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Artikel veröffentlicht am 13.11.2009 um 12:00 Uhr
Zum Tod von Nationaltorhüter Robert Enke: Tragisches Ende, schwierige Krankheit
MAGAZIN Der Tod von Nationaltorhüter Robert Enke löste tiefe Bestürzung aus. Fans, Vereins- und Verbandsfunktionäre sowie auch Amateurfußballer beschäftigte der Selbstmord des 32-Jährigen. anpfiff hörte sich unter den Keepern im Kreis um. Im kurzen Statement nehmen sie Stellung zu einem der besten deutschen Torhüter, seinem selbst gewählten Ende und dem Thema Depressionen.
Von Christian Dotterweich

Rüdiger Beck.
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Rüdiger Beck, Torhüter FC Burk

Auch ich war sehr betroffen als ich die Nachricht am Abend nach unserem Training erfahren habe. Da kamen mir gleich die Gedanken an meinen alten Fußballkumpel Hilmar Elbel, damals mein Mannschaftskollege beim TSV EBS, der ja vor zirka zehn Jahren das gleiche Schicksal erlitten hat, leider auch mit gleichem Ausgang. Deswegen find ich die Absage des Spiels am Samstag auch sehr gut.
Zu Robert Enke gibt es aus meiner Sicht nur positives zu sagen. Er war für mich der beste Torwart der letzten drei Jahre und hätte es aufgrund seines positiven und fairen Auftretens sicherlich verdient gehabt, bei der WM die Nummer eins zu sein. Ich denke er war für die heutige Jugend wirklich ein Vorbild im Umgang mit Mannschaftskameraden, aber vor allem auch im Umgang mit seinem sportlichen Gegnern. 
Zu seinem Tod: Es ist natürlich tragisch, wenn der Freitod der letzte Ausweg ist, aber so wie es jetzt aussieht, war das ja doch in irgendeiner Weise länger „geplant“. Einfach nur tragisch, vor allem auch seine persönlichen Niederlagen (Tod des Kindes, Verletzungen vor wichtigen Spielen). Vielleicht war ja die letzte Krankheit der endgültige Auslöser für seinen Tod. 
Zum Thema Depressionen: Eine schwierige Krankheit, die ohne Hilfe von Fachärzten nicht in den Griff zu kriegen ist. Leider hat sich Robert Enke gegen diese stationäre Hilfe entschieden. Für mich nicht ganz nachvollziehbar ist die Tatsache, dass sowohl im Verein und auch beim DFB nichts von den Problemen bzw. häufigen Arztterminen bemerkt wurde. 
 

Dominik Marstatt.
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Dominik Marstatt, Torhüter TSV Geschwand
Als ich es Dienstag Abend nach dem Training erfahren habe, war ich zuerst auch geschockt. Warum er sein Leben genommen hat, wird man wahrscheinlich nie komplett erfahren. Klar hat er in seinem Leben, zumindest was man so von der Presse mitbekommt, viele große Rückschläge hinnehmen müssen. Aber er fügt mit einem Selbstmord seiner Familie und den Nächsten große Schmerzen und Verzweiflung zu.
Als Torwart war er gerade wegen seiner nicht optimalen Körpergröße vor allem auf der Linie ein überragender Keeper. Depressionen ist eine ganz gemeine und niederschmetternde Krankheit, welche schon viele Menschen auf der Welt nur noch zu einem Ausweg geleitet hat - dem Selbstmord.
 

Steffen Werther.
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Steffen Werther, Torhüter TSV Kirchehrenbach
Ich muss gestehen, dass ich nahezu perplex war, als ich mit Robert Enkes Tod konfrontiert wurde und dachte zuerst an einen Unfall. Enke wirkte auf mich immer sehr bodenständig, intelligent und sympathisch, was in meinen Augen eine willkommene Abwechslung zu einigen seiner professionellen Torwartkollegen war, die oftmals mehr durch übertriebenes Geltungsbedürfnis auf sich aufmerksam zu machen versuchten, als durch eine über Jahre andauernde sportliche Konstanz, welche Enke gerade auszeichnete. 
Dies war wohl auch der Hauptgrund, warum mich sein Freitod so sehr überraschte. Eben weil er in erste Linie sportliche Akzente setzte, die manchmal den eigentlichen Menschen, der sich dafür verantwortlich zeichnet, in den Hintergrund rücken lässt.
Die Gründe für seinen Selbstmord, die offiziell als "latente Depressionen" angeführt werden, lassen den Schluss zu, dass es sich bei seinem Freitod eher um eine fixe Idee gehandelt haben könnte, die ihn schon länger beschäftigt haben muss, ansonsten ist für mich der gewählte Zeitpunkt, aufgrund seines erfolgreichen Bundesliga-Comebacks, der Aussicht auf die Stammposition bei der WM 2010, sowie der erst zu Beginn dieses Jahres vollzogene Adoption einer Tochter in keinster Weise rational oder nachvollziehbar.
Man sollte dabei jedoch festhalten, dass Depression eine Krankheit darstellt, die Menschen eben nicht rational handeln lässt. Eine Fußballnation bleibt dabei fassungslos zurück, wobei sich die Frage nach dem "Warum" für Außenstehende wohl nie beantworten lässt.
 

Andreas Speer.
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Andreas Speer, Ex-Keeper und Trainer SC Eltersdorf
Als Nationaltorhüter hatte er immer einen schweren Stand: Verletzungen zum falschen Zeitpunkt und lange einen Olli Kahn vor sich und die Pfeife Jens Lehmann. Er hat aber bei Hannover viel auf die Kiste bekommen (wie einst Köpke beim Club) und war immer mehr im Mittelpunkt.
Seine Krankheit kann ich schwer beurteilen, wie man fühlt, denkt und sich dahinter versteckt. Aber an seiner Verzweiflung sieht man, dass er ohne nachzudenken, eine Menge Trauer hinterlässt und auch nicht an den Lokführer denkt, der mit der Situation weiter leben muss, eine Menschen getötet zu haben! 
 

Harald Wolf.
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Harald Wolf, Torhüter TSV Kunreuth
Ich war auch sehr geschockt, zumal die Nachricht über seine schweren Depressionen völlig überraschend kam.
Da ich selbst psychisch labile Leute kenne, weiß ich, wie schwer die Krankheit tatsächlich ist. Dass ein erfolgreicher Sportler keinen anderen Ausweg als den Selbsttod mehr weiß, zeigt, dass keiner davon gefeit ist.
Möge ihm Gott seine wohlverdiente Ruhe gönnen, in Gedanken bin ich bei ihm.
 
 

Walter Horsch.
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Walter Horsch, Ex-Keeper und Trainer SpVgg Effeltrich
Für mich war die Nachricht vom Selbstmord von Robert Enke sehr überraschend. Ich wollte es am Dienstag nach dem Training gar nicht glauben, jedoch bestätigten dies ja die Medien. Nach seiner Viruserkrankung ist es ja mit ihm wieder aufwärts gegangen. Am Samstag im Bundesligaspiel wieder als Kapitän und Rückhalt von Hannover aufgelaufen. Am Dienstag Vormittag noch im Training. Abends Selbstmord.       
Was treibt einen Menschen dazu, Selbstmord zu begehen? Wie seine Frau in der Pressekonferenz mitteilte, litt er schon seit längerem an Depressionen. Wohl hatte er den Tod seiner Tochter nicht verkraftet. Dazu kommt noch der Druck als Fußball-Profi (Verletzung, Krankheit, Medien, Öffentlichkeit).
Robert Enke spielte seine Rolle nach außen als Sportsmann gegenüber Freunden, Mitspielern, Fans und Verein hervorragend. Jedoch innerlich ist für ihn wohl eine Welt zusammengebrochen. Wahrscheinlich konnte und wollte er diese Rolle nicht mehr spielen und nahm sich das Leben. Ich hoffe, seine Familie überwindet diesen Schicksalsschlag.
Fazit: Man sollte mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich öfter Mitmenschen annehmen, auch wenn sie nur scheinbar ein kleines Problem haben. Mancher gibt sich nach außen ganz anders als er wirklich ist. (Lied: Ich & Ich, Titel: "Stark")


Resul Kocak.
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Resul Kocak, Torhüter Türkiyemspor Erlangen

Mir fehlen dazu immer noch die Worte. Ich war geschockt, erschüttert und meine Gedanken waren gleich bei seiner Frau, seiner Tochter und seiner Familie. Für mich war Robert Enke die Nummer 1 in Deutschland. Ich habe ihn einfach bewundert. Er war einer der wenigen Torhüter, die ich gerne mochte: Ruhig, loyal, sympathisch, hat nie mit großen
Worten geprahlt, sondern immer Taten folgen lassen.
Zu seinem Selbstmord stelle ich mir auch die Frage: Warum? Wie konnte es ihm nur so schlecht gehen und keiner bemerkte es? Wie hat er es geschafft, sich so zu verstellen?
Depressionen sind immer noch ein Tabu-Thema. Viele lächeln darüber, obwohl es eine ernst zu nehmende Krankheit und schwer behandelbar ist. Er hätte das nicht verstecken sollen, sondern so wie der Deisler damals. Der hatte das richtig gemacht und sich dem Druck als Fußballspieler nicht mehr ausgesetzt. Möge er Frieden ruhen.

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