Abseits vom Liga-Alltag: Tapetenwechsel in Malaysia - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 26.04.2011 um 10:00 Uhr
Abseits vom Liga-Alltag: Tapetenwechsel in Malaysia
Zu einem Trainerjob der eher ungewöhnlichen Art kam ein Übungsleiter der Kreisklasse 2. Für einen Tag durfte er das Training einer privaten Fußballakademie in Malaysia leiten. Dabei war das gar nicht der Grund seiner Auslandsreise. Lesen Sie in den folgenden Zeilen, welcher Coach zum Engagement auf Malaysia wie die Jungfrau Maria zum Kinde kam...
Von Fatih Aslan
"Schnauze voll von Niederlagen"

Gespannt folgen die Jugendtrainer vom Ipoh Friday's Club den Ausführungen von Thomas Lindenmayer.
privat

Als Thomas Lindenmayer Ende März geschäftlich nach Malaysia reiste, hatte er alles andere als Fußball im Sinn. In Ipoh, der Hauptstadt des Bundesstaates Perak an der Westküste der Malaiischen Halbinsel, ging es nicht um Dribblings, Tore oder Punkte, sondern um Schulungen im Bereich der Umwelttechnik, dem Beruf des Möhrendorfer Übungsleiters. Doch einen fußballverrückten Trainer verfolgt das runde Leder selbst auf einer Geschäftsreise im fernen Asien: Die Kollegen vor Ort hatten mitbekommen, dass Thomas Lindenmayer in Deutschland eine Herrenmannschaft trainiert und baten ihn das Training am Ipoh Friday's Club - der örtlichen Fußballakademie - für einen Tag zu übernehmen. Er überlegte nicht lange und tauschte an einem freien Sonntag die Arbeits- gegen die Trainingsklamotten. Lindenmayer, der immer für einen lockeren Spruch bekannt ist, beschreibt die Umstände ganz süffisant: "Ich hatte vom Verlieren die Schnauze voll, also erweiterte ich meinen Horizont beim Jugendtraining auf Malaysia."

20 Bälle, 100 Kinder, 33° C Hitze

"Was macht er denn da?" scheinen sich die Kinder zu fragen...
privat

Anders als in Deutschland, wo meist kalte Witterungsbedingungen den Trainingsalltag erschweren, brannte in Ipoh die Sonne bei 33 - 35° Grad Celsius auf die grüne Wiese des Stadtparks. Knapp 100 Kinder im Alter von 5 - 17 Jahren hatten sich zum Training eingefunden, um mit weit aufgesperrten Ohren und großen Augen den Worten und Übungen des deutschen Trainers zu folgen: "Zunächst beschränkte ich mich aufs Beobachten: Es fiel sofort auf, dass ein Großteil der Übungen ohne Ball erfolgte, da die schlicht und ergreifend nur knapp 20 Bälle für ca. 100 Leute zur Verfügung hatten. Paradoxerweise waren aber alle Schüler mit guten und vor allem einheitlichen Trainingsklamotten ausgestattet. Hätte man hier weniger in Klamotten und mehr in Bälle investiert, wäre es vernünftiger gewesen." In Malaysia wird auf Ordnung, Einheit und  Disziplin - wie etwa beim Militär - großen Wert gelegt. In Punkto Disziplin hat Lindenmayer positive Erfahrungen machen können: "Wenn man etwas erklärt und es hört nicht jeder zu, reicht es meist schon aus, etwas scharf zu kucken oder leicht zu hüsteln. Dann ist sofort Ruhe! Das würde ich mir bei unseren Teams auch mal wünschen" berichtet er mit einem breiten Grinsen.

Als große Schwäche der Akademie machte Lindenmayer den Trainingsablauf aus: "Die Übungen werden immer nur von zwei Spielern gleichzeitig ausgeführt, der Rest steht solange rum und weiß nicht, was er machen soll. Auch bei der Kreativität sind klare Grenzen zu erkennen. Hockeytore, die im Hintergrund gestapelt sind, werden nicht als Fußballtore genutzt - es sind ja schließlich Hockeytore." Große Talente, außer einem Torwart, der einen guten Eindruck hinterließ und einem jungen Feldspieler, hat er zwar nicht finden können, doch das verwundert bei den Nationalsportarten Badminton und Hockey auch nicht sonderlich. Nach 90 Minuten Training, etlichem Flüssigkeitsverlust, einem schönen Gruppenfoto und 100 Kindern, die mit dem deutschen Trainer abklatschen wollten, ging die erste ehrenamtliche Trainertätigkeit von Thomas Lindenmayer im Ipoh Friday's Club zu Ende, die der ehemalige Torwart euphorisch beschreibt: "Es war eine riesige Aktion, die mir irre Spaß gemacht hat."

...doch dann sind alle mit einem Lächeln bei der Sache...
anpfiff.info

Zwischen Malaysia und Möhrendorf


Zurück in Deutschland erlebte Thomas Lindenmayer nach den abwechslungsreichen Tagen auf Malaysia eine peinliche Pleite mit dem ASV Möhrendorf: Der Tabellenletzte TKV Forchheim holte gegen seine Elf nach einem 2:1-Sieg die ersten drei Punkte der laufenden Saison. Für den Trainer eine angesichts der Tabellenkonstellation zwar verschmerzbare, aber sehr ärgerliche Niederlage. "Die richtige Antwort auf dieses peinliche Auftreten, wo wir wenige Torchancen erspielten, gaben wir dann im letzten Spielen gegen den TSV Vestenbergsgreuth und den FC Burk 2. Das sah nach Fußball aus." In dieser Saison dürfte der ASV Möhrendorf nichts mehr zu befürchten haben, doch in der nächsten Spielzeit erwartet er mehr Kontinuität von seinen Spielern. Zwischenzeitlich wird er noch mal dienstlich nach Malaysia reisen müssen; dann können sich die Kids vom Ipoh Friday's Club auf eine weitere Trainingseinheit mit dem deutschen Trainer freuen.

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