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Artikel veröffentlicht am 24.04.2019 um 13:00 Uhr
Zahnarzt-Tipp: Weisheitszähne – Wurzel einigen Übels?
Beschwerden mit unklarer Ursache sind für Sportler eine sehr frustrierende Angelegenheit. Oftmals liegt eine lange Odyssee bei verschiedenen Ärzten hinten den Betroffenen. Leider wird in solchen Situationen nach wie vor zu selten der Zahnarzt aufgesucht. In einer mehrteiligen Reihe soll deshalb auf die Zusammenhänge zwischen Zahn-, Mund- und Kieferbereich und Beschwerden in anderen Körperregionen eingegangen werden.
Von Dr. Andreas Amann
Der ehemalige Nationalspieler Carsten Ramelow litt während seiner aktiven Zeit unter Achillessehnenproblemen. Lange konnte keine Ursache für seine Verletzung gefunden werden. Es stellte sich heraus, dass es Entzündungen im Bereich seiner Backenzähne gab. Erst als die entzündeten Backenzähne entfernt wurden, nahmen die Beschwerden ab. In einem Artikel aus dem Jahr 2010 erläutert Jochen Gruber, damaliger Sportmediziner des 1. FC Nürnberg, dass zwar nicht bei jeder Verletzung von einem zahnmedizinischen Problem ausgegangen werden muss. Wenn man „aber die Zähne vergisst, kann es schnell passieren, dass Entzündungen jahrelang unentdeckt bleiben, was im Spitzensport Gelenke oder Muskeln beeinträchtigt.“

Weisheitszähne sind die Backenzähne, die sich als letzte Zähne in der Mundhöhle entwickeln. Sie liegen „ganz hinten“ im Kiefer, also jeweils hinter dem letzten zweiten großen Backenzahn im Ober- und Unterkiefer. Es ist ganz verschieden, wie viele Weisheitszähne im Kiefer vorhanden sind. Es können im Unter- und Oberkiefer jeweils einer links und rechts sein, also insgesamt vier Weisheitszähne. Aber auch alle anderen Varianten sind möglich, die Verteilung und Anordnung der Weisheitszähne kann hierbei ganz unterschiedlich sein. Die Weisheitszähne brechen ca. im Alter zwischen 16 und 22 Jahren in die Mundhöhle durch. Es kann aber auch sein, dass die Weisheitszähne überhaupt nicht oder nur teilweise in die Mundhöhle durchbrechen. Dies liegt vor allem daran, dass sie wie beschrieben „ganz hinten“ im Kiefer liegen, es dort zu wenig Platz gibt und es somit häufig zu einem Durchbruchshindernis kommt.

Probleme mit Weisheitszähnen

Die Weisheitszähne liegen oftmals schräg im Kiefer, der Durchbruchsweg in die Mundhöhle ist dann durch den zweiten großen Backenzahn versperrt, der unmittelbar vor dem Weisheitszahn im Kiefer steht und zum Zeitpunkt des Durchbruchsversuchs des Weisheitszahnes bereits vollständig in der Mundhöhle „an seinem Platz“ steht. Man spricht in diesen Fällen von einer Verlagerung und/oder Retention des Weisheitszahnes. Es kann auch dazu kommen, dass der Weisheitszahn zum Teil in die Mundhöhle durchbricht, sich jedoch nicht korrekt in die Zahnreihe einstellt. Diese zum Teil durchgebrochenen Zähne entwickeln häufig Zahnfleischtaschen, die sich durch Speisereste und Bakterien entzünden können.
Nicht entfernte oder nicht korrekt eingestellte Weisheitszähne können somit zu Entzündungen führen oder gar auch größere Abszesse (Eiteransammlungen) entwickeln. "Gelenkschmerzen und Muskelprobleme können ihre Ursachen an ganz anderen Stellen im Körper haben, und das sind häufig die Zähne", sagt auch Peter Bärtsch, Ärztlicher Direktor der Sportmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg.

Unklare Beschwerden bei Sportlern


So ein entzündeter Zahn wirkt wie ein Giftspeicher für den Körper. Retinierte oder verlagerte Weisheitszähne können Entzündungsherde im Kiefer darstellen und bei Sportlern zu Leistungseinschränkungen führen. Es sollte also bei unklaren Beschwerden an eine zahnärztliche Abklärung der Weisheitszähne gedacht werden, um nicht erkannte Entzündungsherde im Kieferbereich auszuschließen. Um der Gefahr von Entzündungsprozessen im Kieferbereich mit ihren Auswirkungen vorzubeugen, ist die vorsorgliche Entfernung von Weisheitszähnen auch im Nürnberger Nachwuchsleistungszentrum längst keine Besonderheit mehr.

Röntgenbild klärt auf


Zur Diagnose sollte immer ein Röntgenbild angefertigt werden. Am besten dazu geeignet ist eine Übersichtsaufnahme, die den kompletten Ober- und Unterkiefer und alle Zähne abbildet. Man kann anhand des Röntgenbildes erkennen, wie viele Weisheitszähne angelegt sind und wie deren Lage im Kiefer zu beurteilen ist. Wenn zu erkennen ist, dass die Weisheitszähne verlagert oder retiniert sind, also kein regulärer Zahndurchbruch zu erwarten ist oder bereits entzündliche Prozesse zu erkennen sind, sollten diese entfernt werden. Wenn in der Röntgenaufnahme die Lagebeziehung der Weisheitszähne zu anderen wichtigen anatomischen Strukturen wie Nerven oder Blutgefäßen nicht eindeutig bestimmbar ist, sollte eine dreidimensionale Aufnahme zur besseren Beurteilbarkeit durchgeführt werden.

Frühe Entfernung kann Komplikationen verhindern


Weisheitszähne sind leichter zu entfernen, wenn deren Wurzeln noch nicht vollständig ausgebildet sind. Die Entfernung kann dann mit weniger Aufwand erfolgen, was auch zu einer schnelleren Wundheilung führt. In der Literatur wird der beste Zeitpunkt dann angegeben, wenn ca. zwei Drittel der Zahnwurzel ausgebildet ist. Dies ist ungefähr im Alter zwischen 16 und 18 Jahren der Fall, anhand des Röntgenbildes kann der ideale Zeitpunkt individuell bestimmt werden.

Bei akuten Entzündungen an den Weisheitszähnen kann es notwendig sein, zunächst für ein paar Tage ein Antibiotikum einzunehmen. Wenn das akute Stadium dann etwas abgeklungen ist, sollte die Entfernung möglichst zeitnah erfolgen. Bei der prophylaktischen Entfernung kann der Zeitpunkt der Entfernung geplant und an wichtige Termine des Patienten angepasst werden. Nach der Entfernung ist für 2 bis 3 Tage mit leichten Schmerzen zu rechnen. Bis zur Entfernung der Nähte (7 bis 10 Tage nach dem Eingriff) sollte auf intensiven Sport verzichtet werden, wobei nach ca. 5 Tagen mit leichtem Ausdauertraining wie einem langsamen Lauf begonnen werden kann.

Empfehlung: Klarheit über Weisheitszähne schaffen


Es ist grundsätzlich zu empfehlen, im Alter zwischen 15 und 18 Jahren eine Röntgenübersichtsaufnahme anzufertigen, auch bei völliger Beschwerdefreiheit. Es kann somit die Lage der Weisheitszähne bestimmt und die Entfernung geplant werden, bevor es zu Beschwerden kommt. Dies hat einerseits den Vorteil, dass der Eingriff durch die noch nicht vollständig ausgebildeten Wurzeln in jungen Jahren mit weniger Aufwand und damit mit einer schnelleren Wundheilung erfolgen kann. Andererseits kann die prophylaktische Entfernung bei Beschwerdefreiheit im Voraus geplant werden. Somit kann der Eingriff in einer Zeit erfolgen, in der keine wichtigen Fußballspiele oder Wettkämpfe stattfinden. So kann die Behandlung beispielsweise in der Sommer- oder Winterpause erfolgen, ohne dass dann auf wichtige Spiele verzichtet werden muss.

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Über den Autor

Dr. Andreas Amann ist selbst aktiver Sportler. Er spielte von der E- Jugend bis zur 1. Mannschaft über mehr als 10 Jahre im Nürnberger Norden Fußball. Seit dem Studium betreibt er aktiv Triathlon, so konnte er unter anderem in den letzten Jahren auch dreimal die Triathlon Langdistanz bei der Challenge in Roth erfolgreich absolvieren.


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