Idealismus der Kreis-Funktionäre: Mit Auslagenersatz von monatlich 20 Euro - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 30.03.2022 um 12:00 Uhr
Idealismus der Kreis-Funktionäre: Mit Auslagenersatz von monatlich 20 Euro
Der alte ist auch der neue BFV-Kreisvorsitzende in Nürnberg/Frankenhöhe: Thomas Raßbach (57) wurde auf dem Kreistag am Sonntag in Nürnberg-Gartenstadt ohne Gegenstimme als Kreisvorsitzender gewählt. Damit geht der Lehrberger in seine vierte Amtszeit, in der er auf ein bereits eingespieltes Team im Kreis-Ausschuss bauen kann, aber auch einige anspruchsvolle Aufgaben vor sich hat.
Von Marco Galuska
Langjährige Funktionäre wurden aus dem BFV-Kreis Nürnberg/Frankenhöhe verabschiedet.
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Im Vier-Jahres-Zyklus werden im Bayerischen Fußball-Verband in Kreis-, Bezirks- und Verbandstag die Funktionäre gewählt. Und wie es so üblich ist, blicken die Macher im Fußballverband dabei zunächst auf das Gewesene zurück. Eine Übung, die in der Vergangenheit eher selten größere Aha-Erlebnisse produzierte. Der 5. Ordentliche Kreistag Nürnberg/Frankenhöhe 2022 zwang in seiner Rückschau zum Innehalten: "Mit Abschluss des Kreistages im Februar 2018 konnte wohl keiner von uns erwarten, unter welchen dramatischen Auswirkungen der Fußballsport in dieser Legislaturperiode stehen würde. Wir haben seitdem keine vollständige Saison mehr gehabt", sagte der Kreisvorsitzende Thomas Raßbach mit gebotener Demut in der Rückblende auf die vergangenen vier Jahre.

Lob und Kritik im Krisenmanagement

Applaus gab es beim Kreistag von und für die Vereine.
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Ausdrücklich lobte der Lehrberger Fußball-Chef im BFV-Kreis Nürnberg/Frankenhöhe "das gesamte Funktionärsteam, aber auch insbesondere das gesamte Vereinswesen im Großkreis Nürnberg/Frankenhöhe, die sich diesen Herausforderungen stellte und auch weitestgehend meisterte. Diese pragmatische Herangehensweise hätte man sich vielfach auch von den politischen Entscheidungsträgern gewünscht - so war es leider ein endloser Kampf der Vereine und der Verbände gegen die langsam mahlenden Mühlen der Legislative. Ich würde mir hier künftig etwas weniger parteipolitisches Taktieren zu Gunsten von effektiven Entscheidungen 'pro Sport' wünschen. Und grundsätzlich darf die Politik die Basis in den Vereinen nicht im Unklaren lassen."

"Das große Ganze im Auge behalten" - für 20 Euro Auslagenersatz im Monat

Zur Rückschau gehörte auch das Gedenken an prägende Köpfe aus dem Funktionärswesen wie Ludwig Beer (Bezirksspielleiter von 2006-2018), Heinz Frühbeißer (Bezirks-Seniorenspielleiter 2002-2018) oder Martin Sebald (Gruppenschiedsrichterausschuss Nürnberg 1990-2018). Nachgeholt werden konnten auf der Bühne die persönlichen Ehrungen für einige langjährige Funktionäre wie Peter Vasel (50 Jahre im Ehrenamt), dem langjährigen Kreisschiedsrichterobmann Hans Rößlein (34), den Herren-Gruppenspielleiter Wolfgang Stocker (24) und Uwe Paul (20).

Uwe Paul (links) war eine jener "Seelen im BFV-Kreis Nürnberg/Frankenhöhe", der vom Kreisvorsitzenden Thomas Raßbach gebührend verabschiedet wurde.
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Raßbach war es ein besonderes Anliegen "die Seele(n) des Kreises Nürnberg/Frankenhöhe" hervorzuheben: "Das sind die Funktionäre, die in den vergangenen Jahren, aber auch in den kommenden Jahren nach bestem Wissen und Gewissen für ihre Vereine den Spielbetrieb sicherstellen. Diese ehrenamtliche Tätigkeit, für die wir einen monatlichen Auslagenersatz für Telefon-/Internetauslagen in Höhe von 20 Euro erhalten, bedeutet für uns, immer das Beste für den Kreis Nürnberg/Frankenhöhe erreichen zu wollen. Dabei müssen wir jedoch immer das große Ganze im Auge behalten und können damit naturgemäß nicht immer auf jedes Einzelanliegen der Vereine eingehen – auch wenn diese oftmals berechtigt sind."

Auf jenes Verständnis konnte Raßbach am Sonntag im Eventsaal in der Nürnberger Gartenstadt auch bauen. Obwohl im Vorfeld die geringe Teilnahme der Vereinsvertreter beim unter 2G-Bedingung stattfindende Kreistag für ein wenig Missstimmung gesorgt hatte, so gab es für die Arbeit der Funktionäre auf Kreisebene große Zustimmung, sämtliche Wahlvorgänge verliefen einstimmig. Vor Raßbachs Amtsantritt 2010 hatte es nach der Zwangsehe der Altkreise Nürnberg/Fürth und Frankenhöhe schon noch an einigen Stellen geknirscht, wenn nicht gar gescheppert. Jene Gräben sind längst zugeschüttet - auch mit dem nötigen Pragmatismus, gewisse Eigenheiten den beiden Regionen auch im Gesamtkreis zu erhalten. "Ich denke, dass wir nach zwölf Jahren eine Bilanz hinterlassen haben, die absolut bemerkenswert ist. Dafür gebührt vor allem der Dank meinem Team, das mich in den vergangenen Jahren treu, loyal und immer im Sinne der Weiterentwicklung des Kreises Nürnberg/Frankenhöhe begleitet hat", reichte Raßbach die Lorbeeren weiter.

Zur Weiterentwicklung gehöre es aber auch, personelle Anpassungen vorzunehmen, eine Verjüngung anzustreben und nicht mit einer "Verkrustung und Denken durch die Verbandsbrille" den Kreis zu führen. Die Zäsur der Pandemie solle man als Chance begreifen, um den Jugendfußball bei den Mädchen und Jungs aktiv zu fördern. Und für die Attraktivität des Herrenfußballs in den einzelnen Spielklassen gäbe es auch ordentlich Steigerungspotential.

Maßnahmenpaket für mehr Respekt gegenüber Schiris

Der Kreis-Ausschuss Nürnberg/Frankenhöhe für die kommenden vier Jahre (von links): Sven Bode (Kreis-Schiedsrichterobmann), Thomas Raßbach (Kreisvorsitzender und Kreisspielleiter), Peter Kuhn (Kreis-Jugendleiter), Thorsten Vasel (Kreis-Sportgerichtsvorsitzender), Jörg Salzer (Kreis-Ehrenamtsbeauftragter) und der Bezirksvorsitzende Dieter Habermann.
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Mit Blick auf die Zukunft appelliert der alte und neue Kreisvorsitzende an ein "gelebtes Fair Play" und fordert für seine vierte Amtszeit insbesondere zu einem deutlich besseren Miteinander mit den Schiris auf: "Nach dem Spiel, nach jedem Spiel, ob siegreich oder nicht, gibt man sich die Hand. Vielleicht könnte man sich auch einmal entschuldigen für die ein oder andere verbale Entgleisung während des Spiels. Wir sind doch alle nur Menschen – auch unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter gehören zu dieser Gattung." Die Entwicklung, wonach der Mann oder die Frau an der Pfeife mittlerweile zum Freiwild deklariert wurde, veranlasste Raßbach zur Ankündigung, dass man im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe einer Strömung der Respektlosigkeit mit aller Entschiedenheit und einer "Null-Toleranz-Strategie bei Attacken durch Spieler oder Zuschauer" begegnen werde. "Umgekehrt gehört sich aber genauso ein respektvolles Auftreten der Schiris samt Akzeptanz eigener Fehler. Gerade am Sportplatz sollte man sportlich miteinander umgehen!" Wie man daran arbeiten kann, das Viertel der fehlenden, aber dringend benötigten Unparteiischen zu minimieren, dazu möchten Raßbach & Co bei den anstehenden Spielleitertagungen für die neue Saison 2022/2023 den Vereinen ein Maßnahmenpaket vorstellen.

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