Beide Trainer klagten vor dem Spiel über große Personalprobleme. Aus dem eh schon kleinen Büchenbacher Kader vermisste Manfred Dedaj, neben seinem seit längerem verletzten Kapitän Jakub Dydowicz, vor allem seine beiden Innenverteidiger Dorn und Cords. Kurz vor dem Anpfiff musste auch noch Schlussmann Nadolsky aufgrund von Kreislaufproblemen passen, so dass Urgestein Hinze zwischen die Pfosten musste. Auf der Gegenseite musste Armin Appelt nicht nur auf seine ersten drei Torhüter (Hörrlein gesperrt, Steinke und Lopes-Ventura verletzt), sondern auch auf Hassgall und Adlung verzichten. Zudem konnte Jovanovic angeschlagen nur auf der Bank Platz nehmen.
Liga-Toptorschütze Benjamin Pommer konnte sich einige Male durchsetzen, traf aber nur vom Punkt.
Rene Hoffmann
Durch die vielen fehlenden Spieler merkte man beiden Teams eine gewisse Unsicherheit an, es musste sich erst eingespielt werden. Mit der ersten Ecke der Partie gingen die Gäste dann nach 13 Minute sogleich in Führung. Der junge Müller im Vacher Kasten lenkte den Ball an den eigenen Pfosten, beim Abpraller stand Fringelis goldrichtig und nickte zur Führung ein. Und bis sich die Hausherren versahen, stand es auch schon 0:2. Pommer wurde von Torwart Hinze regelwidrig gelegt und verwandelte den Elfer höchstpersönlich. Nach gut einer halben Stunde war der BSC praktisch mausetot und die Vacher sahen sich schon als sicherer Gewinner. Doch nur sechs Minuten nach dem Elfer brachte ASV-Torwart Müller die Erlanger wieder ins Spiel zurück. Wobei man dem jungen Tormann, der heute sein erstes BOL-Spiel absolvierte, nicht wirklich böse sein durfte. Nach einem zu kurzen Rückpass auf holprigem Geläuf schoss er den nachsetzenden Marco Müller an und nahm beim Abpraller reflexartig die Hand zu Hilfe. Dumm nur, dass er sich bei der Aktion drei Meter außerhalb seines Strafraums befand. Schiri Voll hatte keine andere Wahl, als ihn des Feldes zu verweisen. Dadurch musste nun Vachs Co-Trainer Norbert Nein in die Kiste, dessen letzter höherklassiger Einsatz vom 26.09.2009 im Trikot vom TV 48 Erlangen datierte. Bei seiner ersten Bewährungsprobe musste er jedoch gleich hinter sich greifen, denn BSC-Knipser Marco Müller konnte Nein mit dem nachfolgenden Freistoß überwinden. Und auch der nächste Freistoß schlug hinter Ersatzkeeper Nein ein, Absender war diesmal der starke Linksfuß Weber (29.). Kurz drauf schwächte Yanik seine Mannschaft mit einem Revanchefoul gegen Aydin und sorgte wieder für eine augeglichene Spieleranzahl. Nur knapp fünf Minuten danach konnten die Anhänger der Heimelf jedoch schon wieder jubeln. Vach hinten zu diesem Zeitpunkt vogelwild, Müller durfte rechts unbehelligt zur Grundlinie marschieren und für Walthier zurücklegen, der sich aus zehn Metern nicht zwei Mal bitten ließ. Und nur weitere sechs Minuten später schritt wieder Weber zum Freistoß und zirkelte das Leder aus knapp 40 Metern mit gütiger Unterstützung von Torwart Nein zum 4:2 ins Netz. Kurz danach musste er nach Kreislaufproblemen behandelt werden und konnte nach dem Wechsel nicht mehr weiterspielen.
Als sich Armin Appelt behandeln lassen musste, drohte der dritte Torwartwechsel bei den Gästen. Doch er biss sich durch und war hier schon wieder topfit auf die Sekunde genau...
Rene Hoffmann
Nun fragten sich natürlich alle Anwesenden, wer denn als Torhüter verkleidet aus der Vacher Kabine kommt. Das Rätsel wurde vorzeitig aufgelöst, als sich Trainer Appelt zum Aufwärmen auf den Büchenbacher Hoppelrasen begab. Sein letzter Punktspieleinsatz liegt länger zurück als die Aufzeichnungen der anpfiff-Datenbank. Und die gibt es seit 2007! Mit dieser Entscheidung hat der 44-Jährige auf jeden Fall den ganzen Respekt, nicht nur seiner Truppe, verdient. Denn er hätte sich der drohenden Blamage auch entziehen können, und keiner hätte ihm böse sein dürfen. Den Mut ihres Coaches schien seine Jungs zu beflügeln, denn Fringelis konnte bereits drei Minuten nach Wiederanpfiff nach einem verunglückten Aydin-Schuss zum 3:4 abstauben. Damit hatte die BSCler sicher nicht gerechnet, die sich schon auf ein Schützenfest freuten. Nach einigen Minuten der Orientierung hatten sich die Gastgeber wieder gefangen und konnten in Minute 56 zum Gegenschlag ausholen. Der starke Weber jagte einen Diagonalball auf den ebenfalls starken Müller, der für den mitgelaufenen Brütting ablegte. Dieser scheiterte im ersten Versuch an Appelt, doch hatte er das Glück, dass der Abpraller ihm genau wieder vor die Füße fiel und so durfte er dann das Leder ins leere Tor bugsieren. Irgendwie war dann nach dem Tor die Luft raus aus dem Spiel, was sicher auch an den tropischen Temperaturen lag. Vach bemühte sich zwar um den Anschluss, scheiterte aber vor allem in Person von Pommer immer wieder am klasse haltenden Hinze im Büchenbacher Kasten. Auf der Gegenseite bewies Trainer Appelt, dass er so gut wie nichts verlernt hat, auch wenn die Bewegungen nicht mehr ganz so spritzig sind wie zu früheren Zeiten. Dass er zehn Minuten vor dem Ende gegen Jakl zu spät kam und dadurch einen Elfmeter verursachte, kann und muss ihm absolut nachgesehen werden. Müller blieb cool und schnürte seinen Doppelpack. Ein weiterer starker Freistoß hätte der Hattrick sein können, doch Torwart Appelt konnte sich trotz Adduktorenverletzung nochmal zu einer Glanzparade aufraffen und den Ball aus dem Winkel kratzen – grandios! Dem Freistoß voraus ging der dritte Feldverweis des Tages. Diesmal traf es Lerchl, der als letzter Mann gemeinsam mit einem BSC-Angreifer zu Fall kam und Schiri Voll dies etwas übertrieben als Notbremse auslegte. Gelb hätte es auch getan. Kurz zuvor kam bei den Platzherren noch der 42-jährige Co-Trainer Halbgebauer in die Partie, der nach knapp einem Jahr mal wieder zu einem BOL-Einsatz kam und am Abend noch bestimmt seinen Einstand zahlen musste.
Wer steht nächste Woche beim ASV Vach im Tor? Dies ist die wohl brennendste Frage, auf die Coach Appelt während der Woche eine Antwort finden muss. Dazu fehlt ihm dann auch noch der gesperrte Lerchl. Auf Büchenbacher Seite fällt Yanik nach seiner Roten Karte erstmal aus. Alles keine guten Voraussetzungen für die finale Saisonphase. Denn durch die Ligenumstrukturierung kommt ja heuer das dicke Ende zum Schluss. Und da zählt jeder Mann.
Spielbericht eingestellt am 29.04.2012 01:36 Uhr