"Ultra"starke Fans: Der zwölfte Mann des ASV Hollfeld - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 10.03.2008 um 08:30 Uhr
"Ultra"starke Fans:
Der zwölfte Mann des ASV Hollfeld
Eine italienische Zeitung prägte in den 1960er Jahren den Begriff "Ultrá" und bezeichnete damit fanatische Anhänger, die ihre Mannschaft "immer und überall bestmöglich unterstützen". Sie grenzen sich jedoch deutlich gegen gewaltbereite Hooligans ab und präferieren die lautstarke Anfeuerung ihres Teams, kombiniert mit einfallsreichen Choreographien. BOL-Aufsteiger ASV Hollfeld kann sich auf eine solche Gruppierung verlassen. anpfiff sprach mit "Gründervater" Daniel Amschler.
Von
Bernd Riemke
In Eigenregie errichteten die Ultras ihren Fanblock, von dem aus die eigene Mannschaft lautstark angefeuert wird.
Hollfeld Ultras
Wir schreiben das Frühjahr 2006. Der ASV Hollfeld schickt sich gerade an, den Aufstieg in die Bezirksliga zu realisieren und eine kleine Gruppe von begeisterten Anhängern feuert ihre Mannschaft dabei lautstark an. "So etwas muss doch häufiger machbar sein", war Daniel "Mickey" Amschler überzeugt davon, die Kräfte zu bündeln. Am 23. August 2006 war es dann schließlich soweit. In einer ortsansässigen Kneipe wurden die "Ultras Hollfeld" ins Leben gerufen. Neun Gründungsmitglieder schickten sich an, die Massen zu mobilisieren und was niemand für möglich hielt, wurde schon bald freudige Realität. "Wir konnten einen unglaublich großen Zulauf binnen kürzester Zeit verzeichnen", erinnert sich Amschler an die Anfänge. So zählt die Fanvereinigung inzwischen über 100 Mitglieder, von denen mindestens zwanzig zum harten Kern zu zählen sind, die bei wirklich jedem Spiel mit großer Begeisterung an der Seitenlinie stehen.
Finanzieller Gewinn? Nein, danke!
Stolz sind die Ultras auf ihre geleistete Arbeit bei der Einweihung des Fanblocks. Mitbegründer Daniel Amschler (2.v.li.) und Ehrenmitglied Karin Barwisch (3.v.re.)
Hollfeld Ultras
Einheitliche Kleidung, diverse Fanschals, Autowimpel und -aufkleber sind dabei selbstverständlich, wobei der erwirtschaftete Gewinn nicht in die eigene Tasche gesteckt wird. "Das Geld wird am Jahresende 'verfeiert'", schwärmt Amschler beispielsweise von der letzten Saisonabschlussparty, bei der mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga nicht nur der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gefeiert werden konnte, sondern man sich gleichzeitig auch selbst hochleben ließ. Dass jedoch nicht jeder Euro in Bratwurst und Gerstensaft investiert wird, darauf achten die Ultras seit Anbeginn sehr genau. So wurde mit Spenden unter anderem die Jugendabteilung des ASV bedacht, ebenso die Behinderten-Werkstatt in Bayreuth oder die "Hollfelder Tafel", die Bedürftigen eine warme Mahlzeit zukommen lässt. War das erste Projekt, der Bau einer Anzeigentafel am Sportplatz, noch vergleichsweise übersichtlich, so nahmen die Ultras im Sommer 2006 gleich das erste große Highlight in Angriff. Um ihre Mannschaft "bei Erfolg aber auch Misserfolg tatkräftig zu unterstützen" wurde ein eigener Fanblock geplant und nach rekordverdächtigen fünf Monaten Bauzeit auch im Dezember 2006 seiner Bestimmung übergeben. Dank der großzügigen Unterstützung von Bürgermeisterin Karin Barwisch, die für die Materialbeschaffung verantwortlich zeichnete, errichteten die Fans in kompletter Eigenleistung ihren eigenen Fanblock.
Intensive Spielvorbereitung auch bei den Fans
Barwisch wurde daraufhin zum Ehrenmitglied ernannt und die Anerkennung der Ultras in Ort und Verein war nicht mehr aufzuhalten. "Als die Mannschaft sich nach einem Spiel nicht bei uns Fans bedankte, hat der Trainer in der Kabine getobt", erzählt Amschler, dass die Spieler üblicherweise sehr wohl zu schätzen wissen, was die eigenen Anhänger an Energie investieren. Vor jedem Heimspiel findet eine Sitzung statt, auf der neue Aktionen geplant und besprochen werden. Am Spieltag selber treffen sich die Fans dann bereits eine Stunde vor dem Anpfiff, um mit Gesängen und Trommeln die Stimmung anzuheizen. Ausschreitungen hat es dabei noch nie gegeben. Auch nicht bei dem unvergesslichen Auswärtsspiel beim FC Türk Hof in der vergangenen Saison als die Vorentscheidung im Titelrennen anstand. "250 Türken waren da und haben ordentlich Gas gegeben. Dann kamen wir mit 100 Leuten und haben den Spielern schon beim Einlaufen Gänsehaut verpasst", ist Amschler zurecht stolz auf das, was seine Ultras innerhalb eines guten Jahres auf die Beine gestellt haben.
Bengalische Feuer gehören der Vergangenheit an
Für Gänsehaut-Atmosphäre sorgten die bengalischen Feuer der Ultras vor dem Spiel. Diese wird es nicht mehr geben, doch die elektrisierende Stimmung bleibt erhalten.
Hollfeld Ultras
Der Umzug durch den Ort auf einem Tieflader nach dem geglückten Aufstieg in die Bezirksoberliga könnte in diesem Jahr noch getoppt werden, falls der Durchmarsch in die Landesliga tatsächlich gelingen sollte. Auf die imposanten bengalischen Feuer, die die Ultras jeweils zum Einmarsch der Mannschaften gezündet haben, müssen die Hollfelder in Zukunft jedoch verzichten. "Das war jedesmal mit dem Schiedsrichter abgesprochen, doch einmal haben wir das leider vergessen, woraufhin eine Meldung ans Sportgericht ging und uns das Abbrennen des Rauchs seither untersagt wurde", bedauert Amschler selbst dieses Missgeschick. Doch davon allein ist der Erfolg der Mannschaft sicher nicht abhängig und unterkriegen lassen sich die Ultras erst recht nicht. Auch ohne Rauch und Feuer gibt es für den ASV und seine Fans in dieser Spielzeit schließlich genug Grund zum Feiern. Die Spieler könnten sich jedenfalls auf die Unterstützung von den Rängen verlassen. Eine Unterstützung, die die Akteure nicht mehr missen möchten. "Heut passiert uns nichts - unsere Fans sind da", genießen die Kicker des ASV die Anfeuerung, die schon zu manch emotionalen Momenten geführt hat und dies sicher auch in Zukunft noch häufiger tun wird...
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