Für das erste Spitzenspiel der Saison im Schmittenau-Stadion zu Memmelsdorf war an diesem sonnigen Mittwochabend alles angerichtet. 150 zahlende Zuschauer fanden sich ein, um das Aufeinandertreffen der potentiellen Spitzenteams vom SV Memmelsdorf (zehn Punkte aus vier Spielen) und von der SG Quelle Fürth (acht Punkte aus vier Spielen) zu bestaunen. Ein Favorit war nicht auszumachen, schließlich war der SVM erst zur aktuellen Saison von der Landesliga Nordwest in die Nordost-Gruppe gewechselt. So ging die Heimelf mit einer leichten Portion Ungewissheit ins Spiel. Trainer Rolf Vitzthum und Co Marco Zahn schickten ihr Team in einer 4-1-4-1-Formation ins Rennen. Trotz des starken Gegners, welcher in der vergangenen Saison auf Rang Drei abgeschlossen hatte, wollte Memmelsdorf auf eigenem Grund etwas mitnehmen, auch wenn zahlreiche Ausfälle zu kompensieren waren. Neben mehreren Langzeitverletzten, z.B. Torwart Florian Dörnbrack, fehlten kurzfristig Jonas Hummel, Deniz Yilmaz und Toyin Ogunjimi. Vor seinem baldigen Umzug nach Augsburg stand deshalb Jürgen Jentsch noch einmal zwischen den Pfosten, sein wohl vorletztes Spiel im Memmelsdorfer Dress. Im Zentrum kam eine große Aufgabe auf den einzigen Sechser Niklas Griebel zu, der sich aber Unterstützung von den offensiveren Akteuren Michael Wernsdorfer und Tobias Weber erhoffen durfte. Auf den Außenbahnen starteten die schnellen Markus Beiersdorfer und Philipp Hörnes, während im Sturmzentrum der ebenfalls lauffreudige Fabian Baumüller begann. Auf Seiten der Gäste hatte auch Trainer Patrick Frühwald viele fehlende Stammkräfte zu ersetzen. Trotzdem wollte der 45-Jährige nicht mit leeren Händen zurück nach Fürth fahren und mindestens einen Zähler mitnehmen. Dafür beorderte er seine Jungs in einem 5-4-1-System aufs Feld. Das Zentrum der Abwehrreihe bildeten Nino Seiler, Kapitän Philipp Meyer und Marvin Schimm. Die Mittelfeldreihe aus Frank Kirschner, Maximilian Höhenberger, Christopher Menz und Christian Haag sollte Kreativität ins Spiel bringen und den großgewachsenen Richard Vidal-Camejo im Sturmzentrum mit Bällen füttern.
Marvin Schimm (li.) zeigte in der Gästedefensive eine ordentliche Vorstellung. Hier klärt er kompromisslos gegen SVM-Kapitän Michael Wernsdorfer (re.).
Tobias Röder
Von Beginn an wurden die Ausrichtungen beider Teams deutlich. Memmelsdorf versuchte das Geschehen an sich zu reißen. Durch frühzeitiges Anlaufen und eine hohe Grundformation erzwangen sie viele lange Schläge und konnten dadurch ein Plus an Ballbesitz verzeichnen. Fürth wiederum war zunächst um die eigene Ordnung und Struktur bemüht. In einer Art Lauerposition verharrend, setzten die Gäste auf situatives Pressing im Mittelfeld und vertikales Spiel nach Ballgewinnen. Die defensive Fünferkette, welche die Räume für Memmelsdorfer Angriffe eng zu machen versuchte, wandelte sich bei eigenem Ballbesitz zu einer Dreierkette um, da die beiden Außenläufer Dennis Reinholz und Christoph Hüller nach vorne verschoben. Trotz der Überzahl an Memmelsdorfer Ballaktionen funktionierte das System der Quelle zunächst besser. Mit weiten Zuspielen wurden entweder der ballsichere Stürmer Richard Vidal-Camejo oder die flinken Außen Frank Kirschner und Christian Haag gesucht. Eben Kirschner war es, der die erste Torchance der Partie verzeichnen konnte, als er seinen Kopfballversuch aus acht Metern nach Flanke aus dem Halbfeld über den Kasten setzte (8.). Fürth wirkte zu diesem Zeitpunkt präsenter. Beim SVM schlichen sich zu viele Ungenauigkeiten im Passspiel ein und die Gäste nutzten dies gnadenlos aus. Nach einem Memmelsdorfer Ballverlust trieb Dennis Reinholz das Leder die linke Außenbahn entlang und fand im Zentrum Frank Kirschner, welcher sicher einschieben konnte (11.). Das Fürther Spielsystem hatte sich hierbei bemerkbar gemacht, den Vorlagengeber Reinholz konnte durch die Absicherung dreier Innenverteidiger den weiten Weg nach vorne unbekümmert gehen. Die frühe Führung gab der Quelle weiteres Selbstvertrauen und zehn Minuten später konnten die Frühwald-Schützlinge nachlegen. Ein abgeblocktes Zuspielversuch auf Christian Haag kam am Strafraumrand zu Richard Vidal-Camejo, welcher den bereits gestarteten Haag in Szene setzen konnte. Im Eins-gegen-Eins behielt dieser die Ruhe und markierte das 0:2, auch wenn die Memmelsdorfer Hintermannschaft auf Abseits reklamierte (21.). Die Gäste blieben weiterhin das gefährlichere Team, obwohl Memmelsdorf die Partie streckenweise kontrollierte. Die Heimelf fand durchaus Räume in der gegnerischen Hälfte vor, zu viele misslungene Zuspiele verhinderten aber mögliche Torgelegenheiten. Bereits leicht frustriert versuchten es die SV-Akteure wiederholt aus der Distanz, ohne jedoch auch nur minimale Gefahr auszustrahlen. Die Genauigkeit im offensiven Drittel wurde schwer vermisst. So sorgten lediglich Standardsituationen, zumeist von Thomas Kamm mit viel Zug getreten, für Strafraumszenen. Nach einer Ecke von der rechten Seite kam Stürmer Fabian Baumüller aus kurzer Distanz zum Abschluss, sein Heberversuch mit Rücken zum Tor wurde jedoch auf der Linie bereinigt (39.). Die resultierende Ecke sollte dafür mehr Erfolg bringen. Innenverteidiger Manuel Schwarm stieg am Fünfmeterrand am höchsten und verkürzte den Rückstand per Kopf (40.), sodass Memmelsdorf mit mehr Schwung in die Kabine ging. Obwohl der SVM das Spieltempo großteils im Griff hatte, schnitt man sich durch Ballverluste ins eigene Fleisch. Fürth nutzte die Ballgewinne für teilweise überfallartige Schnellangriffe und präsentierte sich im Offensivbereich brandgefährlich, weshalb die Gästeführung zur Pause durchaus zu vertreten war.
Im Luftkampf mit Richard Vidal Camejo (li.) und Frank Kirschner (hi.) erzielt Innenverteidiger Manuel Schwarm (re.) das zwischenzeitliche 1:2.
Tobias Röder
Durch den Anschlusstreffer vor dem Pausenpfiff hatte der SV Memmelsdorf das Momentum zu seinen Gunsten verschoben und kam mit dementsprechend viel Elan aus der Kabine. Es dauerte keine zwei Minuten, bis Niklas Griebel, welcher im Zentrum der Heimelf zumeist Taktgeber und Initiator der versuchten Vorstöße war, das 2:2 erzielen konnte. Ein Eckball von Thomas Kamm fand am zweiten Pfosten Philipp Hörnes. Der schnelle Rechtsaußen legte auf Griebel zurück, welcher, nach einer geschickten Körperdrehung, die Kugel ins kurze Eck donnerte (47.). Memmelsdorf konnte damit bereits zum zweiten Mal Kapital aus einer Standardsituation schlagen und schien die Partie drehen zu können. Doch das Pendel schwang stattdessen wieder in die andere Richtung und der SG Quelle gelang praktisch im direkten Gegenzug der erneute Führungstreffer. Ein langer Ball gegen unsortierte Memmelsdorfer Verteidiger fand Christian Haag. Dieser konnte im Strafraum auf den freistehenden Tobias Särchinger querlegen. Der eben erst eingewechselte 20-Jährige bewies seine Joker-Qualitäten und verwandelte die Gelegenheit mit einem trockenen Schuss ins lange Eck (49.). Doch nach dem erneuten Tiefschlag zeigte die Memmelsdorfer Truppe Moral. Sie drängte die junge Gästelf, nun beinahe lediglich auf Kontergelegenheiten wartend, tief in die eigene Hälfte. Besonders über die Außenbahnen fand der SVM nun mehrfach den Weg nach vorne und so war es Thomas Kamm, der mit seiner dritten Torbeteiligung am heutigen Tage den erneuten Ausgleich initiierte. Mit einem scharfen Pass aus dem Halbfeld fand er am Fünfmetereck Fabian Baumüller, welcher den Ball überlegt an Hüter Markus Pröll vorbei zum 3:3 in die Maschen schob (56.). Das Spielgeschehen blieb unverändert. Memmelsdorf startete zahlreiche Angriffsversuche. Stürmer Tobias Seifert kam in die Partie, um in vorderster Front Bälle fest zu machen, Torschütze Fabian Baumüller wechselte auf die linke Außenbahn. Fürth hingegen spekulierte auf Ballgewinne und Schnellangriffe. Frank Kirschner, zur Pause ins Zentrum gewechselt, war dabei häufig die erste Anspielstation, bevor Christian Haag über rechts, Tobias Särchinger über links oder der eingewechselte Yannik Jassmann im Sturmzentrum auf die Reise geschickt wurden. Es lag eher die erste Memmelsdorfer Führung in der Luft, doch stattdessen war es wieder die SG Quelle, welche aus einem Ballverlust im Aufbauspiel der Heimelf Kapital schlagen konnte. Maximilian Höhenberger, welcher im zentralen Mittelfeld ein enormes Lauf- und Kampfpensum abspulte, erlangte kurz hinter der Mittellinie Ballkontrolle. Nachdem er zwei Heimakteure stehen gelassen hatte, versenkte Höhenberger die Kugel aus 18 Metern mit einem satten Linksschuss im rechten Eck, wobei Torwart Jürgen Jensch auf dem tiefen Geläuf noch leicht wegrutschte (74.). Eine Viertelstunde vor dem Ende hatte Quelle abermals die Führung erlangt und setzte nun alles daran, diese gegen beinahe wütend anrennende Memmelsdorfer zu verteidigen. Durch die Einwechslung des Flügelspielers Dominik Sowinski beorderte Coach Rolf Vitzthum Fabian Baumüller als zweite Spitze zurück ins Zentrum und der 22-Jährige hätte beinahe sein zweites Tor schießen können. Nach Zuspiel in die Gasse von Kapitän Michael Wernsdorfer wurde Baumüllers Versuch aus spitzem Winkel aber stark von Hüter Markus Pröll bereinigt (78.). In den letzten zehn Minuten rannte der SVM mit offensiven Visier an. Fürth kam kaum mehr aus der eigenen Hälfte heraus, lediglich zwei Freistoßgranaten von Frank Kirschner, jeweils aus über 35 Metern Torentfernung getreten, sorgten für offensive Gefahr. Den ersten knallharten Flatterball lenkte Torhüter Jürgen Jentsch toll an die Latte (79.), den zweiten konnte er relativ sicher nach vorne wegfausten (86.). Die letzte Torgelegenheit des SVM entstand erneut durch eine Standardsituation. Nach Freistoß von Peter Koch aus dem rechten Halbfeld touchierte Markus Saal die Kugel leicht mit dem Kopf und Manuel Schwarm, der aufgerückte Innenverteidiger, setzte den effetvollen Ball am zweiten Pfosten neben das Gehäuse (84.). So blieb es beim 3:4 für die Gäste aus Fürth.
Obwohl Philpp Hörnes (re.) und der SVM bis zur letzten Sekunde anliefen, brachte die Quelle-Elf um Nino Seiler (li.) und den eingewechselten Robin Hutter (Mi.) ihre 3:4-Führung über die Zeit.
Tobias Röder
Das heutige Spiel hätte vermutlich mit verschiedensten Resultaten enden können, letztlich verdienten sich die Fürther den knappen Auswärtssieg aber durch eine gewaltige Einsatzbereitschaft, taktische Disziplin und eine eiskalte Chancenverwertung, besonders im Rahmen der brandgefährlichen Schnellangriffe. Die Dreier-/Fünferkette verhinderte besonders im ersten Durchgang Zuspiele in die vorderste Spitze und hielt den SVM damit aus dem eigenen Strafraum heraus. Obwohl Memmelsdorf zwischenzeitlich Oberwasser erlangte, legten die Jungs von Patrick Frühwald eine tolle Einstellung an den Tag und setzten stets zum richtigen Zeitpunkt Wirkungstreffer, welcher schlussendlich zum Erfolg genügten. Die Heimelf des SV Memmelsdorf wiederum ist nach der heutigen Niederlage sicherlich enttäuscht, kann auf der gezeigten Leistung jedoch aufbauen. Mit viel Ballkontrolle und Übersicht bestimmte die Heimelf über weite Strecken das Spielgeschehen. Auch wenn die zündende Idee im offensiven Drittel heute fehlte, fand Memmelsdorf einen Weg, um Tore zu erzielen. Tolle Standardsituationen, in der Regel ausgeführt von Thomas Kamm, sorgten für zwei Treffer und hätten beinahe die Niederlage verhindert. Zudem bewiesen die Jungs von Cheftrainer Rolf Vitzthum und Assistent Marco Zahn hohe Nehmerqualitäten. Im Stile eines Steh-Auf-Männchens kamen sie von zwei Rückständen zurück und steckten auch nach dem vierten Gegentreffer nie die Köpfe in den Sand, sondern warfen alles in die Waagschale. Aufgrund der dargebotenen Tugenden können beide Teams hoffnungsvoll in die Zukunft der noch jungen Landesligasaison 2017/18 blicken.
Spielbericht eingestellt am 03.08.2017 00:35 Uhr