Trio mit fast schon perfektem Direktspiel auf hohem Niveau und vor allem einer für diesen frühen Saisonzeitpunkt grandiosen Abstimmung der Laufwege. An vorderster Front ein Ahmet Kulabas mit einigen Kilos zu viel auf den Rippen, aber immer noch sehenswerter Ballmitnahme, Ballverwertung und Antizipation von Spielsituationen. Dahinter ein stets in Bewegung befindlicher Klaus Fassold, der immer anspielbar war und vor allem in den ersten 20 Minuten sowohl Vignon Amegan als auch den Ex-Bamberger Nico Haas vortrefflich ins Spiel einband. Einzig Haas verhungerte nach einer starken Anfangsphase mit zunehmender Spielzeit aufgrund ausbleibender Anspiele etwas, dafür wurde Amegan gegen defensiv mitunter vogelwild agierende Kornburger minütlich stärker. Richtig dicke Torchancen hatten beide Seiten bis zum Pausentee nicht zu verzeichnen: Während Michael Kraut bei dem ein oder anderen hohen Ball klären musste, durfte Arthur Ockert zwei Mal bangen. Als er einen Ball vertändelte, lag die Führung der Hausherren in der Luft und bei einem Schuss Faßolds aus der zweiten Reihe fehlte die nötige Präzision. Das sollte sich in Durchgang Zwei ändern. Dort traten die Gastgeber nur noch zu zehnt an: Nach seinem zweiten unnötigen Foul musste Yavuz Akpinar schon früh vorzeitig duschen. Sein Abgang endete in einem ziemlichen Chaos, so recht den Überblick behielt am Ende keiner mehr - eines war aber klar: Die Ampelkarte war absolut vertretbar. Wie ATSV-Coach Skeraj hernach auch unumwunden eingestand.
ATSV-Spielertrainer Shqipran Skeraj hatte seine Hintermannschaft im Griff.
Andreas Bär
Wer dachte, dass die ATSVler mit einem Mann weniger bei schwülen Temperaturen einbrechen würden, der wurde bitter enttäuscht. Ganz im Gegenteil: Bis in die Nachspielzeit war von den Kornburgern überhaupt nichts mehr zu sein. "So schlecht habe ich meine Mannschaft seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen", gestand Ex-Bundesligakicker Herbert Heidenreich nach der Partie ein. Sein Gegenüber, Ex-Zweitligaprofi Shqipran Skeraj, durfte sich dagegen einem bärenstarken Auftritt seiner Truppe erfreuen. Angefangen von der Defensivreihe um den in die Kette rückenden Stephan Schreiber bis hin zur weiterhin äußerst beweglich und spielstark agierenden Offensive stimmte nahezu alles. In die Karten spielte dem Aufsteiger, Nachfolger der vor zwei Jahren als Meister aufgestiegenen Kornburger, der schnelle Führungstreffer. Kevin Schwarz unterlief ein fataler Fehlpass direkt in die Füße Amegans. Der lief alleine auf Ockert zu, umspielte Kornburgs Keeper locker und schob ein zur vielumjubelten Führung. Ein Treffer, der dem Spiel gut tat. Doch entgegen der Vermutungen kamen die Kornburger auch weiter nichts ins Spiel. Erlangen dominierte die Szenerie, blieb nach vorne bis auf einen Schussversuch knapp über den Kasten allerdings auch harmlos. Und auch der finale zweite Streich war einer der kuriosen Sorte. Einen schon toten Ball erlief Faßold, lupfte das Leder - scheinbar ins Nirvana. Doch der Fußballgott war ATSVler: Das Spielgerät senkte sich aus spitzem Winkel getreten kurios an den Innenpfosten und trudelte gemütlich hinter die Linie. Die Entscheidung! Schließlich mühten sich die Kornburger zwar redlich, blieben aber nach vorne komplett stumpf. Einzig Jackson Ruziski hatte in der Nachspielzeit den Ehrentreffer auf dem Schlappen, scheiterte aber nach einer feinen Finte an einem Verteidigerbein, das heranflog.
Ahmet Kulabas überzeugte bei seinem Debüt trotz des ein oder anderen Kilos mehr auf den Rippen mit brillanter Ballbehandlung und intelligentem Spiel.
Andreas Bär
Im Vorjahr so heimschwache Erlanger dürfen nun drei Mal am Stück auswärts ran und Kornburg, selbsternannter Aufstiegskandidat, darf nun gegen den TSV Buch kicken. "Vielleicht ganz gut so", gewinnt Herbert Heidenreich der Englischen Woche etwas gutes ab, "da ärgerst du dich nicht so lange."
Spielbericht eingestellt am 18.07.2016 13:37 Uhr