Schiedsrichter Jörg Matthes: Mit Friedrich Amschler in die "dritte Halbzeit!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 28.05.2025 um 18:00 Uhr
Schiedsrichter Jörg Matthes: Mit Friedrich Amschler in die "dritte Halbzeit!"
Einst ein hervorragender aktiver Fußballer, überwiegend sehr erfolgreich im Jugendbereich. Danach bei den Senioren Meisterschaften mit dem TSV Staffelstein und dem 1. FC Lichtenfels 2, aber auch Spieler im Landesligakader bei den Korbstädtern. Seit 20 Jahren ein umsichtig, korrekt leitender Schiedsrichter, dem in Sachen Regelkunde keiner was vormacht. Die Rede ist von Jörg Matthes, der im November 55 Jahre alt wird.
Von Dieter Koch
Herr Matthes, seit wann pfeifen Sie Spiele und wie sind Sie zur Schiedsrichterei gekommen?
Jörg Matthes: Nach meiner aktiven Laufbahn als Fußballer habe ich mich der Schiedsrichtergruppe Lichtenfels im zarten Alter von 35 Jahren angeschlossen. Mein Ziel war, damals wie heute, ein Freund vor, während und nach dem Spiel zu sein. Meine Schiedsrichterprüfung legte ich im April 2005 im Sportheim in Isling für die Schiedsrichtergruppe Lichtenfels ab, seit Januar 2006 ist das die Schiedsrichtergruppe Maintal-Rödengrund.

In der Bundesliga drückt Jörg Matthes dem FC Bayern die Daumen.
anpfiff.info
Wie läuft ein Spieltag als eingeteilter Referee bei Ihnen ab? Haben Sie gewisse Rituale vor dem Spiel?
Jörg Matthes: Man schaut schon gelegentlich einmal auf die Tabelle, was aber oft nicht aussagekräftig ist, weil wir uns im Amateursport bewegen. Da entscheiden sehr oft die Tagesform und vor allem die Einstellung zu seinem Sport. Gewisse Rituale habe ich keine, aber spätestens beim Einlaufen gilt es auch von meiner Seite aus, volle Konzentration auf das Spiel zu haben.

Was waren Ihr bisherigen Highlight als Unparteiischer?
Jörg Matthes: Für mich ist jedes Spiel ein Highlight. Aber natürlich haben Spiele mit vielen Zuschauern ihren besonderen Reiz. Für mich ist da das Derby und Spitzenspiel zugleich, Heiligenstadt gegen Teuchatz, vor sehr vielen Kibitzen noch in bester Erinnerung. Außerdem habe ich immer gerne die Spiele von Türkgücü Neustadt geleitet, in denen ich im Vergleich zu anderen Kollegen nie Schwierigkeiten hatte.

Wie oder womit halten Sie sich in der fußballfreien Zeit fit?
Jörg Matthes: Es gibt für mich fast gar keine fußballfreie Zeit. Wenn die Herrensaison aus ist, geht es im Schüler- und Jugendbereich weiter. Außerdem bin ich noch sehr aktiv als Schiedsrichterpate unterwegs. Sprich, ich helfe mit, Neulingsschiedsrichter anzulernen, was mir außerdem sehr viel Freude bereitet.

Erzählen Sie uns ein lustiges Erlebnis aus Ihrer langen bisherigen Laufbahn!

Jörg Matthes: Da gibt es einige. Aber wenn ich damals mit meinem Schiedsrichterkollegen Friedrich Amschler in einem Match als Assistent unterwegs war, dann waren das immer Highlights. Vor und während des Spiels und erst recht zur dritten Halbzeit danach. Mehr wird nicht verraten (lacht).

Jörg Matthes (Mi.) zusammen mit Schiedsrichter-Kollege Thomas Mattes (li.) und dem BFV-Präsidenten Christoph Kern (re.) anlässlich der U19-Bayerischen Hallenfußballmeisterschaften 2025 in der Ebersdorfer Frankenlandhalle.
anpfiff.info

Wie können Sie am besten vom Fußball abschalten?

Jörg Matthes: Früher nicht - jetzt schon! Vielleicht liegt das am Alter. Aber jetzt sitze ich sehr gerne auf meiner Terrasse oder verweile in meinem Garten. In der Natur genieße ich das Vogelzwitschern, da es auf mich sehr beruhigend wirkt und ich so am besten abschalten kann.

Hat sich die Atmosphäre von Spielern auf dem Platz - auch gegenüber Schiedsrichtern - aber auch das Spiel allgemein im Vergleich zu früher verändert?
Jörg Matthes: Also in Sachen Benehmen und Respekt lässt doch leider der Umgangston im Fußball sehr zu wünschen übrig. Erschreckend ist es im Schüler- und Jugendbereich, teilweise sind es die Eltern, aber auch die Trainer, die ja eigentlich Vorbilder für die Schüler und Jugendlichen sein müssten, ja sollten. Ich persönlich hatte bisher noch keine Schwierigkeiten, weil ich nach dem Motto handle: "Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch zurück!" Der Fußball allgemein war früher nicht immer besser, aber es gab mehr technisch versierte Akteure, die ein Spiel alleine entscheiden konnten. Natürlich ist der Fußball heute schneller geworden. Aber die sogenannten „Straßenfußballer“ gibt es kaum noch.

Welche Schiedsrichter sind national und international ihre Vorbilder und warum?
Jörg Matthes: Ich brauche keine Vorbilder mehr (schmunzelt). Aber national waren für mich Dr. Markus Merk oder Deniz Aytekin allein von ihrer Ausstrahlung her absolute Weltklasse. International natürlich der Italiener Pierluigi Collina, bei dem man immer sich fragte: „Können diese Augen lügen?“

Jörg Matthes (li.), hier zusammem mit dem Oberwohlsbacher Original Jürgen Fischer (re.) ist wegen seinem umfangreichen Fußballwissen - wenn er nicht ein Spiel leitet - ein gern gesehener Gast auf den Sportplätzen in der Region.
anpfiff.info/Dieter Koch

Gibt es eine Regel, die Sie abschaffen würden oder auch eine, deren Einführung Sie für sinnvoll halten würden?
Jörg Matthes: Da gibt es einige Ideen von mir, die aber wahrscheinlich nicht umsetzbar sind, weil nicht gewollt oder sonstiges. Zum Beispiel eine reine Nettospielzeit, damit endlich einmal die auf Zeitschinderei aufhört. Oder, dass man zum Torwart, wie in der Halle nicht mehr zurückpassen darf, was das Spiel noch schneller - wie von vielen Experten gewünscht – machen würde. Aber zu solchen Veränderungen gehört der Mut dazu, diese Entscheidungen zu treffen.

Schlusssatz von Jörg Matthes!
Jörg Matthes: Der Fußball – egal ob als Spieler oder Schiedsrichter - hat meinem Leben viele schöne Momente gegeben und gibt sie mir auch heute noch. Aber nicht nur Sonnenschein – wie im ganzen Leben – auch mit Rückschlägen muss man rechnen. Ich bekam 2018 die Diagnose Herzschwäche, wobei erst einmal alles versucht wurde, es medikamentös zu beheben. Da dies nach achtmonatiger Zeit nicht anschlug und ich eine Herzleistung von nur noch von 20 bis 25 Prozent habe, wurde mir ein Herzschrittmacher eingesetzt. Jetzt wieder im Herbst 2025, bekomme ich mittlerweile meinen vierten Herzschrittmacher, da von meinen drei Sonden eine besonders viel Strom verbraucht. Denn normalerweise hält eine Herzschrittmacher in der Regel sieben bis neun Jahre. Das ist bei mir jedoch nicht der Fall.

anpfiff.info bedankt sich recht herzlich für die umfangreichen und interessanten Antworten bei Jörg Matthes und wünscht ihm vor allem neben Gesundheit noch viele schöne Jahre – egal ob als „Schwarzkittel“ oder Zaungast auf den Plätzen in der Region bei der „schönsten Nebensache“ der Welt!




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Leser-Kommentare

Steckbrief J. Matthes

Jörg Matthes
Spitzname
Schoko-Logo oder Jörgla
Alter
54
Geburtsort
Kronach
Wohnort
Weidhausen
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
94 kg
Beruf
Logistik-Arbeiter
Hobbies
Schiedsrichterei (Pfeifen), Familie
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Erfolge
Von der D-Jugend bis zur A-Jugend in der höchsten Klasse gespielt (Bezirksoberliga in der damaligen Zeit ) plus verschiedene Meisterschaften in den jeweiligen Klassen.
Meister in der damaligen A-Klasse (jetzt Kreisliga) 1990 mit dem TSV Staffelstein, Meister in der damaligen B-Klasse (jetzt Kreisklasse) mit dem 1. FC Lichtenfels II und Dazugehörigkeit im Landesliga-Team beim 1. FC Lichtenfels.
Auswahlspieler und Spielführer in der B-Jugend beim 1. FC Lichtenfels.
Jörg Matthes wuchs in Küps im Landkreis Kronach auf und begann mit elf Jahren mit dem Fußballspielen. Die Schüler- und Jugendzeit verbrachte er beim TSV Küps und dem 1. FC Lichtenfels. Durch seinen Umzug von Küps nach Lichtenfels waren seine weiteren Stationen der TSV Staffelstein, 1. FC Lichtenfels, TSV Neuensorg und der FC Adler Weidhausen.


Gesamtbilanz J. Matthes

Sp.
Ø
(Sp)
Note
295
354
4
15
6
379
1,3
(64)
1,9

Schiri-Stationen J. Matthes


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