"Wir möchten durch eine neue Ansprache noch einen Impuls an die Mannschaft setzen", begründete Mathias Fleischmann die Entscheidung, drei Tage vor dem Finale im Toto-Pokal noch einmal den Trainer zu wechseln. Damit wollte man vor den entscheidenden Spielen, noch einmal ein Stück unberechenbarer für die Gegner werden. "Wir wussten nicht, was nach dem Trainerwechsel auf uns genau in Bayreuth zukommt", gab Gästecoach Gerd Klaus nach der Partie zu. Genau darauf hatten die Altstädter gehofft. Denn die Favoritenrolle stand für den neuen Altstädter Coach fest: "Schweinfurt ist ganz klarer Favorit" Ich sehe uns da eher in der Außenseiterrolle." Dennoch hoffte er natürlich auf eine Pokal-Überraschung und damit positiver Energie für die anstehenden Relegationsspiele. Da machte es Mut, dass sich mit Patrick Hobsch eine Stammkraft wieder rechtzeitig fit meldete. Beim Ex-Schweinfurter Johannes Golla reichte es indes noch nicht zum Einsatz. Viel konnte Joe Albersinger nach zwei Trainingseinheiten nicht verändern. Der Ex-Ingolstädter beließ es daher bei einer Dreierkette und ersetzte den verletzten Golla durch Patrick Weimar. „Wir haben den Pokal im letzten Jahr gewinnen können und konnten uns somit für den DFB-Pokal qualifizieren. Was das für den Verein, die Fans und die Stadt gebracht hat, war deutlich zu sehen", wollte Gästetrainer Gerd Klaus indes ebenfalls um jeden Preis das Endspiel gewinnen. Dabei musste er allerdings auf Nico Jelisic und Steffen Krautschneider verzichten. Das tat der Sache aber keinen Abbruch: "Jeder aus der Mannschaft ist absolut motiviert und freut sich auf das Finale. Wir wissen, dass viele Schnüdel-Anhänger mit nach Bayreuth fahren und wollen das Spiel nicht nur für uns, sondern auch für unsere Fans gewinnen." Zahlreiche Schnüdel-Fans gaben dem Hans-Walter-Wild-Stadion dabei einen grün-weißen Anstrich. "Schon im Bus hat man gemerkt, dass das heute ein Heimspiel für uns wird", zeigte sich auch FC-Keeper Alexander Eiban von dem Support der Fans begeistert.
Wieder fit: Patrick Hobsch (gelb) kehrte in die Startelf der Altstädter zurück und musste sich gleich mit Marco Fritscher auseinandersetzen.
Thomas Nietner
Und die knapp über 3.000 Zuschauer sollten ihr Kommen auch nicht bereuen. Denn beide Mannschaften lieferten sich von Beginn an einen tollen Pokalfight und hatten jeweils den Vorwärtsgang eingelegt, auch wenn dem Gästetrainer die ersten Minuten nicht ganz gefielen: "Bayreuth hat es uns schwer gemacht. Wir waren davon überrascht. Da hatten wir ein wenig Problemen und nervös. Da haben wir uns zu viele Fehlpässe geleistet." Aber jene Anlaufschwierigkeiten waren vergessen, als Kevin Fery nach elf Spielminuten aus 20 Metern ein sattes Pfund "Marke Sonntagsschuss" auspackte und die Schnüdel-Elf in Führung schoss. Von der Unterkante der Latte sprang der Ball dabei ins Altstädter Gehäuse. Ärgerlich aus Sicht des neuen Altstädter Trainers: "Wir waren präsenter und haben Druck ausgeübt, um den Gegner zu verunsichern, nachdem die Schnüdel zuletzt gute Erlebnisse hatten. Das wollten wir durchbrechen. Ärgerlich, dass wir dann einen Sonntagsschuss hinnehmen müssen." Dem Altstädter Spiel tat dies jedoch keinen Abbruch. Die Gelb-Schwarzen ließen sich von der Führung der Gäste nicht beeindrucken und behielten ihr Spiel bei. "Die ersten 30 Spielminuten haben mir besonders gefallen", hob Joe Albersinger hervor. Wahrscheinlich auch, da den Altstädter nach gut zwanzig Minuten der Ausgleich durch Ivan Knezevic nach feiner Vorarbeit von Kristian Böhnlein gelang. Zuvor fehlte schon Julian Kolbeck nicht viel zum Ausgleich. An Torchancen sollte es aber auch im weiteren Spielverlauf nicht mangeln - auf beiden Seiten. So hatten FC-Angreifer Florian Pieper aber auch der Altstädter Patrick Hobsch jeweils noch gute Möglichkeiten, ehe sich vor der Pause die Torchancen für die Schnüdel häuften. In jener Phase machte die Altstädter Deckung nicht immer den sichersten Eindruck. Adam Jabiri und Christopher Kracun ließ dabei aber beste Möglichkeiten erst einmal ungenutzt. Und auch Florian Pieper hatte kurz darauf nicht das Glück auf seiner Seite. Erst die vierte dicke Möglichkeit führte dann letztendlich zum Torerfolg: Dieses Mal hatte Florian Pieper mehr Erfolg, nachdem zuvor Julian Kolbeck noch auf der Torlinie klären konnte. Die Altstädter hätten sich zu jenem Zeitpunkt nicht über einen höheren Pausenrückstand beschweren können, auch wenn sie grundsätzlich gut mithielten.
Florian Pieper (grün) mit dem unerlaubten Griff gegen Tobias Weber.
Thomas Nietner
Ganz zufrieden war Gästetrainer in der Halbzeit aber trotz der Führung dennoch nicht. "Wir waren da oft zu geduldig und haben das Tempo noch hoch gehalten. Das hat der Trainer auch in der Halbzeit bemängelt", plauderte FC-Keeper Alexander Eiban aus dem Nähkästchen. An der Chancenverwertung änderte sich jedoch erst einmal nichts - selbst bei Adam Jabiri, der zuletzt eine eingebaute Torgarantie hatte. Denn auch der Torschützenkönig der Regionalliga Bayern traf nach knapp einer Stunde nur den Pfosten. Zeit für Joe Albersinger, etwas zu ändern: Der Altstädter Coach brachte nun Anton Makarenko und damit wieder mehr Torgefahr ins Spiel. Der 29-jährige Joker hatte auch gleich eine gute Aktionen. In jener Phase stand die Partie noch auf der Kippe: Mit etwas mehr Glück wäre hier der Altstädter Ausgleich drin gewesen. Doch als Adam Jabiri dann letztendlich doch sein Schussglück wieder fand und zum vorentscheidenden 3:1 für die Gäste traf, schwanden die Hoffnungen der Heimelf rapide. Damit wollten sich aber beide Seiten noch nicht zufrieden geben. Sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite hätten Kevin Fery und Tobias Ulbricht das Ergebnis noch korrigieren können.
Die Spieler feiern ihren Erfolg mit den zahlreichen Fans.
Thomas Nietner
"Über 90 Minuten kann man das Spiel so aber nicht durchziehen, auch wenn wir den Rückstand gut weggesteckt haben. Da fehlt dann der letzte Ball. Schweinfurt hat am Ende verdient gewonnen", musste Joe Albersinger letztendlich seinem Schweinfurter Kollegen Gerd Klaus zum Gewinn des Toto-Pokals gratulieren. Die Schnüdel sicherten sich damit erneut die Teilnahme am DFB-Pokal und dürften sich neben der Antrittsprämie nun womöglich über ein attraktives Los freuen. Zu Recht, wie Gerd Klaus in der Pressekonferenz betonte: "Am Ende war unser Sieg verdient, da wir mehr Chancen hatten und einen Tick mehr Willen gezeigt haben." Während sich die Schnüdel-Kicker damit in einen feuchtfröhlichen Abend verabschiedeten, galt der Fokus der Altstädter prompt wieder dem Alltag. Und der heißt Relegation: Am Freitag geht es für die Gelb-Schwarzen ins Grabfeld nach Aubstadt. "Der Bonus ist jetzt vorbei, jetzt geht es gegen Aubstadt um das Eingemachte", schärfte Joe Albersinger noch einmal die Sinne. Ein Pokalsieg hätte seiner Elf vor der schwierigen Aufgabe Auftrieb gegeben. Letztendlich hätten die Gäste - wenngleich es keine schlechte Partie der Altstädter war - aber auch noch höher gewinnen können.
Spielbericht eingestellt am 21.05.2018 19:40 Uhr