Schnell sind sie gesagt, die Floskeln von einem "tollen, interessanten Turnier mit sportlich fairen Spielen" - am Dreikönigstag war dies beim besten Willen aber nicht mehr möglich. Heilig war an diesem Tag kaum einen der Akteure etwas!
Eine der erfreulichen Ausnahme boten freilich die Kreisliga-Kicker des SV Eyüp Sultan, die eine sportlich starke Vorstellung boten und dabei auch nie den Sinn für Fair Play aus den Augen verloren. Schon im Auftaktspiel gegen den TSV Buch korrigierte man eine offensichtliche Fehlentscheidung zu Gunsten des Gegners und war am Ende dennoch 1:0-Sieger.
Ganz anders ging es erstmals gut eine Stunde später zu, als sich der TSV Buch und der TB Johannis 88 begegneten und - zugegeben - strittige und auch gravierend falsche Entscheidungen der Unparteiischen die Halle zum Kochen brachten, Trainer und Betreuer auf dem Platz rannten, um einerseits ihre aufgebrachten Spieler einzufangen, andererseits auch den eigenen Frust über die Fehlentscheidung loszuwerden. Es verblüffte schon, wie wichtig die oftmals als wenig beachtete "Nebensache Futsal" an Bedeutung gewinnen konnte.
Futsal war das aber eben gerade nicht. Futsal sollte sich durch einen fairen Wettkampf auszeichnen (auch beim Fußball sollte man da im Übrigen nichts dagegen haben). Allein dass das Futsal-Anspiel dabei üblicherweise zum Gegner erfolgt, es dürfte wohl kaum einen der Akteure gestern bekannt gewesen sein. Angesichts der offen zur Schau getragenen Rivalität hätte man aber mitunter auch Zweifel haben müssen, ob der Ball auch wieder zurückgespielt werden würde.
Nicht nur Kreisspielleiter Thomas Raßbach vermisste "Fair Play" beim Burgpokal.
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Vielmehr wurde es in mehreren Fällen das offen zur Schau gestellte Ziel, den Ball den Gegner an den Kopf zu schießen, sofern der Versuch aus dem Nahkampf einen Punktsieg zu erzielen keinen Vorzug erhielt. Am Ende durfte sich kaum noch ein Verein der Kritik über Disziplinlosigkeit auf dem Platz, an der Auswechselbank oder gar auf der Tribüne entziehen. Unter großem Beifall des Zuschauerrangs segelten in der Schlussphase einer (überlangen) Veranstaltung einige zum Papierflieger umfunktionierte Spielpläne (der Slogan "Gemeinsam & Fair" auf dem Papier war beim Falten durch den rechten Daumen wohl gerade verdeckt) auf den Hallenboden - der Gedanke an einen sportlichen Wettkampf war da längst verworfen. Andererseits, vielleicht war der Papierflieger noch das geringere Übel im Vergleich zu einem Spieler, der von der Tribüne die eigene Mannschaft (!) lauthals als "Drecksverein" bezeichnete und dies mit einem Spucken in Richtung des Schauplatzes bekräftigte.
Sieben Platzverweise, zahlreiche Ermahnungen, Diskussionen und jede Menge Störungen, die den Ablaufplan insgesamt fast über eine Stunde verzögerten - an so ein Turnier konnte sich Ingo Frühbeißer, seit vielen Jahren als BFV-Gruppenspielleiter für die Hallenrunde in Nürnberg zuständig, "nicht annähernd erinnern".
Ja, und wer war jetzt eigentlich schuld daran, dass man sich nicht mehr auf den Sport freuen durfte? Die Schiedsrichter? Der Verband? Futsal? Es sei die Gegenfrage gestattet: Kann ein Schiedsrichter so schlecht pfeifen, eine Sportart so "verhasst" sein, ein Sieg so wichtig sein, dass ich mich derart aufführe?
Thomas Raßbach mahnte an, das Verhalten zu überdenken: "Ich habe Fair Play vermisst, das heute war wahrlich keine Werbung für unseren Sport." Als erste Maßnahme sollen die Auswechselbänke am Samstag weiter von der Seitenlinie entfernt platziert werden. Dabei könnte doch auch Futsal so schön sein - frag nach beim Finalsieger, der dann sportlich auf sich aufmerksam machte!
Papierflieger werfen, Ball ins Gesicht schießen - das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch, liebe Kinder!