Zum Auftakt in die Rückrunde der Regionalliga Bayern stand das oberfränkische Traditionsduell zwischen der SpVgg Bayern Hof und der SpVgg Oberfranken Bayreuth auf dem Spielplan. Die Hofer Bayern erinnerten sich dabei gerne an den Saisonauftakt gegen die Altstädter: Beim 4:2-Sieg zeigten die Hochfranken ein mitreißendes Spiel, in dem es nach 17 Spielminuten schon 3:0 für die Hausherren stand. Aus Hofer Sicht ging es danach jedoch nicht so weiter: Der Janovsky-Elf stand als Tabellenletzten das Wasser bis zum Hals. Zwei Unentschieden machten zuletzt jedoch Hoffnung, zumal die Altstädter im Waldstadion bisher nicht immer das Glück auf ihrer Seite hatten. Nach vier Pleiten aus den letzten fünf Partien mussten aber auch die Wagnerstädter endlich einmal wieder dreifach punkten, um nicht weiter abzurutschen. "Wir müssen einfach wieder Tore schießen und Punkte holen, damit wir uns wieder von den Abstiegsplätzen absetzen. Außerdem wollen wir uns natürlich für die bittere Hinspielniederlage revanchieren. Wir wollen das Derby unbedingt gewinnen", gab der Altstädter Coach Marc Reinhardt die Marschroute vor. Der Trainer der Gastgeber wusste dabei auf was es ankommen würde: "Hof steht mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen vor der Winterpause noch punkten, damit sie im neuen Jahr noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben. Hof hat uns im Hinspiel vorgemacht, mit welcher Einstellung man in ein Derby gehen muss. Die Einstellung müssen wir auch bringen, wenn wir punkten wollen."
Für die drei Hofer Eduard Root, Ersatztorwart Erik Arkenberg und Felix Strößer sowie dem Altstädter Keeper Christian Berchthold war das Derby eine ganz besondere Partie: Das Quartett trug jeweils auch schon das Trikot des Gegners. Doch die beiden Keeper nahmen erst einmal auf der Ersatzbank Platz. Jonas Hempfling erhielt erneut den Vorzug vor dem Ex-Hofer. Im Vergleich zum Ingolstadt-Spiel nahm Marc Reinhardt aber dennoch zwei Änderungen vor: Für Chris Wolf und Anton Makrenko kommen Steffen Jainta und Tayfun Özdemir von Beginn an zum Zug. Miloslav Janovsky baute dagegen auf die Elf aus dem Spiel gegen Schalding-Heining.
Nach dem Führungstreffer kennt der Altstädter Keeper Jonas Hempfling kein Halten mehr.
Thomas Nietner
Und von Beginn an war den Altstädtern anzumerken, dass sie etwas gut machen wollten. Einstellungen und Leidenschaften anders als im Hinspiel dieses Mal bei der Elf aus der Wagnerstadt. Ein Fakt, den auch Marc Reinhardt unterstrich: "Es war wichtig, dass wir gut ins Spiel gekommen sind." Dem Hofer Coach Miloslav Janovsky missfiel dagegen der Auftritt seiner Elf, die den Gastgeber dabei zusah: "In den ersten sieben Spielminuten waren wir einfach nicht da: Bayreuth hat 150 Prozent gegeben, während wir zugeschaut haben. Dabei hatten wir vor der Partie weniger zu verlieren als Bayreuth." Aber schon nach neun Spielminuten lagen nicht die Gäste, sondern die Heimelf verdient in Front. Nach einer einstudierten Ecke köpfte Philipp Hannemann seine Farben in Führung. "Das wir ausgerechnet bei einem Standard den Gegentreffer kassieren, überrascht", stellte der Hofer Verteidiger Andre Biermeier fest. Wie groß die Anspannung zuvor gewesen sein muss, zeigte alleine schon der ausgelassen Jubel von SpVgg-Keeper Jonas Hempfling über das Führungstor. Schon zuvor hatten Tobias Ulbricht und Tayfun Özdemir den Altstädter Führungstreffer auf dem Fuß. Und auch nach dem Hannemann-Treffer spielten die Gastgeber weiter nach vorne und wollten mehr. Erst nach gut 20 Spielminuten bekamen die Gäste das Geschehen besser im Griff. Miloslav Janovsky fand für die Anfangsphase deutliche Worte: "Das war einfach enttäuschend!" Besonders ärgerte ihn dabei die ausgelassene Möglichkeit nach dem 0:1, als Martin Holek im Strafraum quer auf Thomas Stock legte, dieser aber nicht voll durchzog. "Wir wussten, dass wir nur zwei Torchancen bekommen würden. Diese muss man dann aber nutzen", haderte der Tscheche. Und auch die zweite Möglichkeit konnte Tomas Sturm nicht nutzen, als Schlussmann Jonas Hempfling diese den Gästen nach einem Fehlpass quasi auf dem Tablett servierte. Auf der Gegenseite hatte Tobias Ulbricht eine weitere gute Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen, aber die Hofer Abwehr konnte den Torjäger mit vereinten Kräften gerade noch am Torerfolg hindern. "Wir haben nur ein Tor aus unserer Überlegenheit gemacht, das war wohl das einzige Manko", so Spielmacher Kristian Böhnlein. Damit lag der Bayreuther richtig. Auch wenn die Hofer Bayern die zweite Hälfte des ersten Durchgangs weitgehend ausgeglichen gestalteten konnten, fehlte ihnen dennoch die Offensivgefahr in ihren Aktionen. Spätestens am Strafraum war die Janovsky-Elf, die weitgehend harmlos blieb, mit ihrem Latein am Ende. Die Führung der Hausherren ging daher zur Halbzeit völlig in Ordnung. Marc Reinhardt konnte daher entspannt den Gang in die Kabine antreten, während es in Miloslav Janovsky arbeitete. Die erste Halbzeit nagte am ehemaligen Weidener.
Kopflos: Tomas Sturm bleibt in der Altstädter Defensive hängen. Kristian Böhnlein (li.) braucht nicht eingreifen, Marius Strangl klärt für seinen Teamkollegen.
Thomas Nietner
Aber auch nach der Halbzeitansprache sollte sich bei den Saalestädtern wenig ändern. Verletzungsbedingt musste Miloslav Janovsky wechseln: Der ehemalige Altstädter Eduard Root kam für den angeschlagenen Harald Fleischer. Dafür rutschte der unauffällige Neuzugang Dmytro Antonyuk auf die linke Abwehrseite. Mehr Schwung kam in die Aktionen der Gäste nicht, außer Jonas Hempfling half noch einmal mit. Doch auch die zweite Unsicherheit des Altstädter Schlussmanns konnte der Aufsteiger nicht zum Ausgleich nutzen. Auf der anderen Seite hatte Dominik Schmitt vielmehr den zweiten Treffer auf dem Fuß. Da die Hofer Bayern nun offensiver werden mussten, boten sich den Hausherren nun mehr Räume. Die Hochfranken mussten daher aufpassen, nicht den endgültigen Knockout zu kassieren. Den setzten die Gelb-Schwarzen schließlich in der 65. Spielminute, als Andreas Knoll im Fünfmeterraum wegruschte und den Ball nicht klären konnte. Tobias Ulbricht schaltete am schnellsten und beförderte das Spielgerät aus kurzer Distanz über die Torlinie. "Wir haben rechtzeitig den Lucky Punch gesetzt", freute sich Spielmacher Kristian Böhnlein. Die Entscheidung im Oberfrankenderby. "Bei den Platzverhältnissen war es schwer, zwei Tore aufzuholen", wusste auch Miloslav Janovsky, dass seine Elf die Partie wohl nicht mehr drehen sollte. Dafür fehlte den Hofer weiter die notwendige Offensivpower. Die besseren Möglichkeiten boten sich in der Folgezeit vielmehr den Gastgebern, die die Konter auf dem tiefen Geläuf aber nicht konsequent zu Ende spielten, sonst wäre der dritte oder gar vierte Treffer leicht drin gewesen. Aber das konnten die Altstädter verkraften, denn die Hofer Schlussoffensive entfiel. Vielmehr sorgte der eingewechselte Jan Kralik für einen weiteren Wutausbruch bei seinem Coach. Der Hofer trat im Zweikampf nach und wurde vom guten Schiedsrichter postwend wieder mit der roten Karte vom Platz geschickt. Böse Zungen unkten schon, dass dies womöglich das letzte Spiel des Tschechen gewesen sein könnte. Miloslav Janovsky wurde deutlich: "So eine Aktion ist eine Frechheit. So kommen wir im Abstiegskampf nicht weiter." Dabei hatten die Platzverhältnisse eigentlich für die Gäste gesprochen, aber es waren letztendlich die Bayreuther, die die Mehrzahl der Zweikämpfe und damit auch die Partie für sich entscheiden konnten.
Tobias Ulbricht (re.) zieht am früheren Kollegen Eduard Root vorbei.
Thomas Nietner
Nach der Partie waren sich beide Seiten einig: Der Sieg der Bayreuther war verdient. Die Reinhardt-Elf zeigte die im Derby notwendigen Tugenden, war lauf- und zweikampfstark und wusste auch zu den richtigen Zeitpunkten, die Tore zu erzielen. Die Hofer Bayern lieferten insbesondere nach vorne einfach zu wenig ab, um Zählbares aus Weismain mitzunehmen. Für Miloslav Janovsky war dies jedoch weniger überraschend: "Wir sind zwar noch nicht abgestiegen, aber wenn wir so weiterspielen schon. Wir wussten, dass wir nur zwei Torchancen bekommen werden, aber die muss man dann halt auch machen. Aber seit Juli 2016 ist das irgendwie typisch für uns. Und wenn man die Chancen nicht macht, fährt man eben wieder traurig heim." Die Bayreuther konnten dagegen feiern und durchatmen, nachdem sie den Vorsprung auf die Relegationsränge weiter ausbauen konnten. Mit frisch getankten Selbstvertrauen geht es nun zum Vergleich mit den Junglöwen ins Grünwalder Stadion. Die Hofer Bayern unternehmen gegen Schweinfurt einen weiteren Versuch, irgendwie doch noch den Anschluss an das rettende Ufer zu schaffen. Viel Mut machte der Auftritt in Weismain jedoch nicht, da sich die Unterfranken gegen Schalding-Heining extrem torhungrig zeigten und den Tabellenvorletzten mit 7:0 abfertigten.
Spielbericht eingestellt am 05.11.2016 20:48 Uhr