Eine sehr unruhige Nacht hatte der neuen SpVgg-Coach Christian Stadler hinter sich, schließlich galt es binnen 24 Stunden, einen Schlachtplan gegen den Spitzenreiter auszuarbeiten. Nur eine Trainingseinheit blieb den Ex-Weidener Zeit, sich einen Eindruck von seiner neuen Elf zu verschaffen. So schnell kann es im Fußball aber gehen: Eben noch auf der Couch, zwei Tage später stand Christian Stadler dann vor 12.300 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Grünwalder Stadion vor einer stimmungsvollen Kulisse. Dabei konnten die Gelb-Schwarzen aber eigentlich nur gewinnen. Denn gegen den Spitzenreiter erwartete sowieso jeder einen Sieg der Münchener Löwen. Der unumstrittene Ligaprimus der Regionalliga scheint trotz der jüngsten Pleiten auf seinem Weg zurück ins Profigeschäft wohl nicht aufzuhalten. Ein Altstädter Sieg wäre nach den letzten Resultaten da schon einer Sensation gleichgekommen, auch wenn die Elf von Trainer Daniel Bierofka zuletzt zwei Mal Schwäche zeigte. „Entscheidend wird es daher für uns sein, die Niederlagen der letzten Wochen aus den Köpfen zu bekommen und uns auf das Spiel zu freuen“, wusste Christian Stadler auf was es nun primär ankam und forderte daher einen selbstbewussten Auftritt seiner Elf: „Die Sechsziger können auch verlieren!“ Warum sollte man die Löwen nicht ärgern können? Die Uhren waren bei der Altstadt schließlich wieder auf Null gestellt. „Für einen Erfolg brauchen wir aber jede Kehle“, hoffte Christian Stadler dabei nicht zuletzt auf die Unterstützung der mitgereisten Bayreuther Fans. Dennoch waren die Löwen natürlich als Ex-Zweitligist klarer Favorit gegen die SpVgg Bayreuth: Denn die Oberfranken verloren nach gutem Saisonstart die letzten acht Spiele. „Das heißt gar nichts!“, sagte jedoch 1860-Trainer Daniel Bierofka im Vorfeld mit Blick auf die Negativserie der Bayreuther und schob hinterher: „Jeder, der vor 12.500 Zuschauer in der Regionalliga spielen darf, holt alles aus sich raus. Das sieht man daran, dass keine Mannschaft ihr darauffolgendes Spiel gewinnen konnte.“ Zudem waren die Löwen punktemäßig selbst in einer kleinen Krise nach den Niederlagen in Augsburg und zu Hause gegen den FC Bayern II.
Starke Stimmung: Die Löwen-Fans verliehen dem Grünwalder Stadion einen blau-weißen Anstrich.
Thomas Nietner
Christian Stadler brachte mit Patrick Weimar und Tobias Weber im Vergleich zum Schalding-Spiel zwei frische Kräfte. Und auch für Fuhrmann ging das Märchen weiter: Vor einem halben Jahr war der 24-Jährige noch für Oberpreuschwitz in der Kreisklasse im Einsatz, heute durfte er vor über 12.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion ran. Für ihn, der in der Löwen-Jugend groß geworden ist, war dies natürlich - wie auch für alle anderen Altstädter - ein absolutes Highlight. Dass die Altstädter aber nicht nur zum Abliefern der Punkte nach München gekommen waren, unterstrichen sie gleich in den ersten Spielminuten. Denn die zuletzt gebeutelten Altstädter boten dem haushohen Favoriten in den Anfangsminuten durchaus Paroli und konnten die Begegnung ausgeglichen gestalten. Aber nicht nur das: So fehlte Dominik Schmitt nach 8. Spielminuten nicht viel zum Führungstreffer. Doch sein Schuss aus zentraler Position sprang vom Innenpfosten wieder zurück ins Spielfeld. "Wie der Ball nicht reingehen konnte, verstehe ich immer noch nicht", haderte SpVgg-Coach Christian Stadler mit dem fehlenden Glück: "Aber so ist das nunmal, wenn man unten steht." Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn der Schuss des Mittelfeldakteurs tatsächlich den Weg ins Tor gefunden hätte. So rissen die Löwen mit zunehmender Spieldauer aber das Spielgeschehen an sich. Nico Karger prüfte nach einer Viertelstunde SpVgg-Keeper Alexander Skowronek dabei zum ersten Mal. "In der ersten Halbzeit stand das Spiel lange auf Messers Schneide", sprach Christian Stadler aber weiter von einer ausgeglichenen Partie, in der die Altstädter immer mal wieder den schnellen Weg nach vorne suchten. Aber um die Löwen zu bestehen, dazu musste die Konzentration schon über 90 Minuten stimmen - hinten wie vorne. Das tat sie dann aber doch nicht. Zum Leidwesen des neuen Altstadt Trainers. Denn nach etwas mehr als einer halben Stunde schlug es dann doch zum ersten Mal im Altstädter Kasten ein: Jan Mauersberger stocherte den Ball im Fünfmeterraum nach einer Standardsituation über die Torlinie. "Solche Fehler sind auf dem Niveau tödlich! Das Tor darf uns nicht passieren", ärgerte sich der SpVgg-Coach. Schon in den Vorwochen waren Standards meist der Genickbruch für die Gelb-Schwarzen, die nun stärker unter Druck kamen. Noch vor der Pause schob Markus Ziereis dann gleich noch den zweiten Treffer nach. "Da erwischen uns die Löwen in der Vorwärtsbewegung", haderte Christian Stadler auch mit dem zweiten Gegentor, mit dem sich die Gelb-Schwarzen um eine eigentlich gute erste Halbzeit brachten. So führten aber die Löwen, obwohl TSV-Coach Daniel Bierofka mit den ersten 45 Spielminuten nicht einmal zufrieden war. "In der ersten Halbzeit war es ein gutes Spiel von uns. Mit Pech kassieren wir zwei Tore. Die Standards waren schon zuletzt unser Problem", fasst SpVgg-Verteidiger Thore Denlger die Partie zusammen, in der er Ex-Bundesligastürmer Sascha Mölders lange Zeit an die Kette legte.
Kristian Böhnlein sucht die Lücke in der Löwen-Defensive.
Thomas Nietner
"In der ersten Halbzeit haben wir oft die falsche Entscheidung getroffen. Nach der Führung haben wir dann einfacher gespielt. Nach dem Seitenwechsel haben wir das Spiel weitgehend kontrolliert und nicht mehr viel zugelassen", konnte Löwen-Coach Daniel Bierofka mit dem zweiten Durchgang schon wesentlich zufriedener sein. Seine Elf bestimmte wie erwartet nun das Spielgeschehen und drückte auf den dritten Treffer. SpVgg-Keeper Alexander Skowronek geriet nun immer mehr in den Fokus, auch weil er sich nach einem Foulspiel an Angreifer Nico Karger den Unmut der Löwen-Fans zugezogen hatte und fortan bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Das machte den Youngster aber erst noch stärker. Mit der einen oder anderen guten Parade hielt er die Gelb-Schwarzen weiter im Spiel. "Wir sind zwei, dreimal alleine auf den Torwart zugelassen. Wenn bei der 2:0-Führung der Anschluss für Bayreuth fällt, kann es nochmals brenzlig werden", brachte Daniel Bierofka die Chancenverwertung seiner Elf auf die Palme. Am Ausgang der Partie bestanden aber schon Mitte der zweiten Halbzeit eigentlich keine Bedenken mehr, denn dazu waren die Löwen ihrem Gegner zu sehr überlegen. Oder sollte da doch noch was gehen? Ein Kopfball von Yannick Fuhrmann, den TSV-Keeper Marco Hiller aber sehenswert parierte, war in der Schlussphase letztendlich die einzige brenzlige Szene, in der für die Altstädter der Anschlusstreffer möglich gewesen wäre. Kurz vor dem Spielende machte der Ex-Augsburger Sascha Mölders dann aber mit dem Treffer zum 3:0 den Deckel auf den Löwen-Sieg drauf.
Darius Held (gelb) geht resolut in den Zweikampf gegen Aaron Berzel.
Thomas Nietner
"Der Gegner war heute stark. Das Ergebnis ist daher deutlicher als es tatsächlich war, auch wenn wir dann letztendlich vorne doch noch mehr Tore machen können", sprach TSV-Keeper Marco Hiller zumindest im Hinblick auf den ersten Durchgang von einem harten Stück Arbeit für die Hausherren. Durch den Dreier sicherten sich die Münchener letztendlich souverän die Herbstmeisterschaft. Für die Gelb-Schwarzen stand - wie von vielen im Vorfeld erwartet - dagegen die neunte Pleite in Serie. Dadurch rutschten die Bayreuther erstmals in der Saison auf den Relegationsplatz ab und der direkte Abstieg ist auf einmal ein Thema. Doch der Auftritt in München macht Mut. "Wir können erhobenen Hauptes das Feld verlassen. In der ersten Halbzeit war das Spiel schließlich auf Messerschneide gestanden", lobte Christian Stadler sein Team einerseits für einen couragierten Auftritt, kritisierte aber auch die leichten Gegentreffer. Oder wie es Verteidiger Thore Denlger ausdrückte: "Wir haben es letztendlich nicht geschafft, im Kollektiv vorne und hinten fehlerfrei zu agieren." Das kostete den Altstädtern letztendlich wieder die Punkte. "Mit etwas Glück wäre sogar Zählbares drin gewesen", trauerte der Abwehrchef dabei den guten Anfangsminuten nach. Aber Glück hat man meist im Abstiegskampf nicht.
Spielbericht eingestellt am 31.10.2017 19:56 Uhr