Viermal trat man bisher in Forchheim gegeneinander an, viermal siegten dort die Jahnler. Und bei den bisherigen vier Aufeinandertreffen im Hans-Walter-Wild-Stadion trennten sich die beiden Kontrahenten bisher viermal Remis. Zumindest diese Serie gehört der Vergangenheit an: Mit dem 1:0-Sieg sicherte sich der Jahn erstmals einen Sieg auch in der Wagnerstadt. Ein Sieg, den niemand wirklich auf der Rechnung hatte. Schließlich musste Jahn-Coach Michael Hutzler auf einige Stammkräfte verzichten, zusätzlich zu den altbekannten Ausfällen musste er auch noch Messingschlager ersetzen. Senad Bajric fand sich nur auf der Bank wieder, dafür rückten Roas und Gonzales in die Startelf. Heiko Gröger konnte auf seine in Schweinfurt erfolgreiche Elf zurückgreifen und änderte auch taktisch nichts.
Thomas Roas (weiß) und Mino Kayser im Duell.
Andreas Bär
"Wir und auch ich sind 30 Minuten lang in Ehrfurcht erstarrt", bekannte Michael Hutzler nach Spielschluss unumwunden ein. "Solch eine Atmosphäre und Gesänge der Fans. Das kennen meine Spieler gar nicht", zollte er dem heimischem Anhang seinen Respekt. Und in der Tat: Die trotz aller Ausfälle nicht "auf der Brennsuppe dahergeschwommene" Forchheimer Elf zeigte sich beeindruckt vom Spielplatz - wohl auch noch geprägt von den Eindrücken aus dem Altstädter Spiel in Schweinfurt, das einige Jahnler beobachteten. Dort, wo die Bayreuther in der Kugellagerstadt aufhörten, machten sie gegen den Jahn nahtlos weiter. Sie attackierten den Forchheimer Spielaufbau schon weit in deren Hälfte, standen selber extrem hoch und suchten über die Flügel immer wieder den schnellen Weg in die Offensive. "Da haben wir sehr viel investiert", erkannte Heiko Gröger. Vor allem das schnelle Flügelspiel stellte Konrad und den starken Miguel Gonzales vor Probleme. Die erste dicke Möglichkeit durch einen Kopfball von Manndecker Phillip Hannemann entschärfte Keeper-Routinier Rüdiger Beck (12.), Nicolaus verfehlte nach Kaysers Flankenball mit einer Direktabnahme (13.) und Martin Weiss` Fallrückzieher nach Eckerts Eingabe verfehlte den Kasten doch recht klar (16.). Die größte Chance bot sich Eduard Root: Der visierte aus 20 Metern nur ganz knapp über den Querbalken (20.). Erst langsam fand sich Forchheim und unterband das Altstädter Forechecking konsequent, suchte seinerseits die Vorwärtsbewegung. Und dort hat der Jahn mit Tobias Ulbricht und Tom Jäckel zwei Offensivkräfte der außergewöhnlichen Art. Eben dieser Jäckel, vor zwei Jahren heißer Kandidat auf einen Platz im Altstädter Bayernligakader, scheiterte nach 40 Minuten an Keeper Sebastian Eck, der auch den Nachschuss von Steffen Konrad aus der zweiten Reihe reaktionsschnell parierte. Und noch einmal rückte Eck in den Blickpunkt: Eine Minute vor der Pause klärte er sehenswert gegen Tobias Ulbricht, der einen der wenigen Stellungsfehler von Youngster Phillip Hannemann ausnutzte und alleine vor dem Altstädter Torwart auftauchte.
Georg Neudecker klärt vor dem lauernden Timothy Nicolaus.
Andreas Bär
Es folgte die erwartete Altstädter Anfangsoffensive: Manndecker "Schorsch" Neudecker blockte einen Versuch von Martin Weiss (49.) und hatte Glück, dass sein Foulspiel an Timothy Nicolaus (53.) folgenlos blieb, weil Hiemer das Leder von der Strafraumgrenze in die Mauer wuchtete. Es folgte der stärkste Auftritt von Rüdiger Beck: Nach Horters feinem Flankenball bugsierte Manndecker Fiedler das Leder per Hacke gefährlich auf Tor, Beck reagierte prächtig und klärte zum Eckball (54.), nachdem er drei Minuten vorher schon gegen Weiss auf dem Posten war. Das Spiel war wieder offen: Der bekannt konterstarke Jahn hatte Zugriff auf das Spiel erlangt, erspielte sich immer wieder gute Szenen. So scheiterte Ulbricht (51.) an Sebastian Eck, der auch gegen den aus zentraler Position zum Abschluss kommenden Ferdinand List das Leder um den Pfosten lenken konnte (59.). Das Altstädter Flügelspiel, vor der Pause der größte Faktor, erlahmte zusehends. Als der von Miguel Gonzales in Hälfte zwei gut kontrollierte Mino Kayser zweimal doch zum Flanken kam, brannte es lichterloh, doch Eduard Root brachte zu wenig Druck hinter seinen Kopfball (61.) und Martin Weiß' Direktabnahme aus spitzem Winkel blieb harmlos (62.). Pech hatte Timothy Nicolaus: Nach einem brillianten Pass aus der Abwehr heraus wähnte der Assistent ihn fälschlicherweise im Abseits - er wäre alleine vor Beck aufgetaucht und hatte die Führung somit auf dem Fuß. Auf der anderen Seite hatte Tobias Ulbricht mit einem am Tor vorbeistreichenden Kopfball Pech (72.). In der 78. Minute war es dann doch soweit. Tom Jäckel köpfte das Leder in die Mitte, Sebastian Fiedler erlaubte sich einen Stellungsfehler gegen den einschussbereiten Tobias Ulbricht und zupfte unerlaubt: Den fälligen Elfmeter verwandelte Klaus Grütze vehement zum Siegtreffer. Der Altstädter Sturmlauf in der Schlussphase blieb harmlos, da die bisher defensiv verwundbaren Forchheim bombensicher standen und kaum Zwingendes zuließen. Auf der anderen Seite hätten Tobias Ulbricht und Tom Jäckel bei dem ein oder anderen Konter das Ergebnis sogar noch erhöhen können - was freilich zuviel des Guten gewesen wäre.
Mit dem Sieg im Oberfrankenderby hat sich der Jahn vor dem Duell gegen den TSV Kleinrinderfeld endgültig erst einmal in der Bayernligaspitzengruppe festgesetzt. Die junge Altstädter Truppe dagegen hofft in Neumarkt die verlorenen Punkte zurückholen zu können. Immerhin eines hat man schon jetzt erreicht: Das im Vorjahr extrem angespannte Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft ist längst gekittet. Auch nach der Niederlage gegen den Jahn feierten die Altstädter Anhänger ihre Truppe für die spielerische Leistung. Auch wenn das zählbare am Ende wegblieb: Die Leistungen der Elf machen Hoffnung auf eine ruhigere und erfolgreiche Zukunft.
Spielbericht eingestellt am 07.08.2012 23:06 Uhr