Zahnarzt-Tipp: Zähneknirschen als Volkskrankheit - fussballn.de
Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth
 
Artikel veröffentlicht am 09.10.2020 um 13:00 Uhr
Zahnarzt-Tipp: Zähneknirschen als Volkskrankheit
Beschwerden mit unklarer Ursache sind für Sportler eine sehr frustrierende Angelegenheit. Oftmals liegt eine lange Odyssee bei verschiedenen Ärzten hinten den Betroffenen. Leider wird in solchen Situationen nach wie vor zu selten der Zahnarzt aufgesucht. In einer mehrteiligen Reihe soll deshalb auf die Zusammenhänge zwischen Zahn-, Mund- und Kieferbereich und Beschwerden in anderen Körperregionen eingegangen werden.
Von Dr. Andreas Amann
Schon 2011 ließ sich Manuel Neuer eine an seinem Kiefer angepasste Zahnschiene zur Leistungssteigerung anfertigen. Die in den Medien als „Zahn-Doping“ beschriebenen Zahnschienen sollten dem Torwart zu mehr Kraft, Ausdauer und Flexibilität verhelfen. Zähneknirschen ist bereits seit vielen Jahren als Problem in der Zahnarztpraxis bekannt.

Durch das ständige und unkontrollierte Knirschen kommt es dazu, dass sich die Zähne des Ober- und Unterkiefers gegenseitig aneinander reiben. Die direkten Auswirkungen auf die Zähne sind vor allem der Verlust des Zahnschmelzes. Dabei kommt es, ähnlich wie beim Aneinanderreiben zweier Steine, zur Ablösung des Zahnschmelzes. Zahnschmelz ist die härteste Substanz des menschlichen Körpers und kann nicht nachgebildet werden, er ist also für immer verloren.

Durch einen Zahnarzt kann objektiv festgestellt werden, ob ein Patient stark knirscht oder nicht. Durch das Zähneknirschen entstehen „Spuren“ in den Zähnen, die auf den Verlust der Zahnsubstanz hinweisen. Bei diesen sogenannten Schlifffacetten passen die Einkerbungen in den Zähnen jeweils zu den Einkerbungen des Gegenzahnes im Gegenkiefer, da diese Zähne sich gegenseitig abnutzen.

Unterschied zwischen Knirschen und Pressen

Im Gegensatz zum Zähneknirschen kann man das Zähnepressen nicht so einfach an Abnutzungen der Zähne erkennen. Während sich beim Knirschen der Unterkiefer bewegt, es also zu unbewussten Mahlbewegungen kommt, wird der Kiefer beim Pressen unbewusst stark zusammengedrückt. Dabei bewegt sich der Kiefer nicht oder nur ganz gering, es entstehen aber durch die kräftigen Kaumuskeln große Krafteinwirkungen. Da sich der Unterkiefer nicht oder nur leicht bewegt, kommt es also nicht zum Aneinanderreiben der Zähne und somit nicht zu einer Abnutzung des Zahnschmelzes.

Auswirkungen auf den restlichen Körper

Die Kaumuskulatur, die sowohl beim Knirschen als auch beim Pressen eine über das normale Maß hinausgehende Muskelaktivität aufweist, steht mit verschiedenen anatomischen Strukturen des Kopf-, Hals- und Nackenbereichs in Verbindung. Dadurch kommt es häufig zu Beschwerden in diesen Bereichen. Hierbei ist anzumerken, dass die Kieferbewegungen nicht bewusst und häufig nachts ausgeführt werden. Somit nimmt der Patient die Bewegungen meistens gar nicht wahr und kann diese dann auch nicht steuern. Die erhöhte Muskelaktivität kann einerseits zu einer Über- oder Fehlbelastung der mit der Muskulatur in Verbindung stehenden Bereichen führen. Die häufigsten Beschwerden stellen Verspannungen im Kiefer- und Gesichtsbereich, Kopfschmerzen und Nackenschmerzen dar. Der gesamte Muskelapparat der Kopf- und Nackenregion kann zudem weitere Auswirkungen auf den gesamten Rücken und das Becken haben. Dies kann unter Umständen auch die Ursache für einen Beckenschiefstand oder Schmerzen in der Leistenregion sein.

Auffinden der Ursache als erster Schritt zur Besserung

Entscheidend ist es, die ursprüngliche Ursache der Beschwerden zu finden und zu beseitigen. Diese kann zum Beispiel ein falsch eingestellter Biss sein, in diesem Fall sollte ein Kieferorthopäde aufgesucht werden. Wenn in letzter Zeit ein zahnärztlicher Eingriff stattfand, zum Beispiel eine Füllung oder eine neue Krone eingesetzt wurde, sollte nochmals überprüft werden, ob die neu eingebrachte Arbeit etwas am Biss verändert hat. Oft ist die Ursache aber stressbedingt. Pressen und knirschen in der Nacht ist häufig eine Art, die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten. Unbewusst können die unphysiologischen Kieferbewegungen auch tagsüber ausgeübt werden, meistens dann, wenn man sich konzentriert oder unter emotionaler Anspannung steht.

Schiene als Haupttherapieansatz


Der Haupttherapieansatz in der Zahnmedizin besteht in der Herstellung einer Zahnschiene („Knirscherschiene“). Diese Schiene wird über die Zahnreihe gesteckt und hält von alleine. Das Tragen der Schiene verhindert, dass sich die Zahnsubstanzen durch das Knirschen gegenseitig abreiben. Beim Zähnepressen kann eine Schiene dazu beitragen, dass die Kiefergelenke entlastet und die Kaumuskulatur geschont werden. Die Vermeidung von unphysiologischen Krafteinwirkungen auf die Kiefergelenke und Fehlbelastungen der Kaumuskulatur durch das Tragen einer Schiene kann auch die beschriebenen weiteren Beschwerden der Nacken-, Rücken- und Beckenmuskulatur verhindern.

Fazit und Tipp

Bei Abnutzungsspuren an den Zähnen, unklaren Verspannungen im Kopf-, Nacken- oder Rückenbereich oder wenn selbst beziehungsweise der Partner Geräusche, die auf ein Knirschen hinweisen, wahrnehmen, sollte immer der Zahnarzt aufgesucht werden. Es kann dann nach entsprechender Diagnose eine Schiene angefertigt werden. Auch die Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten sollte in Betracht gezogen werden. Der Physiotherapeut hat hierbei die Aufgabe, die Muskulatur zu lockern und Verspannungen zu lösen. Es sollte sowohl der Zahnarzt an die Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten denken als auch der Physiotherapeut bei verspannter Muskulatur im Kiefer-, Nacken- und Rückenbereich an zahnärztliche Ursachen denken und den Patienten gegebenenfalls überweisen.

-Anzeige-


Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Über den Autor

Dr. Andreas Amann ist selbst aktiver Sportler. Er spielte von der E- Jugend bis zur 1. Mannschaft über mehr als 10 Jahre im Nürnberger Norden Fußball. Seit dem Studium betreibt er aktiv Triathlon, so konnte er unter anderem in den letzten Jahren auch dreimal die Triathlon Langdistanz bei der Challenge in Roth erfolgreich absolvieren.


Zum Thema


mein-fussballn-PLUS

Im kostenfreien mein-fussballn-PLUS-Bereich erhalten Sie persönliche Informationen und können weitere Funktionen nutzen:
-
alle Neuigkeiten, die Ihre Person betreffen (neueste Benotungen, Glückwünsche zu Torerfolgen etc.)
-
persönliches Profil hinterlegen
-
einsehen, welcher User Sie in seine Interessensliste aufgenommen hat
-
Spiel- und Trainingspläne erstellen und ausdrucken
-
Teilnahme an Gewinnspielen und Umfragen

Meist gelesene Artikel



Diesen Artikel...