„Wir werden heute sicherlich etwas defensiver agieren, da wir gegen den Tabellenführer antreten und nicht ins offene Messer laufen möchten“, ließ sich VfL-Co-Trainer Michael Eberhardt im Vorfeld der Partie entlocken. Aus dem Rosenheimer Lager war zu erfahren, dass es das erklärte Ziel des Clubs sei, letzter Bayernligameister der Historie zu werden. Trotz zweier Abgänge in der Winterpause fühle sich die Elf stark genug, Platz 1 zu verteidigen und möchte deshalb auch nach langer Busfahrt bei den heimstarken Frohnlachern etwas mitnehmen. Der VfL lief zum Spitzenspiel mit der gleichen Elf auf, die zuletzt beim Würzburger FV mit 1:0 die Oberhand behielt. Will heißen: Thomas Karg im Sturm, Kristian Böhnlein auf neuer Position im defensiven Mittelfeld, Sebastian Hofmann und Paul Scheller hingegen nur auf der Bank.
Der eingewechselte Benjamin Birner (Nummer 15) fährt Sinan Bulat bei dessen Dribbling an der Außenlinie in die Parade.
Andreas Schmitt
Zu Beginn der Partie strafte der VfL seinen Co-Trainer Lügen und verhielt sich keineswegs defensiv. Die Oberfranken hatten das optische Übergewicht und nach 13 Spielminuten auch die erste Torgelegenheit. Tayfun Özdemir setzte sich auf halblinks elegant durch und flankte nach innen. Sinan Bulat und Stoßstürmer Karg behinderten sich beim Kopftsoß jedoch gegenseitig. Nach 20 Minuten deutete auch der Tabellenführer aus dem Alpenvorland seine Torgefährlichkeit an, doch einen ersten Fernschuss entschärfte Torwart Christian Beer. Bis zu diesem war die Heimmannschaft wesentlich agiler und spielfreudiger. Vor allem Spielgestalter Christian Brandt konnte mit seiner hervorragenden Technik immer wieder Akzente setzen. Letztlich jedoch bissen sich die Hausherren bis zu diesem Zeitpunkt an den defensivstarken Gästen die Zähne aus. Eine typische Szene: Der VfL kombinierte im Mittelfeld gepflegt, konnte mit seinen technisch sauberen Pässen jedoch kaum Raumgewinn verbuchen. Im Gegenteil: Andre Zapf verlor das Leder beim Versuch einer Flanke und konnte den daraus resultierenden Konter nur per Foulspiel stoppen. Den folgenden Freistoß verlängerte ein Heimakteur per Kopf unglücklich ans eigene Lattenkreuz – Glück in dieser Szene für den VfL (27.)! Und bereits drei Minuten vorher hätte der TSV bei einem seiner wenigen, aber stets brandgefährlichen Angriffe fast die Führung erzielt. Eine Flanke von Eugen Martin wurde im letzten Moment geklärt, der Nachschuss von Markus Einsiedler strich knapp am Beer-Kasten vorbei (24.). Mitte der ersten Halbzeit die schlechteste Nachricht des gesamten Spiels: Der bis dahin grundsolide agierende VfL-Innenverteidiger Martin Sokotowski musste nach einem Zusammenprall auf der Trage vom Feld und sofort in den Rettungswagen gebracht werden. "anpfiff" wünscht Gute Besserung! Andre Jeschke kam für seinen verletzten Kameraden in die Partie und übernahm die linke Seite, Marcel Burkard rückte in die Innenverteidigung (34.). Wenig später jedoch Grund zum Jubeln für den VfL Frohnlach. Böhnleins von halbrechts auf der Höhe des Sechzehners mit links scharf nach innen getretener Freistoß segelte an Freund und Feind vorbei genau ins linke untere Toreck zum 1:0 (37.). So muss man solche Freistöße schießen! TSV-Torwart Robert Mayer, sonst lautstarker Motivator seiner Elf, sah bei diesem Treffer nicht gut aus. Allerdings war ihm durch unendlich viele Beine im Strafraum wohl auch die Sicht verdeckt. Die Heimelf war nun am Drücker, eroberte vor allem durch Bulat und Karg den Ball schon weit in der gegnerischen Hälfte. Brandt verpasste nach gutem Solo mit einem Schuss aus 22 Metern jedoch um einen guten Meter (39.). In den letzten Minuten vor der Pause wurde die Begegnung härter, die Zweikämpfe verbissener. Doch der Unparteiische Steffen Mix (TSV Abtswind) hatte in den allermeisten Situationen das richtige Auge und Fingerspitzengefühl und blieb stets Herr der Lage.
Florian Pflügler – einer der stärksten Oberbayern – gewinnt das Kopfballduell gegen Paul Scheller.
Andreas Schmitt
Zuerst einschläfernd, nach Rückstand giftig! Mit diesen Worten lässt sich die zweite Spielhälfte des VfL Frohnlach analysieren. Die Mannen von Trainer Dieter Kurth ließen in den 20 Minuten nach dem Seitenwechsel jenen Enthusiasmus und Einsatzwillen vermissen, der den Tabellenführer vorher in arge Bedrängnis brachte. Die Gastgeber zogen sich in die eigene Hälfte zurück. Der TSV 1860 übernahm das optische Übergewicht, hatte zunächst jedoch ebenfalls Probleme im Spielaufbau. In diesen Minuten wirkte die Partie einschläfernd! „Nicht los in Frohnlach“, hätte man bei einem Live-Ticker wohl gelesen. Waren hier wirklich 600 Zuschauer? Jedenfalls waren auch diese sehr, sehr ruhig. Bis zur 65. Minute: Frei vor Torwart Beer vergab Danijel Majdancevic die große Kopfballchance zum Ausgleich. Dem VfL Frohnlach hätte dies eine Warnung sein müssen. War es aber nicht! Nur drei Zeigerumdrehungen später schossen sich zwei Frohnlacher praktisch gegenseitig an. Andreas Voglsammer war der lachende Dritte, klaute das Leder, umkurvte Beer eiskalt und schob zum 1:1 ein (68.). Rosenheim war jetzt oben auf. Der sehr starke und sich oft mit in die Offensive einschaltende 20-jährige Verteidiger Florian Pflügler verpasste einen lang geschlagenen Freistoß äußerst knapp (71.), einen Majdancevic-Freistoß hielt Torwart Beer (73.). Der VfL hatte in dieser Phase wenig vom Spiel. Mit einem schnell ausgeführten Freistoß schickte Kapitän Bastian Renk Böhnlein auf die Reise. Seine Hereingabe verpasste der gewohnt souveräne Christian Beetz knapp (75.). Mehr Erfolg brachte eine Hereingabe auf der Gegenseite. Pflügler bugsierte eine Flanke von links mit sehenswertem Flugkopfball in die Maschen der Gastgeber - 1:1 (80.). Im Vorfeld des Treffers wirkten die Frohnlacher unkonzentiert und beschwerten sich noch über einen zwar diskussionswürdigen, aber unwichtigen Freistoß im Mittelfeld. Obwohl verdient, war der Rückstand aus heimischer Sicht unnötig! Und das wussten die Blau-Weißen. Mit giftigen Gesichtsausdrücken warfen sich die Kurth-Jungs der nahenden Heimniederlage entgegen. Mit Erfolg! Eine Flanke von der rechten Seite fand nach einige Abprallern den Weg direkt vor die Renk`schen Füße. Der Kapitän ließ sich die Chance nicht entgehen und versenkte aus sieben Metern eiskalt (83.).
Nach einem über weite Strecken packenden Bayernligaspiel mit einem gerechten Ausgang gewannen beide einen Punkt. Die Frohnlacher sind mit einem Zähler zufrieden, da er gegen den Tabellenführer erreicht wurde. Die Rosenheimer können mit dem Unentschieden leben, da man nach fünf Stunden beim eminent heimstarken Tabellenvierten erst einmal punkten muss. Eines gilt aber für beide Teams: Sie haben das Zeug dazu, in der kommenden Saison Regionalligisten zu sein. In diesem Falle würde Oberfranken und Oberbayern dann erneut aufeinander treffen.
Spielbericht eingestellt am 17.03.2012 22:11 Uhr