Mit großer Spannung wurde das Auftaktspiel der Landesliga – nicht nur im Spielkreis – erwartet. Die Röslauer erwarteten zahlreiche Zuschauer auf der Hut, zumal vorher eine kleine Eröffnungsfeier vorgesehen, bei der die Farben aller Landesligisten vertreten waren. Rein sportlich gab es allerdings zahlreiche Unbekannte. Die Generalprobe hatten beide Mannschaften verpatzt, wobei die 0:7-Pokalniederlage der Selber gegen Gebenbach besonders deftig ausfiel. Nicht nur deshalb war Röslau klar favorisiert, zumal sich die Lang-Elf zumindest von den neuen Namen her eher verstärkt hatte. Bei den Gästen war indessen Bescheidenheit eingekehrt, nachdem arrivierte Kräfte durch Perspektivspieler ersetzt wurden. Für die Porzellanstädter, die kurzfristig auf Kuhl (Schambeinentzündung) und Bösel (krank) verzichten mussten, sprach allerdings, dass sie die letzten beiden Partien auf der Hut gewonnen hatten – von diesem Omen wollte man im Vorwärts-Lager naturgemäß nichts wissen.
Nichts für zarte Gemüter: Bastian Winkler (Nr. 17) hebelt Patrick Rüger aus.
Hans Wunder
Die Selber traten von Beginn an selbstbewusst auf und hatten die erste Möglichkeit, als Tonka durchsteckte und Maximilian Christ aus halblinker Position um einen Meter verzog. Die Heimelf benötigte dagegen eine gewisse Anlaufzeit und lag plötzlich in Rückstand. Nach Diagonalpass aus dem Abwehrzentrum von Mahsun Deniz standen zwei Selber gegen einen Abwehrspieler auf dem linken Flügel und als die Flanke zu kurz abgewehrt wurde, bewies Dominik Dotzauer seinen Torriecher und vollstreckte zum 0:1 (14.). Freilich konnten die Kickers aus der Führung kein Kapital schlagen. "Danach haben wir den Faden verloren", räumte deren Trainer Martin Damrot ein. Nun legte Röslau eine Schippe drauf und erarbeitete sich erste Möglichkeiten. Beim Gezer-Freistoss aus 20 Metern fehlte zwar noch die Präzision, doch nun fanden die Gastgeber mit gekonnten Flügelspiel ein probates Mittel, um die Kickers-Abwehr auszuhebeln. Der agile Julian Ponader nutzte dabei seine Schnelligkeit und vollstreckte zum 1:1 (24.). Auch wenn die Kugel an die Unterkante der Latte prallte und Ege Özcan anschließend noch eindrückte, hatte die Kugel bereits die Linie überschritten. Und die Gastgeber setzten nach und gingen mit dem schönsten Spielzug des Spiels in Front. Ege Özkan setzte sich auf der linken Seite durch, bediente Julian Ponader, der mit der Hacke ablegte, so dass Kaan Gezer beim 2:1 (32.) freie Bahn hatte. Anschließend schnupperte Maximilian Christl bei seinem Flachschuss zwar am Ausgleich, aber meist herrschte nun dicke Luft im Gästestrafraum. Vorwärts-Kapitän Tobias Benker verpasste dabei kurz vor der Pause das 3:1 nur knapp.
Zweikampfsieger Julian Rietsch (re.), der sich hier mit fairen Mitteln durchsetzt.
Hans Wunder
"Im zweiten Abschnmitt wollten wir an die letzte Viertelstunde vor der Pause anknüpfen, haben dann aber wieder verkrampft", analysierte Vorwärts-Coach Andreas Lang. Doch so richtig kam die Führung seiner Mannschaft nicht mehr in Bedrängnis. "Was willst du machen, wenn die sich nur noch hinten reinstellen", beklagte sich Gästestürmer Ertac Tonka, der mit seinem Lupfer nach einer Stunde zwar den Pfosten traf - aber der Assistent hatte bereits die Fahne gehoben. Diese Situation wurde wenig diskutiert, dafür aber eine ganz andere. Nach einem zu kurzen Rückpass musste Vorwärts-Keeper Sebastian Blechschmidt Kopf und Kragen riskieren, berührte das Leder aber wohl außerhalb des Strafraumes mit der Hand. Während von der Kickers-Bank wütende Proteste kamen, ignorierte der Referee diese Situation. Das trug dazu bei, dass es anschließend hoch her ging, sich Hektik und auch Nickligkeiten einschlichen. Und auch die Tatsache, dass die Heimelf gute Kontermöglichkeiten nicht nutzte, trug dazu bei, dass das Auftaktspiel bis in die Schlussminuten auf des Messers Schneide stand. In denen kam der Unparteiische dann so massiv unter Bedrängnis, dass er gleich vier Zeitstrafen aussprach - und als der Schlusspfiff ertönte, gingen die Ordner gleich einmal dazwischen, um die erhitzten Gemüter zu trennen. Dabei war das Derby nicht einmal unfair.
Torschütze Kaan Gezer (am Ball) ließ nicht locker.
Hans Wunder
Mit dem Dreier war Vorwärts-Trainer Andreas Lang zufrieden, mit den Umständen weniger. Gegen Mitterteich hofft er jetzt auf eine spielerische Steigerung und darauf, dass seine Mannschaft etwas befreiter aufspielen wird. Trotz der Niederlage sah sein Kollege Martin Damrot viel Positives - besonders gut gefielen ihm die spielerischen Ansätze seiner neuformierten Elf - darauf will er aufbauen.
Spielbericht eingestellt am 15.07.2022 23:45 Uhr