Dabei sah es personell nicht gut aus für die Hausherren: Kurzfristig musste auch noch Daniel Grasgruber verletzungsbedingt passen, die Wechselmöglichkeiten für den Heimtrainer schrumpften merklich. Auch sein Gegenüber, Rainer Gerlitz, musste bei seinem Debütauftritt auf der Dergah-Bank eine Hiobsbotschaft verkraften. Der etatmäßige Kapitän Berkan Caglas musste verletzungsbedingt passen, Orhan Akgül übernahm die Binde an seiner Stelle.
Florian Luft als Wegbereiter für den ersten Kasendorfer Landesligatreffer der Vereinsgeschichte.
Andreas Bär
Die ambitionierten Norisstädter ließen die Marschroute gegen den Aufsteiger aus dem Kulmbacher Land schnell - allerdings nur sehr kurz - erahnen. Nach drei Minuten fasste Leondrit Maraj das Spielgerät aus 16 Metern wuchtig ab: Keeper Sebastian Eck stellte sein außerordentliches Talent einmal mehr unter Beweis und fischte das Leder aus dem Tordreieck. Das überraschende dabei: Die Situation blieb bis weit in die zweite Hälfte hinein die einzig echte Tormöglichkeit der Gäste. Die Hausherren legten die anfängliche Nervosität sehr schnell ab, unterbanden das Kurzpassspiel der Nürnberger mit kleinen taktischen Fouls und hervorragendem Zweikampfverhalten im Mittelfeld. Ihr Heil suchten sie nach vorne in vielen Diagonalbällen, die die schnellen Offensivleute mitunter gut verarbeiten konnten und die nicht immer sattelfest wirkende Dergah-Abwehr in die ein oder andere Bredoullie stürzten. Gut für die Gäste, dass wenigstens Jürgen Singer einen guten Tag erwischt hatte. Erstmals war er gefordert, als Hollfelder nach einem Ballgewinn Pistor schickte und der abzog (10.). Ansonsten blieb es auch vor seinem Kasten ruhig. Bis Schiedsrichter Windisch Elfmeter Nummer Eins pfiff. Pistor schickte Sebastian Luft, dessen Schuss aus spitzem Winkel Singer abklatschen konnte. Den freien Ball erreichte Florian Luft als erster, Sahin Turan fällte ihn von hinten. Ein klarer Fall: Elfmeter und obendrauf die Rote Karte. Andreas Pistor ließ sich die Chance vom Punkt nicht nehmen und besorgte den Kasendorfer Premierentreffer in der "Plastikbecher-Bierliga". Bitter für die Hausherren, dass Taschner die Verwirrung nach den kleineren Umstellungen, Trainer Gerlitz beorderte Akgül von der Zehnerposition auf die Doppelsechs, nicht ausnutzen konnte. Einen Freistoß von Sebastian Luft erwischte er am langen Pfosten lauernd nicht perfekt und verpasste um Haaresbreite (39.).
Mehmet Bilici im Duell mit Simon Hösch.
Andreas Bär
Nach dem Pausentee versuchten die Nürnberger alles, schafften es aber gegen immer selbstsicherer auftretende Hausherren nicht mehr, den verlorengegangenen Zugriff aufs Spiel wieder zu erlangen. Die Kasendorfer dominierten im Mittelfeld, nutzten die numerische Überzahl immer wieder aus. Dergahspor wehrte sich wohl, konnte aber gegen die kompakt stehende SSV-Hintermannschaft lange Zeit keinerlei Akzente setzen. Anders Kasendorf. Pistor stand um Haaresbreite im Abseits, Joker Matthias Pistor setzte sich unfair durch (54./59.) und scheiterte mit einem Fallrückzieherversuch, nachdem Hollfelder Schorns Flankenball fein per Kopf weiterleitete (64.). Acht Minuten später war die Messe gelesen. Bilici rutschte aus, den in den Fuß gespielten Ball nahm Pistor dankbar auf und zog in den Strafraum. Keeper Singer wusste sich nur noch mit einem Foul zu helfen, Sesselmann zeigte sich vom Punkt aus ohne Nerven und verwandelte. Dergahspor packte nun die Brechstange aus, machte hinten auf und hoffte auf den Anschlusstreffer. Der wäre sogar um ein Haar noch gefallen: Eck parierte gegen die beiden Joker Mongue (83.) und Ceri (85.) hervorragend. Auf der anderen Seite sorgten über Matthias Pistor vorgetragene Konter immer wieder für Gefahr. In der 79. Minute scheiterte er nach einer feinen Stafette über Hösch und Hollfelder an Singer, der auch gegen Schorn (89.) und Pistor (90.) Sieger blieb und sich damit als einziger in einer weit unter Form agierenden Gästeelf Bestnoten verdiente.
Während Kasendorf nach dem Premierensieg ruhigen Mutes zum ersten Auswärtsspiel gegen die Reserve des VfL Frohnlach fahren kann, steht Dergahspor vor dem Derby gegen den SC Feucht schon ein wenig unter Druck. Nur ungern erinnert man sich drei Jahre zurück. Damals starteten die Nürnberger Türken mit zwei Niederlagen und drei Remis in die Landesliga Mitte.
Spielbericht eingestellt am 13.07.2014 19:07 Uhr