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Artikel veröffentlicht am 19.02.2009 um 16:00 Uhr
Die rote Laterne hängt im Fichtelgebirge: Vorwärts, Röslau!
Eigentlich sollte alles ganz anders kommen! In Röslau war man vor nicht allzu langer Zeit noch voller Enthusiasmus. Vier Jahre in Folge landete die Mannschaft in den Top Ten der Bezirksoberliga. Zum Start der neuen Saison konnte der neue Sportpark eingeweiht werden und die Voraussetzungen waren eigentlich optimal. Doch die Erfolgsgeschichte kam ins Stoppen.
Von Max Pottler

Den "Teppich" im BD-Sensors-Sportpark schätzen bislang vor allem die Gastmannschaften: in 17 Spielen trafen sie schon 47 Mal in das Tor des FC Vorwärts Röslau.
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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Erst acht Punkte stehen auf dem Konto des aktuellen Tabellenletzten FC Vorwärts Röslau. Dazu kommt das mieseste Torverhältnis der Liga. Doch es gibt immer noch viele Trainer in der Bezirksoberliga, die das Team aus dem Fichtelgebirge nicht gänzlich abschreiben wollen. Zu präsent sind die Erinnerungen an die Leistungen der letzten Jahre, in denen sich Röslau immer mehr zu einer großen Konstante der Liga entwickelte. Auch die Konkurrenz kann es letztlich nicht begreifen, warum diese Mannschaft ausgerechnet in der laufenden Saison so tief gefallen ist. In der Spielzeit, vor der solche eine Euphorie geherrscht hatte und der Blick eher noch oben gerichtet war, steht Vorwärts plötzlich rückwärts zur Wand. Wortspielchen bieten sich da natürlich an.
 
Fokus verloren
 
Bernd Nürnberger heißt der Vorsitzende in Röslau. Der FC Vorwärts ist ein reiner Fußballverein. Deswegen gibt es auch nur die Fußballabteilung. Ein Abteilungsleiter wird somit überflüssig und Nürnberger übernimmt prinzipiell auch die Aufgaben des Managers. Er gibt offen zu, dass die laufende Spielzeit eine äußerst unsanfte Landung für den Verein darstelle. Man sein wieder in einer unbequemen Realität angekommen. Denn, dass der sportliche Weg des Vereins diese Wendung einschlägt hätte man im Verein nicht zu träumen gewagt. Zu reibungslos verlief die Entwicklung des Vereins in den vergangenen Spielzeiten. Die Einweihung des BD-Sensor-Sportparks „Auf der Hut“ stellte dabei den sichtbar gewordenen Meilenstein in der Vereinsgeschichte dar. Dazu kam der vielversprechende, weil fünfjährige Sponsorenvertrag mit BD-Sensors Firmenchef Rainer Denndörfer, der bekanntlich auch den Zentralverein aus Thierstein unterstützt, so dass die Zuversicht im Verein möglicherweise in allzu große Sorglosigkeit umschlug. Der sportliche Erfolg sei nun selbstverständlich gewesen. Um das Erreichen eines gesicherten Mittelfeldplatzes hätte man im Verein nicht gezweifelt, mutmaßt Nürnberger im Zuge seiner selbstkritischen Ursachenforschung. Der Fokus lag eben auf dem Bau des neuen Platzes.
 
„Bobby ist wieder da!“
Mit jungen Spielern aus der Region verstärkte sich Röslau vor der Saison im Glauben, dass die Mannschaft aus der Vorsaison zusammenbleibe. Doch es passierte das Unerwartete und kurz vor Saisonbeginn verließen mit Ergün Aydinli (FC Selb-Plößberg) und Hüseyn Bulat (FC Türk Hof) zwei „absolute Leistungsträger“  den Verein, so dass dieser nicht mehr entsprechend reagieren konnte. Es kam zu „der schlimmsten Vorrune seit 20 Jahren“, so Nürnberger. Zu den Last-Minute Abgängen kam das Verletzungspech und dazu wiederum einige Rotsperren. Das Unheil nahm folglich seinen Lauf und kam zu einem absoluten Tiefpunkt am neunten Spieltag. Eine peinliche 0:8-Schlappe erntete man bei der DJK Bamberg. Seit dem 27. September holte die Mannschaft keinen einzigen Punkt mehr, verlor sieben Spiele in Folge. Der Verein war schließlich zum Handeln gezwungen. Im November 2008 stellte Otto Nachtmann sein Amt zur Verfügung und man trennte sich, wie es heutzutage üblich ist, im beiderseitigen Einverständnis.


Back at home: Turan "Bobby" Bafra
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Der neue Mann in Röslau steht nicht an der Linie, sondern auf dem Platz. Mit Turan „Bobby“ Bafra kehrt ein alter Bekannter zurück. Der 32-jährige war vor zweieinhalb Jahren bereits Vorwärts-Trainer, bevor er zur SpVgg Weiden wechselte. Überhaupt ist Bafra viel herumgekommen die letzten Jahre. Das Röslauer Eigengewächs war schon in Thiersheim, bei den Club-Amateuren oder beim FC Amberg, doch irgendwann zog es immer wieder nach Röslau zurück. Nürnberger zeigt sich sehr zufrieden mit dieser vertrauten Lösung. Es könne nur Vorteile mit sich bringen, wenn sich ein Trainer voll mit dem Verein identifiziere. Zudem sei es ein wichtiger Aspekt gewesen, einen spielenden Trainer zu bekommen, der auch auf dem Platz etwas bewirken können. Zuletzt fehlte eine Figur, die die Anderen mitreißen hätte können. Im vergangen Winter nahm Bafra für seine ersten Spiele allerdings noch auf der Bank Platz. Er war noch in Diensten des FC Amberg und dementsprechend nicht spielberechtigt.
 
Personelles Neuland
 
Aufgegeben hat sich der Verein noch lange nicht. Dies symbolisieren auch die weiteren hochkarätigen Neuverpflichtungen zur Winterpause. Neben Spielertrainer Turan Bafra vom Landesligsten FC Amberg kehrt auch Eigengewächs Özgür Tüter kehrt vom ATS Wunsiedel zurück. Außerdem betritt der Verein Neuland,  indem er sich mit Tomas Provaznik und Petr Kopriva vom FK Banik Sokolov verstärkt. Zum ersten Mal werden Spieler aus dem tschechischen Nachbarland im Vorwärts-Trikot auflaufen. „Die bisherigen Bedenken gegen tschechische Spieler sind in Zeiten offener Grenzen einfach nicht mehr haltbar. Tschechien ist unser EU-Nachbar,  wir fahren zum Tanken und Einkaufen ins Nachbarland, viele Deutsche haben bereits Freundschaften mit Tschechen geschlossen“, erklärt Bernd Nürnberger die Entscheidung zu den hoffnungsvollen Neuverpflichtungen. Allerdings, so Nürnberger, sei die Verpflichtung der beiden 28-Jährigen auch ein gewisser Probelauf. „Nach Ende der Rückrunde wird von beiden Seiten – Spielern und Verein – Bilanz gezogen, ob es in Röslau langfristig möglich ist, mit zwei, im Höchstfall drei Spielern aus dem Nachbarland zu arbeiten.
An dem Ziel, auch künftig verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, hat sich durch diese Entscheidung überhaupt nichts geändert. „Wir haben vier Spieler verloren und mussten für Ersatz sorgen“, so Nürnberger. „Und damit sich unsere  jungen Leute entfalten können, brauchen sie erfahrene Leute neben sich.“  Den Verein verlassen haben Uwe Kittenberger (null Spiele) in Richtung ATG Tröstau. Alexander Fiterer und Torhüter Markus Würstl kehren zur SpVgg Wunsiedel (alle Kreisliga) zurück, und Alexander Lapschin wechselt zum A-Klassisten FC Marktleuthen. Den Kontakt zu den tschechischen Spielern habe man über Rainer Denndörfer hergestellt. Dass es bisher noch nicht zu Verpflichtungen von tschechischen Spielern gekommen sei, hätte jedoch auch strukturelle Gründe gehabt. Die ansässige Porzellanindustrie hat zur Ansiedlung vieler türkischer Arbeiterfamilien geführt. Dementsprechend hoch ist in Röslau der traditionelle Anteil an türkischen Fußballerspielern. Die Frage, nach der Verstärkung  mit tschechischen Spielern hätte sich so nie gestellt.
 
Auftakt gegen Konkurrenten
 
Im Falle eines Abstieges würde die Welt nicht untergehen in Röslau. Da ist sich Nürnberger sicher. Entscheidend sei es dann die Fehler nicht zu wiederholen und wirklich eine schlagkräftige Mannschaft zusammen zu haben. Noch wolle man sich aber keinesfalls in das Schicksal fügen. Schließlich habe man den Kader eindeutig verstärkt und wolle noch einmal alles probieren. Ein Schlüsselspiel wird der Auftakt im heimischen Sportpark gegen die SpVgg Stegaurach sein. Gegen die direkten Konkurrenten darf sich der FC Vorwärts eigentlich keine Blöße mehr geben. Nürnberg weiß, dass nach drei Spielen im Grunde alles schon wieder vorbei sein kann, aber auch, dass im Fußball alles möglich ist.

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