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Artikel veröffentlicht am 15.02.2012 um 06:59 Uhr
Das Fundament wackelt nicht: FC Azzurri setzt auf kontinuierliche Arbeit
Die Neuauflage des FC Azzurri, eingegliedert beim SV 73 Süd, war in der vergangenen Saison eine einzige Erfolgsgeschichte mit der souveränen Meisterschaft und dem direkten Aufstieg in die A-Klasse. Einige Rückschläge hatten die Italiener in ihrer zweiten Saison nun bereits zu verkraften und finden sich - rein tabellarisch gesehen - im Niemandsland der A-Klasse 7.
Von Marco Galuska

Jetzt sind sie also gekommen, die gewöhnlichen und außerordentlichen Rückschläge, die Kritiker den Azzurris früh prophezeit haben und die auch für den Initiator der Neuauflage des FC Azzurri, Sandro Selce, nicht überraschend auftauchten. Waren die Italiener in ihrer Premieren-Saison als SV 73 Süd III praktisch nur auf der Sonnenseite des Fußballlebens, so deutet Platz neun nach dem Aufstieg auf eine Saison im grauen Mittelfeld der Tabelle der A-Klasse 7 hin. Die Bestandsaufnahme, die Selce zu Beginn der Vorbereitung auf die Rückrunde macht, fällt dennoch unterm Strich zufriedenstellend aus. "Es könnte sportlich freilich noch besser sein, wir liegen ein paar Plätze hinter den Erwartungen zurück, aber wir haben in schwierigen Zeiten zwei Mannschaften mit relativ breitem Spielerkader im Spielbetrieb. Der eingeschlagene Weg steht auf einer soliden Basis, das ist mir schon noch wichtiger", weis der Kontiki-Chef die aktuelle Situation bei seinen Azzurris einzuordnen.


Sandro Selce

Italienische Leichtigkeit mit deutschen Pflichtbewusstsein möchte Sandro Selce beim FC Azzurri verbinden - nach dem tollen Start kann der Verein mittlerweile auch Rückschläge verkraften.
Foto: fussballn.de

Dass "Azzurri reloaded" keine Eintagsfliege bleiben sollte, liegt auch an der differenzierten Herangehensweise Selces: "Mir ist wichtig, dass die Gemeinschaft stimmt und es gibt nichts Schöneres als diese beim Sport zu verfolgen. Ich wollte wieder etwas mit italienischen Wurzeln schaffen. Doch von alleine geht nichts. Es ist doch bei den ausländischen Vereinen oftmals so, dass die Begeisterung für etwas Neues schnell kommt, aber genauso schnell die Lust daran auch wieder verloren geht. Da sind sich die Deutschen ihrer Aufgaben im Verein einfach bewusster." Sandro Selce und sein Bruder Giovanni haben ihre eigenen Erfahrungen gemacht, als es vor mehreren Jahren sportliche steil bergauf ging mit dem FC Azzurri, ehe sie sich aus der Führung zurückzogen und am Ende der große Knall mit der Abmeldung vom BFV folgte. "Aus Fehlern muss man lernen. Ich weiß um die Stärken und Schwächen der verschiedenen Generationen. Es ist eine spannende Herausforderung die jeweiligen Stärken zu verbinden und zu versuchen die Schwächen gegenseitig aufzufangen", sagt Sandro Selce, der den Werdegang des Vereins seit Kindesbeinen unmittelbar miterlebt hat, und weiß dabei, dass sich die Aufgaben im Verein auf mehrere Schultern verteilen müssen.


FC Azzurri

Der Spanier Jose Leal (rechts, graues T-Shirt) ist die "gute Seele" der Azzurris und für die Italiener unverzichtbar.
Foto: fussballn.de

So war der FC Azzurri im Jahr 2010 auch nicht als One-Man-Show konzipiert. "Es geht nicht alleine und es geht auch nicht von alleine", sagt Sandro Selce und verweist auf die Helfer, die beim Neuaufbau mit angepackt haben. Ein entscheidender Schritt war freilich auch die nicht unumstrittene Entscheidung, die Mannschaft beim SV 73 Süd einzugliedern. Doch die hervorragende Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem 2. Vorstand Dieter Rösch, den Selce als "externen Berater und Bindeglied" bezeichnet, stellt eine große Erleichterung im Bereich administrativer Aufgaben dar. Zudem sei die Infrastruktur in der Werderau hervorragend, das mache vieles einfacher. "Da wurden uns viele Sorgen im organisatorischen Bereich abgenommen, auch wenn diese Konstellation für uns sportliche Risiken beinhaltet", deutet Selce auf die an das Kreisliga-Team der Süder abgegebenen Spieler wie Enrico Migliaccio und Paolo Pilloni hin.


Eine wichtige Stütze im Azzurri-Konzept ist auch Jose Leal. Der Spanier, der über Jahrzehnte in führender Position bei Centro Espanol tätig war, ist die gute Seele des Vereins. "Auf ihn ist absolut Verlass. Er ist als Erster auf dem Platz und geht als Letzter. Er kümmert sich um so viele Dinge und will dabei nicht im Vordergrund stehen. Da kann man Geld und Zeit investieren, aber ohne solche Leute wie José Leal können kleine Vereine langfristig nicht überleben, denn man muss ja auch vor Ort sein und das schaffe ich selbst nur ab und zu", weiß Selce um die Verdienste seines "Mädchen für alles", der wiederum von seinem spanischen Landsmann Andres Gutierrez toll unterstützt wird.


FC Azzurri

Für Walter Wolf (links) sind die Azzurri eine "Herzensangelegenheit": Disziplin und Ordnung gehören für den erfahrenen Coach neben dem Spaß zum Fußball.
Foto: Azzurri

Im sportlichen Bereich erwies sich die Rückkehr von Walter Wolf als rechte Hand von Trainer Marco Princiotto als besonders wertvoll. "Er war einer der ersten Trainer, der uns schon in der vorherigen Generation immer wieder in der Spur gehalten hat. Walter hat, wenn es sein musste, am Ego mancher Spieler gekratzt und Disziplin vermittelt", erinnerte sich Selce an Wolf und konnte ihn auch für die neue Azzurri-Truppe wieder gewinnen. "Für mich war Azzurri schon immer eine Herzensangelegenheit. Marco Princiotto ist ein junger Trainer, den ich selbst schon trainiert habe und mit dem ich mich sehr gut verstehe", sagt Wolf. Der 55-jährige Coach freut sich aktuell auf einige Neuzugänge, die er bereits als Jugendtrainer beim ESV Rangierbahnhof unter seinen Fittichen hatte. So verstärken seit dem Winter Oliver Lusic (KSD Hajduk) und Dimitri Hefel (TSV Falkenheim) den Kader. Mit Petar Brainovic (KSD Croatia) und Daniel Holler (TSV Marloffstein) sollen die Abgänge von Manfred Schreiber (TSV Winkelhaid), Denis Migliaccio (pausiert) und Dominik Steinlein, der Enrico Migliaccio und Pilloni zur U23 der Süder folgt, kompensiert werden. Der interne Wechsel von der A-Klasse (Süd III) in die Kreisliga (Süd U23) sei nachvollziehbar, da der sportliche Reiz sicherlich nicht immer mit einer tollen Rundumversorgung ("Ich glaube es gibt kaum A-Klasse-Mannschaften, für die im Umfeld so viel gemacht wird", so Selce) aufgewogen werden kann, sagt man sich im Lager der Italiener.


Während man mit Azzurri II (SV 73 Süd IV) in der Premierensaison im oberen Bereich der B-Klasse 9 sehr gut platziert ist, möchte man mit Azzurri I, sprich SV 73 Süd III, die Saison auch gerne im oberen Tabellendrittel abschließen und ist dabei zuversichtlich, vor allem dann, wenn Abwehrchef Maurizio Scigliuzzo nach überstandener Verletzung zurückkehren wird. "Uns ist durch Verletzung und Wechsel praktisch die komplette Abwehr weggebrochen, dass war schwer zu kompensieren", liefert Selce eine Begründung für die eher magere Position in der Tabelle. Der wohl bitterste Moment in der Zeit nach dem Neustart ereignete sich aber bereits kurz nach Saisonbeginn, als Spielertrainer Princiotto sich zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ und dafür bis Saisonende gesperrt wurde. "Das war ein schwerer Rückschlag für uns. Abgesehen vom sportlichen Verlust, dass uns Marco auf dem Platz fehlt, ist es natürlich insgesamt eine beschämende Geschichte. Vielleicht kann man es aus einer privaten Perspektive anders sehen, aber in meiner Position bei Azzurri muss ich das scharf verurteilen, da gibt es keine Diskussion. Das geht nicht, egal welche Provokation vorangegangen ist, so etwas gehört sich nicht, schon gar nicht am Fußballplatz", findet Selce klare Worte, hat sich aber längst mit Princiotto, den er über Jahre kennen und schätzen gelernt hat, ausgesprochen und blickt insgesamt zuversichtlich voraus: "Unsere Basis stimmt, das zeigt mir die Tatsache, dass wir uns auch von solchen gravierenden Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Doch damit das so bleibt, dafür muss man weiter gut arbeiten, nur dann ist die Basis auch morgen noch da."

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