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Artikel veröffentlicht am 08.06.2010 um 23:10 Uhr
"Da wären manche Bundesligisten neidisch!"
Martin HermannBOLZirndorf-Coach Martin Hermann im InterviewGleich in seinem ersten Jahr beim ASV Zirndorf gelang Martin Hermann der große Wurf mit den Bibertstädtern. In der Relegation bezwang der ASV zunächst den SK Lauf mit 2:0 und ließ auch gegen die DJK Schwabach in der Verlängerung (5:1) nichts mehr anbrennen, was mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga belohnt wurde. Im fussballn.de-Interview spricht der frühere Kleeblatt-Spieler über die Besonderheiten einer nahezu perfekte Saison der Zirndorfer, dem Reiz des Trainergeschäftes und gibt einen Ausblick auf das kommende Spieljahr.
Von Marco Galuska
Zirndorf-Coach Martin Hermann im Interview

Gleich in seinem ersten Jahr beim ASV Zirndorf gelang Martin Hermann der grose Wurf mit den Bibertstädtern. In der Relegation bezwang der ASV zunächst den SK Lauf mit 2:0 und lies auch gegen die DJK Schwabach in der Verlängerung (5:1) nichts mehr anbrennen, was mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga belohnt wurde. Im fussballn.de-Interview spricht der frühere Kleeblatt-Spieler über die Besonderheiten einer nahezu perfekte Saison der Zirndorfer, dem Reiz des Trainergeschäftes und gibt einen Ausblick auf das kommende Spieljahr.



fussballn.de: Herr Hermann, Glückwunsch zum Aufstieg in die BOL! Als sie vor einem Jahr aus der Kreisliga vom TSV Altenberg an die Schwabacher Strase wechselten, konnte der ASV drei Neuzugänge aus unteren Klassen vermelden. Kapitän Spahn ging zum FSV Stadeln. War der Erfolg dennoch für Sie in irgendeiner Form absehbar?



Hermann: Mir war klar, dass beim ASV Zirndorf enormes Potential vorhanden ist. Aber die Bedingungen der vorherigen Jahre liesen wirklich nicht mehr zu, als zunächst 40 Punkte für den Klassenerhalt anzustreben und dann einfach zu sehen, was darüber hinaus machbar ist. Es waren zuvor ja drei bis vier katastrophale Jahre für Zirndorf - mit zwei Abstiegen. Die Mannschaft strotzte nicht gerade vor Selbstvertrauen. Viele Spieler hatten aber mehr drauf als sie gezeigt haben. Beispielsweise war ein Heiko Tiessen zuvor ein Wackelkandidat mit schwankenden Leistungen, im Laufe der Saison ist er zu einer festen Gröse in der Abwehr geworden. Schon bei den ersten Trainingseindrücken habe ich gemerkt, dass da insgesamt viel machbar ist, wir durchaus eine gute Rolle im oberen Drittel spielen könnten.



fussballn.de: Was war besonders an der Saison? Was macht den Verein und die Mannschaft aus?



Hermann: Die Mannschaft ist gut und breit aufgestellt. Es ist sicherlich ungewöhnlich, dass ein Bezirksligist ohne Zweite Mannschaft oder Reserve dasteht. Doch wir haben die Problematik, dass immer nur elf der 18 qualitativ gleichwertigen Spieler von Beginn an spielen konnten, gut gehändelt. Ich habe es in jeder Sitzung angesprochen und betont wie wichtig alle Spieler für die Mannschaft sind. Und ich muss den Jungs ein Kompliment machen, sie sind gut mit der Situation umgegangen. Sie haben immer mitgezogen, sich im Training gezeigt und nicht hängen gelassen. Durch einen so breiten, qualitativ guten Kader hat man als Trainer dann die Möglichkeit taktisch aufzustellen und verschiedene System zu spielen - sofern alle mitmachen. Die riesige Kameradschaft war sicher der Grundstein für unseren Erfolg. Aber auch das Umfeld hat sehr professionell gearbeitet. Die Kommunikation untereinander wurde besser. Die Kooperation mit Vorstand und Abteilungsleitung verlief einwandfrei. Und die Trainingsbedingungen, die wir in Zirndorf haben sind phänomenal - da wären manche Bundesligisten neidisch! Zudem trainieren wir in einheitlichen Klamotten, die Wäsche wird vor Ort gewaschen, das sind Dinge, die nicht alltäglich im Amateurfusball sind.


Martin HermannMartin Hermann lebt den Fußball an der Außenlinie mit.
Foto: Zink

fussballn.de: Apropos Alltag im Amateurfußball. Gibt es in Ihren Augen große Unterschiede in der Qualität des Amateurfußballs von früher zur heutigen Zeit. War früher tatsächlich alles besser und die Qualität höher?



Hermann: Nein, das stimmt sicher nicht. Das wird alles hochstilisiert. Natürlich wurden durch die zusätzliche Einführung von Ligen die Spielklassen etwas verwässert. Die Bayernliga war früher nun mal die dritthöchste Spielklasse. Aber deshalb ist das Niveau noch lange nicht gesunken. In anderen Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik oder Tennis sind die Leistungen deutlich besser geworden, im Fußball ist das nicht anders! Wenn man alte Spiele im Fernsehen sieht, denkt man die stehen ja! Da ist inzwischen viel mehr Tempo drin. Alles hat sich weiterentwickelt. Es wird jetzt besser trainiert, die Trainer sind qualifizierter, die Ausrüstung ist eine ganz andere. Früher teilte man sich fünf Bälle im Training, heute hat jeder seinen eigenen Ball. Das Spiel ist schneller und athletischer geworden - auch in den unteren Klassen. Unser Pokal-Aus gegen Raitersaich ist der beste Beleg dafür - die haben in der Kreisklasse gespielt, können aber auch Fußball spielen und wenn man gegen diese Mannschaften nicht Vollgas gibt, reicht es nicht.



fussballn.de: Sie geben an der Außenlinie auch Vollgas, fiebern mit. Worin liegt für Sie der Reiz als Trainer zu arbeiten?



Hermann: Ich habe 1994 als Jugendtrainer bei der SpVgg Greuther Fürth angefangen. Seit 1997 bin ich im Herrenbereich tätig. Jungen Leuten etwas zu vermitteln macht mir einfach Spaß. Ich fühle mich dazu auch berufen. Ich denke, ich lebe den Fußball an der Außenlinie mit - verstehe natürlich, dass manche sagen, der übertreibt es da draußen. Aber ich bleibe so am Fußball dran, kriege alles mit - es ist eine Leidenschaft mit Emotionen und viel Herz! Das ist die Voraussetzung, das muss da sein, sonst macht es keinen Sinn. Wenn ich höre, dass im Training 'gearbeitet' wird, könnte ich mich aufregen. Fußball wird gespielt und nicht gearbeitet! Ich mache auch zu 99% der Trainingsarbeit mit dem Ball, es lässt sich auch das Laufen spielerisch trainieren. Arbeiten gehört zum Beruf!



fussballn.de: Wo werden Sie für die BOL den Hebel ansetzen?



Hermann: Die Strukturen sind da. Die Mannschaft hat sicher Qualität, allerdings müssen wir uns freilich körperlich weiterentwickeln - die BOL wird ein ganz heißes Pflaster!


Zwei neue für den ASV ZirndorfNicolas Müller (l.) und Rückkehrer Felix Lang (r.) stehen bislang als Neuzugänge des ASV Zirndorf fest.
Foto: Cortus/asvvach

fussballn.de: Was wird sich personell tun?



Hermann: Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir keine Abgänge. Auf der Torhüterposition haben wir mit Felix Lang, der vom ASV Vach zurückkehrt, eine Alternative mehr. Außerdem stößt von der SG Quelle II Nicolas Müller hinzu - er ist ein junger Spieler mit viel Potential und hat bisher einen guten Eindruck hinterlassen. Das eine oder andere Gespräch wird noch stattfinden, wir werden aber sicher nicht auf Biegen und Brechen auf dem Spielermarkt zuschlagen.



fussballn.de: Wie sieht die Zielsetzung für die kommende Saison aus?



Hermann: Ganz klar - Klassenerhalt! Wir müssen uns weiter festigen und die Euphorie mit in die BOL nehmen. Doch sind wir nicht so vermessen zu denken, dass das eine leichte Aufgabe wird. Gegen Lauf wurden wir ordentlich gefordert und die sind ja bekanntlich abgestiegen. Feucht, Stadeln oder Baiersdorf sind da noch ganz andere Hausnummern!



Fragen: Marco Galuska




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