Die vor allem in der Höhe unerwartete 0:4-Niederlage nahm Timo Rost nach der Partie in Aschaffenburg zwar auf seine Kappe und stellte sich vor seine Elf. Der SpVgg-Coach machte aus seiner Enttäuschung im gleichen Atemzug keinen Hehl: "Wir haben uns den Start auch ganz anders vorgestellt." Gegen den VfR Garching war daher Wiedergutmachung gefragt. Mut machte da die Heimbilanz und die bisherigen Vergleiche gegen die Oberbayern. Seit vergangenen Oktober waren die Gelb-Schwarzen schließlich im Hans-Walter-Wild-Stadion ungeschlagen. "Wir wissen, was wir anders als gegen Aschaffenburg machen müssen", hatte Timo Rost seine Schlüsse aus der Auftaktpleite gezogen und brachte mit Patrick Weimar, Steffen Eder und Sven Kopp drei neue Spieler von Beginn an. Dafür mussten Marcel Schiller und Edwin auf der Bank Platz nehmen. Dort saß zwar auch Philip Messingschlager, aber auf dem Spielberichtsbogen tauchte der Ex-Schweinfurter als siebter Ersatzspieler nicht auf. Aber auch der Garchinger Coach Philipp Bönig tauschte seine Elf nach der 1:3-Pleite gegen Nürnberg 2 auf mehreren Positionen durch.
Garching versteckt sich nicht: Tom Zimmerschiedt (schwarz) kommt vor Christopher Kracun zum Flanken.
Thomas Nietner
Beide Mannschaften hatten ihr Auftaktspiel verloren. Die richtigen Schlüsse hatten aber zunächst nur die Gäste daraus gezogen. "Wir waren von Beginn an griffiger und aggressiver in den Zweikämpfen", brachte der Garchinger Verteidiger Philipp Walter den Unterschied auf den Punkt. Und auch der Gästecoach hatte die Altstädter deutlich offensiver erwartet. Aber die Altstädter kamen in der Anfangsphase überhaupt nicht ins Spiel. Nichts erinnerte mehr in jener Phase an die starke Rückrunde und den überzeugenden Auftritt gegen den Club in der Vorbereitung. "Den Jungs fehlt aktuell einfach die Leichtigkeit, die Spielfreude. Die Lockerheit ist weg", erklärte Timo Rost, was dem Spiel der Altstädter fehlte. Nach vorne leisteten sich die Gelb-Schwarzen bereits im Spielaufbau zu viele Fehler und hinten fand man oft keinen Zugriff. Das ermöglichte den Gästen Torchancen. Georg Ball traf aus der zweiten Reihe nur den Außenpfosten. Ein Warnschuss, den die Altstädter aber nicht als solchen wahrnahmen. Vielmehr zeigte man sich in der Folgezeit auch bei den Standards nicht aufmerksam genug. Als Christopher Kracun Philipp Walter nach einer Ecke am Bein traf, zeigte der Schiedsrichter folgerichtig auf den Punkt. VfR-Kapitän Dennis Niemeyer ließ sich jene Möglichkeit nicht entgehen, die Gäste in Führung zu bringen. So hatte man sich die Wiedergutmachung bei den Altstädtern nicht vorgestellt. Aber es kam noch schlimmer: Nach einer weiteren Ecke fälschte Tobias Weber den Ball ins eigene Tornetz ab. Das saß: Totenstille im Hans-Walter-Wild-Stadion. Drohte wieder ein Fehlstart? Von der Euphorie nach dem Club-Spiel war jedenfalls nichts mehr übrig. Das Selbstvertrauen war schlagartig weg, zumal Garching weiter seine Standards in Tore ummünzte, aber auch aus dem Spiel heraus zu Chancen kam. Eine solche lenkte SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe gerade noch zum Eckball, den die Gäste durch Philipp Walter zum dritten Treffer nutzen. Jetzt kam es knüppeldick für die Gelb-Schwarzen. "Drei Standardgegentore sind heftig", konnte Timo Rost nur noch mit dem Kopf schütteln. Wenigstens gelang den Altstädtern im Gegenzug der Anschlusstreffer, als Leopold Krüger einen Bayreuther Angriff regelwidrig beendete. Anton Makarenko sorgte mit dem Treffer zum 1:3 wenigstens für einen Funken Hoffnung. Timo Rost hatte jedenfalls genug gesehen und brachte danach mit Alexander Piller und Kodjovi Koussou zwei frische Kräfte und stellte seine Mannschaft um. Tobias Weber und Christopher Kracun mussten dafür noch in der ersten Halbzeit raus. Die Aktionen wurden in der Folgezeit etwas zielstrebiger. Das ließ für die zweite Halbzeit hoffen.
Tobias Weber (gelb) kann gerade noch gegen Mario Staudigl klären.
Thomas Nietner
Als dann auch noch Tom Zimmerschmied unmittelbar nach dem Seitenwechsel die Ampelkarte sah, keimte bei den Hausherren noch einmal umgehend Hoffnung auf. "Nach dem Platzverweis war jedoch klar, dass uns Bayreuth unter Druck setzen wird", wusste Gästeverteidiger Philipp Walter, dass nun viel Arbeit auf die Garchinger Hintermannschaft zukommen sollte. "Die Ampelkarte ist grenzwertig", konnte sich Gästecoach Philipp Bönig ebenfalls nicht mit dem Platzverweis anfreunden. In der Folge wurden die Oberbayern immer mehr in die eigene Hälfte gedrängt. Die Altstädter erhöhten den Druck. Gegen einen tief stehenden Gegner waren nun spielerische Lösungen gefragt. Dabei konnten die Gelb-Schwarzen jedoch nicht an die Heimauftritte der Vorsaison anknüpfen. Zu viele Fehler schlichen sich in den Spielaufbau ein. Wenn der Ball dann doch bis in die vorderste Front kam, agierten die Altstädter viel zu fahrlässig mit ihren Möglichkeiten. Auf der anderen Seite bestand die Gefahr, dass Garching mit einem Konter den K.O-Schlag setzen würde. "Mit etwas Glück machen wir aber das 4:1 und die Sache ist eher durch", wusste auch VfR-Kapitän Dennis Niemeyer. Sebastian Kolbe hielt die Altstädter in jenen Szenen im Spiel. Timo Rost ging nach einer Stunde volles Risiko und brachte mit Neuzugang Sascha Marinkovic einen weiteren Stürmer. Aber ebenso wie Alexander Piller fehlte dem Ex-Burghausener das Glück im Abschluss. "Der Anschlusstreffer gibt uns wieder einen Schub. In der zweiten Hälfte ist es ein Spiel auf ein Tor. Wenn wir ein Tor machen, drehen wir das Spiel. Aber irgendwie wollte heute nichts rein", hadert SpVgg-Angreifer Ivan Knezevic nicht zu Unrecht mit der Chancenverwertung der Gelb-Schwarzen. "Da hatten wir auch Glück, waren letztendlich aber ganz gut gestanden und haben uns in jeden Ball geworfen", hielt der Garchinger Philipp Walter dagegen. Die Gästeabwehr machte bis zum Schluss einen guten Job und hatte mit Keeper Dominic Dachs im Notfall noch einen sicheren Rückhalt.
Anton Makarenko (gelb) gerät bereits im Mittelfeld gegen Georg Ball unter Druck.
Thomas Nietner
So stand nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit die erste Heimniederlage seit Oktober 2018. Damals nahm Rosenheim die Punkte aus der Wagnerstadt mit. Die drei Gegentore nach Standards erwiesen sich aber als zu große Hypothek. Der Rückstand wäre nur mit einer konsequenteren Chancenverwertung aufzuholen gewesen. "Wir haben unsere Chancen in der zweiten Hälfte fahrlässig verballert", stimmte Timo Rost dem zu. So starten die Altstädter mit zwei Niederlagen in die Saison. Das hatte man angesichts des stark besetzten Kaders nicht erwartet. Anders als in der Vorsaison gehen deswegen die Alarmglocken nicht gleich los. Die Gelb-Schwarzen haben das Potential, das wieder auszubügeln. "Wir lassen uns da nicht verrückt machen. Wir werden unsere Punkte holen. Da bin ich mir sicher. Wir werden unsere Qualität wiederfinden", ist auch der SpVgg-Coach überzeugt. Am Dienstag geht es für die Altstädter nach Memmingen. Auch die Schwaben wurden vor der Saison hoch gehandelt, haben aber ebenfalls beide Partien verloren. "n Memmingen zählt für mich nicht unbedingt das Ergebnis, sondern wie sich die Mannschaft präsentiert", sagte Timo Rost. Die ersten Punkte im Allgäu würden dennoch für Erleichterung sorgen.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2019 23:59 Uhr