von Michael Kämmerer
In Vach den Aufstieg unter Dach und Fach bringen
TSV Abtswind – ESV Ansbach-Eyb 2:0 (1:0)
Das Spiel der Spiele kann kommen. Der TSV Abtswind hat sich für den Machtkampf um die Meisterschaft in Stellung gebracht – genauso wie der ASV Vach. Der Tabellenführer erledigte seine Pflicht mit einem ungefährdeten 2:0 gegen den ESV Ansbach-Eyb. Der Verfolger besiegte den TuS Röllbach mit 3:1. Nächsten Samstag fährt Abtswind mit drei Zählern Vorsprung zum Gipfeltreffen, um in Vach den Aufstieg in die Bayernliga unter Dach und Fach zu bringen.
Jedem Höhepunkt geht ein Vorspiel voraus. Für Abtswind war auch das ein Duell zwischen Platz eins und zwei. In der Fairness-Tabelle der Landesliga liegt die Elf von Trainer Thorsten Götzelmann knapp hinter dem Ansbacher Stadtteilklub. Beide Teams sind diese Saison am anständigsten von allen, haben die wenigsten Platzverweise und Verwarnungen erhalten. Bezeichnenderweise blieb das Aufeinandertreffen am Samstag ohne Gelbe Karte und erst recht ohne Rote. Wenn es um Tore und Siege geht, trennen Abtswind und Ansbach Welten: hier der Titelaspirant, dort der abstiegsgefährdete Aufsteiger, der vor zwei Jahren noch in der Kreisliga spielte und seitdem seine Besetzung kaum verändert hat. Die Eisenbahner – daher das E in ESV – müssen zusehen, dass der Zug in die nächste Landesliga-Spielzeit nicht ohne sie abfährt.
Derzeit steuern sie auf die Relegation zu. Weil es ihm an gesunden Spielern mangelte, darunter sein bester Torschütze Tim Eisenberger mit elf Treffern, stellte sich Trainer Jörg Müller sogar selbst auf, um im defensiven Mittelfeld auszuhelfen. Der frühere Regionalliga-Spieler des FC Augsburg, FC Schweinfurt 05 und der SpVgg Ansbach, als die Liga noch drittklassig war, wird in wenigen Wochen 45 Jahre alt. „Ich bin fertig mit der Welt“, gestand Müller nach seinem 65-Minuten-Einsatz. „Das war extrem anstrengend.“ Thorsten Götzelmann, nur wenige Monate älter, mochte sich nicht ausmalen, wie er gegen zwanzig Jahre jüngere Gegenspieler aussehen würde. „Ich könnte es nicht mehr“, sagte Abtswinds Trainer, um schmunzelnd zu ergänzen. „Ich würde es auch den Zuschauern nicht antun wollen.“
Das Publikum erfreute sich vielmehr am Ergebnis-Fußball der Gastgeber, die seit nunmehr fünf Spielen Siege feiern und zum dritten Mal in Serie keinen Gegentreffer zuließen. „Das war ein ordentlicher Auftritt“, fand Kapitän Michael Herrmann. „Eine gelungene Generalprobe.“ Die meiste Zeit der Begegnung erlebte Herrmann nicht auf dem Rasen, sondern im Krankenhaus. Nach 25 Minuten zwang ihn eine Verletzung zur Aufgabe. Bei einem Zweikampf entlang der Außenlinie rutschte der 25-Jährige in die Spielfeldbegrenzung. Metall bohrte sich in sein rechtes Knie und schlitzte die Haut mehrere Zentimeter auf. Drei Stiche flickten die blutende Wunde. Der Arzt hält Herrmanns Einsatz im nächsten Spiel für gefährdet.
Alle gegen einen: Die Abtswinder Jürgen Endres, Nicolas Wirsching und Sven Gibfried jagen Ansbachs Jörg Müller.
„Man wird sehen, was die nächsten Tage bringen“, sagt Herrmann. „Ich gehe davon aus, dass ich spielen kann.“ Ob mit Herrmann oder ohne – die Mannschaft zeigt in diesen Wochen unter Thorsten Götzelmann, dass sie ganz gleich in welcher wöchentlich wechselnden Besetzung den Erfolg auf ihrer Seite hat. Pascal Kamolz zum Beispiel, der dieser Tage seinen Abschied erklärt hatte und zur neuen Saison nach Unterpleichfeld wechselt, mischte gegen Ansbach wieder mit, nachdem ihn in der Vorwoche eine Pollenallergie beeinträchtigt hatte. Abtswind spielte sich den defensiv eingestellten Gegner allmählich zurecht. Viel Ballbesitz brachte nicht zwangsläufig viele Chancen, aber das war auch nicht vorrangig das Ziel. Solange die Ansbacher nicht in die Nähe des Abtswinder Tores kamen, war für Thorsten Götzelmann alles im Lot.
Und das taten sie so gut wie gar nicht. Ein einziges Mal musste Schlussmann Julian Schneider dazwischengehen, als er den Schuss von David Scherb mit dem Fuß abwehrte (41. Minute). Um die drei Punkte einzufahren, brauchte die Götzelmann-Elf kein Spektakel. Es genügte die antrainierte Routine, die so zuverlässig greift wie ein Schweizer Uhrwerk. Als Adrian Dußler Minuten vor dem Ende einen Fallrückzieher absetzte, der um Zentimeter am Tor vorbeistrich, war das ein Auftritt für die Galerie. Den Ertrag fuhr der Tabellenführer mit solider Basisarbeit ein: Eine Hereingabe von Jürgen Endres nach kurz ausgeführtem Freistoß fiel Mathias Brunsch vor die Füße. Der aufgerückte Verteidiger schlug ohne Umschweife zu und erzielte trotz Gegenwehr den Führungstreffer zum 1:0 (21.).
Die ein oder andere Möglichkeit gab es noch vor der Pause. Brunsch stand bei einer Ecke frei und setzte das Leder über das Gestänge. In Jonas Wirths Schuss warf sich ein Ansbacher. Und den Versuch von Kamolz wehrte Keeper Bernd Eberhardt ab. Ansbach geriet immer wieder in Bedrängnis. Als Pascal Kamolz nach der Pause zu Nicolas Wirsching legte, war der zweite Gegentreffer nicht mehr zu verhindern (50.). Ein aussichtsreicher Kopfball von Mathias Brunsch und ein Kamolz-Schuss knapp vorbei am Winkel noch einmal Lust auf mehr in einem sonst unspektakulären zweiten Spielabschnitt. „Unter dem Strich zählt allein, dass wir die Punkte holen“, analysierte Thorsten Götzelmann trocken. Gegen Vach würde sogar schon einer genügen, um Meister zu werden.
Spielbericht eingestellt am 06.05.2018 19:07 Uhr