Der Gast aus Selbitz befindet sich auf einem Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld, konkret schließt das Team von Henrik Schödel die Plätze um die sprichwörtliche „Goldene Ananas“ ab und hat somit in dieser Serie weder Hoffnungen noch Sorgen. Ganz anders die Situation beim SV Friesen: Nach zwischenzeitlich drei Siegen in Folge, konnte das Team vom zum Saisonende scheidenden Trainer Carlo Werner die direkten Abstiegsplätze verlassen und auch der direkte Klassenerhalt scheint noch möglich, sofern man regelmäßig punkten kann. Selbst mit einem Unentschieden beim FSV Erlangen-Bruck im Rücken empfing der SV Friesen heute die SpVgg Selbitz, die vergangene Woche mit einem 5:2-Heimsieg gegen die „Zweite“ des SV Seligenporten einen Pflichtsieg einfahren konnte.
Energischer Zweikampf von Christian Brandt (vo.) und Maximilian Lang von der SpVgg.
Benjamin Hofmann
Carlo Werner schickte sein Team im 3-4-1-2 ins Rennen und wollte damit um den zentralen Verteidiger Patrick Sudol sowie den beiden „Sechsern“ Firnschild/Fugmann kompakt stehen. Nach vorne sollte Christian Brandt auf der Spielmacherposition seine Vorderleute Philip Gleich und Marco Bernegg in Szene setzen. Und gar nicht lange sollte man auf eine entsprechende Szene warten: Direkt vom Anstoß an spielte der Gastgeber nach vorne und Marco Bernegg gab bereits nach wenigen Sekunden den ersten Schuss auf das Gästetor ab, doch Möschwitzer war zur Stelle. Kurz darauf erlief Christian Brandt einen Ball an der gegnerischen Torauslinie, legte zurück auf den mitgelaufenen Andre Zapf, der mutterseelenallein am 16-Meterraum stand. Per Direktabnahme prüfte der künftige Sonnefelder nur das Fangnetz – das übrigens hielt. Wer nun ein hochklassiges, schnelles, unterhaltsames Spiel erwartet hatte, wurde jedoch im weiteren Verlauf enttäuscht. Nach diesem vielversprechenden Start neutralisierten sich zunächst beide Teams, bis die SpVgg immer besser ins Spiel fand. Das Team von Henrik Schödel agierte dabei im 4-2-3-1, bei dem Spielführer André Keilwerth die Viererkette dichthalten und das Quartett Fabian Elbl, Kevin Winter, Daniel Cavelius sowie Sebastian Schott in der Offensive Akzente setzen sollte. Über schnelles Umschaltspiel kam die Spielvereinigung zu hochkarätigen Chancen: Erst zielte Fabian Elbl aus 15 Metern frei vor Manuel Fröba per Direktabnahme über das Tor. Kurz darauf parierte der Friesener Schlussmann im Eins-gegen-Eins, als der Ball auf Kevin Winter durchgesteckt wurde und dieser nicht verwerten konnte. Der SV Friesen konnte sich Mitte der ersten Halbzeit nur noch über Standards in Szene setzen: Ob Eckstöße nach abgewehrten Flankenversuchen oder Freistöße aus der Distanz. Genau so einen setzte Christian Brandt aus halblinker Position vom Strafraum-Eck überraschend auf das Gästetor, doch Möschwitzer hat aufgepasst und konnte noch rechtzeitig in die Mauer-Ecke abtauchen. Wenige Minuten später ein Aufschrei bei den Heimfans: Marco Bernegg wurde über rechts schön freigespielt, doch als er sich den Ball zu weit vorgelegt hatte, warf sich Mario Möschwitzer mit vollem Körpereinsatz - hart, riskant, aber fair - dazwischen und vereitelte die Großchance. Die Pfeife des Unparteiischen blieb zurecht stumm. „Hoch und weit bringt Sicherheit“ lautete weiterhin das Motto des SV Friesen, während sich die Gäste um die spielerische Lösung bemühten, doch über einen kontrollierten Spielaufbau nur selten die Lücke fanden. Zum Abschluss der ersten Halbzeit noch eine Szene mit Symbolcharakter: Als André Keilwerth das Spiel der Gäste aufbauen wollte, ein weiterer Aufschrei: Das Kommando des SV Friesen für energisches Pressing, aus dem sich die SpVgg mit Mühe zu befreien versuchte, doch die Aktion zeigte Wirkung: Die Heimmannschaft erkämpfte sich den Ball, spielte auf Frank Fugmann – und der wusste nicht wohin. Er verzögerte im Mittelkreis mehrfach, spielte letztendlich einen Pass zurück zur eigenen Dreierkette und schaute sich vergeblich um, ob er nicht doch einen Mitspieler in aussichtsreicher Position übersehen hatte – doch da war niemand anspielbar. Als der Schiedsrichter schließlich zum Pausentee bat, sah man bei mehr als nur 22 Spielern die Erleichterung.
Die Halbzeitansprache hat gefruchtet: Nun treibt Kevin Roger den Ball weiter nach vorne, während er von "Masken-Mann" Daniel Cavelius verfolgt wird.
Benjamin Hofmann
Als hätte Josef Geiger die Halbzeitansprache bei beiden Teams im Sinne der Zuschauer gehalten, kam die Antwort „unverzüglich“. Als sich einige Fans noch in der Halbzeit befanden, war es wie schon im ersten Durchgang ein "früher Bernegg". Über die rechte Außenbahn in Szene gesetzt, zog der 21-jährige vom Strafraum-Eck ab und sein kraftvoller Flachschuss schlug im langen Eck direkt neben dem Pfosten ein. Gästetorhüter Möschwitzer rechnete wohl damit, dass der Ball vorbeigeht – doch dieser passte haargenau und besorgte die überraschende Führung für den Gastgeber. Die Freude hielt jedoch nicht lange und scheinbar durch den Gegentreffer wachgerüttelt drehte das Team von Henrik Schödel die Partie mit einem Doppelschlag innerhalb von drei Minuten: Der auffällige Sebastian Schott zog – wie schon in mehreren Szenen zuvor – die Pässe seiner Mitspieler förmlich an. Anschließend passte er nach kurzer Ballannahme weiter auf Fabian Elbl, der nach innen zog und sich aus 25 Metern halblinker Position ein Herz fasste, um mit einem herrlichen Schlenzer ins rechte, obere Eck zu verwandeln - Arjen Robben hätte das auch nicht schöner machen können. Direkt im nächsten Angriff der Gäste war es wieder Elbl, der auf der linken Seite zu viel Platz hatte und sich nach einer Körpertäuschung durchtankte. Seine flache Flanke verwandelte der aufgerückte Thomas Mallik in bester Torjäger-Manier ins lange Eck und die Partie war gedreht! Seit Wiederbeginn war auf beiden Seiten richtig gutes Tempo im Spiel. Kurz darauf kam Philip Gleich aus zehn Metern zum Abschluss, doch sein Schuss ähnelte mehr einer Rückgabe, während auf der anderen Seite Manuel Fröba erneut im direkten Duell gegen Kevin Winter retten musste. Für Gleich war kurz darauf Schluss und der beste Torjäger der Friesener „Zweiten“, Dominic Kraus, kam zu seinem zweiten Landesliga-Einsatz in dieser Saison. Kaum auf dem Feld, stach der Joker von Carlo Werner, nachdem eine weite Brandt-Ecke von Nils Firnschild vor das Gästetor geköpft wurde und Kraus nur noch am Torhüter vorbei vollstrecken musste. In der Folge merkte man, dass der SV Friesen Blut geleckt hatte. Erst scheiterte Frank Fugmann per Freistoß aus 20 Metern zentraler Position. Dann setzte sich Christian Brandt im Mittelfeld durch, zögerte aber letztendlich einen Tick zu lang, bis er schließlich von Niklas Hübler gestört werden konnte. In dieser Phase ein offener Schlagabtausch, bei dem der Gästetorhüter Mario Möschwitzer seine Vorderleute regelmäßig zurückpfeifen musste – mit einem 2:2 konnten ja beide Teams leben. Der SV Friesen wirkte aktiver, auch entschlossener, wenngleich der Gast über schnell vorgetragene Konterangriffe gefährlich blieb. Es blieb jedoch beim Unentschieden und somit fand auch diese durchgehend temporeiche, spannende und fußballerisch ansehnliche zweite Hälfte ihr Ende.
Zwar hätte die SpVgg Selbitz bereits in der ersten Hälfte einen beruhigenden Vorsprung aufbauen können, doch auch der SV Friesen kam zu der einen oder anderen aussichtsreichen Chance. In der zweiten Halbzeit zeigten beide Teams mit fast offenem Visier, warum sie in der Landesliga spielen und daher geht die Punkteteilung in Ordnung. Für die Gäste ein nettes Mitbringsel in die Heimat, während der SV Friesen jeden Punkt braucht: Da der SV Poppenreuth mit 1:4 beim SV Seligenporten II siegen konnte, beträgt der Abstand der Friesener auf den direkten Abstiegsplatz nur noch einen Zähler. Am nächsten Wochenende gastiert der SV Friesen beim SV Poppenreuth zum Abstiegskrimi. Wenn das Team von Carlo Werner an den zweiten 45 Minuten anknüpfen kann, sollten in dieser Partie sowie am letzten Spieltag beim Baiersdorfer SV die wichtigen Punkte eingefahren werden, um zumindest den Relegationsplatz zu sichern, aber noch am morgigen Sonntag beim SSV Kasendorf gefordert ist.
Spielbericht eingestellt am 16.04.2016 22:39 Uhr