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Artikel veröffentlicht am 16.04.2017 um 20:02 Uhr
"Weghören halte ich trotzdem für kontraproduktiv"
"Lern du erstmal deutsch" - ein zugegeben provokativer Ausspruch, den man (leider) nicht zum ersten Mal auf einem Fußballplatz vernommen hat. Nicht alltäglich hingegen die Folgen: Weil Kalchreuths Kapitän Markus Giering jene Aussage eines Gegenspielers gegenüber einem seiner Mitspieler nicht akzeptieren wollte, und den Kapitän der SpVgg Hüttenbach "als Rassist" bezeichnete, flog er selbst mit der Roten Karte vom Platz.
Von Marco Galuska

Vorne weg betonten die Kalchreuther schon unmittelbar nach Spielschluss, dass das Verhalten der SpVgg Hüttenbach sehr fair gewesen sei und diese ebenfalls versuchten, dem Unparteiischen zu überzeugen, dass der Platzverweis gegen FCK-Kapitän Markus Giering nicht gerechtfertigt sei. Doch der Referee ließ sich nach Spielende auf keinerlei Diskussionen ein - das Sportgericht wird nun einen ungewöhnlich gelagerten Fall verhandeln müssen:


Wir schreiben die 80. Spielminute in der Partie zwischen der SpVgg Hüttenbach und dem 1.FC Kalchreuth. Der FCK begeht am eigenen Strafraum ein Foul und die Heimelf erhält den folgerichtigen Freistoß. Als sich der Kalchreuther Innenverteidiger Branko Mircetić einen Wortwechsel mit dem Hüttenbacher Kapitän Loch liefert, fährt dieser ihm mit dem Satz "lern' du erst mal deutsch" über den Mund.


"Ein Satz, wie er wohl oft in der Emotion vorkommt, und den auch niemand zu hoch hängen sollte", sagt Kalchreuths Kapitän Markus Giering einen Tag später. In der Partie sei er "emotionalisiert gewesen - genau wie die anderen 21 Spieler auch."


Kalchreuths-Kapitän Markus Giering stellte sich vor seinen Mitspieler und wurde dafür bestraft. | Foto: fussballn.deKalchreuths-Kapitän Markus Giering stellte sich vor seinen Mitspieler und wurde dafür bestraft. | Foto: fussballn.de


Als Kapitän der Kalchreuther ergriff Giering am Samstag sofort Partei für seinen Innenverteidiger und fragte den gegnerischen Kapitän kurzum, was dieser denn für ein Rassist sei, und betont außerdem hörbar, dass solche Äußerungen hier nichts verloren hätten.


Ein Statement, das Giering auch am Tag danach wiederholt: "Ich möchte dem Spieler in keinster Weise Ausländerfeindlichkeit vorwerfen. Ein solcher Satz passiert am Platz und in der Emotion, und er hat sich danach bei Branko entschuldigt. Die Tatsache, dass solche Aussagen passieren, macht es für mich aber nicht weniger falsch. Ich würde von jedem meiner Mitspieler erwarten, dass sie sich vor ihre Kollegen stellen und die Stimme heben, wenn es zu einem solchen Fall kommt. Noch auf dem Platz habe ich mich mit Loch unterhalten und wir haben das Wortgefecht ad acta gelegt. Einen Spieler aber dafür mit einem Platzverweis zu bestrafen, der bei solchen Sätzen, wie sie gefallen sind, eben nicht weghört, halte ich in der heutigen Zeit für mehr als kontraproduktiv", so Giering weiter.


Das Wortgefecht, es war wohl eines wie es aus der Emotion heraus in anderer oder ähnlicher Form tausende Male am Fußballplatz vorkommt. Und dennoch sah sich der Kapitän der Kalchreuther in dieser Szene gefordert und trat dazwischen. Ob ein Spieler hierfür durch den BFV aufgrund einer angeblichen Beleidigung gesperrt werden kann, muss nun das Sportgericht entscheiden - Fehlen wird Giering den Kalchreuthern im morgigen Nachholspiel gegen Schwaig zumindest schon mal.


Gierings Aussage bleibt am Ende stehen: "Ich würde in Zukunft auch lieber einmal zu viel einschreiten als einmal zu wenig, wenn auch vielleicht mit einer bedachteren Wortwahl."



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