Im Stadion am Hohen Kreuz haben schon ganz andere Teams Punkte liegen lassen. Dementsprechend gingen die Haibacher auch engagiert in diese Partie. Trainer Joachim Hufgard stellte seine Truppe vor dem Spiel forsch ein, wollte Mut und Kampfgeist sehen - er sollte nicht enttäuscht werden. Bei den Hausherren fehlte der zuletzt starke Winterneuzugang Gökhan Aydin angeschlagen, Torjäger Marco Trapp saß zunächst nur auf der Bank. Die verbliebenen Kräfte sollten die Haibacher Heimstärke - nur drei Partien gingen auf eigenem Geläuf verloren - wahren. Es war auch das Duell der beiden scheidenden Trainer, sowohl Joachim Hufgard, als auch Michael Hochrein werden ihr Amt zum Saisonende niederlegen.
Die Hausherren wollten sofort zeigen, wer die drei Punkte heute verdient hat. Hier eines der vielen rassigen Duelle zwischen Slava Bauer und Ioannis Karsanidis.
Georg Meyer
Die Haibacher machten zunächst den wacheren und präsenteren Eindruck. Vor 270 Zuschauern gingen die Hausherren sofort entschlossen in die Zweikämpfe und Laufduelle. Der Würzburger FV, mit drei Siegen aus den letzten Spielen vor Selbstvertrauen strotzend angereist, wurde regelrecht überrumpelt. Zwar konnten die Gäste den ersten Torschuss der Partie für sich beanspruchen, als in der sechsten Minute Benjamin Schömig erstmals abzog, doch sein Versuch ging doch deutlich über die Querlatte. Die Haibacher antworteten ihrerseits mit einer durchaus gefährlichen Standardsituation, Sebastian Aulenbach zog die Kugel aus halblinker Position direkt auf den Kasten von Jan-Peter Grunz, dieser hatte jedoch nur wenig Mühe (9.). Doch die Territorien waren nun abgesteckt, die Haibacher nahmen das Heft jetzt in die Hand, die Belohnung folgte auf dem Fuß. Nur eine Minute später musste Grunz das Leder konsterniert aus seinem Netz fischen - Niklas Kallina stand nach einer Hereingabe von Damien Letellier in der Mitte goldrichtig und staubte in bester Torjägermanier zum 1:0 ab (10.). Der sichtlich geschockte WFV war in der Folge um Wiedergutmachung bemüht, das Offensivspiel offenbarte sich allerdings als zu unstrukturiert und vom Zufall abhängig. Die Haibacher hielten enorm kampfstark dagegen und konnten ihrerseits immer wieder gefährliche Nadelstiche setzen. Nach einer guten Viertelstunde wurde es Würzburgs Mario Christ zu bunt, er zog aus 25 Metern humorlos ab, man hörte die Kugel regelrecht am Tor vorbeizischen. Wie es besser geht, zeigte auf der Gegenseite die unheimlich effektive Alemannia in Person von Markus "Boba" Cimen - die Bedeutung dieses Spitznamens entzieht sich auch nach mehrmaliger Nachfrage noch unserer Kenntnis. Der Stürmer schaltete in der 18. Spielminute am schnellsten, rannte geistesgegenwärtig in einen scheinbar harmlosen Befreiungsschlag des Gästekeepers und die Kugel trudelte zum Schrecken der Würzburger ins lange Eck. Durch diese frühen Gegentore wirkten die Gäste angeschlagen wie ein Boxer in der zwölften Runde, an Aufgabe wollten sie aber noch lange nicht denken. Vor allem bei Ecken und Freistößen konnten die Würzburger oft eine gewisse Überlegenheit in der Luft ausspielen und kamen zu Möglichkeiten, die aber immer wieder vom starken Christos Patsiouras im Kasten der Haibacher zunichte gemacht wurden. So auch in der 21. Minute, als Benjamin Schömig nach einer Ecke am langen Eck völlig blank stand und abzog - Patsiouras parierte klasse. Doch insgesamt waren die Haibacher einfach druckvoller und klarer in den Offensivaktionen. Slava Bauer, unermüdlicher Motor auf der linke Seite, tankte sich nur wenig später mustergültig durch, seine Hereingabe in den Sechzehner konnte Kallina allerdings nicht verwerten. Für ein Raunen im Haibacher Rund sorgte zudem eine Szene in der 26. Minute, als der junge Niklas Schüssler aus gefühlten 40 Metern zu einer Bogenlampe ansetzte, die Grunz nur mit Hängen und Würgen über den Querbalken klären konnte. Von den Gästen kam nur wenig Erwähnenswertes, deshalb schnell weiter zur nächsten Haibacher Möglichkeit - wieder konnte sich Bauer auf links entscheidend durchsetzen, seine Vorlage landete in bester Billard-Manier erst bei Kallina und dann bei Letellier - und letztlich über dem Tor (38.). Angesichts der immer zwingender werdenden Möglichkeiten der Hausherren kam den Gästen der Halbzeitpfiff von Marcel Geuß wohl gerade recht.
Winterneuzugang Niklas Kallina wirbelt in Haibachs Offensive, Würzburgs Keeper Jan-Peter Grunz hat alle Hände voll zu tun.
Georg Meyer
Die vorgeschriebenen 15 Minuten Pause waren für Gästetrainer Michael Hochrein für etwaige Korrekturen und/oder Moralpredigten offensichtlich nicht ausreichend - die Würzburger kamen erst fünf Minuten nach den Haibachern aufs Feld zurück. Ob der Wechsel, Jonas Dirksen räumte für Philipp Günder das Feld, soviel Zeit in Anspruch nahm, ist nur Spekulation. Jedenfalls änderte sich außer dem Personal zunächst nicht viel an der Spielweise der Gäste. Im Gegenteil, in der 48. Minute sah man sich schon wieder am Rande des nächsten Gegentores, als Damien Letellier aus aussichtsreicher Position zehn Meter vor dem Gehäuse den Ball in die Wolken drosch. Die Alemannia hatte wohl noch immer nicht genug, drängte weiter entschlossen auf die mögliche Entscheidung. Belohnt wurden die Bemühungen bereits in der 50. Minute, als erneut Markus Cimen zum 3:0 einnetzte. Dabei profitierte er von einem krassen Ballverlust der Würzburger Hintermannschaft, schnappte sich das frei verfügbare Leder und schob aus etwa 15 Metern sehenswert ins lange Eck ein. Im Prinzip war das Ding damit durch, zu stark und konsequent präsentierten sich die Hausherren am heutigen Tag. Den Gästen fiel nicht sonderlich viel ein, um die kompakt stehende Defensive der Haibacher ins Schwitzen zu bringen. Hinzu kam, dass Keeper Christos Patsiouras, der sich zu Zeit in Topform befindet, alles hielt, war am heutigen Tag zu halten war. Michael Hochrein wollte das alles logischerweise nicht tatenlos mit ansehen, brachte mit Heberlein und Lotter gleich vier frische Beine in die Partie - allein, es sollte heute nicht sein. Stattdessen kamen die Haibacher immer öfters zu guten Torchancen, hervorzuheben sind hier die guten Leistungen von Slava Bauer und Niklas Schüssler, die mit ihrer Dribbelstärke und Übersicht viele vielversprechende Aktionen einleiteten. Insgesamt präsentierte sich die Alemannia sehr homogen und gefestigt, kein einziger Akteur spielte heute unter seinen Möglichkeiten. Kurz vor seiner Auswechslung zeigte Slava Bauer schließlich, dass er auch gut und gerne in einem Akrobatikensemble seine Brötchen verdienen könnte. In der 69. Minute nahm er eine Flanke von der rechten Seite per wunderschönem Seitfallzieher ab, die Kugel streifte nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Wenig später durfte er sich seinen Beifall abholen, für ihn kam Marco Trapp in die Partie (72.). Der Rest des Spiels ist schnell erzählt: Haibach ließ nicht nach, ackerte beständig weiter, dem WFV fehlten heute die Mittel, um richtig gefährlich zu werden. So blieb es beim hochverdienten Heimerfolg für die Alemannia, die sich mit dem wichtigen Dreier wohl jeglicher Abstiegssorgen entledigt haben dürfte.
Beide Trainer zeigten sich nach Schlusspfiff fair und wohlwollend dem jeweiligen Kontrahenten gegenüber. Würzburgs Michael Hochrein gestand ein, dass wohl aufgrund der Tabellensituation die allerletzte Bissigkeit gefehlt hat, ohne jedoch das engagierte und starke Spiel der Heimelf herabzuwürdigen. Auf Seiten der Haibacher sah man ausschließlich entspannte Gesichter, bis tief in den Abend wurde der starke Auftritt am heutigen Tag noch einmal ausgiebig rekapituliert. Nach zuletzt zwei Niederlagen am Stück freuten sich alle über den verdienten Dreier.
Spielbericht eingestellt am 18.04.2013 00:47 Uhr