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Artikel veröffentlicht am 21.05.2014 um 05:14 Uhr
Werner Klösel: Notbremsen gibt's bei mir nur im Zug!
Manch Spieler des SV Großweismannsdorf und des TSV Altenberg dürfte am Sonntag baff erstaunt gewesen sein, dass ihn der Unparteiische namentlich ansprach und mit manch biblisch-anmutenden Spruch Spielsituationen kommentierte. Zudem rückte der Mann an der Pfeife, ungewöhnlich für die Kreisklasse, mit einem Gespann an.
Von TW / MG

Die außergewöhnliche Art und Weise, mit der Werner Klösel seit Jahrzehnten das Amt des Schiedsrichters ausübt, fiel nicht allein der lokalen Presse auf. Im Jahr 2006 war Diakon Klösel im DSF in der Sendung "Kreisklasse" mit dem Partie zwischen Lichtenau gegen Merkendorf zu sehen, 2008 berichtete SAT 1 über den Schiri mit der Kappe beim Spiel der AH des TSV Ammerndorf gegen die Traditionsmannschaft der SpVgg Greuther Fürth. 2007 wurde Klösel als "Schiedsrichter mit Pfiff" ausgezeichnet und durfte mit 100 anderen Referees aus ganz Deutschland auf Kosten des DFB für eine Woche nach Spanien reisen.


Es muss aber nicht die grose mediale Aufmerksamkeit sein, die den mittlerweile 69-jährigen dreifachen Familienvater und Opa seit 1975 an die Pfeife bringt. Es ist einerseits die Freude am Fusball, aber auch der vermittelnde Einfluss auf die Menschen, die der Diakon in sein Hobby einbringt. Dagegen wollte er weniger "oberlehrerhaft" auftreten, obwohl das mit seinem Hauptberuf des seit Jahrzehnten in Ammerndorf beheimateten Lehrers (von 1971 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2009) schlieslich auch gepasst hätte.


Behinderte als Linienrichter und Bibelsprüche statt Gelber oder Roter Karte

Schiedsrichter seit fast 40 Jahren, Diakon seit 1983 - diese Verbindung im Leben von Werner Klösel äußerte sich auf dem Fußballplatz mit einigen liebenswerten Kuriositäten. Die soziale Integration ist dem Seelsorger wichtig, daher startete er ab 1995 auch die Einbindung behinderter Menschen, die er aus seiner Tätigkeit in Bruckberg kennenlernte. Noch heute holt er seine Assistenten mit seinem Auto in Bruckberg ab und bringt sie nach dem Spiel wieder zurück.

Werner Klösel
Thomas Wedel (rechts) traf Schiedsrichter Werner Klösel (2.v.l.) und sein Gespann beim Spiel in Großweismannsdorf.
Foto: privat

 

Zum guten Umgangston gehört für den Referee, der für den TSV Cadolzburg pfeift, auch die persönliche Ansprache der Spieler. Da wird nicht etwas die "Nummer acht" ermahnt, die Namen der Spieler lernt Klösel vor dem Spiel auswendig und verblüfft mit diesem Wissen zumindest jene Akteure, bei denen Klösel zuvor noch nicht gepfiffen hat. Diese zehn- bis fünfzehn Minuten investiert der Pfeifenmann gerne in die Gedächtnisübung, auch weil es das Miteinander auf dem Platz später erleichtert.


Hinzu setzt der außergewöhnliche Schiri aus der Gruppe Frankenhöhe Nord (bis 1988 in der Gruppe Zirndorf) gekonnt und situativ Bibelsprüche ein. So tröstet er einen Spieler nach einer vergebenen Chance schon einmal mit einem "Deine Stunde wird noch kommen, mein Sohn" oder nimmt der Kritik an einer seiner Entscheidungen mit den Worten "Vollkommen ist der Herr, ich bin nur das Bodenpersonal" die Schärfe. Seiner Tätigkeit geht der Unparteiische aber auch dem Regelwerk entsprechend kompromisslos nach, jedoch kann man zumindest nach einem Foulspiel als letzter Mann neben der Roten Karte auch einen Spruch wie "Das gibt Rot, weil Notbremsen gibt's bei mir nur im Zug!" hören.


Ganz abgesehen von der ungewöhnlichen Leitung, die per se meist schon eine Randnotiz verdient, erntet Werner Klösel - wie auch zuletzt vom Berichterstatter des SV Großweismannsdorf - Lob für seinen souveränen Auftritt. Vielleicht erfährt er auch eine besondere Milde in der Beurteilung, weil Klösel auch nach all den Jahren auf dem Fußballplatz überzeugt ist, Konflikte nicht überwiegend mit Karten, sondern mit Worten zu regeln.



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