Der Sauna-Treff in Ebelsbach musste leiden. Oder vielmehr: Die Werbebande mit dem Hinweis auf Dampfbad, Solarium, Kosmetik, Gesichtspflege wie auch Gewichtsreduzierung. Warum? Weil um die drei Hand voll "Ultras" den FC Augsfeld begleiteten und mächtig Stimmung machten. Die jungen Leute trommelten fleißig gegen die Bande, sangen Lieder oft hart an der Grenze der Beleidigung in Richtung der Sander. Sobald ein Derby steigt, mobilisiert der kleine Haßfurter Stadtteil also auch Fans, die im normalen Ligaalltag keinen Lärm machen an der Seitenlinie. Alleine: Es half nichts im Duell der Nachbarn. Denn der FC Sand hatte ja einen Fabian Benkert.
Augsfelds Peter Hertel (links) im Laufduell mit dem Sander Kapitän Daniel Rinbergas.
Michael Horling
Der einstige Schweinfurter Schnüdel brach nach 24 Minuten den Bann. Ein Freistoßball aus der eigenen Hälfte von Daniel Rinbergas landete bei Dominik Barth. Der brachte das Leder nach innen und Benkert schoss es aus wenigen Metern zum 1:0 in die Maschen. Auch wenn Uli Loeper schon nach wenigen Sekunden dynamisch auf den Kasten zumarschierte, André Karmann in der 43. Minute den Schuss von Peter Hertel abblockte und Sebastian Vogel für Augsfeld kurz vor der Pause mit einem Schuss Keeper Dominik Biemer prüfte, so ging dieses 1:0 zur Halbzeit natürlich in Ordnung für die Sander. Denn nach etwas mehr als einer halben Stunde bremste Torwart Stefan Klemm so gerade noch Dinis Ribeiros Alleingang und rettete 60 Sekunden später die Latte bei Florian Gundelsheimers Kopfball.
Augsfelds Philipp Gessendorfer legt Sands Fabian Benkert eindeutig im Strafraum.
Michael Horling
Es hätte also durchaus nach 45 Minuten schon 2:0 stehen können. Dieses 2:0 fiel 120 Sekunden nach einem tollen Freistoß von Dominik Rippstein, dem Sander im Augsfelder Trikot, als der Ball nur knapp am Tordreieck vorbeiging. "Augsfeld machte da Druck und war im Spiel. Aber dann gelang Fabian diese Riesenaktion", lobte Sands Trainer Erwin Albert Benkert für dessen 2:0. Eine Einzelaktion krönte er mit dem passenden Schuss. Doch Augsfeld schlug zurück: Rund zehn Minuten vor dem Ende ließ Sands Keeper Biemer bei Thorsten Schlereths Schuss das nasse Leder nach vorne prallen. Danny Schlereth staubte ab zum Anschlusstreffer. Die letzten zehn Minuten wurden höchst kurios: Zwei Mal kam Fabian Benkert im Strafraum zu Fall. Erst legte ihn Patrick Lugert, doch in der 83. Minute traf Dinis Ribeiros Elfmeterball nur den Pfosten. Auf der Gegenseite und fast im Gegenzug hatte Paul Esch die Chance zum 2:2, verzog jedoch. Erst ging´s rüber, dann ging´s ´nüber: Diesmal riss Philipp Geßendorfer Benkert um, beziehungsweise er zog ihn in den Strafraum hinein. Wiederum bezweifelten die Ausgfelder die Gerechtigkeit des Pfiffs und bedrängten Schiedsrichter Mirko Scheuplein. Weil die Anhänger der Gäste nun erbost Gegenstände auf den Rasen warfen, hatte Sands Kapitän Daniel Rinbergas Schwerstarbeit: Erst durfte er den Ordnungsdienst verständigen, nach ein paar Minuten dann auch noch aus elf Metern antreten. Diesmal rauschte der Ball ins Netz - und das 3:1 entschied das Haßberge-Derby.
23 Punkte trennen seit diesem ersten Spieltag der Rückrunde die beiden Nachbarrivalen. Die Sander haben zumindest weiterhin Kontakt zu Rang Zwei, die Augsfelder verteidigten ihren Relegationsplatz trotz der Niederlage, weil ja auch die Garitzer verloren. Eben in Garitz steigt nächsten Samstag das so wegweisende Kellerduell gegen Augsfeld. "Da ist sicher was drin für uns. Ein direkter Nichtabstiegsplatz ist schon zu weit weg von uns. Die Relegation aber dürfte für uns machbar sein", hofft Trainer Dieter Schlereth.
Erwin Albert weiß, dass auch das kommende Spiel, erneut zu Hause gegen Leinach, eine lösbare Aufgabe ist für die Sander. Auch wenn die zuvor gegen Kahl, Abtswind und Karlburg drei Heimspiele in Serie verloren hatten. "Sowas ist mir in meiner ganzen Trainerlaufbahn noch nicht passiert", erinnert sich Albert, "Umso wichtiger war, dass wir heute unseren Zuschauern mal wieder ein erfolgreiches Spiel geliefert haben. Wir hatten unser Tief. Aber das ist jetzt hoffentlich vorbei."
Die Gesänge der Augsfelder "Ultras" passten dazu rein gar nicht. "Keine Punkte, keine Kohle, Erwin A", riefen sie. Über den Geschmack des hinterher verbreiteten "Lieber ein Verlierer sein, als ein dummes Sander Schwein", lässt sich ohnehin streiten. Aber dafür freuten sich die Gastgeber dann eben umso mehr über den Dreier und brachten das vor der kleinen Gruppe auch deutlich mit Gesten zum Ausdruck.
Spielbericht eingestellt am 02.11.2013 19:07 Uhr