Optimal lief die Vorbereitung in beiden Lagern nicht: Die Hofer Bayern blieb nach den jüngsten Transfers kaum Zeit, sich einzuspielen und die Bayreuther kämpften zuletzt mit einer Reihe angeschlagener Spieler. "Das Spiel kommt für uns zu früh", überraschte die Aussage von Jochen Kauper, dem Hofer Scout, daher im Vorfeld nicht. Aber Miloslav Janovsky wagte zum Saisonauftakt das Risiko und brachte mit Tomas Krbecek und Jan Kralik die beiden erst jüngst verpflichteten Tschechen. Nach dem Abgang von Maximilian Krauß stellte der Hofer Coach sein System nur bedingt um und brachte Rückkehrer Alexander Bareuther auf dem linken Flügel. Im Tor setzte er dagegen auf Andreas Schall, der den Vorzug vor dem ehemaligen Altstädter Erik Arkenberg erhielt. "Schalli hat sich das Spiel verdient und Erik ist erst eine Woche bei uns", so die Begründung von Jochen Kauper. Aber auch der Gästecoach hatte im Tor die Qual der Wahl. Christoph Starke entschied sich letztendlich für Christian Berchthold und gegen den Ex-Frohnlacher Jonas Hempfling. Im Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Neuzugänge gab wohl letztendlich die Hofer Vergangenheit des Routiniers den Ausschlag. Mit Patrick Weimar und Tobias Weber tauchten zudem zwei weitere Neuzugänge in der Startelf auf. Ansonsten vertraute der Bayreuther Coach der Stammelf aus dem Vorjahr. Allerdings musste Anton Makarenko kurzfristig passen. Für den Spielgestalter rutschte daher Mikel Seiter in die Startelf. Neben Simon Russ, Sebastian Glasner und Tayfun Özdemir der vierte Ausfall bei den Gelb-Schwarzen aus der Wagnerstadt. Der Hofer Coach Miloslav Janovsky sah die Gäste dennoch in der Favoritenrolle. Für Christoph Starke spielte die Rollenverteilung im Vorfeld eher eine ungeordnete Rolle: "Es ist ein außergewöhnliches Spiel nach einer durchwachsenen Vorrunde."
Der Ex-Bayreuther Eduard Root war gegen die alten Teamkollegen besonders motiviert. In dieser Szene setzt sich der Hofer gegen Tobias Weber (li.) durch.
Thomas Nietner
Und warum es ein außergewöhnliches Spiel werden würde und warum die Vorrunde durchwachsen war, darauf erhielten die knapp 3.000 Zuschauer schnell eine Antwort. Denn schon nach fünf Minuten netzte der Hofer Torjäger Martin Holek nach einer Flanke des ehemaligen Altstädters Eduard Root zur frühen Führung der Heimelf ein. Die Gästeabwehr sah dabei nicht gut aus und störte die Hofer weder bei der Flanke noch beim Kopfball. Und nur vier Minuten war die Bayreuther Hintermannschaft erneut nicht im Bild: Wieder war es Eduard Root, der querlegte und dieses Mal Tomas Sturm fand, der den Ball nur noch über die Torlinie schieben musste. Aber damit noch nicht genug: Nach einer Ecke legte Neuzugang Tomas Krbecek noch einen nach. 3:0 nach 18. Spielminuten: Die Hofer Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Und auch Miloslav Janovsky musste lange überlegen, ob es dies unter seiner Regie schon einmal in Hof gegeben hat. Das Oberfrankenderby war damit quasi schon nach einer Viertelstunde entschieden. Christoph Starke haderte: "Wir haben uns eine Summer individueller Fehler geleistet." Recht hatte er. Aber damit nicht genug: Seine Elf war dem Gegner in puncto Spielfreudigkeit und Aggressivität unterlegen. Der Siegeswillen war der Heimelf deutlich anzumerken. Gepusht vom Führungstreffer wurden die Hofer immer stärker. "So ein frühes Tor spielt dem Gegner natürlich in die Karten", stellte der Bayreuther Außenverteidiger Chris Wolf fest. War das Spiel schon gelaufen? Nur bedingt, denn die Bayreuther ließen sich trotz des Rückstandes nicht hängen und versuchten es wenigstens kämpferisch, nachdem spielerisch kaum etwas zusammenging. Was daran lag, dass der Hofer Matchplan, Kristian Böhnlein und Tobias Ulbricht aus dem Spiel zu nehmen, dank eines aggressiven Pressings nicht ins Spiel kommen zu lassen, aufging. "Bayreuth ist nach dem 0:3 nicht auf die A9 und heimgefahren, sondern hat versucht, zurückzukommen", war für Miloslav Janovsky das Spiel noch keineswegs durch. Auch wenn die Bayreuther sich gegen Ende der ersten Hälfte wieder stabilisieren konnten, sprach der Spielstand weiter klar für die Heimelf. Einen höheren Rückstand verhinderte Christian Berchthold vor dem Seitenwechsel mit einer sehenswerten Parade. Am starken Gesamteindruck des Aufsteigers, der in Eduard Root und Jan Kralik seine stärksten Akteure hatte, änderte dies indes wenig. War das Spiel in der Vorsaison oft über die Flügel angelegt, so ging im 4-1-4-1-System auch viel über das Zentrum. Dort offenbarten die Bayreuther so ihre Schwächen und fanden nicht immer rechtzeitig einen Zugriff auf ihre Gegenspieler.
Philipp Hannemann (schwarz) springt höher als Martin Holek. Dennoch hatten die Hofer weitestgehend die Lufthoheit.
Thomas Nietner
Trotz des Rückstands ließen sich die Gäste auch nach dem Seitenwechsel nicht hängen. Eine Tatsache, die Christoph Starke als positiven Eindruck aus Hof mitnahm und trotz der Niederlage für das nächste Spiel hoffen lässt. Als Patrick Weimar sich in der 55. Spielminute ein Herz fasste, von der linken Seite nach innen zog und zum 1:3 verkürzte, kam im Altstädter Lager kurz Hoffnung auf. Ein Tor, das Miloslav Janovsky wurmte: "Da haben wir geschlafen. Hallo, das ist Regionalliga." Aber nur kurz durften die Gäste hoffen. Warum? Das lag an Jan Krulik, der quasi im Gegenzug prompt den alten Abstand herstellte und mit einem sehenswerten Treffer vom Strafraum seine starke Vorstellung krönte. Auch wenn die Partie damit nun letztendlich entschieden war, hielt dies die Gastgeber nicht davon ab, bis zum Spielende weiter munter zu pressen. Die Euphorie und die Kulisse pushte die Janovsky-Elf weiter nach vorne. Doch ein weiterer Treffer sollte trotz der einen oder anderen guten Kontergelegenheit nicht mehr gelingen. Vielmehr konnten die Gäste nach einem Handelfmeter durch Kristian Böhnlein in der Schlussphase auf 2:4 verkürzen. Letztendlich nicht mehr als Ergebniskosmetik. Denn den Altstädtern fehlte es im Derby nicht nur an der Abstimmung in der Abwehr, sondern auch an der Durchschlagskraft in der Offensive. Andreas Schall verlebte daher weitgehend einen ruhigen Abend und musste nur zwei Mal kurz nach der Pause sein Können zeigen. Ansonsten nahmen ihn seine Vorderleute - allen voran Andre Biermeier und der tschechische Neuzugang Tomas Krebecek - viel Arbeit ab.
Christian Schraps (gelb) entschied das Duell im Mittelfeld gegen Kristian Böhnlein für sich.
Thomas Nietner
Letztendlich ging die Heimelf als verdienter Sieger vom Platz. Da waren sich beide Trainer nach der Partie einig. Dass die Hofer Bayern den Erzrivalen aber so deutlich in die Knie zwangen, überraschte dann dennoch. Die Hochfranken waren der Elf aus der Wagnerstadt fast immer einen Schritt voraus und machten gegenüber der angeschlagenen Elf von der Jakobshöhe den frischeren Eindruck. Die Aufstiegseuphorie und der frühe Führungstreffer verleihte den Gastgebern noch einen zusätzlichen Schub. Aber Miloslav Janovksy blieb auch im Augenblick des Triumphs am Boden: "Das wird sich sicherlich nicht noch einmal in Schweinfurt wiederholen." Wobei die Hofer Bayern in kommenden Duell mit den hochgehandelten Unterfranken erneut besonders motivierst sein dürften. Vor zwei Jahren sorgten die Schweinfurter schließlich mit einem kuriosen Sieg über Heimstetten für den Abstieg der Hofer Bayern. Die Gelb-Schwarzen haben daher noch eine Rechnung mit den Mainfranken offen. Die Bayreuther müssen dagegen erst einmal die Derbypleite verkraften und stehen gegen die Junglöwen im nächsten Spiel schon ein wenig unter Druck, um nicht gleich zu Saisonbeginn in ein Stimmungs- und Leistungsloch zu fallen. "Jedes Spiel ist anders", hofft Chris Wolf gegen 1860 auf ein anderes Spiel. Und auch Christoph Starke war um Optimismus bemüht: "Die Elf hat sich nicht hängen lassen." Dennoch bleibt es dabei: Auch im dritten Anlauf konnten die Bayreuther zum Saisonauftakt in der Regionalliga nicht gewinnen. Den Hofer Bayern gelang das Kunststück dank einer starken Mannschaftsleistung auf Anhieb. Der Hofer Auftaktsieg blieb aber nicht die einzige Überraschung: Auch den 3:0-Heimsieg des FC Memmingen gegen Aufstiegsfavorit Burghausen hatten wohl nur wenige Experten auf der Rechnung.
Spielbericht eingestellt am 16.07.2016 04:05 Uhr