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Artikel veröffentlicht am 05.07.2008 um 00:01 Uhr
Neulinge BOL – TSV Neudrossenfeld:
"Jetzt nicht nachlassen!"
Fast schon unheimlich makellos scheinen die Verhältnisse bei einem sehr interessanten Bezirksoberliga Neuling. Beim TSV Neudrossenfeld scheint derzeit alles zu wachsen, sogar vernünftig zu wachsen. Es geht um die Infrastruktur und die Organisation des Vereins. Es gibt den sportlichen Macher, sowie einen sehr ehrgeizigen, detailverliebten Trainer und natürlich eine ambitionierte Fußballmannschaft. Einer von vielen Gründen, warum man sich gehörig auf die kommende Bezirksoberliga freuen darf.
Von
Maximilian Pottler
Gerade die Liga Neulinge, die ja bis auf Wacker Trailsdorf wirkliche Neulinge sind, versprechen einiges. Jeder der Vereine besitzt ein eigenes Erfolgsmodell. In Trailsdorf, wo der Tüftler Manni Schmitt am Werk ist, setzt man auf Erfahrung. Für die Trailsdörfer ist das alles nichts Neues, was auch der elfte Platz in der ewigen Bezirksoberliga-Tabelle zeigt. Aufregung herrscht vielmehr beim Zentralverein aus Thierstein, wo vor elf Jahren noch in der untersten Klasse um das sportliche Überleben gekämpft wurde. Heute reibt man sich verwundert die Augen und sieht, was durch einen seriösen Sponsor möglich wird. Es muss auch nicht immer ein russischer Öl-Milliardär sein. Als nächstes das Jugendmodell aus Bamberg. Die DJK Don Bosco überrannte vergangene Saison die Bezirksliga. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Ein vernünftiger, eigentlich vorbildlich wirtschaftender Verein bildet für Trainer Georg Lunz die optimale Basis, um quasi klinsmännisch seine hungrigen Spieler mit jeder Einheit ein bisschen besser zu machen. Bleibt der TSV Neudrossenfeld, der wohl von allem etwas hat.
Nur drei Spieler verlassen die Meistermannschaft. Mit Florian Kraus (19) und Paul Konov (20) von der SpVgg Bayreuth II, sowie dem Torwart Maik Thiel (24) von der SpVgg Weiden wurde allerdings schon vielversprechender Ersatz gefunden.
privat
Mannschaftliche Geschlossenheit
Die Meisterschaft holte man sich letztlich ähnlich souverän, wie Don Bosco. Vor allem die grandiose Rückrunde mit lediglich zwei Unentschieden zeigt die fußballerische Wucht, mit der sich Neudrossenfeld in die Bezirksoberliga katapultiert hat. 91:18 Tore, was ist das Prunkstück der Mannschaft, Abwehr oder Sturm? „Natürlich die mannschaftliche Geschlossenheit", deutet Trainer Detlef Hugel die Zahlen. Er hat so seine Lieblingsvokabeln, das wird recht schnell deutlich. „Das Team steht klar im Vordergrund, es geht nicht um Einzelspieler." Deswegen will er eigentlich keinen hervorheben. Er legt sehr viel Wert darauf, dass die Spieler charakterlich in die Mannschaft passen. Viele gute Fußballer hätten sich die letzte Zeit selbst angeboten, doch sie hätten nicht ins Konzept gepasst und so musste man ihnen absagen. „Die Stimmung in der Mannschaft ist top und die Mischung passt" selbstverständlich auch. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 24 Jahren. Es gibt aber auch die älteren Spieler, die mit ihrer Erfahrung der Mannschaft den Halt geben. Ein namentliches Beispiel gibt Hugel dann doch. Cristoph Bauer mit seinen 25 Jahren zählt natürlich zu den Leistungsträgern, schon allein aufgrund seiner Bayernliga Erfahrung bei den Spielvereinigungen aus Bayreuth und Weiden.
Modern und offensiv
Ansonsten spricht der Trainer viel lieber von anderen fußballspezifischen Dingen: Von der Einführung der Viererkette beispielsweise und seiner spielintelligenten Mannschaft, wobei damit nicht nur die Studenten gemeint sind. So erklärt sich auch die fulminante Rückrunde. Zu Beginn der Aufstiegssaison war der Trainer selbst ein Neuzugang. Dazu kamen weitere acht neue Spieler und ein neues System. So hatten sie wirklich eine Menge zu tun in Neudrossenfeld. „Eine ganz neue Mannschaft musste sich bilden." Doch die Rechnung ging auf und spätestens ab der Rückrunde war man das dominierende Team der Bezirksliga. Natürlich muss man auch von den Zielen reden, das ist üblich im Fußballgeschäft, vor allem im Vorfeld einer neuen Saison. „Jetzt nicht nachlassen", lautet die clevere Antwort vom Trainer und man kann sich denken, dass ein Verein mit diesen Voraussetzungen nicht nur den Abstieg vermeiden will. Viel wichtiger scheint derzeit die Entwicklung des eigenen Spiels. Hugel ist sehr ehrgeizig, lässt bereits seit dem 23. Juni trainieren mit vier wöchentlichen Trainingseinheiten plus Vorbereitungsspiel. Moderner Offensivfußball soll dabei herauskommen. Die Modernität wird ausdrücklich betont. „Modern ist, was erfolgreich ist", sagt Rehagel, doch Hugel wird das so nicht gelten lassen. Er meint das Spiel mit Viererkette, die Variabilität im Mittelfeld, das schnelle Spiel mit wenigen Ballkontakten und kurzen Pässen, allerdings nicht das Querpassspiel. Da will man hinkommen im euphorisierten Neudrossenfeld.
Langfristige Vereinsarbeit
Auf ganz anderer Ebene ist man längst schon soweit beim TSV und das ist das bemerkenswerte dieses Vereins, denn der sportliche Aufstieg wurde nicht kurzfristig erzwungen, sondern systematisch vorbereitet. Trainer Hugel hat schon viel gesehen in seinem Fußballerleben, doch er ist sich sicher: „Die Bedingungen und die Infrastruktur sind beispiellos in der Region Kulmbach." Abteilungsleiter Karl-Heinz Schirmer lüftet das Erfolgsgeheimnis. „Wir haben zunächst die Grundlage für eine vernünftige Vereinsarbeit schaffen wollen. 2004 wurde ein neuer Trainingsplatz angelegt und das Vereinsheim rundum saniert. Auch unser altes Hauptfeld wurde 2005 neu angesät, so dass wir jetzt eine traumhafte Anlage mit 3 Rasenplätzen haben, die im Umkreis ihresgleichen sucht." Hugel schwärmt auch von der Vereinsarbeit um das Team herum. „Wir bekommen einheitliche Trainingsgarnituren, jährlich neue Bälle und erleben Highlights, wie das Trainingslager in der Türkei im Winter." Bei solch vorbildlicher Arbeit ist es die logische Konsequenz, dass dieses Jahr auch der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Kreisklasse erwartet wird und auch ein ausgearbeitetes Jugendarbeitskonzept nicht mehr lange auf sich warten lässt. "Einige Spieler aus der ersten Mannschaft freuen sich bereits darauf, den Jungen etwas beibringen zu können."
Als Kassier getarntes Mastermind
Ohne Zweifel gelingt einem Verein solch eine Entwicklung nur durch solide, vereinsinterne Teamarbeit. Die Organisationsstruktur des TSV Neudrossenfeld liest sich wie aus dem Lehrbuch. Sie kann auf der Vereinshomepage herunter geladen werden. Trotzdem scheint es eine Figur im Verein zu geben, die großen Anteil an der Erfolgsgeschichte hat. Abteilungsleiter und Trainer sind sich einig, dass „Finanzmanager" Gerald Weinrich der sportliche Macher in Neudrossenfeld ist. Weinrich selbst ist natürlich kein Unbekannter, spielte beispielsweise in der zweiten Bundesliga für Bayreuth (Saison 87/88). Detlef Hugel schätzt, dass Weinrich vor ungefähr zehn Jahren zum TSV kam. Zuerst war er Trainer, zog sich dann aber hinter die Kulissen zurück, um an den Strukturen des Vereins zu arbeiten, wie man sieht mit Erfolg. Genauere Informationen über die Arbeit von Gerald Weinrich werden Ihnen im Laufe der Saison 08/09 sicherlich nicht vorenthalten.
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