von Stephan Landgraf
Der Fußballsport ist schnelllebig. Wie schnell, musste der Bayernligist FC Amberg am vor 380 Zuschauern im Top-Spiel bei der SpVgg Jahn Forchheim erfahren. Vor einer Woche noch durchbrachen die Vilsstädter mit dem 3:0 gegen Erlangen-Bruck ihre Negativ-Heimserie, am Samstagnachmittag endete durch das 2:3 beim Tabellenführer die bislang makellose Auswärtsbilanz. Und das auch erst in der 90. Minute, in der die Gastgeber den vielumjubelten Siegtreffer markierten.
Ambergs Trainer Timo Rost setzte fast auf die gleiche Elf wie vor Wochenfrist. Alexander Jobst war studienbedingt in Berlin und Sven Seitz hatte sich im Training eine Zerrung zugezogen und fiel aus. Dafür hatte Frank Lincke seine Rotsperre abgesessen und zuletzt beim 2:1 des Bezirksliga-Teams gegen den SV Kulmain die nötige Spielpraxis gesammelt. Er begann daher ebenso wie Michael Brandl. Als Ersatztorhüter saß in Forchheim wieder Christopher Sommerer auf der Bank, der seine Hüftprellung auskuriert hatte. Und für den zunächst auf der Bank sitzenden Andreas Graml startete Christian Knorr.
Forchheims Coach Michael Hutzler baute seine Startformation gegenüber dem 3:4 im Pokal am Mittwoch gegen den SV Seligenporten auf zwei Positionen um. Rüdiger Beck stand im Tor für Christoph Wächter und Thomas Roas begann für den rotgesperrten Florian Clausnitzer. „Wir haben genügend Selbstvertrauen, um auch dort zu bestehen“, hatte Ambergs Sportlicher Leiter Bernd Scheibel vor dem Gipfeltreffen gesagt, was die Amberger, die erneut auf die „kontrollierte Offensive“ setzten, auch zeigten.
Zumal Rost mit Knorr einen Glücksgriff tat, der nach sechs Minuten die 1:0-Führung der Oberpfälzer markierte. Der Neuzugang aus Seligenporten nahm einen Diagonalpass von Julian Ceesay volley und hämmerte diesen unhaltbar für Forchheims Keeper Rüdiger Beck in die Maschen – ein Treffer, der eigentlich dem Konzept des FC Amberg in die Karten hätte spielen sollen. Sollen, denn die Gastgeber investierten aufgrund der taktischen Ausrichtung der Vilsstädter zwar mehr, aber wirklich zwingend waren die Bemühungen der Mittelfranken nicht wirklich.
„Es war ein gutes Spiel, in dem beide Mannschaften hohes Tempo gingen“, sagte nach dem Schlusspfiff ein etwas enttäuschter Scheibel. „Wir hätten uns einen Punkt verdient gehabt, zumal das zurückgepfiffene 3:3 durch Marco Seifert aus meiner Sicht kein Abseits war“, so der Sportliche Leiter weiter.
Die Freude über das 1:0 wehrte leider nur vier Minuten: Ein überlegtes Zuspiel von Maximilian Göbhardt schloss Oliver Seybold aus zehn Metern mit dem Außenrist ins lange Eck zum 1:1 ab. „Eine feine Einzelleistung“, musste Scheibel dann auch eingestehen, während Forchheims Trainer Michael Hutzler von der „besten Halbzeit in der bisherigen Spielzeit“ sprach. Wobei die Gastgeber, wie erwähnt, keine wirklich zwingenden Möglichkeiten hatten.
Diese waren beim FC Amberg ebenso kaum vorhanden, aber immerhin versuchten die Vilsstädter etwas. So wurde eine Flanke nach innen auf den mitgelaufenen Knorr gerade noch von der Forchheimer Abwehr weggegrätscht, zudem liefen die FCA-Akteure dreimal ins Abseits, jedes Mal eine ganz enge Kiste. Das Forchheimer 2:1 in der 41. Minute auf der anderen Seite war dann doch sehenswert. Nach einer schönen Kombination schoss Göbhardt den Ball aus 20 Metern unhaltbar für Ambergs Keeper Matthias Götz ins Tordreieck, zugleich der Halbzeitstand.
2105455Klar, dass die Amberger in der zweiten Hälfte mehr riskieren mussten und den Weg nach vorne suchten. Und wiederum war Knorr am nächsten FC-Treffer beteiligt. Er hatte sich in der 65. Minute auf der rechten Seite durchgesetzt und passte nach innen. Dort landete der Ball beim mitgelaufenen Kai Hempel, der aus 14 Metern ins rechte untere Eck vollstreckte. Und es hätte für den Spitzenreiter aus Forchheim noch schlimmer kommen können, hätte Tobias Wiesner in der 74. Minute mehr Zielwasser getrunken gehabt: Einen Schuss des eingewechselten Andreas Graml konnte Beck nicht festhalten, den Abpraller brachte der Amberger Stürmer aus kurzer Distanz nicht unter.
Wie man Fehler des Gegners konsequent bestraft, zeigte der Jahn in der 90. Minute, als sich eigentlich die meisten schon mit dem Unentschieden abgefunden hatten. Nach einem Amberger Einwurf an der Außenlinie brachte Graml den Ball nicht weit genug weg. Dieser landete bei Göbhardt, der aus 20 Metern draufhielt und die Latte traf. Der eingewechselte Dominik Zametzer reagierte blitzschnell und schob aus kurzer Distanz flach zum 3:2 ab (90.).
Wer gedacht hätte, dass dies schon die Entscheidung gewesen sei, sag sich jedoch getäuscht. Nach dem Anstoß tankte sich André Karzmarczyk bis vier Meter vor die Grundlinie durch und legte auf Marco Seifert zurück, der das 3:3 markierte. Das sah auch Referee Marcel Geuß so, der schon auf Tor entschieden hatte, ehe ihm sein Assistent zurückpfiff und eine Abseitsstellung sah. Scheibel kommentierte diese Szene so: „Marco war bei der Hereingabe hinter dem Ball, also kein Abseits.“
Sei’s drum: Es war eine umstrittene Tatsachenentscheidung, mit der der FC Amberg genauso leben muss wie mit dem 2:3. „Wir haben Punkte liegen lassen. Diese müssen wir uns, wollen wir vorne dabeibleiben, nun am Freitag im Derby gegen die SpVgg SV Weiden holen“, blickte der Sportliche Leiter dann auch wieder optimistisch in die Zukunft.
Spielbericht eingestellt am 19.08.2014 13:43 Uhr