Zur Heimpremiere des neuen Selbitzer Trainers Hendrik Schrödel sollten es natürlich drei Punkte für seine Elf sein. Nach dem überraschenden 2:2 bei Tabellenführer in Kornburg in der Vorwoche hatten die Blau-Weißen zudem Selbstvertrauen getankt. Die Hürde war aber nicht viel geringer als noch vor einer Woche: Mit dem FSV Stadeln stellte sich eine Spitzenmannschaft der vergangenen beiden Spielzeiten vor, die in der Winterpause auch noch einmal personell nachgelegt hatte. Zudem ließen die Gäste in der Vorwoche mit einem 4:1-Erfolg in Pegnitz aufhorchen. Der neue Trainer Mathias Surmann, früher einst bei der SpVgg Fürth, ließ seine erfolgreiche Elf in Selbitz fast unverändert: Für den verletzten Matthias Ferstl rutschte Tobias Lennert in die Startelf. Dennis Laschet und Simon Forster fehlten ebenfalls verletzt. Aber auch die Heimelf nahm nur eine Änderung im Vergleich zur Vorwoche vor: Maximilian Lang ersetzte den erkrankten Thomas Mallik in der Innenverteidigung. Daneben fehlten weiterhin Fernando Redondo, Markus Bächer, Kevin König und Pascal Hager. Doch der Selbitzer Kader ist breit genug, um selbst diese Ausfälle zu kompensieren. Verstecken wollten sich die Gastgeber daher keineswegs. Nach vorne spielen, lautet das heutige Motto beider Teams. "Wir wollen hinten nichts anbrennen lassen und vorne sind wir immer für ein Tor gut. Wir gehen drauf", erwartet Hendrik Schrödel aber vor allem im zweiten Durchgang ein echtes Kampfspiel. Denn der Boden im Frankenwald war bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt tief.
Fabian Elbl (re.) im Zweikampf mit Tobias Weber.
Thomas Nietner
Aber auch die Mittelfranken wollten nach zuletzt zwei Siegen Gas geben. Kontrollierte Offensive hieß das Motto der Surmann-Elf. Doch erst einmal hielt sich die mit Gräf, Strobel und Bauer bestens bestückte Angriffsreihe, die gegen die spielstarken Selbitzer für Unruhe sorgen sollten, erst einmal zurück. Die Gastgeber übernahmen in der Anfangsphase das Spielgeschehen und hatten nach fünf Spielminuten durch Martin Damrot auch die erste Torchance. "Einsatz und der Wille dagegenzuhalten", forderte daher FSV-Co-Trainer Jürgen Berbern von seiner Elf. Und die Fürther nahmen den Kampf an. Was dazu führte, dass sich beide Mannschaften vorzugsweise im Mittelfeld mit Zweikämpfen aufrieben und sich viele Fehlpässe leisteten. Ein Fußballleckerbissen war auf dem Spielfeld aber von vornherein nicht zu erwarten gewesen. Aber die notwendige Leidenschaft legten beide Teams an den Tag. Die vorgegebene Marschroute ihrer Trainer konnten sie indes nicht erfüllen - noch nicht. Denn Stadeln stand zunächst sicher und stabil in der Abwehr. Selbitz riskierte dagegen mehr und stand höher. Im Spielaufbau hatten die Blau-Weißen aber so ihre Probleme. Zudem hatten die Gastgeber auch das Glück, dass die Gäste die Lücken bei Ballverlust nicht ausnutzten und den letzten Pass in die Schnittstellen nicht anbringen konnten. Letztendlich eröffnete ein individueller Fehler nach 27. Spielminuten den Torreigen auf der Grünen Au: Als sich Niklas Hübler auf der linken Seite erstmals bis zur Grundlinie durchsetzen konnte, klärte FSV-Verteidiger Heiko Pfeifer den Ball direkt vor die Füße von SpVgg-Angreifer Sebastian Schott. Der sagte Danke und netzte vom Strafraum zur Führung ein. Zu diesem Zeitpunkt nicht ganz unverdient, denn Selbitz investierte bislang mehr, ohne jedoch zu glänzen. Für die Gäste war der Gegentreffer jedoch eine Art Weckruf. Sie spielten nun mutiger nach vorne und auch der Ball lief nun wesentlich besser in den eigenen Reihen. Der Ausgleich in der 37. Spielminute war daher nicht unverdient, da Gerhard Strobel vorher bereits nur knapp gescheitert war. Nur wenig später sollte er im zweiten Anlauf schließlich Keeper Mario Möschwitzer doch noch überwinden. Wenige Minuten darauf blieb der Selbitzer jedoch im direkten Duell mit dem FSV-Angreifer Sieger und fischte dem Stürmer den Ball vom Fuß. Eine wichtige Parade des Schlussmanns, der seine Elf damit vor dem sicheren Rückstand bewahrte. Dabei wäre die Gästeführung spätestens nach dem Pfostenschuss von Markus Bauer fällig gewesen. Aber es kam anders: Vielmehr ging die Heimelf vor der Pause überraschend in Führung. Aus einer bereits geklärten Szene entstand unter Mithilfe von FSV-Schlussmann Stefan Kriefer der Ausgleich. Der Gästekeeper brachte die Gastgeber mit einer Bogenlampe nochmals ins Spiel. Niklas Hübler ließ sich die Chance nicht nehmen und netzte aus halblinker Position ein. Etwas schmeichelhaft, da Stadeln vor der Pause am Drücker war.
Verbissene Zweikämpfe bestimmten die Partie: Sebastian Schott (li.) im Duell mit Heiko Pfeifer.
Thomas Nietner
Nach der Pause setzten die Gäste nahtlos da an, wo sie vor dem Seitenwechsel aufgehört hatten. Die Surmann-Elf hatte nun den Vorwärtsgang gefunden. Selbitz tat sich in der Phase nach der Halbzeit vor allem im Spielaufbau schwer. "Wir hatten bei den zweiten Bällen oft das Nachsehen", sah Selbitz-Coach Hendrik Schrödel noch Verbesserungsbedarf im Defensivverhalten seiner Elf. Das nutzten die Gäste immer wieder zu Torchancen. Doch Sven Riese und Florian Gräf hatten nicht das notwendige Zielwasser zu sich genommen. Einen ordentlichen Schluck davon hatte aber offenbar Tobias Lennert getrunken. Nach einer Ecke fiel dem 20-Jährigen der Ball mustergültig auf dem Schlappen: Mit Vollspann drosch der Sechser den Ball vom Strafraum ins lange Eck. Von dem Tor träumt der Fürther sicherlich noch einige Tage. Durch den Ausgleich war die Begegnung nun wieder völlig offen: Stadeln spielte weiter nach vorne und dadurch ergaben sich für Selbitz Kontermöglichkeiten. Doch der Schrödel-Elf fehlte dafür die notwendige Präzession im Passspiel. Also musste wieder ein Gastgeschenk der Gäste her. Nach einer Ecke legte Tobias Weber den nach außen wegziehenden Sebastian Schott elfmeterreif. Den fälligen Strafstoß ließ sich Kevin Winter nicht nehmen. Das sollte es jetzt aber gewesen sein - war es aber nicht. Denn erneut hatte Tobias Lennert postwendend die Antwort der Gäste parat. Und wieder war er aus der Distanz erfolgreich. Aus 18 Metern hämmerte er das Leder ins Tordreieck. In der Schlussphase wurde es zunehmend hektisch. Was aber mehr an Schiedsrichter Torsten Wenzlik lag als an den Akteuren selbst. Denn obwohl die letzten Minuten heiß umkämpft waren, blieb die Partie fair. Doch nach einem weiteren strittigen Pfiff des Unparteiischen ließ sich Gästeangreifer Gerhard Strobel zu einem Kommentar hinreißen. Die Folge: Der Stürmer marschierte vorzeitig zum Duschen und kann den kommenden Samstag anderweitig verplanen. Dies war in einer unterhaltsamen, mitunter aber auch verrückten Begegnung der farbenfrohe Schlusspunkt.
Mit dem Punkt konnten aber beide Seiten gut leben. Denn beide Teams wussten, es hätte auch gut und gerne anders ausgehen können. Stadeln hatte dabei die besseren Chancen, hatte aber auch Glück, dass der Schiri ein vermeintliches Foul an Keilwerth im Strafraum in der ersten Hälfte nicht mit einem Elfmeter ahndete. Die Surmann-Elf bleibt damit zwar auch im neunten Auswärtsspiel in Folge ohne dreifachen Punktgewinn, bewies aber nach den Gegentreffern immer wieder Moral. Das gefiel auch dem ehemaligen Fürther auf der Trainerbank. Einzig die individuellen Fehler vor den Gegentoren wurmten den neuen FSV-Trainer. Von einem gerechten Remis sprach aber auch SpVgg-Coach Hendrik Schrödel nach der Partie, der nach zwei Unentschieden weiter auf seinen ersten Dreier mit Selbitz warten muss. Nächste Möglichkeit dazu besteht in einer Woche beim Gastspiel in Erlangen. Die Gäste empfangen dagegen am kommenden Wochenende den Tabellenvorletzten aus Poppenreuth.
Spielbericht eingestellt am 12.03.2016 20:09 Uhr