Man hätte es nicht für möglich gehalten, doch Augsburg II gewinnt beim heimstarken FC Eintracht Bamberg und die anderen Teams spielen mit. Aufgrund der Auswärtsniederlagen von Hof und Eltersdorf werden diese beiden Mannschaften von den Fuggerstädtern in der Tabelle überholt und die Erlangener müssen den Gang nach unten antreten. Augsburg II muss sich dennoch gegenüber dem heutigen Spiel steigern, um die Liga durch die Relegation zu halten. Der FC Eintracht spielte sein Pensum locker herunter und hätte mit ein wenig mehr Engagement und Einstellung (es spielte ja auch nicht die erste Elf) die Reserve des Bundeligisten in die Bayernliga zurückgeschickt. Denn ein Remis hätte hierzu schon gereicht.
Pablo Pigl (re.) grätscht Florian Pickel (li.) den Ball vom Fuß.
Gerd Gätzschmann
Der FC Eintracht gab zwar die Devise aus, dass man die drei Punkte im Fuchs-Park-Stadion behalten und eigentlich die nicht mehr für möglich gedachten 50 Punkte erreichen wollte, doch so ganz wollte dieses Unterfangen in den ersten Minuten nicht klappen. Der FC Augsburg II spielte aus einer sicheren Defensive heraus und war jederzeit mit recht guten Spielansätzen nach vorne stets gefährlich. In den Anfangsminuten fiel auf Bamberger Seite immer Abdel Abou Khalil auf, der sich mehrmals auf der linken Seite gut in Szene setzen konnte. In der 18. Minute dann der erste ernstzunehmende FCA-Schuss von Pablo Pigl, der jedoch zentral von einem Bamberger Verteidiger abgeblockt wurde. In Minute Zehn landete von rechts eine Flanke der Gäste durch Marco Thiede im Niemandsland. Kurz darauf wurde ein guter Freistoß problemlos vom Bamberger Keeper Oliver Scheufens heruntergepflückt. In der 14. Spielminute passierte Scheufens ein Lapsus, als er einen Ball nicht richtig traf und somit die Angreifer des FCA II überraschenderweise ins Spiel brachte. Bamberg hatte in diesem Falle viel Glück, denn Pablo Pigl und sein Sturmkollege rutschten auf dem Boden weg und die Chance war dahin. Augsburg war aggressiver, störte früh den FC Bamberg im Aufbau und hatte somit mehr Spielanteile und zwangsläufig auch die besseren Möglichkeiten. Von den etwa 50 Fans im Gästeblock war in den ersten 15 Minuten überhaupt nichts zu hören. Keine Anfeuerung, kein Applaus – enttäuschend in Anbetracht der Brisanz und dessen, was für Augsburg auf dem Spiel stand. Dies sollte sich auch nicht ändern, denn urplötzlich, in der 17. Spielminute, fiel die Führung für den FC Eintracht. Auf der rechten Seite setzte sich Lukas Görtler wunderschön durch und flankte butterweich in den Strafraum. Abdel Abou Khalil konnte diesen Ball nicht erreichen, doch Kapitän Florian Pickel lief mit und dem Ball entgegen, sodass er zum 1:0 einköpfen konnte. Ausgerechnet in seinem letzten Saisonspiel heute für den FC ein Kopfballtor – Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt. Nun war Bamberg am Drücker, doch Augsburg jederzeit gefährlich. Ein Schuss aus naher Distanz von Maximilian Löw wurde von Bambergs Christopher Kettler gerade noch abgeblockt. In der 25. Minute musste der Augsburger Torhüter Christian Krieglmeier sein ganzes Können aufbieten bei einem Flachschuss von Flo Pickel, den der Keeper gerade noch aus der unteren Torecke fischen konnte. Gerade, als sich nun der FC Eintracht in der Augsburger Hälfte festsetzte, fiel der Ausgleich, der keinesfalls unverdient war. Wollten die Schwaben kurz vorher noch einen Elfmeter, so freuten sie sich wenige Sekunden später über das 1:1 in der 29. Minute. Eine Flanke von Markus Niedermann ging an Freund und Feind vorbei in Richtung langes Eck. Ob nun Johannes Nießner diesen Ball noch berührte oder nicht … egal, der Innenpfosten hatte ebenfalls noch mitgeholfen und es stand 1:1. Oliver Scheufens im Bamberger Gehäuse war ebenso überrascht wie die Augsburger selbst. In den jeweiligen Drangphasen des Gegners wurde ein Tor erzielt. In der 35. Minute köpfte Augsburgs Gergö Kocsis nach einer Niedermann-Flanke knapp am Bamberger Kasten vorbei. Die Schwaben hatten Ende der ersten Hälfte mehr vom Spiel, sie griffen nach wie vor früh an und zwangen den FC Eintracht Bamberg zu „unforced errors“ (nicht erzwungene Fehler). Kurz vor der Pause dann die Megachance für die Fuggerstädter. In Minute 42 setzte sich Maximilian Knuth wunderschön auf der linken Seite durch, drang in den Bamberger Strafraum ein und legte den Ball flach nach innen – pfannenfertig für seinen Kollegen Marco Thiede. Doch dieser vergab völlig freistehend aus drei Metern, traf den Ball nicht richtig, sondern nur mit dem Innenrist und so konnte der Bamberger Torhüter Oliver Scheufens parieren. Es war eine tausendprozentige Möglichkeit und hätte die Augsburger beruhigt in die Pause gehen lassen, denn kurz darauf wurde Halbzeit Eins beendet.
Augsburgs Kapitän Moritz Nebel (re.) hatte Bambergs Stürmer Abou Khalil ganz gut im Griff.
Gerd Gätzschmann
Schon in der 47. Minute erarbeitete sich der FC Augsburg II eine gute Chance, welche von Bamberger Seite aus zur Ecke geklärt wurde. Dann der weitaus bessere Start für die ganz in rot gekleideten Gäste. Direkt aus dieser Ecke heraus köpfte Marco Thiede mit einem wunderschönen Kopfball die Gästeführung. Das Leder kam zwar zentral in die Tormitte, doch viel zu schnell für den Bamberger Torhüter und so sorgte der Augsburger Chancenexorzist aus Halbzeit Eins selbst dafür, dass er nicht nach Augsburg dem Bus hinterherlaufen musste. 2:1 für Augsburg II, dazu noch Hof und Eltersdorf in Rückstand …. dies bedeutete die Relegation. In der 58. Minute gab es dann die erste Verwarnung in dieser Partie auf Seiten des FC Eintracht – erstaunlich spät. Kurz darauf die zweite Auswechslung bei Bamberg. Der „König“ des Klassenerhalts aus dem Spiel bei Kickers Würzburg, Alexander Deptalla, kam in die Partie. Und eben dieser Alex Deptalla hatte dann auch nach gefühlten zehn Sekunden die Monsterchance für Bamberg. Eine Flanke von rechts köpfte er völlig freistehend im Fünfmeterraum am langen Eck direkt an den FCA-Torhüter. Die Augsburger Hintermannschaft war anscheinend noch mental beim Feiern des Führungstreffers. Denn auch der sich ergebende Abpraller wurde vom Bamberger Sven Wieczorek knapp neben das Tor gesetzt. Zwei Möglichkeiten, denen die Violetten noch lange nachtrauern sollten. Eine Minute später, in der 61., hatte Johannes Bechmann riesen Dusel, dass er nicht vom Platz gestellt wurde. Der Augsburger Stürmer wäre frei auf das FC Eintracht-Gehäuse zugelaufen und Bechmann verhinderte eigentlich eine glasklare Torchance. Schiedsrichter Marco Achmüller ließ es bei einer Verwarnung – Glück gehabt. So mancher Schiedsrichter hätte hier auch schon Rot gezeigt. Der anschließende Freistoß für Augsburg II von Johannes Müller wurde über die Latte gesetzt. In der 65. Minute landete ein FCA-Schuss aus nächster Nähe am Bamberger Außenpfosten. Dann gingen einige Steilpässe auf beiden Seiten ins Leere. Doch man konnte schon ansatzweise die technischen Fertigkeiten der Gäste erkennen, auch wenn eine Vier-gegen-Zwei-Kontermöglichkeit von Pablo Pigl nicht gut zu Ende gespielt wurde. Es war schon die 69. Minute. Florian Pickel erhielt dann bei seiner Auswechslung den Applaus, der ihm gebührte. In der 71. Minute konnte Oliver Scheufens einen 25-Meter-Freistoß von Pablo Pigl gerade noch über die Querlatte lenken. Auf Bamberger Seite häuften sich nun die Missverständnisse und man hatte immer mehr Probleme nach vorne. In der 80. Spielminute dann die Szene schlechthin, als im Augsburger Strafraum nach einer Flanke Lukas Görtler gerade zu einem Schuss aus halbrechter Position ansetzte. Er wurde von einem Augsburger Verteidiger am Fuß voll getroffen – ein klarer Elfmeter, aber der Schiedsrichter und auch der Assistent hatten beide nichts gesehen. Im direkten Gegenzug – die Bamberger Abwehr war völlig unsortiert – passte Marco Thiede auf Johannes Müller in einer Dre-zu-Eins-Situation und der bat dann auch noch Oliver Scheufens zum Tänzchen, welches er dann zum 1:3 ins leere Tor abschloss. Das Ding war durch und die Partie gelaufen. Denn es kam nicht mehr viel vom FC Eintracht Bamberg. Man merkte deutlich die Strapazen der letzten Wochen an und hatte nicht mehr so viel zuzusetzen, wie man es sich eigentlich erhoffte und erwünschte. Die Fuggerstädter spielten clever die Zeit herunter und nutzten dann auch noch ihre Wechselmöglichkeiten aus. In der 90. Spielminute gelang dann noch der 2:3-Anschlusstreffer für den FC Eintracht Bamberg, als Lukas Görtler mit einem Drehschuss in Gerd-Müller-Manier die Kugel unten rechts in die Maschen setzte. Geht da noch was für Bamberg? Ein Tor noch und Augsburg wäre abgestiegen. In der Nachspielzeit kam dann noch so etwas wie Abstiegsdramatik auf, als die Augsburger versuchten, das Ergebnis an der Bamberger Eckfahne zu verwalten, als Johannes Müller Gelb wegen Meckerns sah und als quasi mit dem Abpfiff ein Bamberger Kopfball am Tordreieck des Augsburger Tores vorbeiging. Dann war Schluss und das Spiel und die erste Regionalliga Bayern–Saison 2012/2013 beendet.
Eine lange, kräfteraubende Saison mit zahlreichen Spielausfällen und demzufolge vielen englischen Wochen ging zu Ende. Der FC Eintracht Bamberg zeigte sich nach dem Trainerwechsel vor einem Vierteljahr spielerisch sehr stark verbessert und holte in den letzten zwölf Spielen 19 Punkte, der Grundstein für den Klassenerhalt. Wenn man sich überlegt, wie viele Punkte man in der Vorrunde leichtfertig hat liegenlassen (es wären vielleicht zehn bis zwölf Punkte mehr gewesen), hätte man natürlich die Runde zum Schluss viel sorgenfreier angehen können. Die Auswärtsspiele waren hierbei der Pferdefuß. Denn man hat oft unter Beweis stellen können, dass man den Spitzenteams jederzeit das Wasser reichen konnte. Aber gut. Es sollte halt einfach nicht sein und schließlich hat alles ja noch ein gutes Ende gefunden.
Der FC Augsburg II hingegen muss, wie die SpVgg Bayern Hof, Überstunden machen und versuchen, die Klasse in der Relegation zu halten. Mit so einer Leistung wie heute hier in Bamberg wird es wohl schwer, aber jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden. Die Chancen, in der Klasse zu verbleiben, haben die Fuggerstädter allemal. Viel Glück!
Spielbericht eingestellt am 26.05.2013 00:18 Uhr