Abschied 2023: Sie haben Lücken auf den Sportplätzen hinterlassen - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 31.12.2023 um 10:00 Uhr
Abschied 2023: Sie haben Lücken auf den Sportplätzen hinterlassen
Von einigen großen Persönlichkeiten, die das Weltgeschehen geprägt haben, musste man im Jahr 2023 Abschied nehmen und auch im hiesigen Amateurfußball verließen einige vertraute Gesichter die Bühne für immer. Zum Jahresende gebührt ihnen speziell, aber auch stellvertretend für manch anderen Verlust in den letzten Monaten, die Erinnerung.
Von Marco Galuska
anpfiff.info
Der Abschied von einem Kalenderjahr ist stets mit einem Rückblick und auch mit persönlichen Verabschiedungen verknüpft. Im Jahr 2022 trauerte der Amateurfußball beispielsweise um den langjährigen Vorsitzenden des Bayernliga-Sportgerichts und die Stimme des hiesigen Hallenfußballs Heinz Ferber, um die Schiris Rainer Golombek und Erkan "Faruk" Gögebakan, mit Hans Postler und Werner Selch verabschiedeten sich zwei absolute Legenden in ihren Vereinen.

Auch im Jahr 2023 mussten einige Sportkameraden verabschiedet werden.

Manfred Alfes blieb für seinen SK Lauf auch noch im Einsatz, nachdem er offiziell schon längst im Ruhestand war. 
Uwe Kellner

Am Karsamstag endete das Leben des "Mr. SK Lauf". Im Alter von 82 Jahren verstarb Manfred Alfes. 1986 war Alfes in den Sportklub eingetreten und hatte in verschiedenen Funktionen tätig. Offiziell hatte er seine Ämter 2012 - zumindest teilweise - zur Verfügung gestellt, doch ganz aufhören konnte der rüstige Rentner nie wirklich. Acht Jahre war "Alf", wie er auch genannt wurde, in der Vorstandschaft, 20 Jahre Jugendleiter. Selbst im hohen Alter war Alfes immer noch am Sportplatz, machte sich eifrig Notizen von den Spielen seiner Laufer Mannschaft und schrieb danach den Spielbericht. Kein Wunder, dass Alfes zum Ehrenvorsitzenden des SK Lauf ernannt wurde, wo sein Ableben einen "unermesslichen Verlust" darstellt, aber auch über den Verein hinaus war die Trauer groß zum Tode eines allseits geschätzten Sportkameraden.

In einem emotionalen Nachruf würdigt der Verein sein Urgestein zum Abschied und unterstreicht die große Bedeutung von "Alf" für den SK Lauf:

"Der Sportklub Lauf 1904 e.V., die Vorstandschaft, Ehrenvorstand Siegfried Zottmann, Mitglieder, Sponsoren und Gönner, sind in tiefer Trauer um unseren Ehrenvorstand Manfred Alfes.

Alf, wie wir in meistens liebevoll nannten, ist von uns gegangen.

Wir empfinden einen unermesslichen Verlust, nicht nur ob der vielen Funktionen und Ehrenämter, die unser Alf seit seinem Eintritt bei „seinem Sportklub“ im Jahr 1986 ausfüllte, sondern vor allem auch wegen dieses Menschen, der nicht sich, sondern den Sportklub und dessen Mitglieder und Freunde, vor allem die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt seines Schaffens stellte. Die Lücke, nein, die Lücken, die er beim SK Lauf hinterlässt, werden sich niemals schließen lassen.

Aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten war Manfred darüber hinaus eine allseits geachtete Laufer Institution, hoch geehrt von den Sportfachverbänden und sehr geschätzt von den Kolleginnen und Kollegen anderer Sportvereine, mit denen er sich zusammen für den Amateursport einsetzte.

Seiner Familie, insbesondere seiner Frau Margit, wünschen wir viel Kraft in diesen schweren Tagen. Wir fühlen mit ihnen.

Lieber Manfred, vielen Dank für das unglaubliche Lebenswerk, was du beim SKL geschaffen hast. Wir werden dich niemals vergessen!"

Ahmet Dönmez war als Spieler, Trainer und Schiedsrichter auf den Sportplätzen omnipräsent.
fussballn.de / Oßwald

Nur halb so alt wie Manfred Alfes wurde Ahmet Dönmez. Dass der Tod im Sommer 2023 sichtbar immer näher kommen würde, ahnte Anfang 2022 noch niemand auch nur ansatzweise. Eine fürchterliche Diagnose, die auch in Kreisen der Mediziner in einer Kategorie "Pech" bis "Schicksal" eingeordnet wird, war der Startschuss für einen bis zuletzt offensiv und tapfer geführten Kampf des zweifachen Familienvaters, der den Fußball liebte und lebte. Mussten die engsten Vertrauten, und vor allem Dönmez selbst, allmählich erkennen, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen war, so erschütterte die Nachricht von seinem Tode am 25. August den hiesigen Amateurfußball gewaltig, denn Ahmet Dönmez hat über die Jahre seine Spuren hinterlassen.

Von der Krankheit wollte er sich sein Leben zum Anfang seines vierten Jahrzehnts aber nicht vorschreiben lassen. Offen und kämpferisch ging er damit um. Auf den ersten Blick änderte sich auch nicht viel. Wie sehr die Behandlungen kräftezehrend sein mussten, wussten die engsten Vertrauten, konnten viele höchstens erahnen. Der Trainer Ahmet Dönmez stand weiter auf dem Trainingsplatz, coachte engagiert von außen an den Spieltagen und war - wie schon immer - Gast auf so vielen Sportplätzen. So konnten viele noch im vergangenen Jahr überhaupt nicht sehen, welch Kampf da auch abseits des Rasens bereits geführt wurde.

Die Kraftanstrengung wurde von Monat zu Monat größer. Die Erkenntnis, dass diese Begegnung mit dem Gallenblasenkrebs in jenem Stadium nicht mehr zu gewinnen war, wurde konkreter. Die Hoffnung, dass man sich aber irgendwie noch damit arrangieren konnte, oder gar noch einen Joker aufbieten könnte, mobilisierte die Kraft, um in die Verlängerung der prognostizierten Zeit zu gehen. In der Trainingsarbeit gab es derweil Unterstützung, seinen Fußball wollte Ahmet Dönmez aber nicht einen Tag zu früh aufgeben.

Doch auch dieser Tag kam, an dem der Weg zum Trainingsplatz nicht mehr zu stemmen war. Die Hoffnung, "noch den ein oder anderen Sonntag am Sportplatz sein zu können", war noch in einer persönlichen Nachricht Anfang des Monats ungebrochen. Als Spieler, Spielertrainer, Trainer, Schiedsrichter und Fan hatte er den Fußball immer geliebt und gelebt. Dass jeder Tag zählte, das Spiel des Lebens kurz vor dem Abpfiff stand, wusste Ahmet da längst: "Es wird bis zum Ende gekämpft, mit der Hoffnung, dass man jeden Tag immer mehr rausboxen kann!" Bis Ende August wurde eisern gekämpft, ehe die letzte Kraft den Körper verlassen hatte. Die Bestürzung und Anteilnahme war groß, als der Tag gekommen war, an dem man Abschied nehmen musste. Vergessen wird Ahmet Dönmez nicht. Zu seinem Gedenken werden seine Fußballfreunde am 13. Januar 2024 in der Soccer-Halle in Eltersdorf das 1. Ahmet-Dönmez-Gedächtnisturnier veranstalten.

Bernd Kohler gab seine Erfahrungen, die er als Spieler bis zur Bayernliga sammeln konnte, später als Trainer weiter.
Andreas Bär

In Eltersdorf wirkte Bernd "Peppi" Kohler als Trainer der U19 und 2. Mannschaft, nachdem er zuvor den STV Deutenbach in die Kreisliga geführt hatte. Von den Quecken ging es weiter zum ATSV Erlangen, wo ihm als Übungsleiter der Durchmarsch mit der 2. Mannschaft von der A-Klasse bis in die Kreisliga gelang, ehe er seine Trainer-Laufbahn beendete und krankheitsbedingt in die Zuschauerrolle rückte. Als sich Peppi Kohler am 21. September leise verabschieden musste, trauerte man in vielen Vereinen, um einen außergewöhnlichen Menschen und Kicker im fränkischen Fußball, der lange vor der Zeit als Trainer schon als Spieler tolle Erfolg erzielen konnte - und speziell bei Jahn Forchheim Legendenstatus erreichte. Seine Jugendzeit verbrachte Kohler erst beim FC Stein und dann beim 1. FC Nürnberg, den er in der A-Jugend unter Trainer Fritz Popp bis ins Finale der Deutschen Meisterschaft schoss.

Nachdem sich Peppi Kohler am 21. September leise verabschieden musste, trauerte man in vielen Vereinen, wie stellvertretend die Trikots mehrere Klubs aus seiner Karriere dokumentieren.
fussballn.de / Strauch

Einen stillen Abschied seitens des BFV nach langer Verbandstätigkeit gab es schon Ende Mai von Erich Schroll. Die Stadt Nürnberg trauerte hingegen ausführlich um den Bürgermedaillenträger Erich Schroll, der am Freitag, 26. Mai 2023, im Alter von 92 Jahren verstorben ist: „Zeit seines Lebens hat Erich Schroll sich für seine Heimatgemeinde Boxdorf und ihr Vereinsleben eingesetzt. Er hat den Männergesangsverein musikalisch und den ASC Boxdorf 1933 e. V. sportlich verstärkt – und hat schon früh erkannt, dass Vereine unersetzliche Instrumente der Integration vor Ort sind. Sein jahrzehntelanges, hervorragendes bürgerliches Engagement verdient besondere Anerkennung“, würdigt Oberbürgermeister Marcus König den Verstorbenen.
Erich Schroll wurde am 8. November 1930 in Boxdorf bei Nürnberg geboren. Von 1952 bis 1965 war der gelernte Maurer Pressewart und Schülerleiter bei seinem Heimatverein ASC Boxdorf 1933 e. V. In seiner Zeit als Erster Vorsitzender zwischen 1967 und 1971 gelang es dem Verein nach langen und geschickten Verhandlungen mit der Gemeinde Boxdorf, das Sportgelände durch einen Erbpachtvertrag über 99 Jahre zu erweitern. Mitte der 1970er-Jahre verbuchten die Fußballer des ASC den größten Erfolg der Vereinsgeschichte für sich: Der kleine Dorfverein stand im Landesliga-Aufstiegskampf. Maßgeblich daran beteiligt war Erich Schroll als Spielleiter. Die von ihm vorangetriebene Jugendarbeit trug ihre Früchte. Ohne den Fußball außer Acht zu lassen, legte Erich Schroll in den folgenden Jahren den Grundstein für Angebote, vor allem im Bereich Freizeitsport mit Turnen, Gymnastik, Tischtennis, Judo und vielem mehr. Er schuf beim ASC Boxdorf Angebote „für alle“, für Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, Senioren und Seniorinnen.
Lange leitete Schroll die von ihm 1994 gegründete Seniorenabteilung mit regelmäßigen Zusammenkünften und Aktivitäten, leitete als Fußballfunktionär seinen Heimatverein in der „Spielebörse“ im Fußballkreis Nürnberg-Fürth oder war als Bezirksspielleiter ein kompetenter und hilfsbereiter Ansprechpartner. Die vielfältigen Veränderungen im Fußball-Verband begleitete er stets mit einem wachen Auge und sparte nicht an Kritik, wo immer die Interessen des Amateurfußballs zu Gunsten der Profis zurückstehen sollten. Dadurch ist es ihm gelungen, den mittelfränkischen Amateurfußball noch stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Politik zu verankern. Sein vielfältiges Wirken wurde 1993 mit der DFB-Verdienstnadel gewürdigt.
Als Mitglied des Boxdorfer Gemeinderats war Erich Schroll von 1960 bis 1972 in der Kommunalpolitik engagiert und vertrat die Interessen der Bürgerinnen und Bürger. Als leidenschaftlicher Sänger verstärkte er jahrzehntelang den Männergesangsverein Liedertafel Boxdorf. Stets war es ihm bei all seinen Tätigkeiten ein Anliegen, auch ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern entsprechende Angebote zu unterbreiten, um die Integration zu erleichtern.

In einer heute kaum mehr denkbaren Spanne war Schroll für den Fußballverband in rühriger Art tätig, der Boxdorfer war von 1985 bis 2006 Bezirksspielleiter in Mittelfranken, ehe er den Staffelstab an Ludwig Beer übergab. 2006 verlieh die Stadt Nürnberg ihm die Bürgermedaille als Anerkennung für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement. Die Bürgermedaille ist die zweithöchste Auszeichnung der Stadt. Auch danach war Schroll mit seiner Gattin Ludgera so etwas wie die gute Seele im BFV Bezirk Mittelfranken und über viele Jahre noch interessierte Beobachter auf den Sportplätzen der Region. Außerdem konnte man die Schrolls auch auf den Spielleitertagungen im Bezirk auch ohne offizielles Amt schon bei der Begrüßung sehen, wenn sie freundlich wie zuverlässig die Anwesenheitsliste führten und die Tagungsunterlagen verteilten. Nach einem "erfüllten Leben", wie es in der Traueranzeige der Familie hieß, verstarb Erich Schroll im Alter von 92 Jahren.

Manfred Alfes, Ahmet Dönmez, Bernd "Peppi" Kohler und Erich Schroll gehörten zu jenen Charakteren auf den Sportplätzen, die 2024 dort fehlen werden.

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