Seligenportens Kapitän Tobias Maus im Interview: "Der FCN hätte mich nicht gereizt" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 19.07.2007 um 08:00 Uhr
Seligenportens Kapitän Tobias Maus im Interview: "Der FCN hätte mich nicht gereizt"
Für die "Klosterer" ist ein Märchen wahr geworden. Der SV Seligenporten nimmt als "kleinster" Verein an der DFB-Pokal-Hauptrunde teil. Freuen darf sich das 1400 Einwohner zählende Dorf auf den Bundesligisten Arminia Bielefeld. Mit dabei: Kapitän Tobias Maus. Der Abwehrchef und ehemalige FCN-Spieler redet über das bevorstehende Großereignis, seine Karriere – und motivierende Kampfschreie aus Kinofilmen.
Von Christoph Laskowski
Leistungsträger mit realistischer Sichtweise: Kapitän Tobias Maus.
Foto: privat
Die deutsche Nationaltorhüterin Silke Rottenberg hat für Seligenporten kürzlich die Vereinskugel mit Arminia Bielefeld gezogen. Hatte Sie in Ihren Augen ein glückliches Händchen, Herr Maus?
  

Tobias Maus: In der ersten Reaktion nicht, mit etwas Abstand  aber schon. Immerhin ist Bielefeld ein Erstligist. Und ich freue mich auf Jörg Böhme. Mit ihm habe ich während meiner Zeit beim Club zwei Jahre zusammengewohnt.

Dann kann er Ihnen ja gleich zum Geburtstag gratulieren.  

Maus: Stimmt. Am 5. August werde ich 31 Jahre alt. Vielleicht schenkt er mir ja sein Trikot. Allerdings wäre es mir lieber gewesen, das Spiel hätte einen Tag vorher stattgefunden. Dann hätte ich danach in Ruhe reinfeiern können. 

Der DFB hat sein Okay gegeben, dass das Spiel definitiv in der MARena in Seligenporten stattfinden kann. Ansonsten hätten Sie eventuell im Frankenstadion spielen müssen. 
 
Maus: Mit ist diese Lösung klar lieber. Schließlich sind wir seit einem dreiviertel Jahr in der MARena ungeschlagen. Und diese Bilanz wollen wir so lang wie möglich halten. 

Anscheinend auch gegen Bielefeld. Im "Aktuellen Sportstudio" hat Oliver Wurzbacher ja angekündigt: "Die kochen auch nur mit Wasser. Die hau’n wir weg." Teilen Sie seinen Optimismus?  

Maus: Vielleicht hätte er der Arminia ein bisschen mehr Respekt zollen sollen. Aber das war ja auch Sinn der Sache, ein wenig auf uns aufmerksam zu machen. Realistisch gesehen haben wir keine Chance – aber die wollen wir nutzen. 

Sie werden es als Abwehrchef unter anderem mit dem Ex-Fürther Christian Eigler zu tun bekommen. Wie schätzen Sie ihn ein?  

Maus: Ich bin schon in der Bayernliga auf ihn getroffen. Er spielt unkonventionell, ist schwer auszurechnen. Aber unterm Strich ist er kein Riese. 

Sie selbst haben sich nicht wie viele andere den FC Bayern oder den 1. FCN gewünscht. Ihr Lieblingsgegner war der VfB Stuttgart. Warum?  

Maus: Für mich wäre es etwas Besonderes gewesen, sich mit dem Deutschen Meister zu messen und somit gegen die beste Mannschaft zu spielen. Und das war in der abgelaufenen Saison nun mal eindeutig Stuttgart. 

Und Nürnberg? 

Maus: Das hätte mich wegen meiner Vergangenheit nicht so gereizt. Schließlich habe ich schon für den Club gespielt.  

Apropos FCN. Wie gut erinnern Sie sich noch an den 12.11.1994?  

Maus: Die Erinnerung ist noch erstaunlich frisch. Ich habe an diesem Tag meinen einzigen Einsatz bei den Profis in der Zweiten Liga gehabt. Es war beim 0:2 in Zwickau, das Stadion war ausverkauft und ich war gerade mal 18 Jahre alt. In der 73. Minute wurde ich eingewechselt: 17 Minuten wie in Trance – und ratz fatz war’s vorbei. Danach kam der Karriereknick.  

Ausgerechnet auf dem Höhepunkt?  

Maus: Ich kann es auch bis heute nicht verstehen. Ich hatte in Zwickau ordentlich gespielt und gehofft, gegen Frankfurt von Beginn an spielen zu dürfen. Es kam aber anders: Ich musste wieder zu den Amateuren. Und das ohne eine Begründung. 

Haben Sie keine weitere Chance mehr erhalten?  

Maus: Ich bin in der Folgezeit ziemlich angeeckt mit gewissen Äußerungen. Das hat dazu beigetragen, dass ich den Club bald darauf verlassen habe. 

Glauben Sie, es hätte sonst für eine Profikarriere reichen können?  

Maus: Es ist ein schmaler Grat, ob man Profi wird oder nicht. Ich habe mich erst kürzlich mit Frank Baumann darüber unterhalten, der damals auch beim FCN gespielt hat. Man braucht auch ein wenig Glück. Und man darf sich nie hängen lassen. Das habe ich gemacht. Ich hätte mich damals professioneller verhalten müssen. 

Beim 3:0 im bayerischen Pokalhalbfinale gegen den FC Augsburg II, das die DFB-Pokalteilnahme ermöglichte, hat ihr Trainer Uwe Neunsinger erklärt, dass er es liebt, wenn ein Plan funktioniert. Was hat er damit gemeint? 

Maus: Wir haben am Tag zuvor "300" im Kino angeschaut. Er hat in der Sitzung gewisse Elemente eingebracht und uns erklärt, wie er plant, das Spiel zu gewinnen. Es ist tatsächlich fast alles genauso gekommen. Wir haben vor dem Spiel sogar den Schlachtruf aus 300 geschrieen. Wenn das alle machen, dann motiviert das auch. Jetzt wollen wir auch am 20. Juli das Finale gegen den Würzburger FV gewinnen. 

Hoher Besuch: Das ZDF berichtete live aus Seligenporten. Oliver Wurzbacher genoss die wenigen Sekunden im Rampenlicht.
Foto: Christian Stachel 

Bald steht wieder der Ligaalltag auf dem Programm. Ist das Ziel nach zweimal Platz sechs und zuletzt Platz vier der Aufstieg?  

Maus: Definitiv. Alles andere als ein Durchmarsch wäre eine Enttäuschung. Und wenn wir’s nicht schaffen, muss ich aufhören. 

Ist das Ihr Ernst? 

Maus: Noch ein Jahr Landesliga wäre ein Motivationsproblem, dass ich nicht mehr lösen könnte. Sollte es so kommen, werde ich mich mit dem Thema Spielertrainer etwas näher beschäftigen. Dann erstmal Erfahrungen sammeln und irgendwann einmal eine Mannschaft in den Klassen trainieren, in denen ich selbst gespielt habe – das wäre noch mal eine Herausforderung.

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