Burggrafenhof-Coach Juri Judt: Der Zahn der Zeit und der Spaß am Fußball in Huf - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 04.08.2021 um 08:00 Uhr
Burggrafenhof-Coach Juri Judt: Der Zahn der Zeit und der Spaß am Fußball in Huf
Der SV Burggrafenhof war eine jener Mannschaften, welche der Abbruch samt Quotienten-Regel eine Spielklasse gekostet hat. Doch welche Identifikation mit dem Verein in Huf herrscht, zeigte die Tatsache, dass das Team um Spielertrainer Juri Judt im Prinzip geschlossen in die Kreisklasse gegangen ist. Mit zwei Siegen ist der Start beim SVB geglückt - vor allem aber freut man sich darüber, dass der Ball überhaupt rollt. 
Von Marco Galuska
Beim Heimspiel gegen Laubendorf konnten die verletzten Patrick Raab (links) und Spielertrainer Juri Judt nur von außen dirigieren.
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Eine gute Derby-Kulisse, acht Tore, mit dem besseren Ende der Heimelf - der vergangene Sonntag war gefühlt ein Feiertag in Burggrafenhof. Es war wohl in etwa jenes Drehbuch, das sich jeder Kicker nach der Entbehrung des geliebten Hobbys nach gefühlt fast zwei Jahren gewünscht hätte. "Wir wollen einfach wieder kicken, wieder die Normalität zurück", beschreibt Burggrafenhofs Coach Juri Judt dabei jene Grundhaltung, nach der langen Pause, in der viel Demut mitschwingt.

Besondere Motivation im Derby


Der lang vermisste Moment: Einlaufen zum Derby in Burggrafenhof.
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Wenn es dann aber so läuft, dass man gegen den Lokalrivalen und Aufstiegsaspiranten, wie es die SF Laubendorf in der Kreisklasse 3 unbestritten sind, einen 5:3-Sieg landet, ist das freilich das zitierte Sahnehäubchen auf der Sonntagstorte. "Man hat schon im Vorfeld gemerkt, dass da jeder heiß war auf das Derby. Da waren alle besonders motiviert, jeder wollte unbedingt spielen und wenn dann der Gegner ebenfalls Fußball spielen will, Tempo und Qualität mitbringt, dann kommen eben solche Spiele heraus", blickt Judt einerseits zufrieden auf das Heimspiel vom vergangenen Wochenende zurück, will seine Truppe zugleich aber auch weiter antreiben, weil es eben nicht immer ein Derby wie gegen Laubendorf gibt: "Sportlich gesehen muss man dann schon fragen, ob es so spezielle Spiele braucht, um solch eine Einstellung und Leistung zu zeigen."

Jubeln erlaubt: Marco Singer und der SV Burggrafenhof feierten nicht nur einen Prestigesieg, mit sechs Punkten ist die Rückkehr in die Kreisklasse 3 auch bestens geglückt.
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Dabei will der Ex-Profi aber gar nicht so sehr in der Vergangenheit kramen, obwohl es dazu durchaus den Anlass geben würde. Schließlich hing der Abstieg aus der Kreisliga letztlich an nur einem Spiel. Und das hatte der Gegner im vergangenen Herbst abgesagt. "Es bleibt ein Beigeschmack. Wir haben es akzeptiert. Persönlich verstanden habe ich das Ganze aber nicht, wie da mit den Vereinen umgegangen wurde", so Judt.

Nur ein Abgang nach dem Abstieg

Bemerkenswert ist ohnehin, dass der Abstieg aus dem Kreisoberhaus in Burggrafenhof nicht die üblichen Konsequenzen im Kader hatte. Einzig Tobias Guter ist nach Neustadt/Aisch gewechselt. Dafür gab es die Rückkehr von Nick Schelling (aus Hamburg) und Manuel Muscat (vom TB Johannis 88) sowie Nachrücker aus der U19, die in einer Spielgemeinschaft mit Laubendorf läuft, was freilich dem Derby am vergangenen Sonntag noch eine zusätzliche Note gegeben hatte. "Die Jungs, die jetzt dazu gekommen sind, haben alle einen Bezug zum Verein. Das ist ja das Besondere hier. Die Spieler, die schon da sind, bleiben auch. Da habe ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen wegen dem Abstieg gemacht. Wir sind ja schon eher eine etwas ältere Truppe, aus der keiner mehr große Ambitionen hat, woanders zu spielen."

Zusammenhalt auch nach dem Abstieg beim SVB.
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Und die Freude auf den Fußball in Huf war vor der Saison wieder richtig groß, auch wenn Judt den Trainingsplan auf viereinhalb Wochen aufgrund des früheren Starts komprimieren musste. "Ich hätte zwar gerne sechs Wochen Vorbereitung gehabt, aber das Problem hatten in der Liga ja alle. Zum Glück sind wir trotzdem gut durchgekommen und vor dem Saisonstart von Verletzungen verschont geblieben." Ausgerechnet beim Auftakt in Obernzenn knickte dann Torjäger Patrick Raab schon beim Aufwärmen um und musste in den beiden Saisonspielen bislang passen.

Zwei Siege in zwei komplett verschiedenen Spielen

Nichtsdestotrotz gelang ein 1:0-Sieg bei einem defensiv ausgerichteten Gegner auf einem recht kleinen Platz durch einen Treffer von Muscat nach einem Standard. Der 5:3-Sieg gegen Laubendorf zu Hause, war ein komplett anders gelagertes Spiel, das zeigt, dass der SVB in beiden Fällen erfolgreich sein kann. "Klar, wir können nicht klagen, so wie es bisher gelaufen ist. Aber es waren auch erst zwei Spiele und am Sonntag wartet schon das nächste schwere Match in Losaurach. Die haben noch kein Gegentor bekommen, auch beide Spiele gewonnen, das ist sicher ein Brocken, der da auf uns wartet", will Judt den guten Start richtig einschätzen.

Bei der Zielausrichtung für die noch junge Saison spuckt man in Burggrafenhof ebenfalls keine großen Töne, wie der Coach verlauten lässt: "Klar ist, dass wir jetzt nicht einfach nur die Klasse halten wollen, sondern schon oben dabeibleiben möchten. Doch da schauen wir besser immer step-by-step. Denn wir wissen schon, dass einiges passen muss, dass man wieder hochgeht."

Die Uhr tickt

Blick voraus: Juri Judt möchte den Fußball weiterhin nicht missen, auch wenn "der Zahn der Zeit" am 35-jährigen Ex-Profi nagt.
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Der mittlerweile 35-jährige Spielertrainer, der gegen Laubendorf aufgrund muskulärer Probleme aus dem Obernzenn-Spiel nur von außen coachen konnte, möchte auch selbst bald wieder auf dem Platz stehen: "Der Spaß am Fußball ist auch bei mir persönlich weiterhin da. Ich spiele ja fast mein ganzes Leben lang. Allerdings muss man auch so ehrlich zu sich sein, dass der Zahn der Zeit an einem nagt. Das spürt man schon, dass es häufiger mal zwickt und die Uhr eben tickt."

An ein Karriereende denkt Juri Judt zwar noch nicht, "aber es werden halt auch keine zehn Jahre mehr werden." Umso mehr gilt es, die mittlerweile wieder zum Hobby gewordene Leidenschaft so lange und gut wie möglich zu genießen. Mit dem SV Burggrafenhof ist er da auf einem guten Weg - und auch dem unglücklichen Abstieg der Abbruchsaison kann Judt etwas Positives abgewinnen: "Jetzt gibt es dafür jede Menge Derbys. Das macht schon richtig Spaß!"

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