Jasmin Halilic: 10 bis 15 Tore zu wenig, aber Spaß auf Niveau - fussballn.de
Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth
 
Artikel veröffentlicht am 04.12.2016 um 18:06 Uhr
Jasmin Halilic: 10 bis 15 Tore zu wenig, aber Spaß auf Niveau
BaKi-Trainer Jasmin Halilic im fussballn.de-Interview - Der FC Bayern Kickers hat sich mittlerweile in der Bezirksliga etabliert, wie Trainer Jasmin Halilic im Interview festhält. Zur Halbzeit seiner zehnten Saison in Kleinreuth haben wir mit dem 45-jährigen Bosnier über die aktuelle Entwicklung, Neuzugänge, Philosophie und Zukunftspläne bei BaKi gesprochen.
Von Christoph Weiner

Hallo Herr Halilic, mit 35 Punkten hat sich Ihr Team wieder im vorderen Bereich der Bezirksliga-Tabelle zur Winterpause eingefunden. Wie fällt Ihr Zwischenfazit der Saison aus?


Jasmin Halilic: Im Großen und Ganzen können wir sehr zufrieden sein. Allein der Tatsache wegen, dass wir eben schon 35 Punkte geholt haben. Mit etwas Glück könnten die ja schon zum Nichtabstieg langen. Dann hätten wir das Minimalziel vor dem Winter erreicht. Und wenn man genauer hinguckt, sind es "nur" fünf Punkte auf Platz zwei. Wäre ja verrückt, da nicht zufrieden zu sein!


Nachdem man in der Vorsaison quasi erst in der Nachspielzeit am letzten Spieltag den Relegationsplatz zur Landesliga abgeben musste, sind die Erwartungen da nicht gestiegen?


Halilic: Man muss bedenken: Es haben im Sommer doch einige wichtige Spieler bei uns aufgehört. Daher waren einige Neuzugänge zu integrieren. Dies hat erstaunlich wenig Zeit gebraucht. Dazu haben wir ein neues Trainerteam, mit Markus Kaiser einen neuen Trainer für die Kreisklassetruppe, mit Michael Sekita und Sascha Kammerzell neue Co-Trainer. Alle Komponenten mussten ja erst einmal greifen. Wir haben dann ganz ordentlich angefangen und wenn es das "September-Tief" nicht gegeben hätte, wo wir in kurzer Zeit in Zirndorf, Tennenlohe und beim TV 48 Erlangen drei absolut verdiente Niederlagen zu verbuchen hatten und wirklich nicht gut drauf waren, dann würde es heute vielleicht noch besser aussehen.


Zuletzt zeigte die Formkurve wieder nach oben, Ihre Mannschaft bekam in den vergangenen Wochen laufend gute Kritiken..

Halilic: Die Mannschaft hat sich nach dem Zwischentief schnell gefangen. Bemerkenswert war vor allem die läuferische und spielerische Steigerung zum Ende des Jahres: Da, wo anderen Teams die Kräfte schwanden, konnten wir richtig zulegen. Es machte sich zwar nicht bei jeder dieser Begegnungen immer am Ergebnis bemerkbar, aber wir waren zuletzt, bis auf wenige Ausnahmen, das dominante und spielbestimmende Team. Zusätzlich kommt uns unsere Heimstärke zugute: 25 Punkte holten wir daheim, so viele konnten nur die SpVgg Erlangen und der ASV Zirndorf zu Hause auch holen.   


Wo liegen dann die Probleme im BaKi-Spiel, dass es bisher nicht sogar nach noch weiter oben reichte?

Halilic: Wenn wir von Schwächen reden wollen, ist recht schnell klar: Unsere Torausbeute ist in dieser Saison schlecht. Das, was uns die letzten Jahre auszeichnete, ist uns heuer ein wenig abhanden gekommen. Ein Grund war sicherlich auch, dass Ali Alhassan nach seiner Verletzung und seinem Intermezzo in Feucht doch einige Zeit brauchte, bis er sich wieder in unserem Spiel optimal einbringen konnte. Andererseits sind wir durch die starken Mittelfeldspieler jetzt noch schwerer vor dem gegnerischen Tor auszurechnen. Wir haben viele verschiedene Torschützen, aber natürlich: Im Vergleich zu anderen Mannschaften auf ähnlichem Level sind es trotzdem zehn bis fünfzehn Tore zu wenig.


Nachdem die 35 Punkte und Rang sechs wahrlich vorzeigbar sind, sagen Sie uns doch, wo die Stärken beim FC Bayern Kickers liegen!

Halilic: Das lässt sich schon recht klar definieren. Wir profitieren ungemein von einem guten und breiten Kader. Die Grundlage bildet dafür weiterhin unsere Kreisklassen-Mannschaft, die mittlerweile im neunten Jahr in Folge eine ordentliche Rolle in ihrer Liga spielt und ein wichtiger Bestandteil "des Ganzen" ist. Letztes Jahr wurden die Jungs dort Vierter, hielten das Rennen um die Aufstiegsrelegation ebenfalls bis zum letzten Spieltag spannend und offen. So konnten wir in der aktuellen Runde in 22 Bezirksliga-Spielen 30 Spieler einsetzen. Diese Breite im Kader ist in dieser brutal großen und anstrengenden 18er-Liga bitternötig. Unser Motto lautet weiterhin: Zwei Mannschaften, ein Team! Dies ist wahrlich keine Floskel, sondern ein absolutes Muss, welches von allen Beteiligten getragen und vorgelebt wird. Das "Wir" wird bei Baki großgeschrieben!


Wo steht BaKi aktuell und was bringt die Zukunft in Kleinreuth?

Halilic: Wir dürfen, denke ich, bei aller Bescheidenheit behaupten, dass wir etabliert sind in der Liga. Wir spielen ja die sechste Bezirksliga-Saison, und mittlerweile darf man schon sagen, dass wir auf diesem sportlichen Niveau irgendwie dazugehören. Man darf sich jedoch in keinsterweise zurücklehnen, nicht zufrieden sein mit dem Erreichten. Denn in die andere Richtung kann es sehr schnell gehen. Das haben wir auch schon einmal erlebt. Dies zu verhindern, das Niveau weiter zu stabilisieren und in kleinen Schritten sich vorwärts zu entwickeln, muss weiter unser Fokus bleiben. Um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, muss der Verein immer eine optimistische Zukunftsperspektive bieten können: So bist und bleibst du einerseits interessant für die Spieler, die du hast und andererseits wirst du interessant für gute Spieler von außen.


Externe Spieler: Wer passt denn zu BaKi?

Halilic: Zu uns passen Spieler, die eine Perspektive vom Verein eröffnet bekommen wollen, sich der guten Kaderqualität stellen, ordentliches persönliches Entwicklungspotenzial bei uns erkennen und natürlich vernünftig trainieren wollen. Und nicht zuletzt: Spieler, die dieses interne, familiäre "Wohl-Fühl-Klima" schätzen, also ein sehr freundschaftliches Verhältnis untereinander pflegen. Dies sollten wichtigere Faktoren sein als der Faktor "Geld", der bei uns übrigens überhaupt keine Rolle spielt!

Lucas Semmlinger
Lucas Semmlinger kam noch vor der Winterpause zu seinem Debüt im BaKi-Trikot. 
fussballn.de

 

Mit Lucas Semmlinger von TB Johannis 88 gab es ja bereits einen "verfrühten Wintertransfer", der schon gegen Stadeln zu einem ersten Einsatz kam.


Halilic: Darauf sind wir wirklich sehr stolz! Lucas ist ein super Typ und klasse Fußballer, der sich uns angeschlossen hat und sich schon sehr früh in den Wochen, in denen er bei uns trainiert hat, super integrieren konnte. Aber ich möchte keineswegs die Neuzugänge, die wir im Sommer gewinnen konnten, vergessen: Jan Kirsch, Frank Kiendl, Konrad Klein oder Michael Linhardt - wir pflegen eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend mit gemeinsamen Idealen: Alle wollen weiterhin Spaß auf gutem Niveau haben und trotzdem ist immer eine gewisse Gier und Zielstrebigkeit auf das nächste sportliche Ziel klar zu spüren.


Was tut sich sonst noch im Winter?


Halilic: Pünktlich zur Vorbereitung kommt mit Christoph Krappmann ein bekanntes BaKi-Gesicht nach seinem Auslandssemester wieder zurück. Zudem haben wir mit Stefan Platau einen jungen Stürmer aus dem Freiburger Raum dazubekommen, der bei seinen ersten Einheiten einen ordentlichen Eindruck hinterlassen konnte. Aber grundsätzlich gilt: Spieler mit oben erwähnten Idealen sind immer willkommen!


Bei BaKi ist derzeit aber wohl weniger der Kader die Baustelle...

Halilic: Richtig! Es tut sich was bei BaKi. Die Komplettrenovierung des Vereinsheims soll zu den vielen vereinsinternen Weihnachtsfeiern abgeschlossen sein, ein Umbau bzw. die Kernsanierung des Kabinentraktes ist am Laufen und soll pünktlich zum Rückrunden-Start fertig übergeben werden. Im nächsten Jahr stehen noch weitere infrastrukturelle Maßnahmen an, auch am und um die Plätze. Die seit dem Sommer verantwortlichen, neuen Führungskräfte mit Vorstand Achim Mletzko an der Spitze sind wahnsinnig motiviert und geben ein Höllentempo vor! Und das Beste: Die Spieler machen aktiv mit, leisten fleißig Arbeitsdienste im Verein, weil sie auch die vielen Fortschritte erkennen. Auch das fördert die Motivation und stärkt natürlich das Zusammengehörigkeitsgefühl.


Stichwort Motivation: Welche Ziele gibt es in der bevorstehenden Hallen-Saison?


Halilic: Wir haben ja die letzten Jahre fast schon unheimliche Erfolge feiern dürfen. Es gibt ja kaum einen Titel, den wir nicht, zum Teil sogar mehrfach, gewonnen haben. Daher wird von uns auch immer etwas Besonderes erwartet. Und da muss ich dämpfen und sagen, ob mir das geglaubt wird oder nicht: Die Jungs sollen zwar mitmachen und Spaß haben, sollen sich bewegen und hoffentlich dann wieder gesund aus der ganzen Geschichte rauskommen, aber eine Vorgabe, etwas gewinnen zu müssen, stelle ich wirklich nicht! Also null Druck! Wir machen das im Winter, wie jedes Jahr zuvor auch: Es ist wirklich keine Pflichtveranstaltung. Aus den Mannen, die wollen und zur Verfügung stehen, bilden wir eine Mannschaft und schauen, was dabei dann herauskommt. Ein Highlight wird aber auf jeden Fall die Teilnahme an der Bayerischen Hallenmeisterschaft im Januar, die diesmal in Nürnberg stattfindet, und wo wir als Ausrichter hierfür schon qualifiziert sind!   


Wie sehen die kurzfristigen sportlichen Ziele nach der Halle aus?

Halilic: Wir haben uns jetzt eine gute Ausgangsbasis geschaffen, mit der wir zumindest nicht mehr viel mit den Abstiegsrängen zu tun haben werden. Wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben, eine ordentliche Vorbereitung hinlegen und vielleicht gut in den Rest der Rückrunde reinkommen, kann vieles passieren. Auf jeden Fall werde ich versuchen, das Maximum rauszuholen. Dann schauen wir, was dabei herauskommt.


Das klingt weiterhin sehr motiviert. Sie bleiben also BaKi-Trainer in der nächsten Saison?


Halilic: Wir werden es handhaben, wie die letzten Jahre auch. Wir werden uns zeitig hinsetzen und Gespräche führen. Was ist das Beste für den Verein? Was ist auch gut für mich? Es muss ja für alle das Richtige herauskommen. Ich, als Trainer, muss spüren, dass weiter ein gewisser Zug da ist, dass ich bei den Spielern ankomme. Nach vielen Jahren muss man immer wieder neue Reize setzen können, nicht nur trainingstechnisch, sondern in vielen anderen Bereichen auch. Man muss die Mannschaft trotzdem überraschen können. Das ist nicht immer einfach, aber es macht Riesenspaß. Man hört sich natürlich dann auch die Anfragen anderer an. Es tut ja gut, wenn man begehrt ist - da würde ich lügen! Und dann wird eine Entscheidung gefällt, die wirklich für alle passen muss. Klar ist aber: BaKi ist mir natürlich ans Herz gewachsen und gerade in der Phase jetzt wird es vernünftig weitergehen, das ist das Wichtigste - egal, ob mit mir oder ohne mich als Trainer!

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Hintergründe & Fakten

Keine Daten vorhanden


Zum Thema

Keine Daten vorhanden

Meist gelesene Artikel


Neue Kommentare

23.04.2024 13:11 Uhr | Shnn
21.04.2024 22:24 Uhr | Fußballanhänger
21.04.2024 18:24 Uhr | Traumtor
Nach Entlassung in Schwabach: Karim Farhan teilt seine Sicht der Dinge
21.04.2024 09:39 Uhr | weiher
20.04.2024 08:54 Uhr | Vilzing67


Diesen Artikel...