Aleksandar Abutovic im Interview: "Da haben einige wohl ein falsches Bild von mir!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 20.04.2022 um 07:00 Uhr
Aleksandar Abutovic im Interview: "Da haben einige wohl ein falsches Bild von mir!"
INTERVIEW Vom Ex-Profi wurde Aleksandar Abutovic schon bald zum Spielertrainer im höherklassigen Amateurfußball und erlebte dort einige Highlights in einer Zeit, in der es noch einen deutlich größeren Zuschauerzuspruch gab. Zuletzt war der 56-Jährige beim FC Bosna in der Kreisklasse tätig. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Abutovic auch über die Entwicklung und Faszination des Kicks auf den Sportplätzen der Region.
Von Marco Galuska
Aleksandar Abutovic kehrte nach sieben Jahren in Barcelona Anfang 2019 zurück nach Nürnberg - auch wegen dem geliebten Amateurfußball.
fussballn.de / Schlirf
Hallo Aleks, wie hast du, dessen Wahlheimat über viele Jahre Barcelona gewesen ist, den historischen Frankfurter Sieg und vor allem die Stimmung durch die Eintracht-Fans vergangene Woche empfunden?

Aleksandar Abutovic (56):
Ich habe im Vorfeld weder Frankfurt noch Barca speziell die Daumen gedrückt, für mich sollte der Bessere gewinnen - und das war auch verdientermaßen die Eintracht. Ganz toll waren die Frankfurter Fans. Ich hatte zu meiner Zeit in Barcelona eine Dauerkarte über meinen Vermieter, war oft im Stadion, aber so eine Stimmung kennt man da sonst nicht. Eigentlich ist da null Atmosphäre, es sei denn, es geht gegen Real oder Atletico. Es gibt diese Fans wie in Deutschland oder England nicht. Selbst als Messi seine Tore gemacht hat, gab es zwar Sprechchöre, aber ansonsten war da null Stimmung. Insofern war so eine Atmosphäre durch die vielen Eintracht-Fans schon ganz besonders - und Barca hat es ja auch gestört, dass sie im eigenen Stadion ein Auswärtsspiel hatten.

Du selbst bist einmal in der Bundesliga für den 1. FC Nürnberg aufgelaufen. Wird man da nicht wehmütig, dass es nicht mehrere Spiel vor großer Kulisse geworden sind?

Abutovic:
Man muss wissen, dass mich damals Heinz Höher nach einem Probetraining aus Freiburg zum Club geholt hat. Höher wurde dann aber Manager und Hermann Gerland Trainer. Der hatte mich nicht gekannt, zudem war ich 13 Monate verletzt. Grundsätzlich wollte Gerland aber auch nicht so einen Spielertypen wie mich haben, da hatte ein Thomas Brunner bessere Karten. Ich will die Zeit beim Club aber keinesfalls missen. Ich bin in Schwäbisch Hall groß geworden, da gibt's entweder den VfB oder den Club. Das war schon eine große Sache, dort einmal zu spielen.

Welche Highlights sind aus der Zeit in Erinnerung geblieben?

Abutovic:
Wenn man an einem Freitagabend an den Bökelberg nach Gladbach fährt oder mit der Mannschaft zum UEFA-Cup-Spiel zum AS Rom fliegen darf, wo dann unser Bus mit Steinen beworfen wurde. So etwas bleibt in Erinnerung, auch wenn ich durch die Verletzungen nur selten im Kader war.

Über die 2. Liga und Schweinfurt ging es dann zur SpVgg Bayreuth in die damals drittklassige Bayernliga. War das eher Profi- oder Amateurbereich Anfang der 1990er-Jahre?

Abutovic:
In meinem Fall war es absoluter Profibereich. Ich war unter Trainer Norbert Hofmann eine feste Größe, machte meine Tore. Das lief richtig gut für mich. Wir lachen heute noch, wenn wir uns am Sportplatz sehen, über meine "leichten Zerrungen", wegen denen ich das ein oder andere Training damals verpasst habe. Man muss dazu sagen, dass ich damals in Stein und dann in Schwaig gewohnt habe und nach der Wiedervereinigung die Autobahn in Richtung Bayreuth viele Baustellen hatte.

Von Bayreuth ging es 1994 dann in die BOL zum SK Lauf als Spielertrainer. Wie kam es zu dem Schritt in den reinen Amateurfußball?

Abutovic:
Mir war die Fahrerei nach Bayreuth einerseits zu viel, andererseits habe ich ein super Angebot aus Lauf bekommen. Ich war da einige Jahre zuvor mal nach meiner Muskelverletzung zu Schweinfurter Zeiten beim Training, weil ich mich wieder herantasten wollte und in Schwaig gewohnt habe. Das war eine lustige Geschichte: Ich hatte ein BMW-Cabrio, bin da mit meinen langen Haaren und lässiger Hose hingekommen. Die wussten nicht, dass ich aus der 2. Liga bin und dachten sich, was ist denn das für ein Vogel. Dann habe ich die schwindlig gespielt und bleibenden Eindruck hinterlassen. (lacht) Wir sind mit Lauf in die BOL aufgestiegen. Mein Nachfolger beim FC Bosna, Dragan Misetic, war damals mein Stürmer und hat uns zum Aufstieg geschossen.

Aleksandar Abutovic im Jahr 2004 bei einem Benefizspiel in Wichsenstein.
Andi Bär

Es ging dann aber schon noch in den ambitionierten Bereich zurück, wenn man die Stationen als Trainer der SpVgg Bayreuth und Spieler bei Jahn Regensburg sieht...

Abutovic:
 Das muss man unterscheiden: Bayreuth hatte damals finanzielle Probleme, ich war Spielertrainer für kleines Geld in der Bayernliga. Mit 33 Jahren bin ich noch als Spieler zu Jahn Regensburg gewechselt. Das war im Nachhinein ein Fehler. Ich hatte da von Anfang an keinen leichten Stand, weil die Presse mich schon als heimlichen Nachfolger für Trainer Josef Schluderer beschrieben hatte. Was kaum einer weiß: Ich hatte per Handschlag von Manager Georg Volkert beim Club den Posten als Amateurtrainer zugesagt bekommen, der Vorstand hat sich aber dann doch dagegen ausgesprochen.

Statt zurück zum Club ging es in die Landesliga zum BSC Erlangen, dann in die Bezirksliga zum TSV Johannis 83, Azzurri Nürnberg und Dergahspor Nürnberg. War die Profikarriere als Trainer ad acta gelegt?

Abutovic:
 Ja, das schon, aber ich will diese Zeit absolut nicht missen! Beim BSC hatten wir eine Bombenmannschaft, waren auf dem Sprung in die Bayernliga. Wenn ich da an Spiele gegen Neumarkt mit Gegenspieler wie Dimi Evangelou vor 1200 Zuschauer denke, das war großartig! Aber dann wurde ich als Tabellenzweiter entlassen, weil ich den 2. Vorstand nicht aufgestellt habe. Ich blicke immer noch sehr gerne auf all die Stationen zurück, es hat wirklich überall Spaß gemacht. Wir hatten super Mannschaften, das Problem war aber in diesen Ligen, dass dann irgendwann Sponsoren aufgehört haben und der Stecker gezogen wurde.

Wenn man heute die Entscheidung zwischen Stadion und Sportplatz treffen müsste...

Abutovic:
...geht es für mich immer an den Sportplatz! Ich schaue mir lieber Schwaig gegen Buch an, als ins Stadion zu gehen. Ich glaube, beim Club war ich in den letzten zehn Jahren drei Mal. Aber der Sportplatz, Bratwurst, Radler und über Gott und die Welt quatschen, das krieg ich nicht mehr aus mir heraus. Das hat mir in Barcelona auch extrem gefehlt, das muss ich ehrlich sagen - so toll die Zeit dort auch war!

Als Trainer der Saison 2009/2010 in der Bezirksoberliga Mittelfranken wurde Aleksandar Abutovic in Diensten des SK Lauf von der anpfiff-Redaktion gewählt. 
Ralph Strobl

Wie kam es eigentlich zum Wohnortwechsel nach Barcelona?

Abutovic:
Ich war da 2010 dort und habe mich sofort in die Stadt verliebt. Ich war damals solo, hab dann mein Haus in Schwaig aufgegeben und bin mit zwei Koffern nach Barcelona geflogen. Insgesamt wurden daraus mit Unterbrechung sieben Jahre in einer wunderbaren Stadt.

Und warum die Rückkehr vor drei Jahren?

Abutovic:
Die Stadt ist 24 Stunden in Bewegung. Das bedeutet auch Hektik und Stress. Das ist dann irgendwann auch gut. Mir reicht es, wenn ich da noch zwei, drei Wochen in der tollen Stadt bin. Und: Ich wollte tatsächlich auch wieder zurück zum Fußball!

Hast du den Amateurfußball aus der Ferne weiter verfolgt?

Abutovic:
Immer! Ich hatte noch so viele Freunde und ehemalige Mitspieler, die da immer noch mitmischen, da könnte ich jetzt eine ganze Reihe aufzählen. Da ist der Bezug nie weg gewesen.

Sieben Jahre lebte Aleksandar Abutovic in Barcelona.
privat

Wie hat sich der Amateurfußball in den letzten 15 Jahren aus deiner Sicht verändert?

Abutovic:
Das Freizeitangebot ist einfach größer geworden. Dementsprechend fehlen immer mehr diese Typen, für die eine gepackte Sporttasche noch am wichtigsten ist. Die Prioritäten und die Einstellung zum Amateurfußball haben sich verändert. Wenn der Spaß am Fußball bei den Spielern nicht vorhanden ist, tut man sich auch selbst schwerer mit der Motivation. Das ist dann ein schleichender Prozess.

Also war der Abschied nach der Rückkehr zum SK Lauf und dem Engagement beim FC Bosna einer für immer?

Abutovic:
Nein, absolut nicht! Mir hat die Pause im letzten halben Jahr gut getan, aber ich habe mir weiterhin Spiele angeschaut und schon gemerkt, dass ich wieder Lust hätte, eine willige Mannschaft zu übernehmen. Ich habe viele Vereine erlebt und immer etwas bewegen können. Mir macht es Spaß, wenn man Spieler - und letztlich auch eine Mannschaft - eine Stufe besser machen kann. Da spielt die Liga keine Rolle.

Demnach war die A-Klasse und Kreisklasse zuletzt keine Ausnahme?

Abutovic:
Es kommt mir als Trainer darauf an, dass ich nicht um Platz acht spielen will. Natürlich weiß ich, welche Abstriche man in einer Liga an Professionalität machen muss. Ich mache das nicht wegen dem Geld, ich weiß doch auch, wie es den Vereinen geht! Ich brauche vielmehr das Gefühl, dass man mit der Truppe etwas erreichen kann. Das kann ein Klassenerhalt sein oder ein Aufstiegsziel. Einen Druck sollte man ausgeben und sich diesem auch stellen. Es sollte eine Aufgabe sein in einem Rahmen, in dem sich der Verein bewegen kann und sich auch traut etwas bewegen zu wollen. So war ich auch bei Bosna zu 100 Prozent hinter der Aufgabe gestanden, obwohl ich vorher noch nie in der Klasse trainiert habe - und ich mich am Anfang ehrlich gesagt auch gefragt habe, was ich hier eigentlich mache.

Mit dem FC Bosna Nürnberg gelang der Aufstieg aus der A-Klasse in die Kreisklasse, auch wenn die Corona-Zeit einige Probleme mit sich brachte.
fussballn.de / Gitzing

Beim Amtsantritt bei Bosna im Oktober 2019 haben wir über deutsche Disziplin und Balkan-Blut gesprochen.

Abutovic:
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Das war schon immer meine Tugend. Ich habe mich damals, als ich beim Club unterschrieben habe, nicht auf den Profivertrag ausgeruht, sondern war im Wald laufen. Noch heute weiß ich, was ich für mich und meine Fitness zu tun habe. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gehören ebenfalls zur Disziplin, das habe ich immer eingehalten. Da haben einige wohl ein falsches Bild von mir, wenn sie meine langen Haare und meinen Jugo-Namen sehen. (lacht)

Woran hat's dann nach dem Aufstieg mit Bosna gelegen?

Abutovic:
 Uns hat die Corona-Pause schon reingespielt, das muss man ganz klar so sagen. Verletzungen haben ihr Übriges getan. Solche echten Mentalitätsspieler wie die Stupac-Brüder haben brutal gefehlt. Das hat dann zu entsprechenden Ergebnissen geführt. Es wäre mehr drin gewesen, da war ich schon von ein paar Spielern enttäuscht. Letztlich war es dann auch besser für beide Seiten, einen Schnitt zu machen.

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Hintergründe & Fakten

Personendaten


Trainerstationen A. Abutovic

23/24
KL
 
22/23
KL
 
19/21
BL
 
10/11
BL
 
09/10
BOL
02/03
BL
 
98/99
LL
 
96/97
OBERL BAY
 
95/96
BOL
 
95/96
OBERL BAY
 
94/95
BL

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