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Artikel veröffentlicht am 08.04.2007 um 18:00 Uhr
Stadien mit Geschichte:
Das Stadion Grüne Au in Hof
MAGAZIN
Oberfranken ist eine Region, die reich an Fußballhistorie und dementsprechend auch an geschichtsträchtigen Stadien ist. Das bekannteste unter ihnen ist dabei vermutlich das Stadion Grüne Au in Hof, die Heimat der SpVgg Bayern Hof.
Von
Robert Schäfer
Hof – und nicht etwa Nürnberg oder Fürth – ist Frankens Fußballpionierstadt. Der erste fränkische Fußballverein überhaupt, die SpVgg Hof, wurde 1893 in der Saalestadt gegründet, 1910 folgte der FC Bayern Hof nach. Letzterer war es auch, der über viele Jahre hinweg das sportliche Aushängeschild der Stadt darstellte. Gegründet in einer schlicht als „Verdl“ bezeichneten Fabrikvorstadt, übten die Fußballer des jungen Vereins (der ursprünglich als BSC 1910, später als FC Britannia und erst ab 1914 FC Bayern Hof antrat) ihren Sport zunächst auf der Angerwiese an der Saale aus. Doch schon bald nach diesen bescheidenen Anfängen machten sich die ehrgeizigen Kicker auf die Suche nach einem geeigneteren, dauerhaften Areal. 1913 wurde man auf der Grünen Au fündig. Hier pachtete der Verein ein 8.000 Quadratmeter großes Areal und richtete sich sein künftiges Zuhause ein. Weit über neunzig Jahre also währt nun bereits die Geschichte des Stadions Grüne Au, das seit seinen Anfängen freilich immer wieder verändert, ausgebaut und modernisiert wurde.
Über 90 Jahre Fußballgeschichte: Das Stadion Grüne Au in Hof - eine reine Fußballarena, die sicherlich zu den schönsten in ganz Süddeutschland zu zählen ist.
Robert Schäfer
Der Sportplatz als Kartoffelacker
Zunächst jedoch sah es nicht danach aus, als sollte in der Grünen Au einmal fränkische Fußballgeschichte geschrieben werden. 1916 musste der Spielbetrieb in Hof kriegsbedingt eingestellt werden, auf dem erst wenige Jahre zuvor angelegten Sportplatz wurden in den folgenden Jahren keine Pässe und Torschüsse geübt, sondern Kartoffeln angepflanzt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Platz jedoch saniert und eine erste Umkleidehütte errichtet. Wie in vielen anderen Orten, nahm auch in Hof in den zwanziger Jahren das Interesse am Fußballsport beständig zu. Zum Zuschauermagnet avancierte die sogenannte „Panzer-Elf“ um Karl Panzer, die in der Saison 1929/30 immerhin den damaligen Rekordmeister Nürnberg mit 2:0 schlug – vor stattlichen 7.000 Zuschauern. Ermutigt durch den wachsenden Erfolg, erwarb der Verein 1930 schließlich das gesamte, mittlerweile 33.000 Quadratmeter umfassende Gelände und errichtete in der Folge auch eine erste Stehtribüne.
1949: Die Tribüne wird gebaut
Die große Zeit des Hofer Fußball brach dann aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg an. Nur wenige Jahre nach Ende des Krieges rüstete man das Stadion enorm auf. Am Karfreitag (!) des Jahres 1949 wurde mit einem Spiel gegen den FSV Mainz 05 die 72 Meter lange, überdachte Stehtribüne an der Nordseite des Spielfeldes eingeweiht. 60.000 DM hatte das Projekt gekostet, initiiert hatte den Bau der Tribüne der damalige Vereinsvorsitzende Heinz Landscheidt. Der wiederum stammte eigentlich aus Duisburg-Meiderich, war von Beruf Holzhändler, und wohl deshalb wurde die Tribüne – 1949 schon eher die Ausnahme – weitgehend als Holzkonstruktion ausgeführt. Und so wie man sich heute von den modernen Arenen in der Bundesliga einen Schub für die dort beheimateten Mannschaften erhofft, versprach auch der Ausbau des Hofer Stadions deutlich steigende Zuschauereinnahmen – sportlichen Erfolg natürlich vorausgesetzt.
Die historische Holztribüne aus dem Jahre 1949. Eingeweiht wurde der Bau ausgerechnet am Karfreitag 1949 mit einem Spiel gegen Mainz 05.
Robert Schäfer
Die Bayern werden erstklassig
Der ließ jedoch nicht lange auf sich warten. 1950 stieg der FC Bayern in die 2. Liga Süd auf, in die damals zweithöchste Spielklasse unterhalb der Oberliga. Nun hatte man also beides: Ein schmuckes Stadion und sportlichen Erfolg. Sorgen bereitete jedoch der Zustand des Spielfeldes, der bei einer Tagung der Süd-Schiedsrichter in Stuttgart als „Kartoffelacker“ bezeichnet wurde. Dies konnten die Hofer natürlich nicht auf sich sitzen lassen und richteten daher im Jahre 1955 für 40.000 DM die Rasenfläche her. Bei dieser Gelegenheit erweiterte man gleich auch das Fassungsvermögen des Stadions auf nunmehr 12.000 Plätze. Es dauerte nicht lange, da war die vergrößerte Grüne Au auch schon das erste Mal ausverkauft. Gegen den Lokalrivalen VfB Helmbrechts, der kurz zuvor in die 2. Liga aufgestiegen war, kamen ebenso 12.000 Zuschauer wie drei Jahre später gegen Jahn Regensburg – zugleich übrigens das erste Spiel in Hof, das auch im Fernsehen übertragen wurde. In der selben Saison, 1958/59, gelang den Bayern endlich der lang ersehnte Aufstieg in die Oberliga Süd. Künftig wurde also Erstligafußball in Hof geboten, und die Presse nannte die Stadt gar die „fußballfreudigste der Bundesrepublik“ – nicht ganz zu Unrecht übrigens, waren doch im Aufstiegsjahr insgesamt 173.000 Zuschauer zu den Heimspielen der Gelb-schwarzen gekommen, und das bei damals gerade einmal 57.000 Einwohnern!
Gegen Essen kamen über 19.000
Erneut wurde derweil die Grüne Au erweitert und somit oberligatauglich gemacht. Dies war auch dringend nötig, denn die Gegner kamen künftig nicht mehr aus Durlach, Straubing, Neu-Isenburg oder Cham, sondern aus Nürnberg, München, Stuttgart und Frankfurt. Vier Jahre blieb der FC Bayern erstklassig, die Aufnahme in die 1963 neu gegründete Bundesliga blieb den Hofern jedoch verwehrt. In der Regionalliga Süd traten daher die Bayern ab der Saison 1963/64 an – und spielten hier vor allem Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre eine herausragende Rolle. Mehrfach qualifizierte sich Hof für die bis 1974 ausgetragenen Aufstiegsspiele zur Bundesliga, erstmals im Jahre 1967. Zusätzlich aufgestellte Stahlrohrtribünen waren notwendig, um die Zuschauermassen bei den damals viel beachteten Partien wenigstens halbwegs aufnehmen zu können. Sage und schreibe 19.100 Neugierige drängten am 22. Mai 1968 – einem Mittwochabend, wohlgemerkt! – in die Grüne Au, erlebten ein 0:1 gegen Rot-Weiß Essen und stellten zugleich einen Zuschauerrekord für die Ewigkeit auf.
Der hohle Zahn auf der Gegengerade
Äußerst populär waren die Hofer in jenen Jahren, auch wenn ihnen der Sprung in die Bundesliga letztlich nie gelang. Doch die intensive Atmosphäre in der reinen Fußballarena Grüne Au war weit übers Bayerische Vogtland hinaus bekannt. Nicht von ungefähr war der FC Bayern Hof der erste deutsche Fußballklub, der zu Freundschaftsspielen nach Israel eingeladen wurde. Zu denen, die sich zu Gastspielen ins damalige Grenzland begaben, zählten unter anderem der Schweizer Vizemeister Lausanne Sports und der FC Bologna. Einmal mehr machten sich die Vereinsverantwortlichen an eine Erweiterung ihres Stadions – diesmal allerdings mit Folgen. Über dem Umkleidehaus begann man zwar 1969 mit der Errichtung einer Sitztribüne auf der Gegengerade, die freilich wurde mangels finanzieller Mittel lange Zeit nicht fertiggestellt: Fürs Dach fehlte schlichtweg das nötige Geld. So überragte der unüberdachte Tribünentorso ganze dreißig Jahre wie ein hohler Zahn die Gegengerade und wurde damit gleichsam zum Symbol des einsetzenden Niederganges der Hofer Bayern.
Seit einigen Jahren auch mit Dach: Die Tribüne auf der Gegengerade, die lange Jahre wie ein hohler Zahn das Stadion überragte.
Robert Schäfer
Abschied vom Profifußball
Langsam, aber unaufhaltsam gingen die goldenen Jahre zu Ende. Als 1974 die zunächst zweigleisige 2. Bundesliga eingeführt wurde, war Hof zwar noch mit dabei, bei der auch in dieser Klasse immer stärker werdenden Professionalisierung konnte die abseits gelegene Grenzstadt jedoch nicht mehr mithalten. Selbst Zuschüsse der Stadt Hof sowie eine Spendenaktion – die immerhin 60.000 DM einbrachte – konnten letztlich nicht verhindern, dass der FC Bayern 1978 aus der 2. Bundesliga absteigen musste. Und damit nicht genug: Da der Unterhalt des vereinseigenen Geländes auf Dauer nicht mehr zu stemmen war, musste der Verein sein Stadion 1980 an die Stadt Hof verkaufen – seither heißt es offiziell „Städtisches Stadion Grüne Au“. Sportlich gesehen konnte der FC Bayern Hof nie wieder an seien alten Erfolge anknüpfen. Fast dreißig Jahre lang pendelte der Verein zwischen Bayern- und Landesliga. 2005 schließlich fusionierte der FC Bayern mit der älteren SpVgg und firmiert seither als SpVgg Bayern Hof. Erste Erfolge blieben nicht aus, 2006 stieg der Fusionsverein zumindest wieder in die Bayernliga auf. Und, ach ja, 1999 erhielt die Tribüne auf der Gegengerade endlich auch ihr Dach, der hohle Zahn gehört damit ein für allemal der Vergangenheit an.
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