Sebastian Kamberger im Interview: Am Ende werden die Nerven entscheiden - fussballn.de
Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth
 
Artikel veröffentlicht am 21.05.2025 um 07:00 Uhr
Sebastian Kamberger im Interview: Am Ende werden die Nerven entscheiden
INTERVIEW In der Kreisklasse 2 bahnt sich ein Herzschlagfinale um die Meisterschaft an, nur ein Tor trennt den TV Dietenhofen aktuell von der SG Neuhof/Trautskirchen. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht SG-Spielertrainer Sebastian Kamberger (40) über die Lage der Liga, sein Team, seinen Heimatverein und blickt aber auch auf manch Station in seiner Karriere zurück, die ihn sogar einen Einsatz im DFB-Pokal bescherte.
Von Marco Galuska
Sebastian Kamberger spielt mit seiner SG Neuhof-Zenn/Trautskirchen um die Meisterschaft in der Kreisklasse 2.
fussballn.de
Hallo Kambi, heute Abend beginnt die Relegation im Bezirk und auf Verbandsebene. Schaust du zu oder wird es dir zu viel mit dem Sportplatz derzeit?

Sebastian Kamberger (40):
Eigentlich hatte ich es mir vorgenommen, weil ich solche Spieler schon cool finde, in denen es um etwas geht und viele Zuschauer da sind. Aber aktuell hab ich mit meiner Achillessehnenreizung zu tun, renne vom Arzt zum Physio und bin derzeit froh, wenn ich erst einmal nur unseren Fußballplatz sehe. (lacht)

Gibt's bei dir persönlich Erinnerungen als Spieler in der Relegation?

Kamberger:
Genügend, leider mit keinem guten Ausgang! Besonders in Erinnerung geblieben ist damals der Endspurt mit der SpVgg Ansbach, als wir zum Saisonende 2005 sechs Siege hintereinander geschafft haben, auch noch die 1. Runde in der Relegation gewonnen haben, dann aber gegen Kempten im Elfmeterschießen aus der Bayernliga abgestiegen sind. Mit dem TSV Neustadt/Aisch gab es 2010 das Relegationsspiel in Dietenhofen gegen Ansbach, als Dominik Stolz in der Verlängerung zum 2:1 getroffen hat. Und auch mit dem SC Trautskirchen haben wir am Ende leider verloren. Damals mussten wir zunächst noch am Dienstag nach der Saison ein Entscheidungsspiel austragen, sind dann in die Relegation gekommen und mussten drei Tage später wieder ran - das war die Hölle!

Entscheidungsspiele gibt es bekanntlich nicht mehr. Und trotzdem könnte es auf ein Wimpernschlag-Finale beim Titelkampf in eurer Kreisklasse 2 hinauslaufen. Hast du so etwas schon erlebt?

Kamberger:
Darüber haben wir neulich schon bei uns gesprochen. Tatsächlich habe ich in dem Zusammenhang gute Erinnerungen. Da ging es auch um den Aufstieg aus der Kreisklasse zwischen Burggrafenhof und uns. Wir lagen mit Trautskirchen knapp dahinter, aber in der 94. Minute hat Burggrafenhof noch den Ausgleich gegen Veitsbronn II kassiert und wir sind Meister geworden. Das war eigentlich filmreif! Damals gab es die Live-Ticker-Ergebnisse noch nicht so. Da war einer von uns vor Ort und hat uns telefonisch auf dem Laufenden gehalten, wir haben alle per Lautsprecher zugehört und durften dann den Aufstieg feiern.

Das Medieninteresse rundum die SpVgg Ansbach war groß, als der Bayernligist in der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal auf den Karlsruher SC traf. Sebastian Kamberger war mittendrin und erlebte seine erfolgreichste Zeit im höherklassigen Amateurfußball.
SpVgg Ansbach

Lass uns noch auf deine früheren Stationen als Spieler zurückblicken. Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit bei der SpVgg Ansbach und wie siehst du die Entwicklung dort? 

Kamberger:
Im Nachhinein war Ansbach sicher meine schönste Zeit in der Karriere! Ich habe auch heute noch Kontakt zu den ehemaligen Spielern. Ich bin in der B-Jugend von Trautskirchen zur SpVgg gekommen - übrigens war da Dieter Kreiselmeier, der jetzt mit Neuendettelsau in die Landesliga aufgestiegen ist, mein Trainer. Aus der Jugend habe ich es sofort in die 1. Mannschaft geschafft. Das Highlight war sicher neben dem Bayernliga-Aufstieg die Teilnahme am DFB-Pokal 2008. Persönlich finde ich es schade, dass man durch den Verband den Qualifikationsmodus zum DFB-Pokal geändert hat. Ich freue mich, dass man in Ansbach zum Glück wieder den richtigen Weg eingeschlagen hat. Es ist wichtig, dass der Verein in der Regionalliga spielt und ein Aushängeschild für die Region ist. Auch wenn ich diese Saison nur zwei, drei Spiele sehen konnte, bekommt man die Entwicklung doch mit - und dass man jetzt ein Flutlicht im Stadion bekommt, ist überragend. Da freut sich jeder Fußballer!

Mit dem TSV Neustadt/Aisch kämpfte Sebastian Kamberger (r.) um den Bayernliga-Aufstieg und erlebte dort auch den besten Trainer in seiner langen Karriere.
anpfiff.info

Und welche Erinnerung hast du an deine Zeit beim TSV Neustadt/Aisch?

Kamberger:
Es war natürlich erst einmal komisch, dass wir von Ansbach nach einer kleinen Revolte zum Rivalen gewechselt sind. Aber ich muss sagen, dass es eine schöne Zeit war und wir auch eine gute Kameradschaft hatten. Vor allem aber hatten wir mit dem leider viel zu früh verstorbenen Ludwig Preis einen überragenden Trainer. Er konnte wirklich Spieler verbessern, hatte definitiv das Zeug zum Profi-Trainer. Für ihn hat es mir besonders leidgetan, dass wir damals den Bayernliga-Aufstieg verpasst haben, denn er hat alles für den Erfolg getan. Es ist tragisch, dass er so früh gehen musste.  

Zurück in die Gegenwart: Am vergangenen Wochenende konntet ihr mit der SG Neuhof/Trautskirchen einen 5:0-Sieg bei deinem Ex-Verein TSV Markt Erlbach feiern. Mit welchen Gefühlen bist du da vom Sportplatz heimgefahren?

Kamberger:
Tatsächlich mit ein wenig gemischten Gefühlen, weil ich in ein paar verzweifelte Gesichter von Ex-Spielern von mir geschaut habe, noch viele Freunde in Markt Erlbach habe und ja selbst dort wohne. Markus Popp (der das Trainergespann mit Kamberger bei der SG bildet, Anm. d. Red.), der ja praktisch mein Nachbar ist, und ich sind mit dem Fahrrad zum Spiel gekommen - freilich, weil man sich danach auch noch bei einem Bierchen zusammenhockt. Das 5:0 war sicher ein, zwei Tore zu hoch, aus unserer Sicht haben wir das aber natürlich gerne so angenommen. Ich bin aber überzeugt, dass Markt Erlbach die Klasse halten wird und nächstes Jahr neu angreifen wird.

Beim TSV Markt Erlbach war Sebastian Kamberger in der Kreisliga als Spielertrainer am Ball.
fussballn.de

Ihr spielt die erste Saison als SG Neuhof/Trautskirchen. Wie kam es zu der Idee?

Kamberger:
Das Ganze ist ja nicht neu, die Idee gibt es seit einigen Jahren schon, auch unter uns Spielern war das so, weil man es schon aus der Jugend kannte. Wir sind ja auch teilweise in einer Schulklasse gewesen. Letztlich war es im vergangenen Jahr für beide Vereine an der Zeit, dass man den Schritt macht. Und ich denke, man kann absolut von einer positiven Entwicklung sprechen.

War es abzusehen, dass ihr gleich um den Aufstieg mitspielen würdet oder war es gar das Ziel?

Kamberger:
Wir hatten als Mannschaft keine wirkliche Zielsetzung, außer dass es gemeinsam gut funktionieren soll. Daran hatte ich auch keinerlei Zweifel, denn alle waren heiß darauf. In der Vorbereitung haben wir Losaurach geschlagen, was schon ein Maßstab war. Erwartet hat man es sicher trotzdem nicht, dass wir um den Aufstieg spielen, aber insgeheim habe ich schon daran geglaubt. Wir wollten uns aber auch keinen Druck machen. Und man muss sagen, dass es auch mit der 2. Mannschaft gut klappt, leider haben die derzeit viele Verletzte, sodass man auch noch um den Klassenerhalt kämpfen muss - kurioserweise geht das ja auch gegen Dietenhofen und könnte auch auf den letzten Spieltag hinauslaufen.

Nach aktuellem Stand läuft es auf ein Duell um die Meisterschaft zwischen euch und Dietenhofen hinaus. Wie ordnest du die Kreisklasse 2 und die Spitzengruppe ein?

Kamberger:
Ich sehe die Liga sehr positiv, es macht auch auswärts Spaß, mit den vielen Zuschauern und kurzen Wegen. Außerdem gibt es einen guten Umgang miteinander, man sitzt auch nach einem Spiel noch zusammen. Das macht den Amateurfußball aus! Die Spitzengruppe hat sicherlich nicht mehr das Niveau von vor acht oder zehn Jahren, aber insgesamt ist es eine recht ausgeglichene Liga, da kann jeder jeden schlagen, wie sich neulich auch wieder gezeigt hat.

Enges Duell um die Meisterschaft: Noch liegt die SG Neuhof/Trautskirchen mit Spielertrainer Sebastian Kamberger (am Ball) hauchdünn hinter dem TV Dietenhofen. 
fussballn.de

Euer Restprogramm mit Oberndorf am Samstag zu Hause und dann in Flachslanden wirkt vielleicht ein bisschen leichter als das von Dietenhofen mit Bad Windsheim auswärts und Petersaurach daheim. Siehst du euch im Vorteil?

Kamberger:
Ich sehe es vom Papier her ziemlich ausgeglichen. Oberndorf ist zwar schon lange abgestiegen, lässt sich aber nicht hängen, wie man an den knappen Ergebnissen zuletzt sieht. Wenn da einer sagt, da müsst ihr sieben oder acht Tore machen, wird es gefährlich. Freilich ist es gut, wenn wir am Samstag vorlegen können - in Trautskirchen sind wir zudem noch ungeschlagen. Wir wollen gewinnen, auch wenn uns die Rolle als Jäger bisher gut gefallen hat. Ich denke, es wird am letzten Spieltag darauf ankommen, wer die besseren Nerven hat. Wir tun gut daran, wenn wir nur auf uns schauen. Aber es ist in jedem Fall eine verrückte Konstellation.

Wie würdest du einen Kreisliga-Aufstieg für euch als SG sehen?

Kamberger:
Sicherlich gibt es da auch gemischte Gefühle, denn die Kreisklasse ist - wie schon erwähnt - richtig toll, es gibt kaum weite Fahrten. Andererseits sehe ich uns gewappnet, auch wenn es bei uns keine fünf Neuzugänge geben wird. Ich denke, es wäre vor allem für unsere jungen Spieler eine tolle Erfahrung - ein Abenteuer, das wir gerne angehen würden.

Du warst beim SC Trautskirchen zum ersten Mal Spielertrainer und bist es jetzt auch wieder bei der neuen SG Neuhof/Trautskirchen. Was bedeutet dir dein Heimatverein?

Kamberger:
Der Heimatverein ist etwas Besonderes! Ich bin hier beim SC Trautskirchen mit vier Jahren zu meinem ersten Training gegangen, da waren schon spätere Größen wie Achim und Hubert Kadlubowski dabei. Auch mein Cousin, der bei uns heute noch im Tor steht, war ebenfalls schon da. Ich habe nach der einen Saison beim ESV Ansbach-Eyb vor drei Jahren überlegt, ob ich aufhören sollte. Wollte dann aber doch da aufhören, wo ich angefangen habe. Und so ist dann auch mein Plan nach der kommenden Saison!

Gelingt der SG Neuhof/Trautskirchen der Sprung in die Kreisliga?
fussballn.de

Und vielleicht kommt ja vorher doch noch eine weitere Relegation auf dich zu...

Kamberger:
Ich hoffe es eigentlich nicht, allein schon wegen meiner Achillessehne! (lacht) Aber ich nehme es, wie es kommt. In jedem Fall wäre ein Kreisliga-Aufstieg mit den vielen jungen Spieler ein ganz großer Erfolg, sicherlich höher anzusiedeln als damals mit dem SC Trautskirchen, als mit den Kadlubowskis, Demir und Völklein gefühlt 1000 Bayernliga-Spiele auf dem Platz standen.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare

Steckbrief S. Kamberger

Sebastian Kamberger
Spitzname
Kambi
Alter
40
Geburtsort
Bad Windsheim
Wohnort
Markt Erlbach
Nation
Deutschland
Größe
178 cm
Beruf
Mediengestalter
Hobbies
Fußball, Hund, Garten
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Mittelfeld
Erfolge
DFB-Pokal und Bayernliga-Aufstieg mit SpVgg Ansbach, 2 Aufstiege mit SC Trautskirchen


Spielerstationen S. Kamberger


Tabelle Kreisklasse 2

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
24
60:27
52
3
24
46:31
48
4
24
60:37
48
5
24
57:45
44
8
24
52:43
30
10
24
40:61
27
12
24
35:61
23
13
24
38:59
22
14
24
25:83
8
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Restprogramm Kreisklasse 2


Meist gelesene Artikel


Zum Thema



Diesen Artikel...