"Wir haben wenig zugelassen!" Patrick Sträßer, Trainer des TSV Karlburg, lag mit seiner Analyse nach Spielschluss ebenso richtig, wie sein Gegenüber Dominik Ruh, der stolz auf seine Mannschaft war, "vor allem auf die tolle Moral, die wir zweimal gezeigt haben". Zufrieden waren beide! Entschieden ist nach den ersten 90 Minuten im Relegationsfinale um die Landesliga nämlich noch nichts. Dem TSV Karlburg dürfte es dabei - bei aller Defensivstärke, die der Relegant von oben an den Tag legte - am wichtigsten sein, dass zwei wertvolle Auswärtstore gelangen. Der TSV Gochsheim dagegen hat sein Ziel - dass zum Rückspiel noch alles offen ist - ebenfalls erreicht. Und das obwohl der Relegant von oben seine Stärken in der Offensive kaum einmal nachhaltig ausspielen konnte. Yannick Sprenger rieb sich oft in Dribblings und direkten Duellen auf, Daniel Meusel gab zwar einige seiner gefürchteten Fernschüsse ab, richtig gefährlich wurde aber keiner. Und Nico Kummer musste sich Mitte der ersten Halbzeit mit muskulären Problemen - "Der reißt gleich durch!" - behandeln lassen und war danach eindeutig nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte.
Manuel Zweiböhmer (vo.) versucht sich gegen Manuel Römlein zu behaupten.
Marco Heumann
Als der rechte Außenbahnspieler an die Seitenlinie geeilt war, war der Plan, mit dem Stefan Riegler und Dominik Ruh ihr Team in die Partie geschickt hatte, schon Makkulatur. Mit der gleichen Aufstellung wie beim 2:2 in Ansbach-Eyb waren die Gastgeber angetreten. Doch Christopher Seibert verletzte sich - kaum, dass die Partie angepfiffen war, bei einem Foul an der Außenlinie. Zwar versuchte es der Mittelfeldspieler noch einmal, aber nach acht Minuten und einem weiteren Foul, ging nichts mehr. Tino Kummer musste nach seiner langen Verletzungspause wesentlich früher als geplant auf den Platz. Einen Bruch gab es aber nicht. Ohne Seifert fehlten jedoch oft die Bälle in die Spitze, wo das Trio Daniel Meusel, Yannick Sprenger und Nico Kummer viel zu oft in der Luft hing. Der TSV Karlburg hatte nämlich ein engmaschiges Netz aufgebaut. Im 4-2-3-1 agierten die gleichen Spieler wie beim 3:1 gegen Vatanspor Aschaffenburg, also auch die angeschlagenen Leistungsträger Steffen Bachmann auf der offensiven linken Bahn und David Machau in der Sturmspitze. Beide hätten eigentlich Schonung nötig, werden aber dringend gebraucht.
Vor allem David Machau merkte man aber die Verletzung deutlich an. Der Stoßstürmer lief zwar viel, wirkte aber alles andere als explosiv. Auch deswegen konnten die Gäste kaum gefährliche Angriffe inszenieren. Viele der langen Bälle in die Spitze verpufften. In der Defensive jedoch stand man sicher. und hatte das Gochsheimer Stürmer-Trio gut im Griff. Vor allem gelang es, dadurch, dass man oft sehr tief stand, Bälle in den Lauf der schnellen Angreifer zu verhindern. Die wiederum boten zu oft keine Alternative an. Folge: Es entwickelte sich vor fast 1000 Zuschauern eine durchaus interessante Partie, in der die Gastgeber mehr Ballbesitz hatten, ohne sich klare Chancen oder gar ein Tor erarbeiten zu können. Die Bilanz der Gäste fiel in dieser Hinsicht gar noch bescheidener aus.
Allerdings nur bis kurz vor Ende der Nachspielzeit. Da holte sich der starke Steffen Bachmann den Ball, passte ihn zu Manuel Römlein und startete auf der linken Seite durch. Manuel Römlein bediente mustergültig. Steffen Bachmann zeigte Übersicht und passte nach innen vors TSV-Tor. Dort hatten zwar alle David Machau im Blick, aber nicht den mitgelaufenen Maurice Kübert, der den Querpass im Fallen über die Linie drückte. Ein Tor, das sich nicht im Geringsten angekündigt hatte und das Gochsheim in die Pflicht nahm.
Nico Kummer (re.) kann den langen Ball von Maurice Kübert nicht verhindern.
Marco Heumann
Eine Pflicht, der die Gastgeber nach dem Wechsel nachkamen. Sie agierten weiter offensiv und versuchten Druck auf das Defensivgefüge der Karlburger auszüben. Klare Chancen blieben aber Mangelware. Stattdessen brachte ein Treffer aus dem Kuriositätenkabinett die Gastgeber zurück in die Partie. Johannes Gold hatte einen Ball abgewehrt, der gemächlich Richtung Fabian Brand kullerte. Der war sich offenbar nicht ganz sicher, ob er das Leder aufnehmen darf und entschied sich, mit dem Fuß zu klären. Dabei traf er allerdings den kurz vor ihm stehenden Johannes Gold. Der Ball lag im Netz. Und Karlburg hatte ab sofort seinen Karius! Der wirkte nach dem Patzer ebenso wie seine Vorderleute verunsichert. Gochsheim war jetzt am Drücker. Vor allem als Nico Kummer nach einem tollen Solo von Daniel Meusel wohl hauchdünn im Abseits stand, lag das 2:1 für die Heimelf in der Luft. Erzielt jedoch wurde es von den Gästen.
Erneut ein Treffer aus heiterem Himmel. Standardspezialist Manuel Römlein brachte einen Eckball nach innen. Marco Schiebel stieg völlig unbedrängt hoch und köpfte nicht hart, aber einigermaßen platziert auf den Kasten. Jan Deppert hatte das Nachsehen. Ein sicherlich nicht unhaltbarer Treffer. Lange freuen konnten sich die Karlburger aber nicht. Nahezu im Gegenzug wurde erneut gejubelt. Diesmal bei den Gastgebern. Yannick Sprenger gelang es - in seiner besten Szene - drei Karlburger Defensivspieler auf sich zu ziehen und das Leder zu behaupten. Der Pulk um den Angreifer sorgte für Lücken vor allem auf der linken Seite. Dorthin passte Yannick Sprenger mit viel Übersicht den Ball. Mario Ketterl stand frei, aber fast auf der Außenlinie vor dem Kasten. Fabian Brand stellte sich ihm entgegen und machte das kurze Eck dicht. Genau dort jedoch schlug der Schuss ein. Erneut sah der Keeper des TSV unglücklich aus.
Daniel Meusel (vo.) hat Maurice Kübert im Rücken.
Marco Heumann
Genau wie einige Minuten später sein Kompagnon vom 1:1 Johannes Gold. Die Auswechslung des Kettenspielern war schon anvisiert, als er an der Außenbahn noch einmal zu hart einstieg. Gelb-Rot war die logische Folge und eine Schlussphase in Unterzahl für die Gäste. Eine, nach den 120 und mehr Minuten vom Sonntag, durchaus knifflige Aufgabe, die aber sehr gut gelöst wurde, da auch bei den Gochsheimern die Kräfte schwanden und es nicht mehr gelang, sich klare Chancen zu erarbeiten. Es blieb beim 2:2. Ein Resultat, das beiden alle Möglichkeiten lässt. Auch wenn ein kleiner Vorteil sicherlich bei den Karlburgern liegt, die zu Hause vor sicher vielen Zuschauern antreten dürfen und denen auch ein 0:0 reichen würde. Allerdings sind David Machau und Steffen Bachmann, die beide vorzeitig vom Feld mussten, für Sonntag fraglich. Gochsheim dagegen muss mindestens einen Treffer erzielen, um den Traum von der Landesliga verwirklichen zu können.
Spielbericht eingestellt am 31.05.2018 20:18 Uhr