Ein Sieg noch! Ein Dreier noch! Der Jahn hatte es vor der Partie gegen den schon sicheren, zukünftigen Bayernligisten aus Deggendorf selbst in der Hand, in die Bayernliga zurückzukehren. Mit einem Überangebot an Spielern präsentierte sich die Sportvereinigung voller Selbstbewusstsein. Nur der wichtigste Mann fehlte: Tobias Ulbricht musste beruflich verhindert passen. So rückte Ferdi List erstmals in die Sturmspitze auf und – man höre und staune – Heiko Schaup auf die Zehner-Position. Die Gäste kamen die 200 Kilometer ohne neun (!) Stammspieler. Aus der Kreisklassen-Zweiten, der BOL-Jugend und den verbliebenen Erste-Mannschaft-Spielern kam Deggendorf mit einer absoluten Not-Elf nach Oberfranken.
Fest im Blick hat der Deggendorfer den Ball, während Heiko Schaup (links daneben) und Klaus Grütze (rechts daneben) darauf warten, anzugreifen.
Christian Dotterweich
Es sollte kein Vier-Gänge-Menü werden, was beide Mannschaften servierten. Ehrliche Hausmannskost tischten die Jahnler und die Deggendorfer den 160 Zuschauern auf. Das Fehlen von Tobias Ulbricht machte sich stark bemerkbar. Aber auch die Unerfahrenheit bei vielen Gäste-Spielern tat ihr Übriges. Es wurde alles andere als ein hochklassiges Spiel. Viel mehr lebte es von der Spannung, ob der Jahn sich mit einem Sieg direkt für die neue Bayernliga qualifizieren konnte. Die Gäste ließen es zu Beginn ebenso wie der Jahn ruhig angehen. Die Ruhe und Ballsicherheit, die ein Ulbricht ausstrahlte, kompensierten die Offensiv-Kräfte eher suboptimal. Die Deggendorfer hingegen, die befreit aufspielen konnten, hatten in Thomas Hötzl einen ständigen Unruheherde in der Spitze. Die wenigen Torchancen auf beiden Seiten zeigten unter anderem die Verkrampftheit des Jahn an, dem es deutlich anzumerken war, dass der Druck klar bei ihnen lag. Nach und nach hatten die Hutzler-Schützlinge aber die Kontrolle über das Spiel. Die Gäste ließen die Forchheimer auch kommen und zogen sich tief zurück. Diese Defensiv-Taktik – auch geschuldet der enormen Schwächung des Kaders – ging bis zur 40. Minute auf. Dann taten zwei Jahn-Spieler genau das, wofür sie ihre Trainer aufstellte: Zum einen Heiko Schaup, der auf der ungewohnten Zehn spielte und über rechts nach innen flankte. Und zum anderen Ferdi List, der ganz vorne ackern musste, und mit mehr mit der Hüfte sich in die Flanke warf und den Ball aus einem Meter im kurzen Eck zum 1:0 über die Linie drückte. Mit diesem knappen Vorsprung wurden die Seiten gewechselt.
Thomas Hötzl (vorne) spielte eine ganze starke Partie in der Offensive für die Gäste aus Deggendorf, wenngleich ihm ein Torerfolg verwehrt blieb.
Christian Dotterweich
Das war keine Übermannschaft, die da in Führung ging. Dessen war sich auch die ersatzgeschwächte Deggendorfer Mannschaft bewusst. Das 0:1 aus deren Sicht wollten sie schnell wieder wettmachen. Ein ganz starker Hötzl hatte bereits in der ersten und nun auch zweiten Hälfte gute Möglichkeiten. Doch es sollte nicht der Tag der Deggendorfer werden. Nach dem 2:0 (60.) durch Senad Bajrics Bogenlampe, die als Flanke für Flo Clausnitzer gedacht war, aber vom Pfosten ins Tor plumpste, ließ die Motivation der Deggendorfer sehr nach. Kein Wunder, war das Bayernliga-Ticket schon sicher in der Tasche und die Spieler aus der Jugend und der Zweiten, die sich beweisen konnten, sahen nun ihre Felle davon schwimmen. Doch der Jahn hatte keine Gnade. Der Doppel-Torschütze gegen Schalding-Heining vom Wochenende zuvor, Senad Bajric, zeichnete sich erneut als zweifacher Goalgetter aus, als er nach 70 Minuten nach Pass von Clausnitzer zum 3:0 einschob. Drei Mal wechselte Trainer Hutzler durch, aber dies hatte keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil: Drei Minuten vor Schluss konnte der eingewechselte Nuhi Sylejmani das 4:0 markieren, gegen sich aufgebende Gäste. So schnell werden sich beide Mannschaften wohl nicht mehr sehen, da Deggendorf in der Bayerliga Süd, und der Jahn nun in der Bayernliga Nord spielen wird.
Spielbericht eingestellt am 16.05.2012 22:18 Uhr